deren Leben in unserer Zeit der Unzufriedenheit und Ungenügsamkeit für viele ein Vorbild sein könnte. Dieselbe verrichtete lange Jahre hindurch ihr Tage­werk um den täglichen Lohn von 2 Kreuzern. Nach dem neuen Geld soll sie manchmal 7, ja sogar 10 Pfennige per Tag erhalten und von diesem Heiden­geld noch kleine Ersparnisse zurückgelegt haben. Zu gönnen «ars der fleißigen Person, daß sie noch in den Genuß der Altersrente eintreten durste. — Das Einsammeln von Heidelbeeren, mit welchem auf un­fern Waldorten bei einigermaßen günstigen Jahren Hunderte von Mark verdient werden, ist nunmehr beendigt. Von unfern einheimischen Brennereien wurde per Simri durchschnittlich 1 20 bezahlt.

Eine Menge Heidelbeeren wurde auch in Fässern nach Wildbad, Tübingen u. a. Städten versandt. Preiselbeeren werden zurzeit von Händlern per Maß (2 Liter) zu 60 ^ aufgekaust.

Herrenberg, 24. August. Der im Staatsan­zeiger vom heutigen Tage berichtete Brandfall in Nebringen ist zum Glück unbedeutend. Der Blitz hat in der Nacht vom Sonntag auf den Montag in die unter Einem Dach mit dem Wohnhaus be­findliche Scheuer Witwe Egeler in Nebringen einge­schlagen und ist die übrigens kleine Scheuer, die mit Garben teilweise gefüllt war, abgebrannt; das Wohnhaus ist etwas beschädigt. Eingeschlagen hat der Blitz in obiger Nacht auch noch in Herrenberg und Kuppingen, jedoch ohne zu zünden.

Stuttgart, 22. Aug. Unter unseren Apotheken wird z. Z. der Plan einer Immediateingabe an den Kaiser erwogen; in dieser Eingabe wird gebeten, die zum Militärdienst eingezogenen Apotheker bezüglich der Dienstwrise und des Ranges mit den eingezogenen Aerzten vollständig gleichzustellen. Begründet wird die Bitte mit dem Hinweis auf die Gleichartigkeit der Thätigkeit, welche der Rettung der Verwundeten gewidmet sei, mit dem Hinweis auf die gleichartige Bildungsstufe beider Stände sowie mit Anführung der Thatsache, daß der Apothekerstand bereits mehrere Mitglieder unter den Reserveoffizieren unseres Heeres zähle. Die Ansicht über den Erfolg dieser Imme­diateingabe, zu welcher der Anstoß von Norddeutsch­land ausgeht, ist, wie erlautet, in unfern Apotheker­eine sehr geteilte.

Stuttgart, 22. Aug. Gestern erkrankte hier, wie die Eßlinger „Schwäb. Rdsch." berichtet, leider eine Dame unter den Anzeichen von ,6bolora uontraa/ so daß ärztlicherseits die Verbringung der Kranken in das Hospital angeordnet wurde. (Stuttgarter Blätter berichten hierüber nichts.)

Stuttgart. 23. Aug. Die sozialdemokratische Partei hat sich für die Herbstzeit Württemberg als Operationsfeld ausersehen. Der bekannte Agitator v. Vollmar will alle größeren Plätze des Landes, hauptsächlich aber in Oberschwaben und an der Donau, bereisen, um dort Borträge zu halten.

Im Oberamt Balingen ist die heurige Honig­ernte eine überaus reichliche, indem größere Bienen­stände da und dort 35—40 Ztr. Honig lieferten.

Brandfälle: Den 25. Aug. in Zuffenhausen die große, zum Gasthaus zur Rose gehörige Doppel­scheuer; den 21. Aug. in Unterensingen (Nürtingen) die mit reichen Futter- und Fruchtvorräten angefüllte Scheuer, sowie das Wohnhaus des Farrenknechts Kemmner.

