sagt:Rußlands neue Haltung zu Deutschland hat in Frankreich Ueberraschung und einen peinlichen Eindruck heroorgerufen. Etwas har sich geändert, Frankreich ist berechtigt, zu wissen, was. Seit zwei Jahren verweist Rußland uns Artigkeiten, auf die wir mit Komplimenten antworten. Jetzt ist es Zeit, zu ernsteren Dingen überzugehen nnd endlich von dem berühmten Bundesvcrtrag zu reden, der gewiß vorbereitet wurde, aber nicht unterzeichnet ist!" Die Franzosen stellen sich mit Gewalt dumm, wenn sie nicht einsehen wollen, welchen Eindruck der Panama­skandal in ganz Europa, und nicht zum wenigsten in Rußland gemacht hat.

Paris, I. Febr. Der Bürgermeister von No­gent sur Marne Groudet, wurde wegen Diebstahls von 80 000 Frks. ungarischer Rcntentitel, welche einer Offizierswitwe gehörten, verhallet.

Paris, 1. Febr. Im Panamauntersuchungs- ausschusse verlas heute Guillemet den Bericht des Unterausschusses über die Rolle, welche die Unter­nehmer bei der Panamageseüschaft gespielt haben. Daraus geht hervor, daß die Unternehmer an Gewinn und Gelobewilligungen 77?/io Millionen bezogen haben, wovon 33 Millionen aus Eisfei fallen. Nach den Geschäftsabschlüssen mir den Liquidatoren und seinen Geschaftsteilneymern blieben ihm noch 23*/z Millionen.

Paris, 2. Febr. Der von der Subkommission der Panamakommission erstattete Bericht über die Unternehmen giebt den Gewinn der Unternehmer auf über 17 Millionen an.

Paris, 2. Febr. Rouvier überreichte der An­klagekammer eine Schrift, worin die von ihm gemachte Anleihe von 9oOOO Frcs. bei der Panama-Gesell­schaft gerechtfertigt wird. Die Anleihe, welche den geheimen Geldern zugeflossen, sei acht Tage später wieder zurückgezahlt worden, so daß die Aktionäre der Panama-Gesellschaft keinen Schaben erlitten hätten.

Paris, 2. Febr. DieCocarbe" versichert, die Anklagekammer werde heute auf die Strafver­folgung der Minister, Deputierten und Senatoren Verzicht leisten. Der Gesundheitszustand von Cor­nelius Herz hat sich noch verschlimmert, die Aerzte haben den Patienten aufgegeben.

S ps n i e n.

Madrid, 2. Febr. Die Klerikalen setzen die Hetze gegen die neue protestantische Kirche fort. Biele adelige Damen übersandten der Königin-Regentin eiiiejBittschrifl, worin sie um Ausweisung des Pastors Fliednex bitten.

Belgie n-H o l l s n d.

Brüssel, 3. Febr. Diebe brachen im Palast des Grafen von Flandern ein und stahlen 400,000 Francs in Wertsachen. Ihre Spur ist noch nicht ermittelt.

Italien.

Rom, I. Febr. Außer dem General von Los der als Spezialgesandter des Kaisers Wilhelm hie- her kommt, werden zum Bischofs-Jubiläum des Papstes auch Kaiser Franz Josef, die Königin-Re­gentin Christine von Spanien, König Georg von Sachsen, Prinz-Regent Luitpold von Bayern, die Königin Viktoria von England und der Sultan außerordentliche Botschafter nach Rom entsenden, um dem Papste die Glückwünsche ihrer Souveräne zu überbringen. Die französische Regierung wird da­mit ihren ständigen diplomatischen Vertreter beim heiligen Sthule, den Botschafter Grafen Lefebvre de Behaine, betrauen.

Rußland.

Aus Petersburg kommt ebenfalls die Meldung, daß der russische Botschafter von Mohrenheim in Paris bald von seinem Posten zurücktreten wird. Dem Zaren ist es nicht angenehm zu hören gewesen, daß der Name seines Vertreters so häufig in Pana­maskandal genannt worden ist.

Petersburger Zeitungen publizieren einen Brief der Exkönigin Natalie von Berlin auf welchem er­sichtlich ist, daß sie erst dann nach Belgrad heim­kehren wird, wenn Milan dort seine Stellung defi­nitiv geregelt hat.

