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Gutsbesitzer Groh 6. In Frankfurt: Leopold Sonnenmann und in Hanau gemeinsam mit dem Freisinnigen Nickel.
— Im Gerlinger Wald wurde eine Rieseneiche gefällt, deren Alter auf 500 Jahre geschätzt wird und deren Stamm 2,20 m im Durchmesser mißt. Das Astholz ergab 19 Rm., der ganz gesunde Stamm würde 16 Rm. Holz liefern. — Aus dem Salzwerk Heilbronn wurde dieser Tage ein Stück Kristallsalz von 40 Ztr. zu Tage befördert. Dieser Koloß soll, abgehobelt und poliert, auf die Ausstellung nach Amster- dam geschickt werden.
Künzelsau, 9. Febr. Ein von hier gebürtiger, im Elsaß ansäßiger junger Mann, Apotheker. hat dieser Tage in der „roten Kreuz"-Lotterie 150,000 gewonnen. — Der Februar hat uns anfänglich Tauwetter gebracht, das im Thal den Schnee zu einem großen Teil wegfegte, während auf der Höhe noch ungeheure Mengen Schnee mit dicker Eiskruste bedeckt liegen. Mit dem Vollmond aber bekamen wir wieder bis 7 o k. Die langandauernde Kälte, die den Holzvorräten gar übel mitspielt, dürfte nicht ohne Einfluß auf die bevorstehenden Holzmärkte sein. Durch die Schneemassen in den Wäldern ist Heuer die Aufbereitung des Reisachs sehr erschwert und die Holzverkäufe werden wohl später als sonst abgehalten werden.
Ehingen, 9. Febr. Gestern abend erhängte sich der ledige 27jährige Schuhmacher Fuchsloch von Obermarchthal in einem hiesigen Hopfengarten. Derselbe war in Sonntagsstaat gekleidet und hatte auch Geld bei sich. Man erfährt, daß er Hochzeitskandidat gewesen und am letzten Sonntag zum erstenmale von der Kanzel ausgerusen worden sei; allein die Braut habe ihn aufgegeben, was wohl als Motiv der verzweifelten Thal anzusehen ist.
Aus dem XVI. Wahlkreis, 9. Febr. Heute hielt die deutsche Partei in Biber ach eine Wählerversammlung im Gasthof zur Krone, die so zahlreich besucht, war, daß die großen Räume bei weitem nicht hinreichten. Den Vorsitz übernahm Rektor Meyer, welcher die Anwesenden begrüßte und ihnen die Wichtigkeit der Wahl ans Herz legte. Hierauf betrat Regierungsrat Bail er das Podium; er gab ein Bild seiner 30jährigen Thätigkeit im Oberlande und legte dann sein Programm dar. Er sieht in der Stärke unseres Heeres die Sicherung unserer nationalen Arbeit und die beste Stütze des Friedens, erblickt im friedlichen Zusammenwirken von Staat und Kirche die Grundbedingungen für die gedeihliche Entwicklung der Volkswohlfahrt. Er will eintreten für Hebung der Landwirtschaft, für Industrie und Handel und namentlich das Wohl der arbeitenden Klassen nicht aus den Augen verlieren. Als guter Katholik hält er zu Papst und Kaiser und wird niemals einer Partei beitreten, welche die Interessen des Reiches verläßt und gegen dessen Macht und Größe feindselig auftritt. Oekonomierat Köstlin von Ochsenhausen kritisierte die Haltung des früheren Abgeordneten Neip- perg und dessen Abstimmung im Reichstag. Er verglich das Los unseres Volkes vor 1848 und heute, sowie das Leben und Wirken der beiden Kandidaten und schloß mit den wärmsten Empfehlungen des Herrn Bailer. Karl Langer, Vorstand der hiesigen Veteranen, beleuchtete, öfters von Beifall unterbrochen, die Septennatsfrage. Unter einem Hoch auf Regierungsrat Bailer schloß die Versammlung.
(Eingesendet vom Lande.)
