reicher sind als ältere schon länger angebaute Sorten. Die Kultur der Kartoffeln aus Samen ist aber ein sehr mühsames, zeitraubendes Geschäft und erfordert viel Sachkenntnis, und ist deshalb auch nur in ra­tionellen Züchtereien durchführbar. Da die Preise solcher Saatkartoffeln gewöhnlich etwas höher sind, so ist das heurige Frühjahr ein ganz geeigneter Zeitpunkt zur Erwerbung neuer Kartoffelsorten und machen wir die Interessenten besonders auf einen diesbezüglichen Artikel in Nr. 5 des landwirtschaft­lichen Wochenblatts von 1893 aufmerksam. Der landwirtschaftliche Bezirksverein wird den Bezug von empfehlenswerten Sorten vermitteln, von welchem Anerbieten die Vereinsmitglieder ausgiebigen Gebrauch machen sollten.

Neuenbürg. 7. Febr. Der seit langem schwe­bende Streit mit der Stadt Pforzheim über das Be­zugsrecht des Grösselthalwassers ist demSchw. M." zufolge dadurch beigelegt worden, daß die Stadt Pforzheim der hiesigen Gemeinde durch eine Vergü­tung von 15000 «Xi den völligen Verzicht auf alle jetzigen und künftigen Ansprüche an die Quellen die­ses Thals abgekauft hat.

Stuttgart. Religiöse Vorträge. Erneuter Aufforderung folgend, wird, wie wir hören, Herr Ino. tüsol. Schrempf in der zweiten Hälfte des Monats wieder einige religiöse Vorträge im Kon­zertsaale der Liederhalle halten, und zwar über Gott, über Jesus Christus, über den heiligen Geist. In einem weiteren Vortrag beabsichtigt er, auf einige der Ausführungen zu erwidern, welche die Herren Dekan Schwarzkopf, Prälat Dr. von Burk, Stadt­dekan Weitbrecht, Hofprediger Dr. Braun in den von derEvangelischen Gesellschaft" veranstalteten Vorträgen in den letzten Wochen gegeben haben. Nach jedem der Vorträge wird Gelegenheit gegeben sein. Fragen zu stellen, auf welche Herr Schrempf Rede zu stehen bereit ist. Für den ersten Vortrag ist Mittwoch der 15. d. M. in Aussicht genommen.

Der höchste Angestellte Stuttgarts, der Turm­wächter auf dem Stiftskirchenturm, Cyriakus Staib, ist gestern (9. Febr.) unerwartet schnell entschlafen. Die Leiche wurde gestern abend in einem Korb mit­tels Seiles heruntergelassen und in den am Fuße des Turmes stehenden Sarg gelegt, worauf die Ueder- führung nach hem Leichenhaus erfolgte.

Reutlingen, 8. Febr. Welch' treue Fürsorge die verstorbene Königin Olga den Armen und Hilf­losen selbst über das Grab hinaus angedcihen ließ, geht aus einem schriftlichen Wunsch der hohen edlen Frau hervor,es möge Ihre Kaiserliche Hoheit die Frau Herzogin Wera von Württemberg, Großfürstin von Rußland das Protektorat über die Heil- und Pflegeanstalt Mariaberg nach ihrem Tod überneh­men. Nun ist zur großen Freude der Leiter wie der Anstalt selbst die Nachricht von der Entschließung I. K. H. Herzogin Wera bezüglich der Uebernahme des Protektorats eingetroffeu und mit dem dankbaren gesegneten Andenken an die verstorbene Wohlthäterin verbindet sich der Wunsch, auch die neue Beschützerin der Anstalt möge für sie lange und im Segen wirken.

Voll, OA. Göppingen, 4. Feb. Es giebt doch noch ehrliche und reuige Diebe in der Welt. Er­hält da in den letzten Tagen ein hiesiger Bürger und Schäfer, Johannes H., eine Posteinzahlung mit dem Postzeichen Göppingen von 12 welche der anonyme Briefschreiber dem H. vor mehreren Jahren gestohlen haben will. Sein Gewissen lasse ihm keine Ruhe, weshalb er das Gestohlene hiemir wieder er­setze und reumütig um Verzeihung bitte. Dieser Birke fügte er noch die Ermahnung an die Bestoh­lenen bei, sie möchten doch ehrlich und redlich blei­ben, denn sonst können sie vor Gottes Richterstuhl nicht bestehen. Allen Respekt vor einem solchen Dieb; möchten sich ihn nur alle großen Diebe, die in letzter Zeit wie Pilze aus dem Boden schießen, zum nachahmungswerren Vorbild nehmen!

Brandfälle: In Stafflangen (Biberach) einer der größten Bauernhöfe mit großen Vorräten von Holz, Futter und Früchten; den 8. Febr: in Rottenburg das zum Fabrckanwesen Fouquet und Franz gehörige, hinter der Schreinerei befindliche Stallgebäude. Die Heu- und Strohvorräte sind verbrannt; ebenso der Dachstuhl.

