klar zu machen. Hr. Herbette hat hier durchaus friedliche Gesinnungen ab­gegeben, aber die Dinge sind in Paris viel wandelbarer als in Berlin?'

Frankfurt, 6. Febr. Zu der neuesten Kundgebung aus Rom bemerkt die gemäßigt-ultramontaneDonauzeitung": Der Papst hat früher seinen Willen in privatim vertraulicher Weise kundgegeben; jetzt tritt er offen auf. Seine Worte sind nicht etwa an einen Zentrumsführer, sondern an die deutschen Katholiken gerichtet. Der Papst entwickelt wie immer große Gesichtspunkte, er begründet sein Vorgehen mit den Interessen des Papsttums, welche mit den Interessen der Katholiken identisch sind. Offen und klar sind die Argumente des Papstes. Er will den Fortbestand des Zentrums, aber er will auch, daß dieses die Interessen der Kirche nicht nach eigener Anschauung vertrete, sondern auch den Papst etwas gelten lasse. In rein Politischen Fragen sei die Aktion des Zentrums frei, in der Septennatsfrage sei sie es nicht ganz, weil diese auch mit religiösen und moralischen Fragen Zusammenhänge, wie nämlich der Pap st die Sache anschaue. Dagegen giebt es nichts zu sagen. Denn hierüber entscheidet der Papst und nicht der eine oder andere Parteiführer. Im Vor­stehenden haben wir die Gedanken niedergeschrieben, die uns beim Lesen des Aktenstücks durch den Kopf gingen. Seine außerordentliche Bedeutung und Tragweite muß Jedem einleuchten, der nicht absichtlich seine Augen verschließt. Wir sagen kaum zu viel, wenn wir ihm die Aufgabe vindizieren, die Pe­riode des Kulturkumpfes abzuschließen unddenreli- giösen Frieden in Deutschland endlich herzu stellen, wodurch die deutsche Nation ein neues Unterpfand ihrer Einigkeit und Stärke gewinnt. Das Zentrum bleibt. Der hl. Vater wünscht ausdrücklich seinen Fortbestand und muß es im In­teresse der deutschen Katholiken und seiner selbst wünschen, wie er dies ja ausdrücklich anerkennt; aber wir sind der Meinung, daß das Zentrum in manchen Dingen neue Bahnen einschlagen muß und daß diejenige Politik zum Siege gelangt, welche wir seit vielen Jahren verfolgen, und welcher ne'.?::dings wieder Herr Professor Diendorfer einen beredten Ausdruck ver­liehen hat. Jnsoferne ist die Note Jakobini's ein Triumph für unsere Politik.

Das Jesuiten-Blatt, das den schönen TitelGermania" führt, hat sich bekanntlich für jede Nummer von Rom telegraphieren lassen, es gäbe gar keine päpstliche Kundgebung. Heute, nachdem der Kardinalstaatssekretär Iacobini die Thatsache ausführlich bestätigt hat, weiß das,Germania" benannte Blatt, nichts Besseres als Uebersetzungs-Ungenauig- keilen an dem Schriftstück zu bemängeln. Davon schweigt das Blatt gänzlich, daß es fortdauernd gelogen hat.

England.

London, 4. Febr. Nach einem Telegramm des Berliner Korre­spondenten desStandard" versicherte Fürst Bismarck gestern dem Bot­schafter einer jüngst befreundeten Macht, er halte die in seiner jüngsten Rede erteilte Versicherung, Deutschland werde unter keinen Umständen Frankreich angreifen, vollständig aufrecht; Deutschland müsse jedoch schlagfertig sein, um einen etwaigen plötzlichen Angriff Frankreichs abzuwehren.

Berlin, 5. Febr. Die Polizei konfiszierte vergangene Nacht 400,000 sozialdemokratische Wahlflugblätter, welche heute abend resp. morgen früh durch 6 Wahlkreise verteilt werden sollten.

Hannover, 4. Febr. Dem Abgeordneten Windthorst soll nach derKöln. Ztg." Graf Herbert Bismarck in Meppen gegenübergestellt werden.

Gcrges-Werrigkeiten.

Conweiler, OA. Neuenbürg, 3. Febr. In einem von zwei Fa­milien bewohnten Hause brach gestern früh Feuer aus, welches das Ge­bäude zum größten Teil zerstörte. Nur mit Mühe gelang es der Feuerwehr, die sehr bedrohten Nachbarhäuser zu retten, deren Bewohner sich in aller Hast

bereits geflüchtet hatten. Die Abgebrannten verloren den größten Teil ihres Mobiliars; einer davon ist gar nicht versichert.

