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«2. Jahrgang.
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^otttrfche Wcrchvichten.
Deutsches Reich.
Berlin, 14. Febr. Der Bundesrat hat heute eine Sitzung abgehalten, in welcher der Antrag Preußens auf Verhängung des kleinen Belagerungszustandes über Stettin zur Annahme gelangte. — Unterstaatssekretär Magdeburg wurde zum Bevollmächtigten Preußens beim Bundesrat ernannt.
— Eine kaiserliche Proklamation mit Bezug auf die Wahlen wird nicht erfolgen.
Berlin, 14. Febr. Herr v. Eynern hat in einer Rede zu Volmarstein a. d. Ruhr, wie der „Post" von-dort geschrieben wird, folgende Mitteilung über eine Unterredung mit dem Fürsten Bismarck gemacht: „Noch vor acht Tagen habe ich mit dem Fürsten Bismarck gesprochen und ihn gefragt, wie es mit Krieg und Frieden stehe. „Das wissen Sie gerade so gut wie ich", habe der Reichskanzler geantwortet, „wir leben im Frieden, aber sehen Sie auf die Vorbereitungen Frankreichs, auf die Barackenbauten, auf Boulanger, auf das seit 16 Jahren ertönende Geschrei der Patriotcnliga und dann werden Sie wissen, ob und was wir von Frankreich zu fürchten haben."
Berlin, 15. Febr. Eine Kundgebung des rheinischenAdels für das Septennat und gegen die Verbrüderung des Centrums mit der Demokratie und dem Deutsch-Freisinn macht großes Aufsehen. Die Schroffheit der Absage an Windlhorst läßt erkennen, daß jede Verständigung mit dem Weifenhäuptling von vornherein als ausgeschlossen betrachtet werden soll. Die Kundgebung ist von 38 der angesehensten Adeligen der Rheinprovinz unterzeichnet, welche bisher fest zum Centrum gehalten haben.
Dep. d. Fr. Journ.
München, 14. Febr. Die „Neuesten Nachrichten" erfahren von zuverlässiger Seite, daß die Veröffentlichung der Noten Jacobini's auf direkten Befehl des Pap st es geschehen sei. Beide Aktenstücke wurden jetzt sogar amtlich den sämtlichen deutschen Bischöfen mitgeteilt, da es der ausdrückliche Wille des Papstes ist, daß kein deutscher Katholik über die Stellungnahme des heiligen Stuhls zu Gunsten der Reichsregierung im Zweifel bleibe. Sollte das Zentrum in seiner Opposition verharren, so stehe ein neuer entscheidender Schritt des Papstes bevor, welcher mindestens das imperative Mandat zu Fall bringen wird.
— Gegenüber dem Versuch, glauben zu machen, daß die Militärvorlage von dem aufgelösten Reichstag in dritter Lesung noch angenommen worden wäre, konstatiert heute die „Köln. Ztg.", daß der Zentrumssührer
Feuilleton.
Brillanten des Studenten.
Von Aritz Brentano.
(Fortsetzung.)
Hier schickt Herr Nickelberger die quittierte Rechnung und den Ziest des Geldes- meldete in diesem Augenblick der Lehrling von unten. Sechszig Thater haben Sie ihm gegeben, die Rechnung macht 55 Thaler 8 Groschen — hier 4 Thaler 22 Groschen. Guten Morgen!
Der Alte sah die verdutzten Studenten äußerst erstaunt an, um jedoch das Maß ihrer Verlegenheit und seiner Ueberraschung noch größer zu machen, erschien auch in diesem Augenblick der Wichsier.
Er besah sich den komischen Alten etwas verwundert — allein er hatte als alter Universitätspudel schon so viel verrückte Menschen gesehen, daß auch dieser ihn wenig genierte. Er teilte den Musensöhnen mit, daß der Bär beim Speisephilister losgebunden sei und der Krempel 50 Thaler betragen habe, worüber er anbei Ouittung mitbringe. Der Frieden sei hergestellt, der Pump könne wieder losgehen.
Herr Kesselbach konnte sich von seinem Erstaunen gar nicht erholen.
Ei, ei, sagte er, ich dächte, Ihr hättet seit Wochen kein Geld mehr und ivie ich da sehe, gebt Ihr mit vollen Händen aus; daß Ihr Euren alten Onkel auch belügt, habe ich nicht ermattet und es thut mir in tiefster Seele weh.
Onkel, entgegnete Hahn, wir haben Dich nicht belogen, weiß Gott nicht! Dieses Geld zur Bezahlung unserer drückendsten Schulden haben wir vor wenigen Stunden erst erhalten —
Das ist unser Onkel, sagte Keppel leise zu Fuchs, na, sieht er aus?
Woher habt ihr das Geld erhalten? fragte der Alte hastig. Woher erhaltet Ihr überhaupt Geld, außer von mir? das möchte ich gern wissen!
Windlhorst, der anfangs allerdings gesagt hatte, das Zentrum behalte sich seine Abstimmung bis zum letzten Augenblick vor, in zweiter Lesung geradezu erklärt hat, daß das Zentrum auch in dritter Lesung nicht für das Septennat stimmen werde. Da die übrigen Oppositionsparteien gleichfalls auf diesem Standpunkte standen, so wäre die Vornahme einer dritten Lesung eine Zeitvergeudung gewesen. Ja, noch mehr: nicht einmal die Heeresziffer wäre auf drei Jahre in dritter Lesung bewilligt worden, da die Protestler, Polen, Welfen, Sozialdemokraten in letzter Lesung gegen alles gestimmt haben würden.
