Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, DyvnerS, tag und SamStag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 in dem Bezirk 1 ^r, außerhalb des Bezirks 1 36

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Samstag 27. August

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Gestorben: I. Dieterle, pens. Schullehrer in Pfalz-! grafenweiler, 76 Jahre alt; Wilh. Dietz, Kollaborator in Herrcnberg; Ehr. Kuom, Hotelbes. z. Waldhorn in Calw, 82 Jahr alt.

Gcrgss-WsurgKerLen.

Deutsches Weich.

> Nagold, 24. Aug. Am letzten Sonntag machte der Taubstummenverein von Stuttgart (dieser Verein besteht aus erwachsenen selbständig geworde­nen Taubstummen und hat den Zweck gegenseitigen usammenhalts und der Unterstützung bedürftiger aubstummen) einen Ausflug hieher. Er wollte die hies. Taubstummenanstalt besichtigen, namentlich aber auch Hr. Tanbstummenobrrlchrer Griesinger be­suchen. Letzterer gab seiner Freude über den Besuch Ausdruck und hielt eine schöne Ansprache an die Mit­glieder des Vereins, betonte darin namentlich den Zusammenhalt der Taubstummen unter sich und die Anhänglichkeit an ihre Lehrer. Im Namen des Ver­eins sprach dann der Taubstumme Paul Junghans (Juwelier in Stuttgart) in sehr verständlicher Rede Hrn. Oberlehrer Griesinger den Dank für den freund­lichen Empfang aus. Bis zum 7 Uhr-Zag herrschte fröhliche Geselligkeit unter den Taubstummen und den hies Taubstammen-Lehrcrn. Zeichen eines baldigen Herbstes dürsten sein, das Sammeln der Schwalben und Staren jetzt schon zu großen Scha­ren, namentlich aber das frühzeitige Erscheinen der Herbstzeitlose aus unfern Wiesen.

** Nagold, 26. Aug. Die jährliche B e- zirkssynode fand hier am 25. d. M. im Beisein des gegenwärtig den Bezirk visitierenden Prälaten v. Wittich statt. Die Eröffnungspredigt wurde vor­mittags 9 Uhr von Stadtpfarrer Hetterich in Alten­steig gehalten. Er sprach, Psalm 122,69 zugrnnd legend, von der heiligen Freude, welche wir an unserer evangel. Kirche haben dürfen und beantwortete die Fragen: Worauf gründet sich diese Freude? Wozu soll sie uns antreiben? in eingehender Weise. Unmittelbar ans den Gottesdienst folgten die Ver­handlungen, die im Zellersaal gepflogen wurden. Dieselben eröffnete Dekan Schott mit Gebet. Der Vorsitzende gab sodann zuerst namens der Synode seiner Freude Ausdruck über die Anwesenheit des Prälaten. Dieser antwortete auf einer herzlichen Begrüßung. Er wünsche, daß die Kirchengemeinde­räte nicht bloß was die äußere Vermögensverwaltung sondern auch die Pflege des kirchlichen Lebens in den Kirchengemeinden betreffe im Segen wirken mögen. Wenn sich auch leider in unserer Zeit mehr und mehr das offene Bekenntnis des Unglaubens geltend mache, so soll es bei den Christen, um so mehr heißen: Ich glaube, darum rede und handle ich! Er schloß mit der herzlichen Mahnung: Wachet, stehet im Glauben, seidmännlich u. seid stark! Hierauf erstattete Dekan Schott Bericht über den kirchlichen Zustand des Bezirks auf Grund seiner letzten Visi­tationen. Auch über den Bibelverein und Kinder- rettungsvcrein, die Jüngligsvereins- und Diakonissin­sache u. a. wurde berichtet. Ueber den Gustav-Adolf- Verein des Bezirks berichtete der Agent, Stadtpfarrer Hetterich selbst. Dieser Verein hatte, abgesehen von dem jährlichen Adve-!sopfer, eine Einnahme von über 764 -^i. An den Bericht des Vorsitzen­den schloß sich eine Debatte über die Soru-cags- schule, Christenlehre, liturgische Gottesdienste u. a. Nun würde die Neuwahl des Synodalausschusses auf 3 Jahre vorgenommen. In denselben wurden gewählt: Stadtpfarrer Stockmaher und Schullehrer

