nur mit Freuden zu begrüßen wäre, und zwar ebenso sehr vom ästhetischen Standpunkt als auch im In­teresse des starken Verkehrs.

Stuttgart. 14. Febr. Mit dem morgigen Tag tritt die Ministerialverfügung über die ausnahms­weise Verlegung des Schulanfangs auf ^9 Uhr außer Krajt und es wird also vom 15. d. Mts. an der Unterricht in den verschiedenen Schulanstalten wieder um 8 Uhr beginnen.

Ulm, 11. Febr. In vergangener Nacht um halb 12 Uhr ging über unsere Stadt ein Gewitter nieder; der Blitz schlug in die städtische Telephon­leitung und zerstörte den Apparat im Stadttheater und im Gas- und Wasserwerke.

Soldatenmißhandlungen bilden in Durlach, nach dem Schw. Bot., seit einigen Tagen das Gesprächs­thema. Die Mißhandlungen sollen von einem Feld­webel und einem Unteroffizier begangen worden sein. In einem Falle soll der Feldwebel einem Soldaten befohlen haben, kochende Suppe zu essen; der Mann erkrankte und starb. In einem anderen Fall soll es sich um Spucken in den Mund handeln. Die Miß­handlungen sollen seit 1885 stattgefunden haben und der Feldwebel soll zu 8, der Unteroffizier zu 4 Jahren Zuchthaus verurteilt worden sein.

Einen recht merkwürdigen, aber auch lehrreichen Beitrag zum Kapitel der Arbeitslosigkeit der armen Bevölkerung in den großen Städten bringt dieStraß­burger Post", indem sic schreibt: Die Verwaltung der Stadt Straßburg habe wiederholt und vergeblich 500 Arbeiter gesucht, zuerst um Schnee zu schaufeln und fortzuschaffen, dann um das Gelände am Haupt­friedhof zu ebnen. Von den 500 Männern, welche in der Suppenanstalt St. Marx die Armensuppcn aßen und dann in den Wärmestuben Karten spielten, wollte kein einziger irgend eine Arbeit annehmen. (Kaum glaublich!)

Tie Hetzereien der Pariser Journale gegen Deutschland und die Beschimpfungen des deutschen Kaisers nehmen nachgerade schon den Charakter der Tollheit an, und das alles ist, weil der russische Thronfolger nun nach Berlin und nicht nach Paris gekommen ist; man will mit aller Gewalt den Kaiser Alexander wieder gegen Deutschland einnehmen, und vergißt ganz, daß mit Gassenjungen-Geschichten dies Ziel am allerwenigsten erreicht wird.

Die Militärkommission des Reichstages hat am Dienstag die Beratung des Berichtes ihrer Sub- kommifsion begonnen, deren Arbeiten ergeben hoben, daß die Berechnung der Kosten der neuen Militär­vorlage durch die Reichsregierung nicht übertrieben, sondern richtig ist. Damit sind die Befürchtungen wegen etwaiger Nachforderungen auf Grund des jetzt zur Beratung stehenden Gesetzes ans der Welt geschafft. Die Reichstagskommission für das Ge­setz über Abzahlungsgeschäfte hat die Generaldebatte des Entwurfs beendet. Das neue Wuchergesetz wird aus den Verhandlungen der Kommission in wesentlich abgeändcrter Fassung hervorgehen. Der Reichsanzeiger veröffentlicht den offiziellen Bericht über die Verhandlungen der Reichskommission für Nrbeiterstaiistik.

Die Militärkommission des Reichstages hat am letzten Sonnabend nun endlich die allgemeinen Er­örterungen über die neue Militärvorlage abgeschlossen, und kommenden Dienstag wird in oie Spezialbe­ratung eingetrelen werden, zu welcher eine Anzahl von Anträgen vorliegen. Bisher sind keinerlei po­sitive Resultate erzielt worden.

Vom russischen Thronfolger. Die Kreuzztg. schreibt:Von einer Seite, beider ein Irrtum aus­geschlossen ist, geht uns die Nachricht zu, daß der Großfürst-Thronfolger von Rußland unserem Kaiser nicht gesagt habe, daß ein russisch-französisches Bünd­nis nicht bestehe". Bekanntlich war die Nachricht zuerst in der Münch. Allg. Ztg. aufgetaucht und dann von der Kreuzztg. bestätigt worden.

