Wien, 23. Jan. Der König und die Königin von Württemberg sind gestern, mittags um 11^/. Uhr, hier eingetroffcn und wurden auf dem Bahn­hof vom Kaiser, den Erzherzögen, dem Prinzen Leo­pold von Bayern, den Herzögen Wilhelm, Nikolaus, Philipp, Albrecht und Robert von Württemberg, sowie von den Spitzen der Behörde empfangen. Der Kaiser küßte den König zweimal und sodanu der Königin die Hand. Vom Bahnhofe, wo eine Zhrencompagnie aufgestellt war, fuhren die Herr­schaften nach der Hofburg.

Wien, 23. Jan. Heute vormittag besichtigt das Königspaar die Hofmuseen, woselbst der Kaiser die Führung übernimmt. Um 4 Uhr beginnt die Gala­tafel im Redoutensaal. Der Kaiser wird einen Toast ausbringen, den der König erwidert. Um 8 Uhr ist Hofkonzert, wobei das Hoforchester und die er­lesensten Künstler Mitwirken.

Wien, 23. Jan. Gestern fand im Redouten- saale Hosball statt. Der Kaiser erschien um 9 Uhr, die Königin von Württemberg am Arm führend, hinter ihm der König mit der Erzherzogin Maria Theresia, sodann Erzherzog Karl Ludwig mit der Prinzessin Gisela, der Prinz Leopold mit der Erz­herzogin Maria Josefa, hierauf das Brautpaar Herzog A brecht und Erzherzogin Margarethe und die übrigen Fürstlichkeiten. Das Brautpaar eröff- nete den Tanz, während der Kaiser und der König von Württemberg Cercle hielten. Der Verlauf des Balles war glänzend.

Wien, 24. Jan. Bei dem Galadiner brachte Seine Majestät der Kaiser folgenden Toast aus: Dem heutigen Fest verdanken wir die Anwesenheit Ihrer Majestäten des Königs und der Königin von Württemberg. Indem wir Dieselben in unserer Mitte in treuer Freundschaft herzlich begrüßen, leere Ich das Glas auf das Wohl Seiner Majestät des Königs und Ihrer Majestät der Königin und auf das gesamte königliche Haus. Glück und Segen dem teuern Brautpaar! Seine Majestät der König Wilhelm antwortete: Gestalten Eure Majestät, daß Ich in Meinem Namen und in dem Namen der Königin den aufrichtigsten, herzlichsten Dank für die gnädigen Worte ausspreche, die Eure Majestät soeben an uns gerichtet haben. Die Tage, die wir hier in Ihrer Mitte verleben, werden uns für alle Zeiten unvergeßlich bleiben. Durch die Vermählung des jungen Paares, das einer glücklichen und frohen Zukunft entgegen gehen möge, sind wir in neue Beziehungen geraten, und Ich habe die Bitte und den Wunsch, Eure Majestät mögen uns auch ferner­hin dieselbe Huld und dasselbe Wohlwollen bewah­ren wie bisher. In diesem Sinne erhebe Ich mein Glas und leere es auf das Wohl Ihrer Majestäten des Kaisers, der Kaiserin und des ganzen Kaiser­hauses!

Frankreich

Paris, 20. Jan. In der Enquetekommission teilte Gerville-Reache mit, er werde in der Kammer einen Gesetzentwurf einbringen, welcher bezweckt, daß aus dem Panama-Fonds vergeudete oder unterschla­gene Geld wieder einzubringen; die beweglichen und unbeweglichen Güter Aller, die aus dem Panama- Fonds in erwähnter Weise Summen bezogen haben, sollen als unveräußerlich erklärt werden bei Gefäng­nisstrafe.

Am letzten Sonnabend waren hundert Jahre verstrichen, seitdem der unglückliche König Ludwig XVI. von Frankreich hingerichtet worden ist. Man hatte sich in Paris auf Kundgebungen gefaßt ge­macht, doch sind nur einige religiöse Feierlichkeiten veranstaltet worden. In mehreren Kirchen der Hauptstadt und der Provinz wurden feierliche Messen gelesen, im übrigen kam keinerlei bemerkenswerter Zwischenfall vor.

Paris, 23. Jan. General Ferron, ehemals Kriegsminister im Kabinett Rouvier, teilte einem Interviewer mit, Rouvier habe thatsächlich Gelder aus den geheimen Fonds des Kriegsministeriums zur Bekämpfung des Boulangismus erhalten. Die Gelder seien aber zurückerstattet worden.

