und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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1893 .
T^es-WeuigketLen.
Jerrll'iHes Weich.
* Wir werden ersucht, nachstehenden, dem Schwab.
-^Merkur entnommenen Artikel auch in unserem Blatte ein Plätzchen zu gönnen, wozu wir uns gerne bereit finden und nur bedauern, das; der Verfasser desselben uns erst nachträglich und nicht gleichzeitig mir genanntem Blatte mit diesem Artikel betraute, woraus wir schließen mußten, das; dessen Aufnahme in unserem Blatte nicht erwünscht war, worüber wir nach Obigem uns getäuscht finden. Der Artikel, dessen Verantwortung der Verfasser wohl allein übernimmt, lautet:
Nagold, ö Febr. Jetzt erst, nachdem sich die Hachwasserflutcn der Wal dach verlaufen, zeigt es sich, in welcher Gefahr die Waldachbrücke mit eisernem Oberbau der Naqold-Altenstsiger Lokalbahn in der Nähe des Sägwerks von Klinqler und Barthel stand und wie leicht durch das Hochwasser ein großes Unglück durch den Einsturz dieser Brücke halte hecveigcfühct werden können. Unbegreifllicher- wcise wurden die Fundamente der Brückenpfeiler weder auf Pfähle gegründet, noch durch Spntwän- der g.ichützt, sondern nur in gewöhnlichem Mauer- weck auf Kwsgrund gesetzt, so vaß schon beim Bau durch erfahrene Pcwmechniker ernste Bedenken für den Fall eines Hochwassers knndgegeben wurden. Nur zu bald gingen jene Befürchtungen wegen der mangelhaften Fnndation in Erfüllung, das Bachbett wurde derart auSgekolkt, daß es nun nahezu um l Meter tiefer als die schntzloie Fundame.-ttsohle des Mittelpfeilers liegt, und wäre das Erdreich nichl hart gefroren gewesen, oder hätte das Hochwasser der Waldach einige Stunden länger ungehalten, >o wäre der Brückeneinüurz eine kichere Folge gewesen. Der Betrieb der Altensteiger Bahn ist zwar nichl vollständig eingestellt, doch wird über das schadhaft gewordene Bauobjekt mit größter Vorsicht und im langsamsten Tempo gefahren. Von Seiten des Betriebsbauamt wurden sofort die nötigen einleitenden Schritte gethan, um die mangelhafte Fundierung zu verbessern und es ist nur bedauerlich, daß durch derartige kostspielige Nachhilfebauten die Rentabilität der Nagold-Altensteiger Lokalbahn, welche sonst eine erfreuliche zu nennen gewesen wäre, sehr beeinträchtigt wird.
Der „Schwab. M." und der „Schwarzw. Bote" (s. auch obigen Artikel) enthalten in den Nummern vom 7. Febr. und vom 9. Febr. Einsendungen, in denen gesagt ist, die Bahnzüge der Strecke Nagold—Altensteig j haben sich infolge des in der Nacht vom 2.—3. Febr. eingetretenen und in kürzester Zeit verlaufenen Hochwassers in großer Gefahr befunden. Diese Auslassungen sind dahin richtig zu stellen, daß eine genaue Untersuchung von zuständiger Seite ergeben hat, daß die Neubauten der Nagold—Altensteiger Bahn durch das ungewöhnlich starke Hochwasser in keinem Teil irgend welche Beschädigung erlitten haben. Bei der Brücke über die Waldach ist allerdings das etwa 3 Meter breite, alte bestandene Borland des Mittelpfeilers, welches eine Landzunge zwischen dem Fluß- und Mühlkanal bildet, infolge eines oberhalb der Brücke stattgehabten Einbruchs der Waldach, deren Flußlaus längst der Regelung bedarf, abgerissen worden; der auf sehr festen Kiesgrund fundierte, in solidester Weise gemauerte Pfeiler hat jedoch nicht die geringste Beschädigung erlitten. Wenn am Morgen des 4. Fe-
