allein begnügt, wodurch das zweistündige Konzert zu seinem Vorteil anderthalbstündig geworden wäre. Auf der andern Seite ist anzuerkennen, daß durch die Auswahl der Stücke der Ermüdung des Pub­likums vorgebeugt wurde, indem derkleine Savo- yarde" von Crume (ganz pirmoato gespielt) und 2 Volkslieder (Ach wie ists möglich dann" undMuß i denn"), kontrapunktisch und humoristisch bearbeitet von Käsmayer, angenehme Abwechslung brachten.

* Nagold, 27. Jan. Der hiesige Kranken- Untcrstützungsverein, der im Monat Mai d. I. sich seines 25jähr. Bestehens erfreuen und rühmen kann, hielt am vergangenen Sonntag im Saale des Gasthausesz. Schiff" seine ^»jährliche Hauptver­sammlung behufs der Entgegennahme des Berichts über den Kassenbestand. Leider lautete solcher nicht ganz günstig, indem ein Zurückgang des letzteren um 449 -/A 81 konstatiert werden mußte. Der­selbe fand seine Erklärung hauptsächlich durch die zahlreichen Todesfälle ( 11 ) des abgelaufenen Jahres. Das Vermögen des Vereins beträgt dermalen 2664 62 Die Einnahmen im abgelausenen Halbjahr beziffern sich auf ^ 493,47, die Ausgaben auf ^ 420,82. Unter letzteren befinden sich für 26 Unterstützungen -^212 und für 4 Beerdigungen ^ 120 . Um einem weiteren Rückgang der Kasse zu steuern, machte der Vorstand den Vorschlag, den Genuß der Unterstützung ohne Vorzeigung eines ärztlichen Zeugnisses von 14 auf 7 Tage zu be­schränken, was allgemein gutgeheißen wurde und vom l. Juli ab Geltung erlangen wird. Da diese Unterstützungsbeschränkung eine Statutenänderung involviert, so konnte der Vorschlag nicht sofort ver­wirklicht werden. Die Mitgliederzahl hat leider sich auch etwas verringert und beträgt gegenwärtig 279. Da der Verein ein wirklich nützlicher und wohlthäti- ger ist, so wäre demselben ein Zuwachs aktiver Mitglieder gesunde Männer bis zum 40. Jahr noch mehr aber von Ehrenmitgliedern zu gönnen, die ihren Wohlthätigkeitssinn wohl in keiner besseren Weise als bei diesem Verein bethätigen und ver­werten können.

> Altensteig, 26. Jan. Gestern war hier aus den Staatswaldungen ein bedeutender Holzverkauf. Es wurden 5000 Langholzstämme mit 3386 Fest­meter Holz verkauft. Es war veranschlagt zu 55500 Mark. Erlöst wurden 108"/g. Ausschußholz wurde zu 98°/o abgegeben.

Walddorf, 25. Jan. (Corresp.) Ergebnis der Schultheißcnwahl. Von 175 wahlberechtig­ten Bürgern haben 152 von ihrem Wahlrech. Ge­brauch gemacht; davon gaben zwei weiße Wahlzettel ab. Es erhielten Stimmen: Bürgermeister Walz 86 , Ockonom Johannes Schüler 58, Oberamts­baumwart Bihler 4 und Daniel Konrad Walz 2.

Rottenburg, 23. Jan. Zur kirchlichen Feier des fünfzigjährigen Bischofsjubiläums des Papstes hat der Bischof nach demD. V." einen Hirtenbrief ergehen lassen, der am Sonntag den 29. Jan. von den Kanzeln verlesen werden wird. Am Vorabend der kirchlichen Feier (Sonntag l9. Febr.) wird das Fest feierlich eingeläutet. Den Tag über werden zur Empfangnahme von Gaben für den Papst die Opferbecken an den kathl. Kirchen ausgestellt.

