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kommen will, sich mit seiner Schlafmütze hinter den Ofen setzt und nur den durchbläut, der ihn im Schlaf stört. Der Reichstag ist aufgelöst worden, weil seine Majorität ein Mißtrauen gegen die gesamte Reichsregierung, gegen den Kaiser, den Prinzregenten von Bayern und alle Bundesfürsten, gegen den Kanzler und alle staatsmännischen und militärischen Autoritäten be. kündet hat, bei dem überhaupt eine Regierung des Reichs nicht bestehen kann; der Reichstag ist aufgelöst worden, weil er unter dem trügerischen Scheine einer Bewilligung die fast sichere De niütigung Deutschlands unter seine Feinde in wenig Jahren herbeizuführen in die Lage gekommen ist.

DieMorn.Post" schreibt:Der Gründer des Deutschen Reiches hat sein Volk niemals um ein Zeichen der Dankbarkeit gebeten, außer daß ihm gestattet werden möge, seine ruhmreiche Regierung in Ruhe und Frieden zu schließen. Die Bestimmung des Reichstages bedeutete deshalb mehr als eine bloße Niederlage der Regierung. Sie bildete einen Angriff auf den Kaiser, welcher in einem Alter, wo die meisten Sterblichen sich nach Rast und Ruhe sehnen, sich an die Spitze seiner Armee stellte und seine siegreichen Legionen von der Spree nach der Seine führte. Das Eingreifen des Kaisers in die bevorstehenden Wahlen, seine rührende und ergreifende Berufung an die Gesinnungstreue des deutschen Volkes muß einen bedeutenden Einfluß auf die Wahlen ausüben. Die Beredtsamkeit der Herren Windthorst und Richter wird die Nation nimmermehr überreden, daß die durch ihre Partei herbeigeführte Niederlage nicht eine direkte Opposition gegen den ehrwürdigen Monarchen war/'

Hannover, 23. Jan. Die nationalliberale Landes. Versammlung war von mehreren tausend Menschen besucht. Ben. nigs en hielt eine mit größtem Beifall aufgenommene Rede, worin er her- vorhob, daß diejenigen Liberalen, welche Anno 1874 das Septennat gegen die Wünsche der Regierung durchgesetzt haben, heute dasselbe bekämpften; in dem Septennat liegt die einzige Hoffnung, daß uns der Krieg vielleicht erspart bliebe. Der Redner wies die Annahme zurück, als könne die Regierung die Majorität für ihre Monopolzwecke benutzen. Die Versammlung stimmte ein« mütig dem Wahlbündnisse zu. Bennigsen kandidiert im 18. hannoverschen Wahlkreise (Stade).

Dem japanesischen Prinzen Komatsu Nomiya, welcher im Auf­träge des Kaisers von Japan nach Berlin gekommen war, um dem Prinzen^ Wilhelm einen hohen japanischen Orden zu überbringen, ist das Großkrei des Roten>Adler>Ordens verliehen worden.

Frankreich.

Paris, 27. Jan. Gerüchte und nichts als Gerüchte. An der Börse war heute eine gewaltige Aufregung, es hieß daß die deutsche Regierung im Begriff sei, von dem Gouvernement Aufklärun­gen über seine unmotivierten Rüstungen und kriegerischen Vorbereitungen an der deutschen Grenze zu verlangen. Das Gerücht brachte eine vollständige Panik zu Wege. Erst nach Einholung genauer Informationen von den Mi­nistern beruhigten sich die unsauberen Gewissen. Ferner wurde wiederholt colportiert, Boulanger wolle auf das Portefeuille verzichten, um seine Verläumter zum Schweigen zu bringen.

Belgien und Niederlande.

Brüssel, 21. Jan. Im Lause dieser Woche trafen in Lüttich zahl­reiche Pferdesendungen aus Dänemark ein, welche für die fran­zösische Armee bestimmt sind. Mehrere Lastzüge beförderten gestern und heute nicht weniger als 3000 Pferde nach Sedan.

Hages-Werrrgksiten.

* Calw, 25. Jan. Heute abend erfolgte die feierliche Uebergabe der von Orgelbaumeister Weigle in Stuttgart für unsere neue Kirche ge­bauten Orgel und die Vorführung derselben durch den Sachverständigen des württ. ev. Krrchengesangvereins, Herrn Dekan Ammon aus Weinsberg. Schon vor der festgesetzten Zeit waren vie Plätze, namentlich auf der Empor­

kirche dicht besetzt, und die zahlreichen Besucher wurden nicht enttäuscht, bot ja doch der Abend einen seltenen Genuß. Die würdige Feier wurde eröffnet durch die von den Herren Vinyon und Staig er meisterhaft vorgetra­gene Phantasie von Hesse. Mit ganz besonderem Interesse folgten die An­wesenden der Vorführung der einzelnen Register, bei welcher sich der Sach­verständige als ein Meister auf seinem Instrument erwies. Es war auch wirklich interessant, die verschiedenen Register in ihrer oft recht eigenartigen Klangfarbe, die vielen möglichen Tonmischungen mit den feinsten Nuancen in Ansprache und Ausdruck und ganz besonders die Steigerung vom zartesten und ergreifendsten pianismmo bis zum brausenden, mit seiner prächtigen Ton­fülle die ganze Kirche erfüllenden lorts und dem Zurücksinken in die klagen­den Töne des Salicional in rascher Aufeinanderfolge zu hören. Mit seinen prächtigen Variationen und ergreifenden Melodien wußte der Revident die Zuhörer in Andacht und Begeisterung zu versetzen.