Vom Weinsberger Thal, 3. Febr. Während in den Nach­barbezirken des III. Wahlkreises schon der heißeste Wahlkampf tobt, sind wir bisher von Agitationen verschont geblieben. Unserem bisherigen Abgeordneten, Landwirthschaftsinspektor Leemann aus Heilbronn, scheint von seiten der Volkspartei kein Gegenkandidat ausgestellt zu werden. Die Verdienste Lee- manns auf dem Gebiet der Landwirtschaft, insbesondere seine Bemühungen um Förderung des landwirtschaftlichen Kreditwesens, werden von der Land­bevölkerung dankbar anerkannt. Seine Wiederwahl gilt in unserem Bezirk für gesichert.

Maulbronn, 3. Febr. Allem nach wird die Reichstagswahl in unserem IV. Wahlkreis einen sehr ruhigen Verlauf nehmen. Die Volks­partei scheint auf eine Kandidatur gegen Freiherr von Neurat verzichten zu wollen. Die Wahlbewegung kommt daher bei uns selbstverständlich erst etwas später in Fluß. Die erste Wahlversammlung in unserem Bezirke wird am Montag den 7. Februar in Dürmenz-Mühlacker gehalten werden, wobei Eduard Elben aus Stuttgart überdie Aufgabe aller christlich-konservatien Männer bei den Reichstagswahlen und insbesondere bei der Wahl am 21. Februar" sprechen wird.

Maulbronn, 3. Febr. Gestern hielt Herr Prof. Dr. Walz am ev.-theol. Seminar hier im Postsaal einen Vortrag vor demFamilienkranz" überStreifzüge durch den Peloponnes". Er schilderte Land und Leute nach den persönlichen Eindrücken, die er im vorigen Jahr bei einer Reise durch Griechenland empfangen hat. Der diesmalige Vortrag bildete die Fortsetzung eines vor drei Monaten gehaltenen, worin er uns von Athen über Akro- korinth, Argos und Sparta über den Taygetos geführt hatte. Diesmal ging's von Kalamata über das alte Messens nach Olympia. Es waren sehr anziehende Reisebilder, wie sie nur ein scharfer Beobachter, ein warmer Freund der Natur, ein kunstliebender Verehrer der Schöpfungen des klassischen Alter­tums und ein genauer Kenner der griechischen Geschichte zu entwerfen vermag.

Ehingen, 3. Febr. Kaum ist es ein Jahr, daß in einer hiesigen Wirtschaft ein junger Mann erstochen wurde; heute hört man, daß besten Bruder, Alois Dolp, gestern abend im Gasthaus zum Kreuz ohne eigent­liche Veranlassung von Fabrikarbeitern der Trunzschen Cigarrenfabrik gestochen worden sei. Er erhielt drei Siche in die Brust, die einen großen Blutverlust zur Folge hatten; sein Befinden ist derart, daß seine Ueberführung nach Haus nicht bewerkstelligt werden kann. Durch unfern Oberamtsbszirk reisen gegenwärtig viele Zigeuner; der Aufenthalt in hiesiger Stadt wird denselben stets verweigert, dagegen haben die Nachbarorte von ihrer Aufdringlichkeit um so mehr zu leiden. In Obermarchthal kam es vor, daß dieselben eine Kuh wegtrieben, welche der Eigentümer kaum noch zeitig genug requirieren konnte, ehe die Zigeuner verschwanden.

Aus dem 15. württembergischen Wahlkreis, 5. Febr. Wie dasD. V." mitteilt, ist dem Zentrumskandidaten, Staatsanwalt Gröber in Ravensburg, von der Vorgesetzten Behörde der nachgesuchte Urlaub behufs Abhaltung von Wahlversammlungen verweigert worden.

Klllulclz- Ae GeweebeAammee Eatw.

Oeffentliche Sitzung

Samstag, den 12. Kebruar 1887, vormittags 9 Uhr.

Tagesordnung:

1) Zusammenstellung des Ergebnisses der letzten Handelskammerwahl.

2) Die beabsichtigte Erhöhung der Staatsgewerbesteuer.

3) Einführung obligatorischer Prüfungen im Baugewerbefach.

4) Beratung des Etats pro 1887 und Rechnungsprüfung.

Der Borstand: Kommerjienrat Staelin.