Griechenland.

Athen, 3. Febr. Auf Zante erfolgte gestern ein neues Erdbeben. Gegen 26,000 Personen sind obdachlos. Die bisher gesandten Unterstützungen sind unzureichend. Der Minister des Innern ist nach Zante abgereist.

Kleinere Mitteilungen.

* Nagold, 6. Febr. Der 3 Kilometer von hier gelegene Ort I. scheint durch die südlichere Lage von den Frühjahrsgästen, den Maikäfern, be­sonders bevorzugt zu sein, denn gestern wollte ein Wirt daselbst schon wieder ein solches Exemplar, dos es in einer Schachtel aufbewahrte, seinen Gästen präsentieren; aber o Staunen! die Schachtel war leer und der Vogel wollte sagen Käfer, war aus- geflogen. Der Jnsektensammler bittet bei Betreffen denselben einzuliefern.

In Auma hat man einen bemerkenswerten Fund gemacht. In einer dortigen Familie halte sich von Generation zu Generation ein goldener Ring vererbt. Durch Zufall entzifferte kürzlich der Be­sitzer die eingravierte Inschrift: Or. Nartino Imtdoro Oatbarma. v. Lorsn 13. Juni 1525. Die­ser Tag ill der Bermählungstag Dr. Luthers; es ist also nicht ganz unwahrscheinlich, daß man es mit einem Trauring Luthers zu thun hat; allerdings müßte die Echtheit erst nachgewiesen werden. Der Ring ist mit religiösen Symbolen verziert und ein genaues Gegenstück zu dem im Leipziger Kunstmu­seum befindlichen Trauring Luthers.

Eine alte Wahrheit unter neuer Beleuch­tung. Ueber geistige und körperliche Ermüdung hat der italienische Physolog. Professor Mosso. mit Hilfe eines von ihm konstruierten Apparates interessante Untersuchungen angestellt, die zu folgenden Ergeb­nissen führten: Es ist nicht allein der Wille, sondern es sind auch die Nerven und Muskeln, welche in Folge der anhaltenden Gehirnarbeit ermüden. Die Ermüdung durch geistige Arbeit giebt sich auch in der Körperkraft kund. Das Bedürfnis des Aus- ruhens nach einer anstrengenden Gehirnthätigkeit müssen wir demnach daraus erklären, daß die Ner- vencentren erschöpft und die Muskeln schwach sind. Das Gefühl des Uebelbefindens und der Niederge­schlagenheit , welches die iutellecluelle Ermüdung charakterisiert, stammt daher, daß das schon erschöpfte Gehirn einen stärkeren Anreiz in die Nerven senden muß, um eine Zusammcnziehung zu erzeugen. Die Erschöpfung ist also zwiefacher Art: central und peripher, oder innerlich und äußerlich. Dies macht uns erklärlich, warum nach einer Anstrengung des Gehirns eine jede Bewegung, selbst die kleinste, uns das Gefühl der Kraftarmuth giebt, und jeder zu überwindende Widerstand um so drückender von uns empfunden wird. Deshalb sind'wir nach geistigen Ucberanstrengungen zu körperlichen Arbeiten noch weit weniger befähigt, als zur Fortsetzung der ersteren. Wenn dem so ist, so ist es auch ein physiologischer Irrtum, wie Mosso erklärt, wenn man die Schul­stunden der Kinder durch Turnübungen unterbricht, in der Absicht, dadurch die Gehirnerschöpfungen zu vermindern. Um die durch intellectuelle Arbeit ge- schwächten Kräite des Organismus wiederherzustcllen, giebt es kein anderes Mittel, als Stillsitzen und Ausspannung. Zwingt man das Nervensystem nach einer Gehirnarbeit, zu einer Muskelanstrengung, so muß man sich darauf gefaßt machen, die Muskeln weniger arbeitsfähig zu finden. Man vermehrt da­mit im Grunde nur noch die Gehirnerschöpfung. Zur Wiederherstellung der Kräfte ist es am besten, sich ruhig zu Verhalten und zu zerstreuen, für die Schulkinder in freier, reiner Luft zu spielen und sich herumzutummeln.

Am Montag hat man im Wald nahe bei Char- leroi die Leichen eines fünf- und eines siebenjähri­gen Mädchens gefunden, welche seit Sonnabend ver­schwunden waren. Es liegt Lustmord vor. Die Polizei ist dem Mörder auf der Spur.