München, 6. Febr. Der bekannte Panamist Doktor Cornelius Herz war, wie erinnerlich, wegen seiner nachgerade doch etwas zweifelhaft gewordenen Verdienste um die Elektrotechnik seiner Zelt unter

die Mitglieder des bayrischen Michaelsordens gera­ten. Der Prinzregent hat nunmehr. wie wir den M. N. N. entnehmen, die Streichung des Herz aus dem Michaclsorden genehmigt.

Leipzig, 9. Febr. Um Mitternacht brach in Schäffers Restaurant auf dem Neumarkt Feuer aus. Es verbreitete sich sehr heftig. Die Gäste konnten durch den engen Ausgang das Lokal nicht mehr ver­lassen; sechs Tote und drei Schwerletzle.

Der Gesetzentwurf über den Hausierhandel, der dem Reichstag noch zugehen soll, wird nach einem Bericht derVossischen Zeitung" folgende Bestimmungen enthalten: l. Der Hausierschein ist nur gültig für den Bezirk der Behörde, welche ihn ausgestellt hat. 2. Er kann auf kürzere Zeit, als für das Kalenderjahr erteilt werden. 3. Die Aus­stellung des Hausierscheines ist in gewissen Fällen abhängig von dem durch die zuständigen Behörden festzustellenden Bedürfnis. 4. Der Hausierschein ist auch für denjenigen notwendig, welcher an seinem Wohnort, oder am Sitz seiner gewerblichen Nieder­lassung das Gewerbe im Umherziehen betreibt, d. h. von Haus zu Haus hausiert. 5. Handelsreisende, welche auf Grund des H 44 der G.-O. ihr Gewerbe ohne Wandergewerbeschein ausüben, dürfen Bestellun­gen auf Ware nur bei solchen Gewerbetreibenden (also nicht bei Privatkmchen) suchen, in deren Ge­werbebetrieb Waren der angebotenen Art Verwen­dung finden. Durch diese Bestimmungen sollen die hauptsächlichsten Mißstände des Hausierhandels be­seitigt werden, nämlich die üebervorteilung des Pub­likums, die Gefährdung der wirtschaftlichen Existenz der ansässigen Detailhändler und Handwerker, na­mentlich in den mittleren und kleineren Städten, der Ankauf von Gegenständen, welche keinem reellen Be dürfnis entsprechen, und das Drängen von Handel und Industrie in eine unsolide Richtung.

Der kommandierende General v, Los ist am vorigen Sonnabend in Berlin vom Kaiser empfangen und zur Tafel gezogen worden. Auch mit dem Reichskanzler Grafen Caprivi hat der General v. Los verhandelt und dann am Sonntag bei demselben gespeist. Der päpstlicheOsservalore Romano" enthält einen Artikel, in dem die Mitteilungen der Agence Havas" und anderer Blätter über die Mis­sion Löss und dessen angebliche Aufgabe, in der Militärfrage die Intervention der Kurie zu erwirken, als vollkommen grundlos hingestellt wird. Indem derOsservatore" sein Bedauern über diese will­kürlichen Kombinationen ausdrückt, erklärt er auf Grund genauester Informationen, in der Lage zu ein, zu versichern, daß die Mission Löss, die der edlen Initiative des deutschen Kaisers entsprungen ist. lediglich einen Akt besonderer Höflichkeit gegen den Pontifex" darstelle.

Deutscher Reichstag. Am Dienstag wurde beider Beratung des Etats des Reichsamtes des Innern die So­zialistendebatte fortgesetzt. Abg. Liebknecht (Soz.) vertritt in langer Rede den Standpunkt seiner Partei und meint, es werde Sache der Wissenschaft sein, zu entscheiden, ob ein so­zialistischer Zuknnftsstaat möglich sei oder nicht. Die Sozial­demokratie habe ihr Programm, nach welchem ein jeder Ge­sinnungsgenosse sich die Zukunft ausmalen könne. Redner meint, diese Debatte sei nur begonnen, um die öffentliche Aufmerksamkeit von dem abzulenken, was hinsichtlich der Militärvorlage hinter den Coulissen vorgehe. Abg. Stöcker (kons.s verzichtet im Namen seiner Partei auf eine Erwide­rung, zumal die Liebknechtsche Rede bewiesen habe, daß auch das beste Pferd der Sozialdemokratie ein völlig lahmer Renner geworden sei. Damit wird das Thema verlassen. Abg. Lingcns (Ctr.) wünscht, daß die Arbeiter zu Fabrik- inspektoren herangebildet würden, sowie eine größere Pflege der Religion in den Werkstätten. Abg. Hirsch (freis.) er­sucht um Vermehrung der Fabrikinspektoren auch in den übrigen deutschen Bundesstaaten nach dem Vorgänge Preu­ßens. Redner spricht noch eine Anzahl von Wünschen bezüg­lich der Handhabung der Fabrikinspcktion aus und fragt, wie es mit der Durchführung der Sonntagsruhe für In­dustrie und Handwerk stehe. Staatssekretär von Bötticher antwortet, der Bundesrat habe das massenhaft eingegangene Material noch nicht sichten können, doch sei auf Beendigung dieser Arbeit im Laufe des Jahre« und sodann auf feste Beschlüsse zu hoffen. Was die Wünsche des Vorredners be­züglich der Fabrikinspektion betreffe, so gingen dieselben doch wohl etwas zu weit. Nachdem noch Abg. Wurm (Soz.) eine Erweiteruug der Befugnisse der Fabrikinspektoren gefordert hatte, wird um 6 Uhr abends die Sitzung auf Mittwoch Nachmittag 1 Uhr vertagt.

