Obst eingeführt wurde, offenbar im Obstbau noch viel mehr als bisher geschehen könnte und sollte, daß namentlich auch da und dort die Gemeinde- Obstbäume besser gepflegt und auf sonst fast er- tragslosem Gemeinde-Areal noch mehr neue Obst- Anlagen gemacht werden sollten. Auch sei hier noch seine Warnung wiederholt, die neuzusetzenden Obst­bäume doch ja nicht von herumziehenden Händlern, sondern bloß von zuverlässigen Obstbaumschulbe­sitzern mit Andingen der nötigen Garantie zu kaufen. Hoffen wir, daß diese wertvollen Lehren besonders durch Weiterverbreitung Seitens unsres tüchtigen Oberamtsbaumwarts und der Gemeinde­baumwarte auch in unsrem Bezirke bald gute Früchte tragen werden.

> Altensteig, 26. Febr. Gestern früh ver­kündeten Böllerschüsse das Geburtsfest Sr. Maj. des Königs. Um 11 Uhr zogen die Beamten rc. und der Kriegerverein mit Musik zur Kirche. Nach dem Gottesdienst war für erstere das Festessen im Waldhorn. H. Stadtschultheiß Welker hielt die Festrede und brachte den Königstoast aus, H. Stadt- Pfarrer Hetterich toastierte auf Ihre Maj. die Königin. Im grünen Baum war Festessen für die Mitglieder des Kriegervereins, dabei brachte der Lereinsvorstand Schüller das Hoch auf den König aus. Um Yz5 Uhr zog die Feuerwehr mit Musik vors Rathaus, wo dann an 5 Mitglieder (Maier zur Schwane, Buhler Tierarzt, Müller Schuhmacher, Buob Gerber, Henßlcr Färber) die Ehrenzeichen für 25jähr. Dienstzeit erteilt wurden. Abends war im grünen Baum gesellige Unterhaltung bei Musik.

> Altensteig, 26. Febr. Bier Holzmacher in den benachbarten Revieren wurden am gestrigen Ge­burtstag des Königs hochbeglückt. Die Herrn Ober­förster hatten die Weisung, ihnen für 50 Jahre langen schweren Dienst als Holzmacher in den Staatswal­dungen ein Dekret mit 50 Geschenk zu überreichen. Zwei der also Geehrten und Beschenkten sind im Revier Enzklösterle, einer im Revier Hofstetten und einer im Revier Psalzgrafenweiler.

> Altensteig, 28. Febr. Gestern nachm, war der ca. 50 Jahre alte Knecht Seeger von Lengenloch, der bei dem Schuhbauern Calmbach schon länger -in Arbeit ist, in der Nähe der Neumühle mit dem Wäs­sern der dortigen Wiesen beschäftigt. Wie es nun kam, daß Seeger in die gegenwärtig stark ange- schwollene Nagold geriet, weiß man nicht. Man fand ihn eben im Wasser ertrunken. Der Verunglückte war unverheiratet und als treuer, fleißiger Knecht, der sehr solid lebte, bekanntll^Hn Spielberg wurde gestern nachmittag der 40-Jahre alte Oberholzhauer Sch., Vater von 4 Kindern, verhaftet, wegen Verdachts, den am 26. Dez. dort ausgebrochenen Brand, wobei des Bauern Seegers Haus niederbrannte, böswillig verursacht zu haben. Niemand dachte mehr daran, daß man den Urheber des Brandes ausfindig machen werde, als letzten Sonntag vor 8 Tagen ein mit Bleistift geschriebener anonymer Brief ans Pfarramt Spielberg kam. Der Brief muß in Spielberg in den Schalter des Postwagens, der von Pfalzgrafen­weiler hieher kommt, geworfen worden sein. In dem Brief bekennt ein ungenannter Handwerksbursche, daß er den Brand aus Unvorsichtigkeit verursacht habe. Er habe sich im Streuschuppen des Seeger- schen Hauses mit brennender Cigarre zum Uebernachten niedergelegt. Er müsse dabei eingeschlasen sein und plötzlich sei er an der Wärme aufgewacht, sein Ueber- zicher sei schon halb verbrannt gewesen. Wenn er in die Lage komme, wieder Arbeit zu finden, so wolle er Geld schicken und so den durch ihn verur­sachten Schaden nach und nach abtragen. Daß der Brief von keinem Handwerksdurschen komme, war bald klar, und der Findigkeit des Landjägers Dütt­ling , der nach verschiedenen Handschriften zur Ver­gleichung mit dem betreffenden Briese forschte, gelang es, solche Verdachtsgründe gegen Sch. geltend zu machen, daß dessen Verhaftung gestern erfolgte. An allem ist der Brief schuld.

