Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Ssmstag 17. September

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1892

Amtliches.

Nagold.

Beschränkung der Flößerei.

In Anbetracht des gegenwärtigen außergewöhnlich niederen Wasserstandes der Nagold, bei welchem durch unbeschränkte Ausübung der Flößerei der Betrieb der Mühlen und sonstigen Wasserwerke zu sehr gestört wird, wird hiemit in Uebereinstimmung mit dem K. Oberamt Calw, dem K. Forstamt Wildberg und den beteiligten Interessenten der Floßbetrieb aus der Nagold bis auf Weiteres, d. h. bis die Wasserstands- verhällnisse dieses Flusses sich gebessert haben wer­den , in der Weise beschränkt, daß aus den Wasser­stuben ab Altensteig und bei Mohnhardt die Flöße nur an den drei Tagen der Woche

Dienstag, Donnerstag und Sonntag abgehen dürfen.

Die Flöße müssen je in der Frühe abgehen und die Wasserstuben nach Passieren der Flöße bis zum nächsten Fahrtaa geschlossen bleiben.

Zuwiderhandlungen werden bestraft.

Gegenwärtige Verfügung tritt sofort in Kraft.

Die Verfügung vom 8. d. M.,Gesellschafter" Nro. 106, ist hienach abgeändert.

Ten 15. Sept. 1892.

K. Oberamt. Vogt, A.-V.

Gestorben: Den 14. Sept: Klaiber, Julius, Dr., Professor der Litteratur und Aesthetik an der kpl. Techn. Hochschule, Ritter des Kronordens und des Friedrichsordens I. Kl-, Ehrenmitglied des Stuttgarter Liederkranzcs und des deutschen Schützcnbundes, 58 I., Herzlähmung, Stuttgart- Steinach a,/Brenner. Den 14. Sept.: Wilhelm Kübler, Restaurateur, 38 I., Wildbad.

Holges-Wenigkeiten.

Deutsches Weich.

Nagold. Zur Waldstreufrage. (Vom Rat­haus.) Daß auf unserer Markung Heuer ein großer Ausfall an Futter und Stroh vorliegt, ist unbestreit­bar, also zumal bei den hohen Sägmehl- und Torfstreu-Preisen das Verlangen nach Waldstreu Heuer für unsre Stadt begründet. Ebenso ist zuzu­geben, daß Nadelreisstreu allein, schon weil ! solche nicht für alle Feld-Grundstücke paßt, dem I Streumangel nicht abhelfen kann, also auch noch ! Laub oder Moos abzugeben ist, soweit dies mit der in erster Linie maßgebenden Erhaltung der Wald­bodenkraft vereinbar erscheint. Dagegen fragt es sich nun weiter: ob die Abgabe von Moosstreu in diesem Herbst oder aber erst im nächsten Frühjahr für die Oekonomen selbst zweckmäßiger ist. Der Gemeinderat hat sich für letztere entschieden und zwar aus folgenden Gründen: 1. Weil die K. Forstdirektion und unser geltender Streu-Nuzungs-Plan in Streu- Notfällen in erster Linie Aushilfe mit Nadelreis­streu vorschreibt, wie solche auch in andern Forst­bezirken sogar alljährlich verlangt und abgegeben wird. 2. Weil das Nadelreis, wenn von Ende Oktober an nach Bedarf frisch abgegeben, die Nadeln , behält, dagegen, wenn erst im Frühjahr aufbereitet, die Nadeln sehr rasch verliert, also dann zur Streu nichts mehr taugt. 3. Weil die Futter- und Streu- Not doch eigentlich erst vom nächsten Frühjahr an beginnt, also gerade dann unsere Oekonomen mit einer reichlichen Moosstreu-Abgabe am gründlichsten bis zur nächsten Ernte geholfen sein wird, während, wenn man jetzt schon Moosstreu abgäbe, solche bis > zum Frühjahr verbraucht wäre, eine zweite Moos- ! Abgabe im nemlichen Jahre aber unzuläßig sein würde.