Völker. Ersatzmänner für dieselben sind Pfarrer Werner m Nothfelden und Kirchenpfleger Holz­apfel. Zum Schriftführer wurde Stadtpfarrer Dieterle gewählt. Schließlich hielt Pfarrer Hen­ninge! von Simmersfeld einen anregenden, einge­henden Vortrag über die zeitgemäße Frage: Äste ist das kirchliche Bewußtsein in unseren Gemeinden zu wecken und zu stärken? Auch an diesen Vortrag reihte sich eine Debatte, besonders über die Christen­lehre. christliche Männervereine, liturgische Gottes­dienste u. a. Mit Gebet schlossen die Verhandlungen. Das gemeinsame Essen fand um 2 Uhr in der Post statt. Bei demselben wurden infolge einer herzlichen Bitte des Pfarrer Ströle für die Abge­brannten in Warth über 40 ^ zusammengelegt.

* Nagold, 26. Aug. Endlich hat auch die hiesige Bäckergenoffenschaft sich bequemt, das Pub­likum mit einem Brotabschlag zu erfreuen und kostet nunmehr der 4pfündige Laib Schwarzbrot 45 2 Pfd. Weißbrot 28 Wie wir vernehmen,

beabsichtigen die hies. Viehbesitzer einen Milchauf- schlag für ihre Kunden und zwar auf 14 pr. Liter eintreten zu lassen.

>. Nagold. Ein Honig-Artikel. Wohl hören wir in diesem heißen Sommer besonders alle mit oder ohne eigene Schuld zu dicken Leute über die große Hitze seufzen, und alle Oekonomen. die mehr Vieh besitzen, als sie aus eigenem Vorrat bis nächsten Sommer reichlich ernähren können, über Futter- und Stroh-Mangel klagen, und deshalb be­reits auch nach Waldstreu rufen. Um so fröhlichere Gesichter zeigen uns dagegen die hoffnungsvollen Weingärtner und Weintrinker, besonders aber mit allem Grund alle Bienenzüchter, weil ihnen dieser Sommer eine überaus reiche Honig-Ernte bereits geliefert hat. Unfern Weinliebhabern wird die Hoff­nung auf einen edeln und nicht zu teuren Wein auch wohl kaum sehlschlagen. Ob aber unfern Weingärt­nern, die auch entsprechend hohe Erlöse aus dem sicher vorzüglichen Weine erwarten, durch die neuen Handelsverträge, oder deutlicher durch die neue ge­fährliche Konkurrenz ausländischer Weine nicht noch ein Strich durch ihre Rechnung gemacht wird, kann erst der Spätherbst lehren. Aber auch unfern Bie­nenzüchtern würde ein höherer Zoll auf fremden (ohnehin meist unächten) Honig lohnenden Absatz bringen, und alljährlich verschiedene dafür ins Aus­land abfließende Millionen Mark unsrer Heimat er­halten, dies Geld dann aber mittelst der dadurch ge­steigerten Kapital- und Kaufkraft der besser situirten Bienenzüchter auch weiteren deutschen Mitbürgern zu gut kommen. Doch es ist ja nicht unsre Absicht, die Leser dieses gemeinnützigen Blatts mit solchen der­zeit meist bittern Politik-Pillen weiter zu verstimmen, sondern vielmehr mit der Empfehlung einer ebenso feinschmeckenden als nahrhaften und sogar für manche Leiden heilkräftigen Speise des Heuer in Stadt und Bezirk Nagold so reichlich fließenden Honigs den Gaumen zu kitzeln. Die Hauptquelle dieses Honigsegens war aber Heuer neben den Blnmen des Feld"s der sogenannteHorngthau" unsrer Wäl­der. Die alte Streiffrage über die Ursachen des Honigthaus lassen wir hente und an diesem Lllrte bei Seite liegen. Wer aber in diesem Sommer häu­figer unsre Wälder mit offenem forschenden Auge besuchte, war überrascht von der Masse süßer krystall- Heller Tröpfchen, die von Weißtannen, Rottannen Und auch von Eichen auf das darunter stehende Laub­holzgebüsch herab träufelten, und dessen Blätter mit