Paris, 23. Jan. Develle suchte gestern den deutschen Botschafter auf, um ihm sein Bedauern über die verleumderische Angriffe der französischen Presse gegen andere Vertreter der Dreibundmächte auszusprechen.

Italien.

In der Umgegend Roms wurden 150 Personen als Helfershelfer der Räuberbande Tiburzi verhaftet.

England.

Die Engländer machen es ihren amerikani­schen Freunden noch. Eine Versammlung von De­putierten des Unterhauses bat einstimmig eine Reso­lution angenommen, alle Mitglieder des Unterhauses aufzufordern, dem Gesetzentwurf zuznstimmen, der die Einwanderung armer Ausländer in England verhindert.

Rußland.

St. Petersburg, 23. Jan. Der Großfürst Thronfolger ist heute nach Berlin abgereist.

Serbien.

Belgrad, 22. Jan. Die Stadt war gestern infolge der Nachricht von der Aussöhnung des Ex­könig-Paares illuminiert, auf den Straßen waren Freudenfeuer angczündet, das Volk jubelte und tauzte trotz des Schnees in den Straßen den natio­nalen Kolotauz. Als der König sich in das Theater begab, wurde er von einem Fackelzug begrüßt.

B r i e n t.

Orient. In Egypten herrscht, wenn auch offiziell der Friede zwischen dem Khedive Abbes und der Londoner Regierung wieder hergestellt ist, eine große Erbitterung gegen die Engländer. Dem Khe- divc wurden, wo er sich öffentlich zeigte, laute Ova­tionen dargebracht, welche den englischen Behörden beweisen, wie man über sie denkt. Da Frankreich und Rußland ganz offen die Partei des Chedive er­griffen haben, so ist mit Sicherheit zu erwarten, daß es bald neue Streitigkeiten geben würde.

ßlnuere Mitteilungen.

Gefahr beim Verb rennen der Christ bäume. Nach Weihnachten besteht in vielen Familien der Brauch, den Christbaum als erwünschtes Brennmaterial dem Oien oder dem Herd zu übergeben. Oft wandert der ganze Baum in zerkleinertem Zustande auf ein­mal in die Feuerstätte hinein ein im höchsten Grade gefährliches Beginnen, denn es können Explo­sionen von einer Stärke entstehen, daß der Ofen oder der Herd auseinandergesprengt wird. In einer jüngst abgehaltenen Sitzung der Polytechnischen Ge­sellschaft zu Berlin wurde, wie dasN. Tgbl." mitteilt, für diese Explosionem beim Verbrennen von Tannen und Fichten eine Erklärung gegeben. Tanne und Fichte sind bekanntlich in Stamm, Zweigen und Nadeln sehr harzreich. Das Harz enthält Kohlen­wasserstoff. Wird der Baum verbrannt, so entströmt das Kohlenwasferstoffgas in großer Menge. Geschieht das Verbrennen in einem Öfen oder Herd mit star­kem Zug, so verbindet sich der Kohlenwasserstoff mit dem Sauerstoff der atmosphärischen Luft und es ent­stehen Gase sehr explosibler Natur, denen der Ofen nicht standhält. Wie reichhaltig der in den Nadeln des Baumes enthaltene Kohlenwasserstoff ist und wie kräftig derselbe unter der Einwirkung der Hitze aus­strömt, läßt sich erkennen, wenn man einen mit Na­deln besetzten Zweig einer Kerzenflamme nähert die Ausströmung des Gases aus den Nadeln ist so stark, daß die Flamme der Kerze meist ausgeblasen wird. Es mag also beim Verbrennen der Weihnachts­bäume Vorsicht geübt und in den Ofen oder Herd nur immer eine kleine Menge dieses gefährlichen Brennmaterials hineingebracht werden.