Den Mehrbedarf des deutschen Reiches bis zum Jahr 1899, soweit er auf Grund schon beschlos­sener Gesetze zu berechnen ist, hat jetzt das Reichs­schatzamt ermittelt und auf rund 38*/e Millionen Mark angegeben. Was eventuell noch neu zu fordern ist, ist hiebei ganz außer Acht gelassen.

Berlin, 7. Febr. Die Professoren Bergmann

und Leyden bekämpfen in der Deutschen Warte den Antrag Baumbach auf Zulassung von Frauen als Aerzte.

Berlin, 8. Febr. In der Budgetkommission , des Reichstags fragte v. Keudell (Reichsp.) bei dem I württembergijchen Militäretat nach dem Abmangel an Offizieren und Unteroffizieren. Der Regierungs­kommissär antwortete, es fehlen 45 Offiziere, 9 Aerzte, 54 Unterossiziere. Hitze (d.-fr.) fragt an, ob noch immer so viele unbeliebte norddeutsche Un­teroffiziere thälig seien. Der Regierungskommissär gibt die hiedurch erwachsenen Mißstände zu, doch habe sich die Zahl der einheimischen Kapitulanten er­heblich vermehrt.

Besterreich-Angarn.

Triest, 7. Febr. Die Nachrichten aus Zante lauten immer trostloser, es soll bereits eine ausge­sprochene Hungersnot herrschen. Neuerdings ha­ben wiederholte Erdstöße stattgefunden. Die Insel gleicht einem Trümmerhaufen. Das Spital ist ein­gestürzt, die Kranken sind im bischöflichen Palais untergcbracht.

Das in Ungvar (Ungarn) garnisonierende 66. Regiment ist von einem üebungsmarsch in kläglichem Zustand zurückgekehrt. Zahlreichen Soldaten sind Glieder erfroren, Hauptmann Weglarz ist wt vom Pferd gestürzt.

Frankreich.

Paris, 7. Jan. Auf eine Anregung des Fi­nanzministers Tirard beschloß der Liquidator der Pa­namagesellschaft, Monchicourt, im Einvernehmen mit dem Vertreter der Obligationsinhaber, daß die Ar­beiten zum Bau des Panamakanals sofort wieder ausgenommen werden sollen, ohne daß die Republik Columbia um die Verlängerung der Baukonzession ersucht wird.

Paris, 8. Febr. Nach einer Meldung des Petit Pausiert" aus Marseille ist die dortige Epi­demie wirklich die Cholera und dieselbe zeigte sich zuerst am l. Febr. Am Montag sanden 12 Er­krankungen und 7 Todesfälle, gestern 3 Erkrankun­gen und 12 Todesfälle statt. Die Aerzte beachteten anfangs Schweigen, weil sie die Erkrankungen nur für choleraähnliche hielten.

Ir Paris dreht sich das Interesse augenblick­lich um die Frage, ob Clsmenceau wirklich zu den Empfängern der Panamagelder gehört, wie es von Rochefort mit der ihm eigenen Zähigkeit behauptet wird. Letzterer beschuldigt Clsmenceau, für sein JournalJustice" nicht weniger als 3^/z Millionen Franken von Cornelius Herz erhalten zu haben. Clsmenceau bestreitet dies und hat sich nunmehr erboten, der Untersuchungskommission die Bücher des Journals zur Verfügung zu stellen.

England.

London, 8. Febr. DieTimes" melden aus Wien: Der Besuch des Zarewitsch bezwecke die An­näherung Rußlands an Deutschland und Oesterreich und eine absolute Negation der franko.russischen Beziehungen. Italien und Oesterreich hätten bereits die Ausrüstungen eingestellt.

Kurland.

Petersburg, 7. Febr. Die in zahlreichen Gouvernements herrschende Hungersnot ist im Wach­sen begriffen.

L ü r k r i.

Aus Konstantinopel kommt die Meldung, daß der bekannte deutsche General von der Goltz-Pascha aus türkischem Dienst ausscheiden und in die deutsche Armee zurücktreten werde, v. d. Goltz soll bei uns. wie es heißt, eine Division erhalten. Der Grund seines Rücktritts ist in den Schwierigkeiten zu suchen, welchen die Altlürken allen Reformen bereiten.

Amerika.

In Newyork hat sich ein sehr bekannter Millionär, Herr Eduard Just, erschossen. Er war im Begriff, sich ein großes Haus in Halle bauen zu lassen. A lso Geld macht nicht allein glücklich. _

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