Die Militärvorlage wird viel zu sehr unter dem Gesichtspunkt einer Forderung der Reichsregierung, einer Last betrachtet, die dem Volk aufgebürdet werden soll. Aber es ist eine Forderung, für deren Stellung wir dankbar sein müssen; es ist eine Last, die wir auf uns nehmen wollen. Denn wir befinden uns in einer so gefährlichen Lage, daß wir, wenn die Reichsregierung etwa schliefe, unsere Stimme mit Macht erheben und sie zwingen müßten, das Nötige zum Schutz des Landes vorzukehren. Aber — freuen wir uns dessen! — sie wacht, sie versäumt nichts, sie weiß auch am besten, wie weit man gehen muß, so daß wir auch bei der nur mäßigen Verstärkung der Armee, welche sie plant, uns beruhigen können. Seien wir nur einig, Maaren wir uns fest und treu um unfern Kaiser — wo ist ein Fürst seines- gleichen? — und vertrauen wir der bewährten Staatslenkung unseres Reichskanzlers!
Die Franzosen freuen sich über unfern Zwist, sie beloben unsere Opposition, aber es gelingt ihnen schlecht, ihre Verachtung zu verbergen. Dem gegenüber können sie stolz sich erheben: sie, die edle Nation, wo Alles willig die größten Lasten trägt und nur ein Ziel kennt, die Größe und den Ruhm des Vaterlands, die unermüdlich an ihrer furchtbaren Rüstung arbeitet, —
sie wird schon mit diesen . . . Deutschen fertig werden. Das glauben sie mehr und mehr und mit ihrer Siegeszuversicht wächst unsere Gefahr.
Doch wir wollen ihnen nicht Recht lassen, wir wollen ihnen zeigen, daß sie sich gründlich täuschen. Je größer aber die Zahl derer ist, die von einer falschen Idee im Bann gehalten die Not des Vaterlandes gar nicht sehen oder gar gleichgültig dagegen sind, desto dringender tritt an uns, die wir sie erkennen, die Pflicht heran, ohne alle Ausnahme am Wahltag unsere Stimme abzugeben. Denn es ist überaus wichtig, daß auch die Gesamtzahl der reichstreuen Stimmen eine große Mehrheit darstellt. Eine jede ist von Bedeutung. Denn in der Urne befindet sich diesmal eine verhängnisvolle Wage: die eine Schale bedeutet die Möglichkeit der Erhaltung des Friedens, und hier hinein fallen alle reichstreuen Stimmen; die andere, den wahrscheinlich baldigen Ausbruch eines Krieges, von dessen Gräßlichkeit und schweren Folgen wir uns gar keinen Begriff machen; da hinein fallen die andern Stimmen? Welche Schale soll nun den Ausschlag bekommen? — Dafür ist jeder Wahlberechtigte mit verantwortlich.
Wählen wir gut, so erweisen wir nicht sowohl der Reichsregierung einen Gefallen und eine Wohlthat als uns selbst, unsrer Familie, unfern Mitbürgern, unsrem Volke. Und wenn wir uns in der glücklichen Lage befinden, einen Abgeordneten wiederwählen zu können, von dem wir wissen, daß er das allgemeine Wohl, wie auch das der einzelnen Stände, insbesondere des Bauern-, Handwerker- und Arbeiterstandes, mit der Reichsregierung treu und gewissenhaft erstrebt , so wollen wir uns dessen freuen und durch allgemeine Beteiligung an der Wahl nebenbei auch ihm den wohlverdienten Dank für seine Opferwilligkeit zu erkennen geben. _
Werrnifchtes.
— Moltke's Spaziergänge. Der Berliner Correspondent der „Morning Post" telegraphiert seinem Blatte über die emsige Thätigkeit der deutschen Militärs und Diplomaten und fährt dann fort: „Es ist fast unmöglich, einen hohen Beamten zu sprechen. Die einzige wichtige Persönlichkeit, welche man regelmäßig sieht, ist Graf Moltke, welcher jeden Nachmittag seinen Spaziergang im Tiergarten macht. Aber ein Diplomat sagte zu mir, als der Feldmarschall an uns vorbeiging: „8'il so promene, c'est gu'il i> Wut pret." (Wenn Moltke spazieren geht, ist es ein Zeichen, daß alles bereit ist.)