Deutscher Reichstag. In der Frcitagssitzung brachte bei der Beratung des Etats des Reichsamtes des Innern der Abg. Möller (natlib.) die Klagen der Geschäftswelt über die Anordnung der Sonntagsruhe in Preußen zur Sprache. Am schwersten seien die Zigarrenhändler betroffen, die an Sonntagen einen Einnahms-Ausfall von 46 Prozent hätten. Auch für den Berkauf von notwendigen Nahrungsmitteln re. mußten Erleichterungen getroffen werden, denn sonst fördere man nur das Kneipenleben. Abg. Bebel (Soz.) bestreitet, daß Anlaß zu Acnderungen vorhanden sei, da man sich bis Sonntags nachmittags 2 Uhr recht gut die Lebensmittel für Sonntag abend kaufen könne. Der Ausfall bei den Cigarren­händlern sei vor allen Dingen auf die schlechten Zeiten zu- rückzuführen. im klebrigen könne ja aber auch den Gastwirten

der Verkauf von Zigarren während der Sonntagsruhe ver­boten werden. Redner führt Beschwerde über die Bedingun- aen, unter welchen die Aufnahme der Arbeiter in den preu­ßischen Staatswcrkstätten erfolgt und meint, diese Vorschriften seien gegen die Sozialdemokratie gerichtet. Preußischer Han­delsminister von Berlepsch erwidert, es sei Sache des Arbeitgebers, zu bestimmen, unter welchen Bedingungen er seine Arbeiter annehmen wolle. Da habe ihm niemand hin­einzureden. Die Einführung der Sonntagsruhe für Indu­strie und Handwerk solle ihunlichst bald erfolgen. Die Kla­gen der Geschäftsleute über die Sonntagsruhe erachtet Redner für übertrieben, Uebergangsverioden seien immer schwierig. Fünf Stunden Verkaufszeit für die Sonntage genügten voll­kommen, das Publikum müsse sich nur daran gewöhnen. Er werde nur in den allerdringendsten Fällen Ausnahmen zu- lasscn. Abg. Hitze (Ctr.) ist im allgemeinen mit der Regelung der Sonntagsruhe einverstanden, ebenso Abg. S töcker (kons.) der energische Handhabung der Sonntagsruhe und Schließung der Gastwirtschaften an Sonntag Vormittagen empfiehlt. Nach einigen Bemerkungen des Abg. Bebel wird die Weiterbe­ratung auf Sonnabend vertagt.

DeutscherReichstag. Sonnabendsitzuug. Auf An­trag der Geschäftsordnungskommission wird die Genehmigung zur strafrechtlichen Verfolgung des Abg. North, Direktors der Bodenkredit-Aktiengesellschaft in Straßburg, ausgesprochen. Gegen den Abg. North schwebt ein Strafverfahren wegen Verstoß gegen das Aktiengesetz, für welchen als Strafe auf eine Entziehung der bürgerlichen Ehrenrecht erfolgen kann. Der Reichstag ist der Ansicht, daß es für alle Teile am besten sei, wenn diese Sache möglichst schnell geklärt werde, und stimmt deshalb der Fortsetzung des Verfahrens zu. Alsdann wird die Beratung des Etats des Reichsamtcs des Jnnern fortgesetzt. Abg. Frhr. v. Stumm (freikons.) bittet bei der Durchführung der Sonntagsruhe, die er im Ganzen für sehr wohlthälig hält, die lokalen Interessen thunlichst zu berücksichtigen. Den Ausschluß sozialdemokratischer Arbeiter aus Staatswerkstätten, wo dieselben nur agitieren würden, erachtet Redner als ganz selbstverständlich. Jedes Arbeit­gebers Sache sei es, die Bedingungen aufzustellen, unter welchen er die Arbeiter annehmen wolle. Abg. v. Vollmar (Soz.) führt Beschwerde über d e weitgehenden Ausnahmen von der Sonntagsruhe, die in Bayern gemacht seien, wo manchmal kaum noch etwas von den gesetzlichen Bestimmun­gen übrig geblieben sei. Redner ist der Ansicht, daß die Staatswerkstättcn nicht das Recht hätten, sozialistische Arbei­ter auszuschlicßen. Bayerischer BundcsrntSbevollmächtigter Landmann verteidigt die Art der Durchführung der Sonn­tagsruhe in Bayern, wo die Verhältnisse auf dem Platten Lande nicht so einfach lägen, wie etwa in Berlin. Man möge nicht zu weitgehende Forderungen stellen, damit nicht das Wort zur Wahrheit werde: Vernunft wird Unsinn, Wohl- that Plage. Abg. Frhr. von Pfetten (Ctr.) spricht für die Ausnahme der Sonntagsruhe in Bayern, die in den dortigen Verhältnissen begründet seien. Abg. Wöllmer (sreis.) kann nur wünschen, daß alle Gesetze so gut wirken, wie das über die Sonntagsruhe. Abg. Buhl (natlib) ist ebenfalls mit der Fernhaltung der sozialdemokratischen Ar­beiter aus den Staatsanstalteu einverstanden. Das Sonn­tagsruhe-Prinzip will der Redner im vollen Umfange ge­wahrt wissen, wünscht aber schonende Durchführung und Be­rücksichtigung der Uebergangszeit. Nun das sei in Buy ttn geschehen. Nach kurzen Bemerkungen der Abgg. v. Stumm und Grillenberger wird die Beratung bis Dienstag Mittag 1 Uhr vertagt