Rottweil, 22 . Jan. Wie man demSchw. B." mitteilt, soll für den Schwarzwaldkreis ein weiterer Landwirlschaftsinspektor mit dem Sitz in Rottweil angestelll werden, da sich der Geschäfts­kreis der bisherigen Inspektoren als zu ausgedehnt erwiesen hat; desgleichen soll in Rottweil eine land­wirtschaftliche Winlerschule errichtet werden.

Tübingen, 24. Jan. Gestern abend hielt lüo. tbool. Schrempf im großen Museumssaal seinen Vortrag überDie sittliche Lage des Pfar­rers,,- Das Thema zog so viele Zuhörer an, daß der Saal kaum reichte; alle Schichten der Bevöl­kerung waren vertreten, Beamte, Stadtgcistliche, Bürger, besonders aber sehr viele Studenten waren anwesend. Der Redner schilderte in ruhiger Sprache seine inneren und äußeren Kämpfe, infolge deren er sich veranlaßt sah, mir der Kirche zu brechen. Es handelt sich dabei nicht um eine dogmatische Frage, dbwohl er das Apostolikum nicht anerkenne, sondern im eine sittliche Frage. Er fürchtet, daß die Wiffeu- chaft nie fertig wird mit dem Bekenntnis. Das gegenwärtige Zusammenleben mit der Gemeinde »alte er für unsittlich. Schon Luther kam in Kon- likt mit den Autoritäten, indem er die Freiheit des

Jndividiums erkämpfte. Aber Luther sei ans halbem Wege stehen geblieben. Man sollte das Versäumnis nachholen. Den Studierenden giebt der Redner den Rat in sehr eindringlichen Worten, zu dieser hoch­wichtigen Frage Stellung zu nehmen, ehe sie das Doppelamt eines Pfarrers, als eines Dieners der öffentlichen Kirche und eines religiösen Lehrers, über­nehmen. Sie sollten lieber die Hand vom Pfluge lassen, als sich in eine Kollision der Pflichten hinein­begeben. Dabei aber warnte er vor jedemagita­torischen Treiben." Wer ein anderes Verhältnis zu Gott habe als die Kirche, der könne nicht Pfarrer werden. Mit der Mahnung: Machen Sie Ernst mit ihrem Verhältnis zur Kirche, so wird die Kirche auch Ernst machen, schloß der Redner seinen zweistün­digen Vortrag, und die jungen Studenten zollten ihm lebhaften Beifall. Eine Debatte schloß sich nicht an den Vortrag an.

Stuttgart, 24. Jan. Gutem Vernehmen nach soll auch dasWochenblatt für Landwirtschaft" text­lich, namentlich aber durch Beigabe von erklärenden Zeichnungen, wesentlich erweitert werden.

Stuttgart. 25. Jan. Der neue Stadt­schultheiß hat die Einladung, dem üblichen Ban­kett zu Ehren des deutschen Kaisers an dessen bevorstehenden Geburtstage zu präsidieren, abgelehnt. (Nach dem Vorgang seiner Wahl zum Oberbürger­meister mag er hiezu seine berechtigten Gründe ha­ben. Red.)

Saulgau, 23. Jan. Die am Samstag um halb l Uhr von Berlin hier eingetroffene Leiche unseres Stadtpfarrers und Reichstagsabgeordneten I. E. Göser wurde heute Vorm. 10 Uhr unter großartiger Begleitung zur Ruhe bestattet. Es mö­gen der Beerdigung des Entschlafenen gegen 80 seiner Amtsgenossen beigewohnt haben. Von sämt­lichen Schulklassen, die ebenfalls zur Beteiligung ausgestellt waren, mußten der ungünstigen Witterung- wegen die jüngeren Klassen wieder entlassen werden Kränze wurden mit entsprechenden Ansprachen nie­dergelegt von der Pfarrgemeinde Sauigau, von der Gemeinde Sontheim bei Heilbronn, von verschiedenen Kriegervereinen, von der Zentrumsfraktion des Reichs­tags, vom Volksverein für das kathol. Dculschland u. a. m. Unter den Leidtragenden befanden sich die Reichstagsabgevrdneten Braun von Ravensburg und Graf Adelmann. In dem Verstorbenen ist ein ebenso eifriger, unermüdlicher Priester wie hoch- begeisterter Sohn seiner Kirche eingegangen.

