Gesellschafter.
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Samstag 28. Januar
1893 .
Zum KeburLsLage Sr. Majestät des Kaisers?)
(Mit Gott für Kaiser und fürs Reich.)
Vorwärts mit Gott für Vaterland und König! Vorwärts mit Gott für Kaiser und fürs Reich! — Die Liebe feilschet nicht, ob viel, ob wenig.
Die Freiheit macht gering und vornehm gleich.
Im Reiche Gottes sind wir alle Brüder,
Im Staate Bürger, bieder, frei und gut;
Druni tönen gleich der Freiheit stolze Lieder,
Ob Heid' der Mensch, ob Türk', ob Christ, ob Jud.'
Und immer besser, immer edler, weiser
Wird noch der Mensch in Nächstenliebe gleich.
Erhebt den Blick zu Gott, vertraut dem Kaiser, Vorwärts mit Gott für Kaiser und fürs Reich!
Es naht das schöne Reich der Chiliasten,
Das hehre, seit'ne Kaiser-Jubeljahr.
Geehrt nur sind die Reichen, die nicht praßten,
Und wer — ob arm — doch ehrlich immerdar.
Das Volkstum und die Arbeit sind erkoren Zum Zeichen dieser neuen, gold'nen Zeit,
Und wer zur Treue aufrichtig geschworen,
Der bleibt zum Friedenswerke stets bereit,
Stets treu im Thun, im Fühlen und im Geiste Dem Gott, der alle uns zur Arbeit schuf.
Heil Euch, ihr wackern Fürsten, vielgereiste!
Heil, Kaiser Dir, zum schweren Herrschbcruf!
Das Volkestum zum Höchsten zu entflammen,
Den Frieden schützen für Altar und Herd,
Muß Arbeit wirken mit der Kunst zusammen,
Dann wird das Handwerk frei und hochgeehrt.
Der Kaiser will die Palm' dem Biedern reichen,
Und Fleiß und Kunst liebt unj're Kaiserin;
Und fest, wie nns're tausendjähr'gen Eichen,
Seh'n sie getrost auf bess're Zukunft hin.
Nicht Blut und Krieg will Deutschland ferner künden, — Der Menschheit neues Elend, Unglück wär's — Die neue Zeit will Stärkung und Erholung finden Im Fortschritt der Kultur und des Verkehrs.
Und Treue werde, Kaiser, dir um Treue,
Ob an dem Rhein das Kriegshorn hell erschallt,
Ob in der Ostmark dort es gilt auf's Neue Zu schützen deutscher Ritter stolzen Wald.
Vertrauen tauscht man gerne um Vertrauen,
Und echte Treue währt bis in den Tod;
Zum Friedensschutze taugen nicht die Lauen,
Der Starke nur schützt uns vor Fahr und Not.
In Steruschrift leuchtet's — lernet es nur lesen — Und gäb's ein Jahr, regierend streng und stramm, Nicht Kaiser reicher Leut' nur sind gewesen Die Sprossen aus dem Hohenzollern-Stamm,
Die neue Zeit der Arbeit will im Frieden Des Dampfes Macht sich weih'n, des Wissens Kraft; Denn Wissen ist gleich Macht, und uns beschicken Ist, was nur Kunst und Neuerfinden schafft.
Ein neues Licht, so sonnenrein und Helle,
Erstrahlen ließ uns Edisons Genie: Elektrotechnik heißt die Wunderquelle,
Die manches neue Wunder uns verlieh.
Und Heller ist es rings um uns geworden,
„Durch Nacht zum Licht" ringt sich der Menschengeist, Drum Fürsten, denkt nicht an's Völkermorden,
Den Frieden schirmt, dann alle Welt Euch preist.
Du junger, wack'rer Hohenzollern-Kaiser,
Halt' fest des treu'sten Bundesfreundes Hand;
Denn Keiner ist wohl edler, milder, weiser,
Wie der, der Oest'reich-Ungarn eng verband;
Den du als zweiten Vater hältst in Ehren,
Des Sohn du nanntest deinen besten Freund.
Ihr Beide könnt vereint gar siegreich wehren,
Zu Paaren treiben jeden kecken Feind.
Dein sind die Herzen, dein die Arme, sehnig, Falls uns der Erbfeind spielet schlimmen Streich: Dann frisch mit Gott für Vaterland und König! Vorwärts mitGottfürKaiserund für's Reich! *) (Nachoruck verboten.) (Gr. 8t. M.-M.)
Amtliches.
W i l d b a d.
Aufnahme in das K. Armenbad.
In dem Kgl. Armenbade werden je nach Umständen
1) freies Bad mit unentgeltlicher Verpflegung im K. Landes-Badspital „Katharinenstist" oder
2) freies Bad ohne Aufnahme ins Katharinenstift, und zwar entweder
a. mit einem Gratial von 18 ^l, oder d. ohne Gratial gewährt. Für die hiebei in Betracht kommenden Umstände sind die bei der Kgl. Badverwaltung einkommende Gesuche maßgebend. Letztere sind spätestens bis 10. März d. I. portofrei und stets nur durch Vermittlung der K. Oberämter, welche die Vorlagen hinsichtlich ihrer Vorschriftsmäßigkeit zu prüfen gebeten werden, an die K. Badverwaltung in Wildbad einzureichen.
