macht. Mehrere hundert Schutzleute waren in der Nähe von St. Paul aufgestellt. Die Predigt hielt Kanonikus Holland über den Satz, daß erst das Christentum den Armen zu ihrem Recht verholsen habe. Mehr als einmal wurde der Redner durch ungestümen, wenig ziemlichen Beifall unterbrochen. Nach dem Schlüsse des Gottesdienstes marschierten die Arbeitslosen in geordnetem Zuge wieder aus der Kirche, ergriffen ihre bunten Fahnen und begannen die Marseillaise anzustimmen.
London, 4. Jan. Der Dampfer Bear Creek ist untergegangen; die Mannschaft wurde von dem Dampfer Accon gerettet.
Der Gesamtbetrag der wohlthätigen Vermächtnisse für Hospitäler, Missionen rc. in England hat im abgelaufenen Jahr die Riesensumme von 1 200 000 Lstrl. oder 24 000000 ^ erreicht.
Kleinere Mitteilungen.
Schuldisciplin und Erziehung. (Nachdruck verboten.) Eine Reihe von Uebertretungen der Schuldisciplin sind inr Laufe der Zeit vor das Forum der öffentlichen Gerichtsbarkeit gezogen und strafrechtlich abgeurteilt worden; eine Thatsache, die einiges Befremden erregen muß, da in früheren Zeiten die öffentliche Rechtspflege niemals mit den vermeint- lichen Uebertretungen der Schuldiscipliu sich befaßt hat. Um so größer aber muß das Befremden wer- Len, da im preußischen Staate analoge Fälle, daß Lehrer zu gerichtlicher Verantwortung gezogen werden, wegen zu krasser Handhabung der Schuldisciplin, zur allgemeinen Kunde nicht gekommen sind und die Vermutung vorliegt, daß da, wo von Seiten des Lehrers eine Ueberschreitung seiner Befugnis statt- gesunden hat, von Seiten seiner ihm Vorgesetzten Behörde die Remedur erteilt worden ist. Die Thatsache, daß bei Bestrafungen auch Ueberschreitungen Vorkommen, läßt sich sicherlich nicht in Abrede stellen und namentlich jüngere Lehrer, die im Augenblick heftiger Aufregung zur Bestrafung schreiten, lassen sich Ueberschreitungen zu Schulden kommen. Unsere Meinung geht dahin, daß diese Ueberschrei
tungen überhaupt nicht auf öffentlichem ge» richtlichen Wege geahndet werden müssen. Die Schuldisciplin ist eine ungemein schwierige Sache, besonders in der heutigen Zeit, wo im Publikum die humanitäre Richtung vorherrschend ist und in der Jugend Mutwillen und Rohheit immer mehr überhand nimmt. Es muß die Jugend an Gehorsam und Ordnung gewöhnt werden. Daher sind Discip- linarstrafen notwendig und keine Schule, wäre sie auch noch so human, darf diese aufgeben. Von jeher hat die Schule das Recht gehabt, Schulstrafen zu verhängen. Denn die Schule füllt eine große Lücke aus, die durch die Erziehung eines Kindes zu Hause immer entsteht. Welche Folgen hat es nun, wenn Lehrer wegen Ueberschreitung ihres ihnen zu- stchenden Rechts gerichtlich bestraft werden und das gerichtliche Erkenntnis in allen öffentlichen Blättern mitgcteilt wird? Sicherlich keine guten, weder bei den Kindern noch bei den Eltern. Die Eltern freuen sich, wenn der vermeintliche Tyrann ihrer Kinder, der diesel en zur Ordnung nnb Gehorsam anhält und, wo es notwendig, mit Strafe einschreilet, einen Denkzettel erhält; die Schüler werden nur noch mutwilliger und renitenter und erklären sogar offen, daß der Lehrer ihnen nichts thun dürfe. Wir fragen, wie soll bei solchem Geiste das Ziel der Schule erreicht werden? Sehen wir uns auf einem anderen Gebiete um. Beim Militär, dessen Einrichtung auf strenger Subordination beruht, sind Strafen notwendig. Der Meister, der seinen Lehrjungen heranbilden joll, verlangt Gehorsam. Ec darf nach den heutigen Grundsätzen nicht strafen, aber er hat doch das Recht, den Lehrjnngen, der renitent ist, fortzujagen. Ebenso können die Dienst boten, die ihren Herrschaften nicht gehorsam sind, fortgcschickt werden. Die Volksschule aber muß sich mit ihren renitenten Elementen fortwährend a''p!age„. Noch ein Gesichtspunkt ist zu erwäaen. Darf d e Stimme deS Arztes, der in einer Zächu. ung eine Mißhandlung erblickt, allein maßgebend sein? Ist wirklich denn darin schon eine Mißhandlung zu ersehen. wenn e'N Schüler in Folge euier Züchtigung
einige blaue Flecke bekommt; solche können ihm unter Umständen nur zum Heil und Frommen gereichen. In der heutigen Zeit, wo vielfach über Rohheit und Verwilderung der Jugend geklagt wird, erscheint eine scharfe Schuldisciplin recht heilsam. Dagegen, wo man die Lehrer gerichtlich bestraft und verfolgt, wird die Autorität des Lehrers leicht untergraben. Derselbe wird sich also hüten, zu bestrafen, und darunter leidet die Schuldisciplin leider noch sehr. Dringt die „humanitäre" Richtung aber noch weiter in die Schule, so wird die Kolonie der jugendlichen Verbrecher, die dadurch allem herangebildet wstd, in erschreckender Weise schneller als je sich ausdehnen. (P. Grüger's N. Mon.-Mat.)
Das Opfer der Sammelwut ist in Bonn ein Postsckretär geworden. Als leidenschaftlicher Liebhaber von Briefmarken hat er ausländische Korrespondenten unterschlagen, um deren Freimarken zu bekommen. Der pflichtvergessene Mann, welcher bereits auf eine 30jährige ThäiigkeN im Postamt blickt, ist seines Amtes enthoben worden
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Eisenbahnsache. Mit dem I. Januar d. I. ist für die Beförderung von Expreßgut ein neuer Tarif zur Ausgabe gelangt. Die Frachtsätze erfahren bis zu einem Gewicht von 5 lcg eine Ermäßigung. Beispielsweise beträgt die Fracht für Sendungen bis zu 5 KZ auf 114 stm 20 das wäre die Entfernung von Nagold nach Heilvronn. Auf die schnelle Beförderung und rasche Bestellung der Exprcßgulscndungeu machen wir ganz besonders aufmerksam.
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Sonntag, 8. Januar, 10 Uhr Predigt; l'/r Uhr Konfirmand euaumeldung in der Kirche mit Ansprache.