K Haiterbach, 26. Febr. Das GeburtZfest unseres König.s wurde gestern hier in herkömm­licher Weise gefeiert. Früh morgens verkündeten Böllerschüsse und Tagwache den Anbruch des Freu­denfestes. Um 10 Uhr fand vom Rathaus aus ein Festzug zur Kirche statt, an dem sich der Kriegerverein, die bürgerlichen Kollegien und noch weitere Bürger beteiligten. Nach dem Festgottesdienst fand im Gast­haus zur Traube das Festmahl statt, bei welchem

der Toast auf Seine Majestät den König von Stadt­pfarrer Stockmayer ausgebracht wurde und begei­sterten Widerhall fand. Abends fand sich im gleichen Gasthause auf Einladung des Kriegervereins eine stattliche Anzahl Gäste zu geselliger Unterhaltung zusammen. Gesang und Rede wechselten aufs an­genehmste mit einander ab, auch einige humoristische Vorträge wurden zum Besten gegeben, sodaß die Gesellschaft sich erst spät und in bester Harmonie trennte.

Wildberg. (Corresp.) Die Feier des Ge­burtsfestes Sr. Majestät des Königs wurde hier früh morgens durch Böllersalven und Tagwache eingeleitet. Kurz vor 10 Uhr versammelten sich die Herren Beamten und bürgerlichen Kollegien vor dem Rathause, von wo aus sich der Festzug unter Trommel­wirbel, eröffnet durch den Militärverein mit Bereins- fahne und beschlossen durch die freiwillige Feuerwehr, zur Kirche bewegte. Nach der Kirche fanden sich die HH. Beamten im Gasthof zur Schwane, der Mi­litärverein im Gasthaus zum Bären zu einem Früh­schoppen zusammen. Abends war gesellige Bereini­gung des Lesevereins im Schwanensaal und des Turn­vereins im Hirschsaal. Die hiesige freiwillige Feuer­wehr hatte noch besonderen Anlaß, diesen Tag festlich zu begehen. Morgens 9 Uhr ertönte das Signal zur Sammlung vor dem Rathaus, wo H. Stadt­schultheiß Mutschler im Namen des Kgl. Oberamts 5 Mitgliedern derselben das Ehrenzeichen und Diplom für 25jähcige treue Dienstzeit in der Feuerwehr überreichte. Die Namen der Dekorierten sind: Fr. Reichert, Klostermüller, Fr. Glaser, Bärenwirt, H. Dürrer, Schneider, Joh. Schanz Schmied und G. Seeger, Schmied. Das Kommando der Feuerwehr nahm deshalb Veranlassung. sämtl. Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr zu einer gemütlichen Abend­unterhaltung im Kreise der Dekorierten in das Gast­haus zur Traube einzuladen, wobei u. a. ein von Kaufm. Walz in poetischer Form verfaßtes, an S. Majestät abgesandtes Glückwunschschreiben vorgetragen wurde, welches allseitigen Beifall fand. Schließlich sei noch bemerkt, daß sich auch Heuer die Schuljugend nicht nehmen ließ, abends als Schlußakt der Feier durch Anzünden von Fceudenfeuer auf den umliegen­den Höhen ihren patriotischen Sinn zu bethätigen.