Diese Gesuche sind zu belegen:
1) mit einem gemeinderätlichen, oberamtlich beglaubigten Zeugnisse, welches zu enthalten hat:
a. den vollständigen Namen und Wohnort, das Alter und Gewerbe des Bittstellers, d. dessen Prädikat, erstandene Strafen, Vermögens- und Erwerbsverhältnisfe, o. eine Nachweisung darüber, daß die zur Unterstützung verpflichteten Gemeinde- und Stiftungskassen den Bittsteller für den Gebrauch der Badekur nicht oder nicht vollständig unterstützen können,
ä. eine Erklärung, daß die unterstützungspflichtige Armenbehörde Sicherheit leiste für
die Deckung derjenigen Kosten, welche
vom Katharinenstist bezahlt werden, z. B für Her- und Heimreise, für längeren Aufenthalt. für Sterbfall u. s. w.
Da diese gemeinderätlichen Zeugnisse sehr häufig nicht vorschriftsmäßig ausgestellt wurden und deshalb zur Ergänzung — oft wiederholt — zurückgeschickt werden mußten, so hat die Kgl. Badverwaltung 1881 ein Formular für gemeinderätliche Zeugnisse ausgefertigt. Bis jetzt war dasselbe nur von der W. Kohlhammer'schen Druckerei aus Stuttgart zu beziehen. Es dürfte sich aber empfehlen, daß auch die Druckereien der Be zirksblätter sich um dessen allgemeinere Bev breitung annehmen. —
Sodann ist das Gesuch zu belegen!
2) mit einem, soweit möglich, genauen ärztlichen Krankenberichte, und zwar ». hat derselbe über Entstehung und Verlauf der vorliegenden Erkrankung, sowie über die seitherige Behandlung und den gegenwärtigen Zustand des Kranken die zur möglichst richtigen Beurteilung des Falles
nötigen Einzelheiten alle genau zu riu' halten.
Verweisung auf in früheren Jahren eingeschickte Zeugnisse ist nicht zulässig, d. Der Krankenbericht darf in ollen den Fällen, die nicht zum gesetzmäßigen Behandlungsgebiet eines niederen Wundarztes gehören, nicht von einem solchen, sondern muß von einem approbierten Arzte bezw. höheren Wundarzte unterzeichnet sein.
Die Bittsteller haben die nach vorausgegangener höherer Entschließung erfolgende Einberufung durch die Badverwaltung zu Hause abzuwarten. Wer sich früher in Wildbad einfinden würde, könnte nur gegen Bezahlung der Taxe die Bäder gebrauchen und hätte in Ermangelung der erforderlichen Mittel zum Aufenthalte in Wildbad die Zurücklie'st- rung in die Heimat zu gewärtigen.
Es wird besonders darauf aufmerksam gemacht, daß die Dauer des Aufenthalts der einzelnen Kranken im Katharinenstift ganz davon abhängt, ob die in den Zeugnissen angegebenen Verhältnisse mit dem Thatbestande bei dem nachfolgenden Erscheinen der Kranken übereinstimmend gefunden werden. Genaue Ausstellung, namentlich der ärztlichen Krankenberichte, ist daher notwendig und im eigenen Interesse der Kranken gelegen.
Von den Gemeindebehörden wird mit aller Bestimmtheit erwartet, daß sie Leuten, welche nicht zu den unbemittelten gehören, oder solchen, von welchen eine Belästigung der Kurgäste zu befürchten wäre, keine Zeugnisse ausstellen.
Gesuche, welche nach dem 10. März einkommen, werden, auch wenn sie die oben bezeichneten Notizen enthalten, nur ausnahmsweise und bloß in besonder» dringenden Fällen, solche aber, welche die oben bezeichneten Nachweise nicht enthalten, überhaupt nicht berücksichtigt werden.
Den 15. Jan. 1893.
K. Badverwaltung.
: kur ^ nicht- gesi
Hages-WeuigkeiLen.
Deutsches Hleich.
> Nagold, 25. Jan. Mit dem 7 Uhr Zug gestern abend kamen gegen 100 Passagiere aus Ab- teusteig hier an, um den 2. Bortrag des Hrn. Ingen. Cox zu hören. Für sie war es ebenfalls von besonderem Interesse, die Ausführungen des Hrn. Cox über elektrisches Licht und elektrische Kraftübertragung zu hören, weil ja Altensteig wie die hiesige Stadt auch mit dem Gedanken sich befaßt, elektnsche Beleuchtung und Elektro-Motore einzuführen.
f-f Nagold, 26, Jan. Wieder wie voriges Jahr hat uns das Quartett Reichmann durch einen Besuch erstellt und sagen wir es gleich, glänzende Leistungen in Streichmusik und auf der Klarinette vorgeführt; namentlich zeichneten sich die erste Violine und das Cello durch gewandte» und seelenvolles Spiel aus, wozu sich in einem „duo de Concert" von Leonard und Servais und einem „Csardas" von Kohne besonders Gelegenheit bot. Aber auch das Zusammenspiel des ganzen Quartetts wurde häufig durch wohlverdienten Beifall ausgezeichnet. Doch mag hier offen gesagt werden, daß die erste Nummer von Mendelssohn für unsre hiesigen Verhältnisse zu lang war; weniger wäre hier mehr gewesen, d. h. wir hätten die zwei ersten Teile geschenkt und uns mit dem Allegro molto vivace
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