— Lohengrün und Lohengelb. In der Maskengarderobe der Berliner Vorstädte spielen sich jetzt, wo die Maskenballsaison sich voll entwickelt hat, für den stillen Beobachter die heitersten Scenen ab. Eine davon sei hier mitgeteilt : Ein penetranter Räucherkammergeruch kündigt den Eintritt eines Schlächters an. „Ick habe neulich in't Schauspielhaus eenen Ritter jesehen, der sang, den will ick machen." — „Im Schauspielhaus? Sie meinen wohl in der Oper!" — „Nee, in't Schauspielhaus, et kam in den Namen so wat von grün vor." — „Ach, Sie meinen Lohengrin?" — „Ja, so war et, -Lohengrün!" Der Garderobier holt nun einen grünen Jägerrock hervor, dazu einen blanken Helm, Stulpenstiefel rc., und Lohengrün ist fertig. Nicht lange darauf stürmt ein zweiter Schlachter herein; er will auch ein solches Kostüm haben. Aber alle grünen Röcke sind fort, nur ein gelber ist noch da. „Nee, ick will einen grünen." — „Aber, mein Lieber, ich kann Ihnen sagen, Lohengelb ist viel feiner." — „Js das wahr?" — „Ich versichere es Ihnen, Sie machen Effekt." Und Lohengelb zieht befriedigt ab.
Kgl. Standesamt ßakm.
Vom 2, bis 8. Februar 1887.
Geborene:
2. Februar. Emma Luise, Tochter des Christian Rexcr, Schmicdmeisters hier.
6. » Maria Josephine, Tochter des Johann Georg Wetzet, Jacquardwebers hier.
Gestorbene:
7. Februar. Philipp Friedrich Steiner, Sohn des Georg Steiner, Steinbrechers
hier, Ihr Jahre alt.
8. Februar. Johann Friedrich Schöttle. Frauenschnnder hier, 63 Jahre alt.
Gottesdienste am Sonntag, den 13. Februar 1887.
Vom Turme Nro: 234. Vormittags-Predigt: Hr. Dekan Berg. Christenlehre mit de» Töchtern. Abends 5 Uhr Pred. in der Kirche: Hr. Miss. Hesse.
Hottesäieaste in äer Metboäisteakapelle am Sonntag, den 13. Februar 1887.
Morgens Hr10 Uhr, abends 8 Uhr.
Amtliche Keklumtmachnngen.
Böblingen.
Marktkonzessio«.
Die Stadtgemeinde Böblingen hat um die Erlaubnis zur Abhaltung von zwei weiteren Vieh- und Schweinemärkten, und zwar am letzten Donnerstag im Monat August und am Donnerstag vor dem vierten Advent nachgesucht.
Dies wird mit der Ausforverung bekannt gemacht, etwaige Einwendungen gegen die Gewährung des Gesuchs innerhalb der Frist von 10 Tagen bei der Unterzeichneten Stelle geltend zu machen.
Den 9. Februar 1887. K. Oberami.
Baur.
HefundeneHegenstände
Am Montag, den 14. Februar, vormittags 8 Uhr,
werden im Wartsaal III. Klaffe des hiesigen Bahnhofs die in dem Zeitraum vom 1. April bis 30. September 1886 in den Bahnzügen der
Enz-, Nagold- und Schwarzwaldbahn zurückgelassenen und nicht abverlangten Gegenstände verschiedener Art versteigert.
Kaufslustige sind eingeladen.
Calw, den 11. Februar 1887.
K. Betriebsinspektion. Huzenlaub.
Keickl8tag8wa^k.
Die Wahl eines Abgeordneten zum deutschen Reichstag findet am
Montag, den 21. Februar I.,
statt. Die Wahlhandlung dauert ununterbrochen von 10 Uhr vormittags bis 6 Uhr abends, und wird präzis um diese Stunde der Wahlakt geschlossen.
Die hiesige Stadt ist in zwei Wahlbezirke eingeteilt. Der erste umfaßt die südliche Hälfte der Stadt mit Wimberg, Tanneneck, Walkmühle, Krappen und Bahnhof. Der zweite Wahlbezirk umfaßt die nördliche Hälfte mit Gutleuthaus und Windhof. Als Wahlvorsteher sind ernannt:
L. für den ersten Bezirk Stadtschultheis; Hasfner und in dessen Verhinderung Stadtpfleger Hayd als Stellvertreter; d. für den zweiten Bezirk Gemeinderat E. Zahn und als Stellvertreter Gemeinderat Kederhafl.