Eine Spiritistengeschichte. In Missouri war einem Manne, welcher der Truglehre des Spiritis­mus huldigte, die Frau gestorben, aber das hinderte ihn nicht, den Verkehr mit ihr durch ein Medium fortzusetzen. Allwöchentlich überbrachte das Medium die Wünsche der Frau aus den himmlischen Gefilden auf die Erde. Zuerst verlangte sie von dem Manne Geld zu weißen Engelskleidern, natürlich alles vom einsten Stoff, wie es sich für den Himmel schickt, dann zu goldenen Flügeln, was ziemlich hoch kam. FürAusflüge" mußte der getreue Ehegatte hin und wieder ein Taschengeld schicken, auch die Re­paratur der Eflgelskleider, aber namentlich der Flügel, kostete schweres Geld. Der biedere Mann hatte der Seligen schon etliche Male durch ein Medium sagen lassen, sie solle sich ein Wenig einschränken, wenn

anders es die himmlische Sitte erlaube. Endlich aber ging dem Manne noch die Geduld aus, und auch den Verwandten teS Mannes kim es zu dick, als sie erfubren, daß der Mann von dem Mevium bereits um 31000 Dollars geprellt worden war. Sie forschten nach, wohin das Geld gekommen, und fanden, daß alles ans des Mediums Namen bei der Bank deponiert war. Der betrogene Mann war cs ist das ein selten vorkommenver Fall vom Spiritismus kuriert.

Amerikanisches. Daß man in Amerika seit Barnunes Zetten bemüht ist, die Schaulust der gro­ßen Menge in jeder Weile zu befriedigen, iit bckannt. Den Gipfel des Möglichen, hierin Hai ia New Jork jetzt eine Schaubude erreicht, in der sich ein Mensch vor versammeltem Publikum aufhingen läßt. Es wird in Annoncen darauf aufmerksam gemacht, daß dieser Mensch eine naturgetreue Darstellung einer Hinrichtung durch den Strick lieiert. Der Mann hängt sich täglich 9 Mal aus, und die Direktion der Schaubude fügt hinzu, der einzige Pu >kt, in welchem sich seine Vorstellung von c.nec richtigen Hinrichtung unterscheide, bestehe darin, daß er nach einigen Minuten des BaumelnS noch am Leben sei.

Stumpfnäschen auf dem HeiratSmarkt. Ein Philosoph in Philadelphia har auf Grund sorgfältiger statistischer Berechnung - st, was diese Statistiker nicht alles ihre Nase stecken! hcrausgefunden. daß junge Mädchen mit Stumpfnäschen früher heiraten als andere!

Ein Wurstfabrikant in Liegnitz beabsichtigte auf der Weltausstellung i» Chicago eine Wurstfabrik, die mit den besten Maschinen der Jetztzeit ausgerüstet sein sollte, und einen Verkauf vonwarmen Wienern" zu erreichen. Für den hierzu nötigen Ausstellungs­raum verlangten die Leiter der Chicagoer Ausstel­lung eine Platzmiete von 200 000 ^ll. Die Folge dieser amerikanischen Unverfrorenheit war naiürlich, diß dem Fabrikanten die Lust zu dem Geschäft ver­gangen ist.

Ein Schüler erhielt als Aufsatzthema: Ein Ausflug in das Gebirge, und schrieb unter anderem:An dem kleinen See war es idyllisch schön; hübsche Sennerinnen sahen un­ter den stattlichen Kühen, um sie zu melken. Im Wasser sah die Sache umgekehrt aus."

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Handel 6 Verkehr.

Konkurs-Eröffnungen. Wilhelm Schwein le, Gerber in Backnang. Konrad Keller, Schneidermeister in Ravensburg Anton Hummel, Bergbauers, Witwe. Jo­hanna geb. Heinzmann in Donzdorf. C. F. Koch, Kauf­mann in Freudenstadt.

Nürnberg. 2. Febr. (Hopfen.) Bezahlt werden für beste Markt- nnd Gebirgshopfen 1l6 -120 geringere Marktware « 103im, Hollcrdaucr .K 110120, Polen prima 120>30, Prima Württembcrger 6 12)125. Ausstich notiert einige Mark höher.

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