Berlin, 13. Febr. Der Mörder der Frau Leschonsky und ihres Kinvcs in der Gerichlsstraße ist in der Person des 16jährigen Acbeitsburschen Paul Schmidt verhaftet worden. Schmidt ist geständig.

DieHamb. Nachr." weisen die Annahme zurück, als ob Deutschland in einem Krieg mit Frankreich lediglich in der Defensive bleiben und einen Teil Süd­deutschlands preisgeben müßte.Davon kann kaum die Rede sein. Zwischen Straßburg, Metz unb Thion- ville ist das deutsche Bahnnetz derart günstig ent­wickelt, daß der Aufmarsch der deutschen Streitkcäfte, welche die Verteidigung der süddeutschen Gebiete des Elsaß, des nördlichen Badens, der Pfalz und Rhein­hessens zu überwachen hätten, unter Anlehnung an die Festungen als völlig gesichert gelten kann. Ver­möge der neuerdings im südlichen Baden angelegten und projektierten Bahnlinien, sowie der Umgestaltung Neu-Breisachs zu einem erweiterten, starken doppel­ten Rheinörückenkopse ist es leicht, einen französischen Vorstoß von Belfort und den südlichen Vogesen her gegen süddeutsches Gebiet, auf die linksrheinische Ge­gend zwischen Neu-Breisach, Mühlhausen und- ningen zu beschränken, oa der Rhein mit dem ihm vorgelagerten Rhone-Rhein-Kanal und dem rückwär­tigen, unwegsamsten Teile des Schwarzwaldes hier starke Verteidigungs Abschnitte bilden. Nur um eine französische Diversion, nicht um eine mit vollem Nachdruck geführte Offensive gegen Süddeutschland, mit dem Zweck, Süddeutschland von Norddeutschland und Deutschland von Oesterreich zu trennen, könnte es sich bei einem solchen Vorstoß handeln. Um ihn abzuwehren, bedarf es aber nicht der Militärvorlage in ihrer jetzigen Gestalt."

Frankreich.

Paris. Alle Verurteilten im Panamaprozeß haben gegen das Erkenntnis die Berufung eingelegt.

Der Verteidiger des schwerkranken, zu fünf Jahren Gefängnis verurteilten Ferdinand von Lesseps über­reichte ein Gesuch um Wiederaufnahme des Verfah­rens gegen den greisen Erbauer des Suezkanals, weil gegen diesen das Urteil in dessen Abwesenheit ergangen sei. Der Verteidiger beaduchngl, die cnd- giltige Entscheidung möglichst zu verzögern, zumal die Nachrichten aus Schloß Chesnaie den baldigen Tod des alten Ferdinand Lesseps befürchten lassen. Der Justizministec Bourgeois trug dem Ordensrat der Ehrenlegion die vorläufige Suspension der ver­urteilten Mitglieder der Ehrenlegion Ferdinand und Charles Lesseps, Fontane und Eiffel vor. Sollte das Urteil gegen Ferdinand Lesseps rechtskräftig wer­den, so wird dieser auch von der Liste der Mitglie­der der französischen Akademie gestrichen werden. Der Liquidator der falliten Panamagesellschaft wird gegen die Verurteilten eine Schadenersatzklage zu Gunsten der Panama-Aktionäre anstrenaen.