Von Dir ist auch nie eine vernünftige Antwort zu erhalten, bemerkte Hahn ärgerlich, indem er sich den Schweiß von der Stirne trocknete. Statt mir zu helfen, machst Du faule Witze.

Suchen helfen!" lachte Fuchs. Zwei Groschen! das ist nett! die sind ja nicht der Mühe des Bückens wert. Wenn es noch fünf Thaler wären, damit wir wieder einmal ordentlich kneipen könnten.

Du denkst nur an das Essen und Trinken!

Nun ja, Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen.

Jawohl, aber wohnen muß der Mensch auch, das weißt Du recht gut und dennoch lässest Du mich hier allein über diesen langweiligen Abschreibereien und Käse­rechnungen schwitzen, die ich nur für den Hausphilister übernommen habe, damit er uns wieder auf einige Tage mit seinen lästigen Mahnungen verschont.

Du bist sehr höflich, lieber Junge, entgegnete Fuchs, ohne den Blick von seinem Buche zu erheben. Mahnungen Schon mehr Drohungen Injurien, diese zarten Anspielungen von Exmittieren, an die Luft setzen rc. Uebrigens, mache mir keine Geschichten vor und stempele Dich hier nicht zum Märtyrer unserer gemeinschaftlichen Sache. Ich weiß doch besser, warum Du Dich zu dieser Arbeit herablässest. Weil Du in das Mädel, die Elise, bis über beide Ohren verliebt bist und Dich bei dem Alten lieb Kind machen willst. Was sagst Du nun alter Sohn?

Was ich sage, antworte Hahn verlegen, nun, daß ich das Mädchen lieb habe und sie mich was weiter?

Das wird den Alten freuen

Ich weiß, daß ich vorläufig keine Aussichten habe, wie die Sachen jetzt stehen darum bitte ich Dich herzlich, sei nur einmal vernünftig und rate hilf! Gestern war der dritte Monat unserer Miete fällig, woher die 42 Thaler nehmen-

Du sollst eine Million haben, ich werde sie einem Könige Mit Gefahr meines Lebens stehlen", las Fuchs laut, legte sein Buch weg und fuhr entzückt fort: Ja, dieser Karl Moor war ein famoser Kerl!

Hahn war wütend aufgesprungen und warf die Feder hin.

Mensch, rief er, bist Du denn unverbesserlich?" Du kannst jetzt noch mit Karl Moor und seinen Räubem schwärmen, während wir, wenn das so fort geht, bald selbst ein Unterkommen in den böhmischen Wäldern suchen können.

Damm mache ich mich ja einstweilen mit der Gegend dort bekannt, entgegnete der unverwüstliche Fuchs, fuhr jedoch, als er den komischen Ingrimm seines College» sah, etwas ernster fort:

Was ist denn an der ganzen Sache? Wir haben nun mal ein paar Wochen Pech - das ist anderen großen Männem auch schon passiert. Die Manichäer müssen eben warten, bis der Onkel wieder Moos schickt

Wenn er überhaupt noch welches schickt antwortete ärgerlich Hahn, was ich sehr bezweifle.

Sei so gut, lachte Fuchs, und lasse dies unseren Nickelberger nicht hören ah, lupus iv tabula!

Und wirklich erschien unter der Thüre des Zimmers Herr Nickelberger, dessen leises Anklopfen die Musensöhne überhört hatten. Es war ein recht hübsches Exem­plar des SpeciesHausmanichäer" und in seiner Art jedenfalls einzig. Die Figur des würdigen Zimmerrinaldini glich einem großen Lineal, welches in einen furchtbar langen grauen Rock gesteckt war und auf dessen Spitze ein Haupt balancierte, das eine unerkennbare Aehnlichkeit mit dem Kopfe eines Raubvogels hatte. Die Keinen Augen blickten scharf unter einem Paar buschigen Augenbrauen hervor, die im Gegen­satz zu dem spärlichen grauen Haupthaar vollständig schwarz waren. Dabei lächelte Herr Nickelberger, selbst wenn er in die höchste Wut geriet, immer äußerst freundlich und rieb sich mit Beharrlichkeit die hageren Hände, als wolle er, wie weiland Lady Makbeth, unschuldig vergossenes Blut von denselben abwischen.

Kurz, er war kein angenehmer Mann, der Herr Nickelberger am unange­nehmsten aber war er, wenn er zu mahnen kam, in welch löblicher Absicht er auch jetzt bei den beiden Musensöhnen eintrat.

(Fortsetzung folgt.)