Frankfurt a. M., 25. Jan. Die Frankfurter Zeitung meldet aus Prag: Bis jetzt sind aus der Fortschritt-Grube (Eigentum von Janssen und Meyer in Dresden) 40 Personen teils tot, teils tödtlich verletzt heraufgefördert worden; 30 sind gestorben. In der Grube dürften sich noch 70 bis 80 Leute befinden, die wahrscheinlich verloren sind. Die Ur­sache der Katastrophe ist unbekannt, da es bis jetzt nicht möglich war, dis zum Explosionsherd vorzu- dringen.

Mannheim, 25. Jan. In dem Raubmordpro­zeß Hertz wurde vom hiesigen Schwurgericht die ehemalige Dienstmagd des getöteten Mühlebesitzers Hertz von Billigheim, Marie Schempp, zu 22 Jah­ren Zuchthaus verurteilt, da die Geschworenen die Frage auf Mord vereinten und nur Totschlag ohne Ueberlegung annahmen. Die Witwe des Haupt- thäters, Johann Schempp (der seiner Zeit Selbst­mord begangen), erhielt wegen Beihilfe 1 Jahr 6 Monate Zuchthaus; Georg Groninger wurde von der Anklage der Begünstigung freigesprochen. Sämt­liche Angeklagte sind von Langenau bei Ulm. (Die Witwe Hertz, die bekanntlich ebenfalls in Untersuch­ung gezogen war, ist seiner Zeit wieder auf freien Fuß gesetzt worden.)

Nord Hausen, 21 . Jan. Heute in der Frühe ist die bekannte Kautabak Fabrik von C. A. Kneifs, eines der größten Etablissements dieser Art in Deutschland, dessen Erzeugnisse unter dem Namen Nordhäuser Kautabak in all« Welt gehen, und na­mentlich auf See sehr geschätzt sind, vollständig ausgebrannt. Gegen 300 Arbeiter sind dadurch brotlos geworden.

Halle, 25. Jan. Professor Koch ist nach Trotha geeilt, von wo Cholerafälle gemeldet wor­den sind. Ein Arbeiter liegt in den letzten Zügen,' der vorgestern Saalewasser getrunken und sich übev das von den Behörden erlassene Verbot lustig ge-) macht hat. e

Nietleben, 24. Jan. Acht Personen sind neu erkrankt, zwei gestorben. Die Gesamtzahl beträgt bis jetzt 92 und 32.

Berlin, 24. Jan. In der Militärkommission erklärte der Reichskanzler, der Vorschlag erhöhter Rekruteneinstellung innerhalb der gegenwärtigen Prä­senzstärke gefährde das Vaterland, sei also unan- nehmaar. Die Vorlage der Heeresverstärkung beruhe nicht auf Geringschätzung des Dreibundes, noch auf einem Zweifel an der Fortdauer desselben, sondern auf der Erkenntnis, daß auch mit Dreibünde Deutsch­land im Kriege überlegenen Streitkräften gegcnüber- stehen würde.

Nietleben, 25. Jan. Gestern erkrankten 13 Personen, 1 Person starb. Die Gesamtzahl beträgt 105 Erkrankungen, 33 Tote.

Berlin, 25. Jan. Der Kaiser verlieh dem Großfürsten-Thronfolger von Rußland die Kette des Schwarzen Adler-Ordens.

