nische Pilger an. Das Organisatioiis-Komite hofft, daß die Gesamtsumme der bisherigen Pilger die Zahl von lOOOstO übersteigen wird.

England.

London. 27. Aug. Die Katastrophe in Brid- gend wird bestätigt, cs ift keine Hoffnung, die 143 Verschütteten zu retten, da die Velitilationsmaschinen verbrannt und die Stollen verschüttet sind.

Liverpool, 27. Äug. Die transatlantischen Dampfergesellschaften nehmen wegen der Cholera keine Auswanderer als Passagiere mebr an.

Rußland.

Nach einer Petersburger Meldung der Polit. Korr." ist die gegenwärtige tägliche Durch, schmttsziffer der Choleraerkrankungen in ganz Ruß­land 7000, der Todesfälle 3500.

Dem russischen Fuchs werden die bulgarischen Trauben immer mehr Essig. Eine Petersburger Zuschrift derPol. Corr," führt aus, daß die dor­tigen leitenden Kreise dem Empfang Stambulow's durch den Sultan keinerlei politische Bedeutung bei­messen. Die Anerkennung Ferdinands durch Ruß­land sei ausgeschlossen und die übrigen europäischen Mächte würden wegen der Anerkennung des Cobur- gers keine internationalen Verwicklungen herbei- sühren.

Warschau, 25. Aug. Unter der Garnison ,Skierniwice ist in den letzten Tagen die Cholera ausgebrochen. Es sterben Durchschnittlich täglich 15 Soldaten.

Türkei.

Bubibat, der Haupt-Eunuch des Sultans von Marokko, hat einen kleinen ihm gehörigen Neger­sklaven zu Tode gemartec, indem er siedendes Wasser langsam auf den Kopf des Kindes fließen ließ. Eine daraus eingcleitete Untersuchung ergab, daß es der fünfte Sklave war, den der grausame Eunuch aus diese Weise gelötet hallte.

Kleinere Mittrilnkge».

Magstadt, 22. Aug. Bierbrauercibesitzer Chr. Schmidt von Philadelphia, welcher seine Heimatge­meinde Magstadt von Zeit zu Zei zu besuchen pflegt, gab auch dieses Jahr wieder seiner Anhänglichkeit an dieselbe dadurch Ausdruck, daß er den Armen der Gemeinde vor seiner Abreise 500 ^ überwie­sen hat.

Schutzimpfung gegen Cholera. Ueber die Aussichten der Schutzimpfung gegen Cholera äußert sich dieAerztl. Rundschau" (München) folgender­maßen: Daß die Cholera voraussichtlich für Schutz­impfungen zugänglisch sein wird und daß man in gar nicht ferner Zeit die letzteren als einzig wirksame und dabei das Nationalvermögen im Vergleich zu den Grenzsperren unendlich schonende Methode in Anwendung ziehen wird, dafür sprechen besonders folgende Umstände: l) Hausthiere erkranken bei einer Epidemie niemals an Cholera. Auch bei Verfütter­ungen und selbst bei subkutaner Einspritzung von Reinkulturen erzeugt man bei ihnen keine Cholera. 2) Ungefähr die Hälfte der Menschen ist für Cholera überhaupt nicht empfänglich. 3) Wer dieselbe ein­mal überstanden hat, pflegt 45 Jahre dagegen geschützt zu sein. Alle diese Umstände berechtigen zu dem Schlüsse, daß die Cholera mindestens ebenso wie die Pocken mit künstlicher Immunisierung be­kämpft werden kann, und daß es lediglich des nöti­gen Fleißes und dabei auch ein wenig Glücks bedarf, um einen Impfstoff aufzufinden, welcher zuverlässig wirkt, dabei keine schädliche Nebenwirkungen entfaltet, verhältnismäßig leicht dargestellt und endlich auch versandt werden kann. Die Brieger'sche Kalbsthy- mus-Methode eignet sich deshalb weniger gut, weil sie viel Zeit kostet, unbequem, und insofern nicht absolut zuverlässig ist, als sie demAusprobieren" einen zu großen Spielraum übrig läßt. Von großem Interesse ist eine von G. Klemmperer in Berlin stammende Methode, welche die giftigen Kulturen mittelst. Electricität abschwächt und die Bacillen, der­selben vollständig abtötet, während das Gift- soweit abgeschwächt wird, daß es sich zur Immunisierung außerordentlich gut eignet. Für dieseelekrische Hin­richtung der Bacillen" genügen Ströme von 20 Milliampöre. Die genauere Beschreibung des Ver­fahrens wird demnächst der Oeffentlichkeit zugäng­lich gemacht, werden.