j bruar der zur Stelle befindliche Beamte, insolange ? die Beschädigung der Ufer und der Flußsohle der j Waldach nicht erhoben war, langsames Fahren über , die Brücke anordnete, so geschah dies der Vorsicht ! halber, der Zustand der Brücke hätte diese Maßnahme^ wie sich bei der Untersuchung herausgestellt hat, nicht erfordert. (Staatsanz)
Nagold, 1l. Febr. (Tinges.) Der hiesige Liederkranz feierte heute seinen Faschingsscherzkranz im Saale des Gasthofs „z. Rössie" mir sehr zahlreichem Besuche, besonders auch von Damen. Das „Programm war ebenso reichhaltig und gut ausgewählt, wie die Ausführung musterhaft. Am meisten gefielen und mußten teilweise wiederholt werden die Sang- und Spielstöcke: das Tyroler Quartett, die musikalischen Genies, das Doppel- Quartett, „Bierwalzer" und der „Lumpensammler". Nach allgemeinem Urteil besitzt der Liederkranz an den Herren V.-Aktuar Rapp, Maler Hespeier und Schreiner Blum nicht bloß Gesangs-, sondern auch komische Talente. Neben seiner künstlerischen Leistung als Dekorateur beim Tyroler Quartett und auf dem Programm erweiterte Hespeler die Gesellschaft besonders auch durch seine Couplets als „Lumpensamm ler", wobei er zwar auf spezielle Nagolder Verbält- uisse und Erlebnisse streifte, aber mit richtigem Takt ohne Verletzung des Anstands und der Mitgliever auf wirklich harmlose Spässe sich beschränkte und, was die Hauptsache ist, für seine Witze auch öffentlich seincii Mann stellte. Einen würdigen Schluß fand das Programm durch den offenbar sehr schwierigen, für Laienkriiik tadellosen, schwungvollen Vortrag des Mänaerchors „Kärnthner Walzer" van Coschat, eine Leistung, die dem techn. Direktor Hornberger wie den Sängern alle Ehre macht, und uns hoffen läßt, daß unser Liederkranz, wenn ec namentlich auch den Ratschlägen und Winken seines früheren Direktors, Hegele folgen wird, auch bei seinem bevorstehenden Stiftungsfeste seinen Posten mit Ehren behaupten werde. — lieber die ganze Feier hörte man nur die eine Stimme voller Befriedigung, zumal es auch noch den Tanzlustigen an guter Begleitungsmusik nicht fehlte, weßhalb auch viele bis zum dritten Hahnenschrei beisammen blieben.
> Altensteig, II. Febr. Heute Mittag 1 Uhr hatte der 19jähr. Sohn des Sägers auf der Kohlmühle das Unglück, seine rechte Hand der Zir- »knlarsäge zu nahe zu bringen. Sämtliche Finger waren ihm im Augenblick von der Hand angeschnitten.
> Altensteig, II. Febr. Seit 2 Tagen haben wir stürmisches Regenwetter, das mit unsrem Schnee vollends aafräumte. Im hintern Wald aber schneite es drauf, daß man heute die Bahnschlitten in Thä- tigkeit setzen mußte. Unsre Nagold iit wieder so arg geschwollen wie letzthin und wird auch der Kell- bach wieder gefährlich. Auch die Waldach trägt nochmals große Wassermassen der Stadt Nagold zu, so daß die vom letzten Hochwasser gefährdete Eisenbahnwaldachbrücke aufs neue in großer Gefahr schwebt. Die meisten Passagiere trauen wirklich der Fahrt über diese Brücke nicht mehr, sie steigen lieber an der Haltstation Nagoldstadt aus und ein.
> Altensteig, 12. Febr. Der hies. Familienkranz hielt gestern seine Fastnachtsaufführung im Gasthos zur Linde. Dieselbe war wie sonst sehr stark besucht. Das humoristisch abgefaßte Programm zählt 18 Nummern. Die hies. Stadtmusik spielte den Eröffnungsmarsch und füllte die Pausen mit Tanzmusik aus. Gegen Ende der Aufführung sprach
H. Vogel sämtlichen Mitwirkern den Dank für ihre Leistungen ans, namentlich der Familie L. und H. Krö^l^r für Arrangement und Einübung.