> Altensteig, 15. Sept. Die Landwirte hier und in der Umgegend haben diesmal Sorge für die Wintersaat. Denn die Mäuse haben sich in diesem trockenen Sommer so vermehrt, daß sie wohl großen Schaden machen werden. Die Hopfen in unsrer Gegend sind Heuer gut geraten und wurden noch vor dem Regenwetter getrocknet. Unsre Bierbrauer bezahlen 10Ö »kL Pro Zentner; anderwärts kostet der Ztr. Hopfen 120130 ^ Am nächsten Sonntag giebt der hies. Liederkranz unter Mitwirkung des Kirchenchors und einiger weiteren musikalischen Kräfte ein Konzert für die Abgebrannten in Warth. Das Programm ist sehr reichhaltig, bietet viel Ab­wechslung und verspricht viel musikalischen Genuß.

Freudenstadt, 13. Sept. Mit Bezug auf die derT. Chr." entnommenen Nachricht von einer Unthat, die hier vorgekommen sein soll, wird mitge­teilt, daß die Sektion der Leiche des verstorbenen Kindes keinen Anhaltspunkt dafür gegeben hat, daß dasselbe durch Mißhandlungen seinen Tod gefunden. Zs ist denn auch keinerlei Verhaftung vorgenommen worden.

Freudenstadt, 14. Sept. Heute vormittag 9 Uhr wurden 20 Stück Brieftauben, welche mit dem 8 Ubr-Zug von Straßburg angekommen waren, ab­gelassen und kamen dort wieder nach 45 Minuten, laut Telegramm, an.

Freudenstadt, 14. Sept. Wegen des mehrer­wähnten Vorfalls (angeblich durch Mißhandlungen verursachten Todes eines Kindes) ist nun heute vor­mittag die Stiefmutter doch verhaftet worden.

Tübingen, 15. Sept. (Schwurgericht.) Tagesord­nung der Schwurgerichtssitzungen des 3. Quartals 1892. 1. Den 15. Sept. Strafsache gegen den Dienstknecht August Friedrich Finkbeiner von Poppelthal, wegen versuchter Not­zucht; 2. Am gleichen Tage: Strafsache gegen den Kaufmann Johann Stefan von Bockcnau, derzeit in Besigheim, wegen Bankerott?: 3. Den 16. Sept: Strafsache gegen den Pferde­händler Konrad Huon von Oberthalheim, wegen Meineids; 4. Den 19. Sept.: Strafsache gegen den ledigen Goldarbeiter Wilhelm Bellon von Ottenhausen, wegen Meineids; 5. Am gleichen Tag: Strafsache gegen den Schuhmacher Georg Strohmaier von Gönningen, wegen Bankerotts; 6. Den 20. Sept.: Strafsache gegen den ledigen Bierbrauer Konrad Fleck von Entringen, wegen Verbrechens wider die Sittlichkeit.

Geschworenenliste für das III. Quartal. Bleyer, August, Bijouteriefabrikant in Neuenbürg; Dachtler, Andreas, Geometer in Althengstett; Gras, Johann Georg, Gemeinde­pfleger in Wenden; Rau, Martin, Bauer und Gemeinderat in Haslach; Röm, Johannes, Gemeindepfleger in Sulz (Dorf), Schuon, Johannes, Gemeiuderat in Nagold; Vetter, Johann, Bauer und Gemeinderat in Entringen; Zahn, Emil, Priva­tier in Calw; Ernst, Jakob, Bauer in Deckenpfronn.

Stuttgart, 13. Sept. Nach demSt. A." ist auf dem hiesigen Bahnhof eine ständige ärztliche Station zur Beobachtung des Eisenbahnverkehrs von heute ab auch von Staatswegen eingerichtet.

Stuttgart, j15. Sept. Das Gesuch des sozia­listischen Vereins um Ueberlassung des städtischen Reithauses wurde vom Gemeiuderat mit 14 gegen 4 Stimmen abgelehnt. Dafür stimmten Payer, Fischer, Lotter und Lauser.

Cannstatt, 13. Sept. Nach einer Bekannt- machung des württ. Rennvereins unterbleiben die für den 29. angekündigten Rennen.

Balingen, 13. Sept. Die mit einem Gchalt von 1069 ^ ausgeschriebene Stelle eines Stewlbau- meisters, Oekonomieverwalters und Oe.Lfcue:schauers dahier wurde vom hiesigen Gemeinderat dem Herrn Werkmeister Schuster aus Nagold übertragen.