Hamburg, 24. Aug. Die Lüolsru aaiutioa wurde amtlich konstatiert. Professor Koch hat die Leitung der Sanitätsmaßregeln übernommen.

Hamburg, 24. Aug. Dem Hamb. Korresp. wird authentisch gemeldet: Vom 18. bis 23. August erkrankten hier 219 Personen unter choleraartigen Symptomen; 75 sind gestorben.

Hamburg, 24. Aug. Amtliches über die Zahl der Erkrankungen und Todesfälle ist noch nicht ver- öffentlicht. Die Zeitungsangaben differieren stark. Nach den „Hamb. Nachr." sind bisher 300 Personen erkrankt, wovon 120 gestorben. Heute sind es 65 Tote. Die Gestorbenen werden auf staatliche An­ordnung sofort in die Leichenhallen transportiert und die Wohnungen desinfiziert. In Altona wurde bei einigen Todesfällen asiatische Cholera konstatiert. Abends brachte ein Gewitterregen Abkühlung.

Stargard (Pommern), 24. Aug. Im nahen Doelitz sind 10 Gehöfte mit 28 Gebäuden und in Hitzdorf 6 Gehöfte niedergebrannt Die ganze Ernte und viel Vieh ging verloren.

Berlin, 24. Aug. Das Tageblatt meldet aus Myslowitz: In Luszowice sind 86 Wohnhäuser, 51 Scheuem abgebrannt, 500 Personen obdachlos.

Berlin, 25. .August. Hier soll schleunigst mit der Errichtung von 6 Baracken für Cholerakranke begonnen werden.

Altona. 24. Aug. Bei einigen Todesfällen wurde die asiatische Cholera konstatiert.

Die Offiziere, so schreibt die „Köln. Bolksz.", waren fast alle über die (erwartete) Einführung der zweijährigen Dienstzeit sehr froh. Sie selbst wagten bisher das „erlösende Wort," daß zwei Jahre genügen, nicht zu sprechen. Thatsächlich besteht für die besten Soldaten schon jetzt die zweijährige Dienst­zeit. Die weniger brauchbaren Elemente müssen al­

lerdings drei Jahre dienen. Den Offizieren lag aber sehr wenig daran, gerade diese Leute noch ein Jahr in der Kompagnie zu behalten, und von dem „Mu­ster" und „Vorbild," als welches der im dritten Jahre dienende Soldat leuchten soll, kann, wie aus dem Vorstehenden klar ersichtlich, bei diesen Leuten keine Rede sein.

Fulda, 23. Aug. Die Bischofskonferenz wurde heute mit einer Andacht im Dom eröffnet. Anwe­send sind die Erzbischöfe von Köln und Posen, die Bischöfe von Ermland, Kulm, Hildrsheim, Pader­born, Münster, Trier, Limburg. Fulda, der Armee­bischof von Berlin und der päpstliche Delegat Prälat Nagel aus Rom. Wegen der preußischen Diözesan- anteile nimmt teil der Bischof von Mainz, während der Erzbischof von Freiburg diesmal nicht kommt. Erwartet werden noch der Fürstbischof von Breslau und der Bischof von Osnabrück. Den Vorsitz führt der Erzbischof von Köln. Die Dauer der Konferenz ist auf zwei bis drei Tage bemessen.

Belterreich-Ungarn.

Wien, 25. Aug. Die Hamburger Choler«!- nachrichten wirkten hier panikartig. Von seiten der Behörden wurde sofort der direkte Eisenbahnverkehr mit Hamburg (auf der Nordwestbahn) eingestellt u. an die Grenze ein Arzt behufs Untersuchung der Reisenden entsendet.

Der „Börsen-Courier" meldet aus Wien: Der Saatenmarkt soll wegen Befürchtung der Einschlepp­ung der Cholera aus Hamburg nicht abgehalten werden.

Frankreich.

Paris, 22. Aug. Der Unterrichtsminister be­absichtigt, in den Mittelschulen den Unterricht in der russischen Sprache einzuführen. (!!) (Wäre viel­leicht vernünftiger Deutsch zu lernen).