Straßburg, 13. Febr. Von deutscher und deutschfreundlicher elsäßischer Sette ist für Straßburg Stadt als Kandidat für die Reichstagswahl der elsäßische Rechtsanwalt Petri aufgestellt.
Straßburg, 14. Febr. Die heute telegr. verbreitete Kunde von Entlarvung französ. Treibereien im Elsaß wird von der „Straßburger Post" ihrem vollen Inhalte nach bestätigt. Verschiedene Personen, u. A. ein Mitglied des Wahlkomites Kablö's sollen verhaftet sein, und zwar im Verdachte an den Bestrebungen der Patriotenliga, die bekanntlich auf die gewaltsame Losreißung Elsaß-Lothringens vom deutschen Reich gerichtet sind, sich beteiligt zu haben.
— Reichstagsabg. L i e b k n e ch t kam am 12. ds. von Sachsen kommend im Eilzug in Offenbach an, um 11 Uhr wurde ihm ein Ausweisungsbefehl zugestellt und um 1 Uhr hatte er Offenbach wieder hinter sich. Im Kreise Dieburg hält er gegenwärtig Agitationsreden.
— Die Kriegsschiffe „Olga", „Carola" und „Hyäne" haben an der Ostküste Afrikas bei Kistini am 12., bei Konube am 15., am Nordende der Mandabucht am 17. und bei Mokowo am 19. Januar die deutsche Flagge gehißt, womit gemäß dem deutsch-englischen Abkommen dieser Teil der Küste in deutschen Besitz genommen ist.
Breslau, 12. Febr. Die Breslauer Zeitung meldet: Die Polizei beschlagnahmte heute 30,000 sozialistische Wahlflugblätter, weil dieselben hinsichtlich der Angabe des Verlegers und Herausgebers den Bestimmungen des § 6 des Preßgesetzes nicht genügten.
Italic«.
Nom, 14. Febr. Die von General Gönv eingesandten detailierten Berichte aus Massauah vom 29. Januar bestätigen, daß sich am 25. Januar 5—6000 Abessynier in den Thälern der Umgegend von Saati zeigten. Der Kommandant von Saati, Major Borretti, entsandte eine halbe Kompagnie nebst Baschibozuks unter Lieutenant Cuomo, um die Abessynier in ihrer Bewegung zu behindern, sie zu umgehen und zu zwingen, den Kampf unter dem Fort aufzunehmen. Im Kampfe wurde Cuomo verwundet. Die Abessynier widerstanden tapfer und verhinderten weiteres Vorrücken. Gegen
Na, sagte Fuchs, wenn es durchaus sein muß, meinetwegen! Du hast uns so oft vorgeworfen, wir handelten leichtsinnig in den Tag hinein; ich werde Dir aber nun beweisen, daß wir auch mal vernünftig handeln können. Wir haben heute die Nadel verkauft —
Der Alte fuhr auf wie toll.
Wie, schrie er, verkauft — die Busennadel! Ah!
Jawohl, verkauft! Aber nicht etwa für eine Kleinigkeit! I, Gott bewahre, 150 Thaler haben wir aus den unüchten Steinen herausgeschlagen! Wie gefällt Dir dieses Geschäft?
Das ist mein Tod! rief Onkel Kesselbach und sank in den neben ihm stehenden Stuhl. Die Nadel verkauft — das Erbstück meines gnädigen Gönners — verkauft für ein Spottgeld, denn sie ist unter Brüdern 400 Thaler wett!
Was, schrie nun seinerseits Fuchs, 460 Thaler! Tu sagst mir doch selbst, daß die Steine wertlos seien, daß Du die ächten habest herausnehmen lassen, daß-
Weil ich ein Esel war, ein ungeheurer Esel! Ich wollte Dich dadurch gerade abhalten, sie jemals zu versilbern. O, ich hätte Euch Studentengesindel ja kennen müssen, und doch ließ ich mich durch »rein gutes Herz verleiten, Dich mit dem Prachtstück herauszuputzen und das — das ist nun mein Dank!
Fuchs und Hahn waren sprachlos, elfterer aber geradezu wütend. Er hatte sich von dem Juden prellen lassen, so recht gehörig prellen, das konnte er sich am wenigsten verzeihen.
Die Sceire, welche nun folgte, war äußerst tumultarisch. Der Alte wütete und tobte ivie noch nie in seinem Leben, verwünschte seine Dummheit, daß er die Nadel aus der Hand gegeben, und schwor, daß er seine Hand auf immer von seinen Neffen abziehe, wenn das Erbstück nicht wieder herbeigeschafft werde.
Tie Studenten baten, flehten, gelobten Besserung und namentlich Hahn that dies mit so aufrichtiger Miene, daß.Kesselbach anfing Mitleid mit dem armen Schelm zu bekommen. Als ihn, dieser nun gar von seiner Liebe zu der „reizenden Giaurin" erzählte, welche den Onkel heraufgegleitet hatte, als er ihm schilderte, wie er nun