(Albbote.)

Ravensburg, 13. Sept. Seitens der Konkurs­verwaltung und de- Gläubigerausschusses der Spar­

und Vorschußbank wurde gestern die Aktienbrauerei samt Liegenschaften, Inventar u. s. w. um den Preis von 175000 ^ an Posthalter und Güterhändler Birk von hier endgiltig verkauft. Die Schätzung beim Krach der Bank betrug 314000 vjL. Eigen­tümlich ist es, daß beim Verkauf dieses gut einge­richteten Geschäfts sich kein einziger Brauer als Kaufsiiebhaber gezeigt hat. Birk hat jedenfalls kein schlechtes Geschäft gemacht, bereits sind ihm von einem Nürnberger 200000 ,/(( geboten.

Ulm, 13. Sept. Zu einem hiesigen Metzger kam heute vormittag ein Fremder und kaufte sich Wurst, die er mit einer 100 ^(-Rolle in 2 Stücken bezahlte. Er bat dabei, man möge ihm statt des Silbers Gold oder Papiergeld des leichteren Aufbewahrens halber geben. Der Metzger gab auf die Rolle, die mit dem Siegel des hiesigen Postamts versehen war, heraus, ohne sie zu öffnen. Als dies später geschah, entdeckte er zu seinem nicht geringen Schrecken, daß die Rolle Bleistücke in der Größe von 2 -^-Stücken enthielt.

Karlsruhe, 13. Sept. Die nach Lahr einbe- rufene Generalversammlung der Reichsfechtschule fin­det wegen der Choleragefahr nicht statt.

Die Rede des Bezirkspräsidenten v. Hammerstein bei der Enthüllung des Reiterstandbilds Kaiser Wil­helms I. in Metz schloß mit folgenden Sätzen: Hier, wo des alten Reiches und der Karolinger Wiege gestanden, ist auch das neue Reich der Hohen- zollern geboren, nach den ehernen Gesetzen der Welt­geschichte in Sturm und Kampf, aber nicht für Sturm und Kampf, sondern für die hehren Güter dauernder Wohlfahrt, und schon beginnen die Wunden des unvermeidlichen Kampfes zu vernarben und der Lothringer, stolz darauf, daß sein Kaiser als Schloß­herr von Urville der Seinen einer geworden, blickt vertrauend auf zu seinem Kaiser und Herrn und verehrt in dem Heimgegangenen Helden den Frieden bringenden Gründer des Reichs. So möge denn von dieser Stätte, dem gewaltigen Bollwerk deutscher Kraft und Einigkeit, des großen Kaisers milder und hoheitsvoller Blick hinüberschauen auf jene Wahlstatt» wo unter seiner glorreichen Führung in hartem Rin­gen das Deutsche Reich erstanden, hinabschauen auf das wiedergewonnene Lothringer Land, segnend auf kommenden Geschlechtern ruhen, sie lehrend, daß nur im festen Zusammenhalt von Volk und Fürst, in un- wandelbarer deutscher Treue des Reiches Wohlfahrt gedeiht, durch diese Treue und Liebe, die wir heute und immerdar begeistert geloben, mit Gottes Hilfe gesichert ist für alle Zeit."

Hamburg, 13. Sep. Die Cholerakommission des Senats hat an die Fakultäten von Berlin, Leip­zig und Halle depeschiert, daß ein weiterer Bedarf von Aerzten nicht mehr vorhanden sei.

Hamburg, 14. Sepi. Geheimrat Professor Koch ist heute hier eingetroffen. Für die heutige Si­tzung der Bürgerschaft brachte der Senat einen drin­genden Antrag ein, worin die Bewilligung einer Staatshilfe von 1 Million verlangt wird. Dieser Kredit ist nicht für die Notleidenden bestimmt, son­dern für Maßnahmen zur Bekämpfung der Cholera. Der größte Teil dieses Betrags soll bereits veraus­gabt sein.

Hamburg, 14. Sept. Von gestern Mittag bis heute Mittag kamen 344 Erkrankungen und 143 Todesfälle vor; davon entfallen auf Dienstag 198 Erkrankungen und 96 Todesfälle. Transportiert wurden gestern 137 Kranke und 47 Tote.