Deutscher Reichstag. Moutagssttzung. Das Ge­setz über die Einführung der Einheitszeit wird nach längerer Debatte in zweiter Lesung angenommen. Eine von der Kommission vorgeschlagene Resolution ans Vorlage eines Gesetzes zur Abstellung der Kollissionen mit den auf Ortszeit berechneten Zeitbestimmungen der Gcwerbeordnungsnovelle wird abgelehnt. Es folgt erste Beratung des Wuchergesetzes. Abg. Gtese (Ctr.) ist mit der Vorlage einverstanden, die nur in wenigen Punkten eine Erweiternng bedürfe. Abg. Horwitz (freis > verspricht sich von der Vorlage keinen Er­folg, da alle Wuchergesctze die wahren Schuldigen nicht träfen. Abg. Frhr. von Buol (Ctr.) billigt die Tendenz der Vorlage, behält sich aber eine andere Fassung einzelner Bestimmungen vor. Darauf wird die Weiterberatung auf Dienstag vertagt.

Belterreich-Angarn.

Wien, 25. Jan. Um I I Uhr 30 Minuten gestern vormittag wurde in der Pfarrkirche der Hof­burg die Vermählung der Erzherzogin Margarete Sophie mit dem Herzog Albrechr von Württemberg nach dem herkömmlichen feierlichen Zeremoniell voll­zogen. Bei dem Hochzeilszug ging der Bräutigam zwischen dem König von Württemberg und dem Kaiser von Oesterreich, die Braut zwischen der Kö­nigin von Württemberg und ihrer Mutter. Die Braut, in weißer Faillerobe mit fildergestickten Mar- gueriten, Orangenblüten und Myrten geschmückt, war von der Königin von Württemberg und der Erzher­zogin Maria Theresia geleitet. Kardinal Gruscha vollzog die Trauung und hielt eine Ansprache. Der Hosbur,,pfarrer Mayer überreichte die Ringe, welche das Brautpaar gegenseitig ansteckte. Nach dem Segen küßten die Neuvermählten dem Kaiser und dem Kö­nige von Württemberg die Hände und nahmen die Glückwünsche der anderen Fürstlichkeiten entgegen. 3000 Personen wohnten dem Aufzuge bei. 500 Personen befanden sich in der Hofkapelle, wo die Vermählung stattfand. Während der Trauungs- Zeremonie war die Braut lief ergriffen und weinte, ebenso ihre Eltern. Unmittelbar nach der Kopulation übernahmen der württembergische Kammerherr Graf Eberhard Zeppelin und die Hofdame Baronin Olga Stauffenberg den Dienst bei den Neuvermählten, welche sodann vom Kaiser behufs ihrer Verabschie­dung empfangen wurden. Vom zahlreichen Publi­kum auf das sympathischste begrüßt, fuhren di: Neu­vermählten ins Palais der Eltern der Braut, woselbst im engsten Familienkreise ein Dejeuner stattfand. Um 2/48 Uhr erfolgte die Abfahrt des jungen Paares zum Westbahnhof. Reise nach Stuttgart.

Wien, 25. Jan. Dem Vaterland zufolge ließ der Papst durch den Kardinal Rampolla in Wien mitteilen, daß er dem Neuvermählten württembergi- schen Herzogspaar seinen Segen auf den Lebensweg mitgebe.

Wien, 25. Jan. Besonders herzlich gestaltete sich gestern abend der Abschied des Königspaares vom Kaiser, welcher seine Gäste um VzlO Uhr zum Nordwestbahnhof geleitete. Der Kaiser drückte deki (König wiederholt warm die Hand, küßte ihn zweimal chnd küßte dann der Königin die Hand. Nachts strug sich ein Eisenbahnunglück auf der PestWiener Strecke zu, woselbst infolge Nebels ein Pester Per- svnenzug mit einem Wiener Lastzug zusammenstieß. Mehrere Personen des Zugspersonals sind tot. Bei der entsetzlichen Kälte spielten sich in der dunklen lNacht grauenvolle Szenen ab.

" Nach 0 d, 25. Jan. Der König und die Königin ^on Württemberg sind heute früh hier eingetroffen.

Hiezu das Unterhaltungsblatt Nr. 4.

Verantwortlicher Redakteur Stein Wandel in Nagold. Druck und Verlag der G- W. Zaiser'sehen Buchdruckerei.