> Ebhausen, 25. Febr. Dieser Tage zog hier der neuernannte Lehrer Steinle von Ueberberg auf. Die Kollegien von Ueberberg, wo Steinle 13 Jahr lang war und sich durch seine Thätigkeit allgemeine Liebe und Achtung erworben hatte, begleiteten ihren scheidenden Lehrer bis in sein neues Heim, nachdem sie den Tag vorher ihm einen feierlichen Abschied bereitet hatten. Auf hies. Bahnstation wurde der neue Lehrer vom H. Pfarrer, H. Schultheiß und der Kollegien begrüßt und dann ins Waldhorn ge­leitet. wo ein Festmahl für die neue Lehrersfamilie bereitet war. Ehre solchen Gemeinden, die den Er­zieher ihrer Jugend verabschieden wie Ueberberg und empfangen wie Ebhausen.

Obcrthalheim, 27. Feb. (Corresp.) Schon seit Jahren ist es löbliche Uebung hier, das hohe Ge­burtsfest unseres Landesvatcrs durch ein gemein­schaftliches Festessen zu feiern. Wie dies bei Leb­zeiten des verewigten, unvergeßlichen Königs Karl alljährlich der Fall war. so auch Heuer. Ortsvor­steher, Gemeinderäte, verschiedene andere Bürger und der Ortslehrer versammelten sich am 25. Febr. im Engel", bei welchem das trefflich bereiteKönigs­mahl" eingenommen und während desselben ein begeisterter Toast auf des Königs wie auch der Königin Majestät ausgebracht wurde und lebhafteste Zustimmung fand, an die sich dann eine mehrstün­dige animierte Unterhaltung anschloß; auch patriotische Lieder wurden gesungen, so daß der Festabend als wohlgelungener bezeichnet werden darf. Heil dem König!

N Calw. 25. Febr. Bei der gestern im bad. Hof abgehaltenen Versammlung hatten sich, außer den meisten Mitgliedern des Lehcerverein für Natur­kunde hies. Bezirks, auch Vertreter der Bezirke Nagold und Böblingen eingefunden. K. G. Lutz von Stutt­gart sprach zuerst überdas Leben im Süßwasser." Er teilte die Lebensverhältnisse eines Süßwassersees in drei Regionen ein. Die erste, die Uferregion, beherbergt außer vielen Algen auch phanerogamische Gewächse, die den zwischen ihnen lebenden Wasser­tieren Sauerstoff und Nahrung liefern und dagegen die von denselben ausgeatmete Kohlensäure aufnehmen.

Diezweite, die Ti efseeregion, beherbergt fast aus­schließlich schwimmende Algen und weist wegen des geringen Lichtes auch eine eigentümliche Fauna auf. Die dritte, die pelagische Region, umfaßt den Teil der Oberfläche zwischen der Uferregion bis zu einer gewissen Tiefe. Hier leben viele Tiere kleinster Art. die, um ihren Verfolgern leichter zu entgehen, fast gänzlich durchsichtig u. daher mit bloßem Auge kaum wahrzuuehmen sind. In seinem zweiten Vortrag zeigte der Redner, wie der Naturgeschichtsunterricht in der Schule behandelt werden soll. An der Hand einer vorzüglichen, mit Farbstiften in großem Maß­stabe ausgeführten Zeichnung des Schneeglöckchens (lebend war noch keines aufzutreiben) wies er darauf hin, daß die bisher geübte, trocken beschreibende Me­thode dem Kinde nie Interesse für die Natur einzu­flößen im stände sei, sondern daß neben dem Wie auch das Warum dem Kinde vorgeführt werden müsse. Redner erläuterte z. B. folgende Fragen in auch dem Kinde verständlicher Weise: Warum breiten sich die Wurzeln des Schneeglöckchens nicht wagrccht aus? Warum haben die Blätter eine steile straffe Stellung? Warum hängt die Blüte herab? Warum ist das Schnee­glöckchen ein Zwiebelgewächs? Kurz. er gab eine vollständige Biologie der Pflanze. Lauter Beifall dankte seinen Ausführungen. An der Natural-.enaus- stellung beteiligten sich Schullehrer Eßich von Ober- kollbach mit über 300 Schmetterlingsarten, Schull. Hermann von Neubulach mit seltenen exotischen Kä­fern, vielen Erzen, brennbaren Mineralien, exotischen Früchten und Nutz- u. Farbhölzern. Auch eine Sammlung von ca. 200 Moosen hiesiger Gegend war zur Besichtigung aufgelegt, desgleichen Naturalien und Geräte aus Australien.