In Mannheim wurde eine junge Dome ein Opfer der Schleppe. Dieselbe trat beim Treppen-

herabgehen ans die Schleppe und stürzte so Unglück- lich auf den Hinterkopf, daß sie nach einigen Tagen infolge Hirnerschütterung starb. Besonders tragisch erscheint dieser Unglücksfall angesichts des Umstan­des, daß die junge Dame Braut mar und am selben Tage, wo die Hochzeit stattfinden sollte, begraben wurde.

Die Aranäo nation. Folgender Ausspruch eines Elsässers wird verbürgt:Mir Elsässer sin tonjouro mit den Aranäo» nations; früiher sin mer di der granäo nation als I'ranroso gsin. hitt isch der Ditsche die grancio Nation, sin mir Elsässer jn- steinont au wieder derbi allewil sin mir Elsässer bi der granäe nation."

Berliner Leben. Mutter, Tochter und Bräu­tigam wurden am Mittwoch Nachmittag gegen 6 Uhr nach einer blutigen Schlägerei, in die sie ge­raten waren, von niedreren Schutzleuten nach dem Polizeirevier in der Dragonerstraße gebracht. Die Handelsfrau R. aus der Dragonerstraße vermißte seit längerer Zeit ihre Tochter Anna. Am Mittwoch nun um die angegebene Zeit sah Frau R. die Ver­mißte in einer Droschke zweiter Klaffe vorüberfahren. Neben ihrer Tochter saß ein Mann, ihrBräu­tigam." Die Mutter winkle hastig dem Droschken­kutscher, lief an die Droschke und schlug mit dem Schirm auf ihre Tochter ein. Diese und ihr Be- aleiter sprangen aus der Droschke, und nun entspann sich unter den Dreien eine heftige Schlägerei, wobei cs blutige Köpfe gab. Schutzleute mußten herbeige­holt werden und diese brachten die Wütenden nach langer Muhe auseinander und dann auf das Poli­zeirevier, wo sich zwischen Mutter und Tochter noch eine recht unerquickliche Szene abspielte.

Folgendes Kuriosum wird der Köln. Ztg. aus Grefrath (Kreis Kempen) berichtet: Am vergangenen Sonnabend wurde hier ein leerer Sarg beerdigt, da man vergessen hatte, die Leiche in den Sarg zu legen. Als die Familie aus der Kirche nach Hause kam, fanden die Eltern die Leiche ihres Kindes noch auf dem Totenbettchen vor.

Folgende Warnung veröffentlicht der Reichs­anzeiger: Nach den auf amtlichem Wege hierher ge­langten Mitteilungen wird in Großbritanien neuer­dings vielfach weißer Klees amen eingeführt, wel­cher durch einen Schwefelungsprozeß gefälscht ist. Derartig gefälschter Klecsamen soll namentlich aus Deutschland stammen. Solche Manipulationen sind an und für sich unzulässig, und ist der Verkauf des in der bezeichneten Weise behandelten Kleesamens in England strafbar. Die beteiligten Interessenten können daher nur gewarnt werden, ein Verfahren fortzusetzen, welches sie mit Strafrichter in Konflikt bringen würde.

Die neueste Errungenschaft der Hauselektrizi- tät, das elektrische Bügeleisen, verspricht alle mit dem Gebrauch der jetzigen Plätteisen verknüpften Uebelstände zu beseitigen. Nach der Zeitschrift für Elektrotechnik besteht dasselbe aus einem hohlen, mit Handgriff versehenen Körper. in welchem eine An­zahl Metallkerne angeordnet sind. Diese Metallkerne werden nun der Reihe nach mit einem durch den Handgriff eingeführten Leitungsdraht und mehrere Asbestlagen abwechselnd in zweckmäßiger Weise um­wickelt, worauf das andere Ende des Drahtes eben­falls durch die Oeffnung im Handgriff wieder nach Außen zurückgeleitet wird. Schließt man nun die beiden Drahtenden an eine elektrische Leitung an, so werden die Kerne durch den die Umwicklungen durch­fließenden elektrischen Strom erhitzt und die Erwär­mung überträgt sich auf das Bügeleisen selbst oder auf die die Kerne tragende Bügelplatte, die sauber und gleichmäßig warm bleibt.