glänzendem Firniß überzogen. In den Kronen der Bäume aber summten glücklich Scharen von Insekten, und berauschten sich offenbar an dem süßen Safte, ohne wohl die Nachwehen zu riskieren, die uns be­drohen, wenn wir vom Gersten- oder Traubensafte nach bedauerlicher Väter Weise über Durst genießen. Millionen unsrer fleißigen Bienen kehrten täglich, schwerbeladen mit köstlicher Honigtracht, vom Walde zurück, und erfreuten ihre Züchter und Pfleger mit Wanne und Stolz. Dürfen wir sie doch jetzt nicht mehr fragen: Wie viel Pfunde sondern wie viel Zent­ner Honig hast Du Heuer zu verkaufen? Euch Vä­tern und Müttern gilt aber der wohlmeinende Rat: eingedenk der heiligen Schrift, die unsMilch und Honig- als ganz besondere Gottesgaben anpreist, euren Kindern statt Fleisch, Kaffee, Bier und Wein als weitaus gesündere Beigabe zumtäglichen Brot" (neben Milch, Obst und soweit möglich fri­schem Quellwasser) ganz besonders auch Honig zu reichen. Haben doch bereits nahrungsverständige Norddeutsche in unfern benachbarten Bädern von einem hiesigen Bienenzüchter (dessen Name bei der Redaktion zu erfragen wäre) 2 Zenter Honig bezo­gen, und ist jetzt eine Nachbestellung nach Berlin er­folgt, wohin ja auch die wirklich fein und reell zu­bereitetenLyoner Würste" von 2 Nagolder Metz­gern (zu ihrer Ehre wie zu ihrem Vorteil) längst starken Absatz gefunden. Also noch einmal: Kaufet von euren Mitbürgern, solange Vorrat, Honig für eure Kinder! Diesen wohlmeinenden Rat gibt euch nicht etwa ein Honigproduzent im eigenen In­teresse, sondern ein Honigkäufer, und auch kein Ve­getarianer, sondern ein Freund rationeller Volks- Ernährung.

> Altensteig, 25. Aug. In Egenhausen hielt gestern der Schwarzwaldverein eine Ausschußsitzung unter dem Vorsitz des Vorstandes Hr. Stadtschult­heiß Welker von hier. Es handelte sich um den Bau eines Aussichtsturmes auf dem durch seine Fern­sicht bekannten BergKapf." Der Ausschuß begab sich an Ort und Stelle, um den geeigneten Platz für den Turm auszusuchen. Der Turm soll aus Tannenholz hergestellt werden; die Kosten sind auf 600 ^ veranschlagt. Die Hauptversammlung wird in nächster Zeit über dieses Projekt endgiltigen Be­schluß fassen. Für Anbringung weiterer Wegweiser­tafeln in den schönen Waldungen wurden 100 ausgeworfen.

K Pfalzgrafenweiler, 25. Aug. Unter ström­endem Regen bewegte sich heute nachmittags 3 Uhr ein so imposanter Leichenzug, wie ein solcher wohl selten hier gesehen wurde, nach unserem Friedhofe, sehr zahlreich hatten sich auch die Kollegen (wohl gegen 50) des Dahingeschiedenen eingefunden. Es galt unserem hochverdienten, seit l^/i Jahren im Ruhestand lebenden Schullehrer I. Dieterle die letzte Ehre zu erweisen. Von 18581890 war er als erster Schullehrer hier thätig ; eine ganze Gene­ration verdankte ihm ihre Schulbildung. Seine tüchtigen Leistungen wurden nicht bloß von der Ge­meinde dankbar geschätzt, sondern auch mehrfach von höchster Stelle durch Verleihung von Ehrenzeichen öffentlich anerkannt. Den Gefühlen der Liebe und Dankbarkeit gegen den Entschlafenen gab die tief­empfundene Grabrede des Ortsgeistlicyen beredten Ausdruck. Das Gedächtnis dieses treuen Lehrers wird unter uns im Segen bleiben.

^ Beuren. 25. Aug. Heute wurde hier die 76jährige ledige Nähterin Katharine Streb begraben,