Paris, 23. Aug. Das französisch-russische Fest hat mit einem Defizit von 80,000 Fr. geendet. Die Blätter kritisieren die Leichtfertigkeit der Regie­rung, womit die Erlaubnis zu Festen gegeben werde, deren Erfolg nicht gesichert sei.

Paris, 24. Aug. Der Inhaber eines Bank­hauses in der Rue de Courcelles ist mit Hinterlassung eines Defizits von 4 Millionen flüchtig geworden.

Dänemark.

Kopenhagen, 24. Aug, Die Einfuhr von Lum­pen, benutzter Watte, Kratzwolle, Papierabsällen, Obst, frischen Gemüsen und Blumen aus Deutschland wurde verboten.

HiHU das Unterhaltuugsblatt Nr. 35 ._

Verantwortlicher Nedakteur Steinwandel in Nagold. — Druck und Verlag der G. W. Zaiser' jchen Buchdrucker«.

Amtliche- und Privat-Bekanntrnuchungen.

Bekanntmachungen über Einträge im Handelsregister.

I. im Register für Einzelsirmen:

1 .

««richtsstelle,

welche die Bekanntma­chung erläßt; Oberamtsbezirk, für welchen das Handels­register geführt wird.

2.

Tag

der

Eintragung.

3.

Wortlaut der Firma; Ort der Hauptnieder­lassung.

4.

Inhaber der Firma.

5.

Prokuristen;

Bemerkungen.

K. Amtsgericht Nagold.

22. August 1892.

evä.

eoä.

Friedrich Kapp, Nagold.

Heinrich Lang, Nagold.

G. Fritz Kapp, Nagold.

Wilhelm Kapp, Tuchmacher in Nagold.

Heinrich Lang, Conditor in Nagold.

Gottlob Friedrich Kapp, Tuchmacher in Nagold.

Tuchfabrikation.

Conditorei- und Spezerei­warengeschäft.

Tuchfabrikation.

Z. U.: Amtsr. Lehuemann.

Bekanntmachungen über Einträge im Handelsregister.

II. im Register für Gesetlfchaftsfirmen und für Firmen Juristischer Personen:

1 .

«ertchtsstelle,

welche die Bekanntma­chung erläßt: Qberamtsbezirk, für welchen das Handels­register geführt wird.

2.

Tag

der

Eintragung.

8-

Wortlaut der Firma;

Sitz der Gesellschaft od.derjuristischen Person; Ort ihr Zweignieder­lassungen.

4 '

Rechtsverhältniste

der Gesellschaft oder der juristischen Person.

5.

Prokuristen; Liquidatoren;

Bemerkungen.

K. Amtsgericht Nagold.

22. August 1892

Koch u. Reichert, Rohrdorf. Oberamt Nagold.

Offene Handelsgesell­schaft zum Betrieb der Tuchfabrikation.

.

Der Gesellschafter Hermann Koch ist ausgetreten.

Zur Urkunde:

Amtsrichter Lehnemann.

Revier Enzklösterle.

Hichen-Stammliolz-

Jerkauf.

Am Montag den 29. August, vormittags 8 Uhr,

werden auf der Revieramtskanzlei aus dem Staatswald I. Wanne, Abt. 29, Dreiforchen: 40 Eichen Nr. 101 bis 140 mit 6,15 Fm. wegen nicht gelei­steter Bezahlung wiederholt verkauft.

Gündringen, OA. Horb.

Schafweideverpachtnng.

Die Schaf- auf hiesi­ger Markung, welche im Vor­sommer 150 und im Nachsommer

250 Stück Schafe ernährt, und deren Pachtzeit mit dem 31. Dez. 1892 zu Ende geht, wird am

Mittwoch den 31. August, vorm. 10 Uhr,

wieder auf weitere 3 Jahre verpachtet, wozu Liebhaber eingeladen sind.

Gemeinderat.

Schirl-Bücher

zu haben bei G. W. Z a i s e r.