Ulm, 27. Febr. Gestern vormittag zwischen 11 und 12 Uhr wurde die 41 Jahre alte Klavierlehrerin Selma Reuß, Tochter des s- Prof, der Botanik am Polytechnikum in Stuttgart, auf ihrem gewöhnlichen Spaziergang bei der Wirtschaft von W. Alber am Safranberg von einem Strolch überfallen, mit Messer­stichen in Hals und Brust ermordet und ihrer Geld­tasche und Uhr beraubt. Vom Thäter hat man noch keine Spur.

Deutscher Reichstag. Die zweite Etatsberatung wurde am Freitag beim Etat des Reichsversicherungsamtes fortgesetzt. Diese Forderung, sowie alle noch ausstehendcn Positionen des Reichsamtes des Innern wurden unverändert genehmigt. Zn der Debatte bestritt Abg. Schmidt (freis.) den Sozialdemokraten gegenüber, daß sie die sozialpolitische Bersicherungsgcsetzgebung angeregt hätten und spricht verschie­dene Wünsche nach Verbesserungen aus. Staatssekretär von Bötticher meint, diese vielangefeindete Gesetzgebung könne doch nicht so schlecht sein, wenn sich die Parteien schon um die Urheberschaft streiten. Auch Abg. Hofmann (Soz.) und Buhl (natlib.) bringen Wünsche auf Abänderungen vor, deren thunlichste Berücksichtigung der Staatssekretär zusagt. Abg. Bebel (Soz.) fordert die Ausdehnung der Unfallver­sicherung auf Handwerk und Kleingewerbe. Staatssekretär von Bötticher erwidert, ein solches Gesetz sei schon ausgear­beitet; cs werde aber gut sein, weitere Erfahrungen abzuwar­ten, bevor mau zur Beschlußfassung übergehe. Abg. Gütz (natlib.) weist sozialdemokratische Angriffe aus die Arbeitgeber mit großer Entschiedenheit zurück. Abgg. Schräder (freis.) und Harm (Soz.) sprechen verschiedene Abändcrungswünsche aus. Bei den Forderungen für das neue Reichstagsgebäude in Berlin und den Nordostseekanal werden noch verschiedene Detailangelegenheiten zur Sprache gebracht, worauf der Rest des Etats des Reichsamtes des Innern genehmigt wird. Präsident von Levetzo w konstatiert, daß die Erörterung dieses einzigen Etats nicht weniger als 18 Sitzungen in An­spruch genommen hat. Darauf vertagt sich das Haus bis Sonnabend Nachmittag.

Caprivi, der der Chef des 78. Regiments in Osnabrück ist, telegraphierte auf einen Geburtstags­wunsch an den Oberbürgermeister Möllmann, er wünsche von ganzer Seele das Gelingen der Militär­vorlage und hoffe, das deutsche Volk werde deren Wert für sein Dasein und seine Zukunft erkennen.

In der Militärkommission des Reichstags beantragte v. Bennigsen in tz 2 der Militäroorlage statt 711 Bataillone Infanterie zu setzen: 538 Ba­taillone und 173 unvollständige Ersatzbataillone, letztere nur so lange zu formieren, als die zweijährige. Dienstzeit festgesetzt bleibt.

Italien.

Rom, 27. Febr. Der Papst ist wieder voll­ständig hergestellt, er las gestern früh in seiner Pcivatkapelle eine Messe.

Hiezu eine Beilage,

betr. Statuten der hiesigen Feuerwehr, Marktordnung.

Verantwortlicher Redakteur Stein Wandel in Nagold. Druck und Verlag der G. W. Zaiser'scheu Buchdruckerei.