Ein gräßlicher Unglücksfall wird aus Wart­berg im Mürzthal berichtet: Bei der Reinigung und Ausbesserung der Feuerungskanäle im Werke der Firma Vogel wurde aus Versehen ein Arbeiter Na­mens Pachter, eingemauert. Nach zwei Tagen wurde dessen Abgang bemerkt. Sogleich wurde das Feuer gelöscht, die Kanäle wurden aufgebrochen und die verkohlte Leiche P.'s gefunden. Ausgebrochene Zie­gel beweisen, daß P. vergebliche Anstrengungen machte, ins Freie zu gelangen. Die gerichtliche Untersuchung ist eingeleitet.

Aus den Befreiungskriegen zu Anfang dieses Jahrhunderts leben noch 43 Vetranen. Der älteste der Schaar ist Uhrmacher Göring aus Ottensen, ge- boren im Jahre 1796.

Schneeberg. 23. Aug. In Eibenstock wurden heute durch eine große Feucrsbrunst dreißig Häuser zerstört.

Bauernehre ä 1a Mascagni. Das Dorf Mer- cagliamo bei Neapel war am 20. Juli der Schau­platz einer Tragödie. Der 20jährige Antonio Saccone hatte sich in eine Feldarbeiterin verliebt, die wegen ihres goldblonden Haares von allen nurdie blonde Madonna" genannt wurde. Der reiche Saccone bekam jedoch einen Korb, da sich die blonde Madonna bereits einem andern Bauer zu eigen gegeben hatte. Saccone beschloß, sich seines begünstigten Rivalen zu entledigten. Ein Streit war bald provoziert. Gleichzeitig krachten drei Schüsse und drei Personen brachen blutüberströmt zusammen. Die blonde Ma­donna hatte nämlich erfahren, daß ihr Geliebter mit seinem Nebenbuhler in Streit geraten sei und hatte sich, um ihm im Notfall beistehen zu können, gleich­falls mit einem Revolver bewaffnet, mit dem sic auf den Schauplatz des Kampfes eilte. Hier spielte sich die oben geschilderte Szene ab. Antonio Saccone, dem die Kugel des Gegners ins Herz gedrungen war, war auf der Stelle tot; durch die Kugel, die er selbst abgeschossen hatte, wurde die blonde Madonna lebensgefährlich an der Schläfe verwundet. Geradezu erschütternd ist es jedoch, daß das Mädchen selbst seinen Liebhaber, zu dessen Rettung es herbeftgeeilt war, erschoß; die für Saccone bestimmte Kugel ihres Revolvers war nämlich fehlgegangen und hatte den Geliebten so schwer verwundet, daß er kurze Zeit darauf seinen Geist aufgab.

Im Seinewasser oberhalb vor Paris hat Miquel 32 000 Bakterien in einem Vollcentimeter Seinewasser nachgewiesen, dagegen 16 850 000 un­terhalb der Einmündung des Sammel-Siebes bei Asnisres. Die in Unmassen im Wasser der Seine enthaltenen tierischen und Pflanzenstoffe, Abfälle aller Art sind in Fäulnis übergegangen. Die Fische sterben massenhaft an einer dadurch entstandenen Seuche. Und da sollen die Menschen verschont blei- ben, welche thatsächlich solches Wasser trinken?

Das stimmt!Herr Doktor, was ist da zu lhun? Mein Wolfshunger, mein Sauourst und mein früherer Katzen- fchlaf sind weg; bin trotzdem immer voll wie eine genudelte Gans!"Müssen sich gefälligst an einen Tierarzt wenden!"

Handel uns Berkehr.

Tcttnang, 24. Aug. (Hopfen.) Die Preise behalten eine steigende Richtung; heute wurden hier !55 und 160 pro Ztr. nebst Trinkgeld bezahlt.

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Telegramm.

Stuttgart, 29. Aug. (Privattelegramm des Gesellschafter.") Berlin. Das Polizeipräsidium gibt an Anschlagsäulen bekannt, daß bei einer ans Hamburg zugereisten Frau die asiatische Cholera wis­senschaftlich konstatiert wurde, fügt aber eine Beleh­rung über die^Cholera bei.

_ Hiezu eine Beilage.

Verantwortlicher Redakteur Stein wandet in Nagold.

Truck und Verlag der G- W. Zaiscr'schen Buchdruckern.