ist gestern abend auf dem Anhalter Bahnhof einge­troffen. Der Kaiser empfing denselben und geleitete ihn nach dem Schloff — Der Großfürst-Thronfolger hat gestern abend den Reichskanzler Grafen Caprivi in Audienz empfangen.

Berlin, 27. Jan. Heute Nachm. 3^2 Uhr brach in den Kellereien der Zentralmarkthalle Feuer aus, wodurch die Gesamtvorräte in den Kellern in Brand gerieten. Der Schaden ist sehr beträchtlich, bis jetzt noch nicht übersetzbar. Die Markthalle bleibt für einige Tage geschlossen. Um 9 Uhr abends dauerte der Brand noch fort.

Berlin, 28. Jan. In eiuer Audienz, welche der König von Württemberg dem Grafen Caprivi gewährte, sollen dem Vernehmen nach die schwebenden politischen Fragen zur eingehenden Erörterung ge­langt sein; die Unterredung habe die vollkommendste Uebereinstimmung der Meinungen j ergeben. Der Kö nig gedachte heute vormittag die Rückreise nach Stutt­gart anzutreten.

B e !t e r r e i ch - U n g s r n.

Wien, 26. Jan. lieber die Duxer Gruben- katastrophc verlauten die widersprechendsten Meldungen. Die Angaben über die Zahl der Opfer schwanken zwischen 140 und 30. Schaudererregend ist der Anblick der Leichen, weiche als blutige zerrissene Massen heraufbefördirt werden. Ein Geretteter er­zählt, der Luftdruck sei so groß gewesen, daß sogar Maschinen vollständig zertrümmert wurden.

Prag, 25. Jan. Weiteren Zeitungsmeldungen zufolge sind im Fortschrittsschachte zn Osseg insge­samt 250 Bergleute ungefähren, wovon bisher über 100 als tot festgestellt wurden. 56 Tote und Ver­wundete sind neuerlich heransbefördert worden, lieber 60 noch im brennenden Schachte befindliche Arbeiter sind wahrscheinlich verloren. Die zur Hilfeleistung hinabsteigenden Bergleute müssen wegen der Er- stickungsgefahr ohne Erfolg umkehren.

Prag, 26. Jan. Die Blättermeldung über die durch die Explosion im Fortschrittsschacht zu Osseg verursachten Menschenverluste ist stark übertrieben. Nach einer authentischen Meldung sind es nur 17 Tote und 7 schwer oder leicht Verwundete. Ver­mißt wird sonst Niemand. Die Grube ist bis zur

I Explosionsstclle untersucht worden; hierbei Hot sich ! ein zerschlagenes Rauchzeug vorgefnnden, welches ? als Ursache des Brandes angesehen wird.

Bei jJessenrtz in Böhmen sollen 16 Zigeuner bei Nacht erfroren sein, so berichteten die Zeitungen und Fcrd. Heigl. hat die traurige Sache und die Unbarmherzigkeit der Menschen, welche die Zigeuner erfrieren ließen, bereits im Lied geschildert Nun stellte sich aber heraus, daß die ganze Geschichte er­funden ist.

Frankreich

Paris, 25. Jan. Deroulede kündigt an. er werde, falls die Untersuchung gegen einzelne der Be­stechung in der Panama-Affaire Verdächtige niederge­schlagen werde, in der Kammer neue Enthüllungen Vorbringen und die Wiederaufnahme des Strafver­fahrens erzwingen. Sämtliche Zeitungsdirektoren beschlossen, die Vorladung vor die Panamakommission, sowie jede Aussage abzulehnen.

Paris, 26. Jan. Widersprechende Gerüchte melden fortgesetzt, es seien Differenzen im Kabinett ausgebrochen, Bourgeois und Develle beabsichtigten zn demissionieren. Auch der Untersuchungsrichter und der Generalprokurator boten ihre Demission an, angeblich wegen der Versuche der Majorität des Kabincts, den Panamaskandal zu beendigen und die Untersuchung teilweise niederzuschlagen. Die Regie­rung dementiert alle diese Meldungen.

Der Jnstizminister Bourgeois sandte Cassag- n ac seine Zeugen wegen eines Artikels in der „Au­toritär worin Bonrgois anzeschuldigt wird, Mit­schuldiger der in die Panama-Affaire verwickelten Persönlichkeiten zu sein.

Vom Panamakanal. Eine englische Touristin, die jüngst Miltclamerika bereiste, besuchte auch was man die Grabstätte des Panamakanals nennen möchte. Eine düstere sarbensatte Schilderung in der That: „Wir erreichten Colon und machten eine lange Fahrt über Land. Da sahen wir die Beweise für die größte Schmach des Jahrhunderts und der Jngenieur- arbeit! In meilenlanger Reihe Lastwagen, die in Stücke zerfallen, Blumen und Farnkräuter wachsen überall über den Trümmern. Wir betreten die Lo­komotive/i- und Maschinen-Speicher — fünfzig Ma- >

schirren fanden wir von Rost zerfressen. Ich pflückte Farnkraut von einer derselben. Dergleichen ist von historischem Interesse und ich schlösse darum ein Sträußlcin bei. Im Kanal selber befanden sich fünfzig Aufcäuinungs-Maschinenboole und Dampfer, Schleppschiffe und Kähne — alle verfallend! Die halbe Stadt ohne Bewohner, denn drei Vierteile derselben bestand aus Maschinenweiksiattcn. Lesseps häufte die Erde eines in die See reichenden Land­strichs zusammen, uni sich ein Haus darauf zu bauen. Das allein kostete ein großes Vermögen. Jetzt schaut es erbärmlich aus und eben dasselbe gilt vom Hause seines Sohnes. Zu beiden Palais führt eine Palmenallee. Der ganze Olt tunet ein elendes Schauspiel, er gleicht einer Höh c, so gottverlassen, als nur denkbar. Die einzige Rundfahrt reichte völlig ans, um alles kennen zn lernen."

Paris, 27. Jan. Der frühere Direktor der Zeitung „Revanche" , Peyramont. protestiert gegen Bebels Behauptung, Fürst Bismarck habe die „Re­vanche" im Jahre 1887 gekauft und fordert Bebel auf, seine Behauptung zu beweise:!.

Paris, 28. Jan. Es werden drohende Schritte zu Gunsten Rouviers im Elyise gethan. Rouvier erklärt offen, falls er endgültig vor die Geschworenen verwiesen werde, werde er Enthüllungen machen, welche die gesamten leitenden Republikaner und insbesondere Carnot kompromittieren.

England.

London, 25. Jan. Die Influenza tritt in einer Reihe von Provinzstädten heftig auf. In der abge­laufenen Woche kamen in London 17 Todesfälle an Influenza vor.

Cardiff, 26. Jan. Die Krisis nimmt einen heftigen Charakter an. Sämtliche Gruben kündigte per 1. März, so daß 90 000 Bergleute arbeitslos werden. Die Ve rhan dlungen sind gescheitert.

Briefkasten. Aach Effringcn: Ohne Nennung des Namens des Einsenders findet der Artikel keine Ausnahme, o bgleich solcher auch un verfänglichen Inhal is ist. Die Red. Verantwortlicher Redakteur Sie in mauve« in Nagold. —

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