Daß Nichts einem Gerichtsvollzieher heilig ist, dafür können die Städte Pinneberg in Schleswig und Kempten in Bayern neuere vollgewichtige Be­weise beibringen. In Pinneberg hatte man alle Vorbereitungen für die Errichtung eines Krieger­denkmals getroffen, der Platz vor dem Rathaus war zum Standort ausersehen und behufs Aufstellung des Monuments bestens hergerichtet; auch das Denk­mal war bereits an Ort und Stelle, nur die Auf­stellung und feierliche Enthüllung stand noch bevor. Wie dieN. V. Z." mitteilt, ist jetzt das Monument gepfändet worden; der Gerichtsvollzieher hat sein Siegel darauf gedrückt, weil zwischen dem Lieferan­ten des Denkmals und den beteiligten Pinneberger Kreisen Differenzen betreffs der Geldfrage entstanden sind. Sobald Elfterer sein Geld erhalten hat, wird das Denkmal wieder freigegeben werden. In Kem- ten war dieser Tage die ganze Bevölkerung der Stadt und der Umgegend herbeigestürmt, um auf dem St. Mangplatz in dem Hippodrom des Zirkus L. Wulff (nicht des berühmten Ed. Wulff) sich ein paar Stunden an demGrößten",Unübertreffli- chen",Einzigen",Phänomenalen", das die Künst- ler des Zirkus zu leisten versprachen, zu weiden. Mächtige Plakate weissagten wahre Wunder und so

harrte denn die Menge mit alcnweihaltcuter Span­nung der Dinge, die da kommen sollten. Und sie kamen auch nach dem ersten Musikstück in Gestalt eines in der Manege tretenden Herrn, der nur Sten­torstimme dem lauschenden Publikum die grausiige Kunde brachte, daß der GeluhlSvollz>eher die Kasse des Herrn Zirkusdirektors gepfändet habe. Es könne die Vorstellung nicht stanfindeii, da dieKiin'iler" sich weigerten, ohne Aussicht auf Entgelt zu spielen, sintemalen eben auch bei einem Zirkusdie Kunst nach Brot geht." lind sa mnßie denn das ent- ! täuschte Publikum die Halle verlassen. allwo das Schicksal so schnell eingeritten mar.

Wie ein Erzherzog ein Trinkge.d bekam, davon weiß derPesu Naplo" folgende heuere' Geschichte zu erzählen: Eines Vormutags betritt eine Gesellschaft von Aasflüglern den Alesitthec Park. Nach einigen Schritten erblicken die Ausflügler auf einem hohen Baum einen Älu'enmauii, der dort oben Aeste obsägt.Halloh, guter Mann!" ruft ein M tglied der Gesellschaft zu ihm hinaus. .Sie be­fehlen?"Wir möchten gern den crzherzoglichen .Park besichtige!!. Ist es gestattet?"Ja, warum ! denn nicht?"Möchten S,c uns nicht als Führer dienen?"Mit größtem Vergnüge». Vorerst muß ich aber hernnterklettcrn." Der Arbeiter in der Bluse stieg vom Baum herab und füüne tue Gesellschaft. Er war ein sehr guter Führer; er mußte Alles zu zeigen und eingehend zu erklären. Wiederholt rann­ten sich die Mitglieder der Gesellschaft zu:Was für gebildete Dienerschaft der Erzherzog hat!" Nach­dem die Ausflügler mit dem Rundgang fcnig ge­worden waren, gaben sie dem Führer ein Trinkgeld von drei Gulden, welches derselbe mit gebührendem Dank annahm, um dann seiner Wege zu gehen. Die Gesellschaft wendete sich dem Ausgang zu. Doch waren sie noch nicht draußen, und bald sagte der Eine, bald der Andere:Wie schade, daß wir den Erzherzog nicht gesehen haben!" Und sie fragten einen zufällig des Weges kommenden Gäclnerourschen: Aus welche Weise könnten wir den Erzherzog wohl zu Gesicht bekommen?"Gerade im gegenwärtigen Augenblick können Sie ihn sehen. Dort geht er." Der dort in der Bluse?"Jawohl." Tiefe Ver­wunderung auf den Gesichtern der Ausflügler. Der Bluseman.i, Ihr soeben entlassener Führer, dem Sie drei GuldenTrinkgeld" gegeben hatten, war der Erzherzog in eigener Person. Beim Diner sagte der Erzherzog Josef in heiterem Ton zu seiner Gemahlin, der Erzherzogin Klothilde:Siehst Du, meine Teu­erste, das Mittagsessen habe ich mir verdient." Und er zeigte seiner Frau triumphierend die drei Gulden; auch erzählte er ihr, auf welche Art er das Geldverdient" habe. DasTrinkgeld" ver­teilte er dann unter die Alesuther armen Kinder.

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