Allzu früh aufstehen ist manchmal auch nicht gut, das sehen jetzt die Franzosen ein! Im Vorjahr wurde bekanntlich in Paris, um uns einen Streich zu spielen, der Beschluß gefaßt, im Jahre 1900 eine Weltausstellung abzuhalten. In der langen Zeit bis zu diesem Jahr kann sich aber in der räumlichen Ausdehnung der Seinestadt noch gewaltig viel än­dern, und darauf muß selbstverständlich bei der Wahl des Ausstellungsplatzes Rücksicht genommen werden. Diese Wahl wird dadurch aber ungemein erschwert und so kommt es, daß die Ausstellungskommlssion momentan ganz ratlos ist. Es zeigt sich eben, daß es doch nicht gut thunlich ist, solche Beschlüsse auf so lange Jahre, deren Verlauf nicht adzusehea ist, hinaus zu fassen.

Paris, 12. Febr.Figaro" hat seinen Mit­arbeiter Felix Dubois nach Panama gesendet, um zu untersuchen, wie es mit dem Kanal steht. was von den Arbeiten noch übrig iu, welche Zukunft das Un­ternehmen hat. DuboiS hat die 75 Icm Schritt für Schritt begangen, begleitet von Technikern, alles mit der größten Genauigkeit prüfend. Seine Untersu­chungen werden in den nächsten Tagen von der Zei­tung veröffentlicht werden.

Paris, 13. Febr. Die Geschworenen des Seinedepartemenis sprachen ein Mabchen frei, wel­ches ihr eigenes Kind mit einer S-cheere geilster hatte.

Belgie n-H o l l a n d.

Brüssel, 13. Febr. Heute fand ein Kongreß der Arbeitslosen statt, welchem Delegierte aus Lüt­tich, Gent. jLa Louvioce, Antwerpen und anderen Städten beiwohnten. Die Redner griffen heftig das Verhalten der Regierung und des Brüsseler Bürger­meisters an. Eine Resolution wurde beschlossen, worin die Sympathie mit den Arbeitslosen anderer Länder ausgedrückt wird.

Italien.

In der italicnischen Kammer ist am Dienstag die Regierung von dem Deputierten Cirmeni, der s. Z. als Journalist ans Berlin ausgewiesen worden ist, darüber interpelliert worden, ob sie in der Lage sei, der Kammer genauere Mitteilungen von den Erklä­rungen des Grasen Caprivi über Italien zu machen. Der Minister des Aeußern, Brin. antwortete: Die Sitzungen der Mtlitärkommission seien geheim, es existiere deshalb kein offizielles Sitzungsprotokoll darüber, und er könnte daher die Beantwortung ab­lehnen , wenn Graf Caprivi nicht dem Botschafter Grafen Lanza die genaue Version dieser Erklärungen mitgeteilt hätte. Graf Caprivi habe erklärt, niemand habe mehr als er jederzeit die Wichtigkeit des Drei­bundes anerkannt; er habe sich stets bemüht, eine Politik zu befolgen, welche geeignet sei, denselben zu erhalten und zu verstärken. Tue Militärvorlage sei keineswegs durch ein geringeres Vertrauen in den Dreibund und seinen militärischen Wert eingegeben, sie könne auch keinerlei Zweifel in Betreff der Dauer desselben erwecken, ebensowenig aber auch in Betreff seiner Ueberzeugung, daß selbst mit dem Dreibund Deutschland in der Lage sein müsse, über Streitkräfte zu verfügen, welche über die gegenwärtig ihm zur Verfügung stehenden hinausreichten. Die Thatsache, daß die volle Entwickelung der deutschen Wehrkraft in Gemäßheit des neuen Gesetzes erst in 20 Jahren erreicht werden würde, sei der deutlichste Beweis, daß der Entwurf nicht der Ausfluß von Befürch­tungen und politischen Erwägungen des Augenblicks sei. Minister Brin fügte hinzu, dies seien die Worte des Reichskanzlers, dies sein Gedanke, es liege we-