> Ebershardt, 8. Febr. Wie für Walddorf, so wurde auch für die hies. Gemeinde der Tag der Schultheißenwahl ein kritischer Tag, wenn er auch nicht vorher von Falb angekündigt war. Den Tag über selbst war das Barometer auf „Veränderlich." Gegen Mitternacht sank es rasch auf „Sturm." Beide Partien gerieten heftig aneinander. Der Poli- zeidieaer mußte eine Verhaftung vornehmen. Die Freunde des Verhafteten befreiten diesen auf gewaltsame Weise, wobei der Polizeidiener manches Unliebsame überkam. Eine Wunde an der Hand des Poüzeivieners wurde vom Arzt für eine Bißwunde erklärt, somit war ein „Bissiger" unter den Streitenden. Der Polizeidiener mußte mitten in der Nacht den Schultheißenamtsverweser und einen Gemeinderat zur Hilfe requirieren. Die Sache erhält nun selbstverständlich ein gerichtliches Nachspiel.
Essringen. (Eingesendet.) Wegen der -chler schon seit mehreren Jahren in Anregung gebrachten, aber noch nicht zur Ausführung gelangten „Waffer- versorgungsfrage" fand kürzlich eine Zusammenkunft hiesiger Bürger im Gasthaus „zum Hirsch" statt. Die Beteiligung war eine sehr zahlreiche, das Interesse ein reges. Der Mansch, die seither für unüberwindlich gehaltenen Hindernisse möglichst zu entfernen , war allgemein und wurde von jedem „zum Wort gekommenen" gebührend betont. Die Vorschläge, welche gegeben wurden, betrafen hauptsächl. den Kostenpunkt, den „Ehemann'schen" Voranschlag. Denselben niederer zu erhalten, fand ungeteilten Beifall. Daß diese Ansicht richtig, der Lösung der Frage dienlich und auch durchführbar seie, betonte namentlich ein Freund der Sache, Schwarz von Kuppingen. Da in nächster Zeit Hr. Ehemann nach Mönchberg kommt, um die dortigen Verhältnisse wegen einer Anlage zu prüfen und einen „Kostenüberschlag" zu entwerfen, vürste vielleicht Gelegenheit sich bieten, um die hies. „schwebende Frage" ihrem Ziel näher zu bringen. Eine angemessene Verminderung der Kostenberechnung wäre Wunsch aller Beteiligten und die sicherste Grundlage für baldige Inangriffnahme. Möge diese lieber? zeugung durchdringen!
Martinsmoos, 8. Febr. Heute abend 5 Uhr wurden wir durch Feuerlärm erschreckt. Die große Scheuer des Michael Hamann war in ihrem obern Stockwerk in Brand geraten. Der herrschende starke Wind verursachte, daß das Feuer äußerst rasch nm sich griff, so daß die hrrbeigeeilten Löschmannschaften von hier und Nachbarorten fast völlig machtlos waren, trotzdem es an Wasser durchaus nicht mangelte. Glücklicherweise stand die Scheune völlig frei und den Nachbargebäuden drohte somit wenig Gefahr. Ueber die Entstehung bes Brandes läßt sich zunächst nichts Sicheres angeben.
Rottenbürg, 10. Febr. Der hochwürdigste Bischof Karl Joseph v. Hefele hat den Direktor des Wilhelmsstifts, Stadtpfarrer Ege in Tübingen, zum Domkapitular ernannt.
Tübingen. Tagesordnung für die SchwurgerichtS- sitznngen des 1. Quartals, l) Den 13. Febr., Strafsache gegen den verheirateten Wildprethändler Christian Gropp von Riklingen in Baden, wohnhaft in Pforzheim, wegen Meineids. 2) Den 14. Febr., Strafsache gegen den verheirateten Bauern Johannes Maier, Karls Sohn von Gültstein, wegen Meineids. 3) Den 15. Febr., Strafsache gegen den vcrhcirareten Sägmüller Josef Hayer von Neusten, wegen Verbrechens gegen Paragraph 212 Ziffer 2 der Konkursordnung. 4) Den 16. Febr., und die folgenden zwei