Nicht unerwähnt lassen dürfen wir die gediegenen Vorträge des Kirchen­chors, welchen an Stelle des verhinderten Direktors Hr. Vinyon dirigierte. Mit großer Aufmerksamkeit folgten die Anwesenden den beiden Solovorträgen, dem Sopransolo der Frln. A. Wagner, welche die ergreifende Arie aus Elias:So ihr mich von ganzem Herzen" vortrug und dem Tenorsolo des Hern. Staig er, der mit seiner geschulten Stimme die Mendelssohn'sche Arie:Dann werden die Gerechten leuchten" in musterhafter Weise sang. Den Schluß der würdigen Feier machte das vom Kirchenchor vorgetragene Händel'sche Hallelujah.

Wie wir hören hat sich der Hr. Sachverständige sehr anerkennend und befriedigt über dies neueste (127.) Werk des Hrn. Orgelbaumeisters Weigle ausgesprochen. Es verbindet mit einer reichen stilvollen Architektur alle Fort­schritte und Verbesserungen auf dem Gebiete der Orgelbautechnik und darf in jeder Hinsicht als eine Zierde unserer neuen Kirche gelten.

(Amtliches.) Am 20. Januar ist von dem Katholischen Kirchen­rate der Stadtpfarrer vr. Braig in Wildbad seiner Bitte gemäß von dem Amte des Schulinspektors für den Bezirk Stuttgart enthoben und dieses Amt dem Stadtpfarrer Or. Wahl in Weilderstadt übertragen worden.

Am 21. Januar wurde von der Oberschulbehörde die Schulstelle in Kohlberg, Bezirk Nürtingen, dem Schullehrer Stooß in Stamm- "ez. Calw, übertragen.

Neuenbürg, 24. Jan. Auf die imEnzthäler" erfolgte Einladung zu einer Versammlung, betr. die Reichstagsabgeordnetenwahl fand gestern eine Wählerversammlung hier statt, die sehr zahlreich besucht war. Die Wildbader fuhren auf einem großen, mit vier Rappen bespannten, mit den deutschen Farben geschmückten Holzschlitten, die Wacht am Rhein singend, hier ein. Fast jede Gemeinde des Bezirks war durch einen oder mehrere Abgesandte vertreten. Die Stimmung der Versammlung war eine patriotische, in einer Anzahl von packenden Reden kam zum bestimmten Ausdruck, daß durch die Ablehnung der von der Reichsregierung eingebrachten Militärvor­lage die Sicherheit des Vaterlandes gefährdet worden sei und daß der in der Auflösung des Reichstags enthaltene Appell des Kaisers an das deutsche Volk keine andere Antwort finden dürfe als die Wahl von Reichstagsabgeord­neten, welche die Vorlage unverkürzt bewilligen. Die Wiederwahl unseres früheren, treu bewährten Reichstagsabgeordneten, des Herrn Kommerzienrats I. Stälin in Calw, wurde einstimmig beschlossen und die Versammlung mit der Bildung eines Wahlkomites beendigt. St.-A.

W e i l d e r st a d t, 20. Jan. In feierlichster Weise fand gestern die Investitur des neuen Stadtpfarrers vr. pkil. Wahl, seither Repetent in Tübingen, statt. Nachdem derselbe tags zuvor von einer größer« Depu­tation in Calw abgeholt worden, empfing die Gemeinde am Thore der Stadt ihren neuen Seelsorger in feierlicher Prozession und geleitete ihn in die Pfarrkirche, wo derselbe eine Ansprache hielt und zum erstenmale der Gemeinde den Segen erteilte. Abends brachte der Gesangverein Frohsinn im Pfarrhof ein gelungenes Ständchen. Bei der gestrigen Investitur beteiligte sich die ganze Gemeinde, sowie eine große Anzahl Kollegen und Freunde des Stadtpfarrers. Die Einführung und Verpflichtung nahm Herr Dekan

die Thür, und er ging durch das verödete Haus bis zu dem stillen Raume, wo die gelähmte Frau ein Scheindasein stiftete, jetzt der letzten Freude beraubt, ebenso stumm und traurig wie er selbst. Es wurde zwischen ihnen von der Vergangenheit nie ge­sprochen, der Name der unglücklichen jungen Frau war verschollen und vergessen wie sie selbst, die nie mehr aus dem Hause kam und mit keinem Menschen verkehrte, son­dern nur am Krankenbett wachte, selbst blaß und gebrochen, als habe der Todesengel ihre Stirn schon berührt und sie auserwählt für den nahen Tag der Befreiung.

Julius fragte nicht nach der, die einst seinem Herzen theuer gewesen, er schien vergessen zu haben, daß sie noch lebte; sein ganzes Innere empörte sich gegen die Gemeinschaft mit ihr und so kam es, daß er oft Stunden lang bei der Kranken saß, während Elisabeth hinter der verschlossenen Thür mit gestütztem Kopf seiner Stimme lauschte, regungslos, als könne ein Laut den schönen Traum verscheuchen, weinend in unstillbarem Schmerz, und doch ruhig voll Frieden inmitten der Einsamkeit und des Vergessenseins, voll einer Zuversicht, die nicht täuschen konnte.

Oft, wenn die kranke Frau Elisabeth ermahnte, an die Zukunft und ihre neuen Helligen Pflichten zu denken, wenn sie von der Kinderkleidung sprach, die jetzt bald angefertigt werden müßte, dann konnte Elisabeth leicht den Kopf schütteln.

Noch nicht, Mama wer weiß denn was geschieht?"

Und die Hände der schwergeprüften Frauen legten sich mit innigem Druck in einander, sie trugen in unverminderter Liebe das Geschick, Eine die Andere tröstend, Eine der Anderen gegenüber den Mann verteidigend, der für sie Beide des Lebens letztes Glück war, sein Sonnenschein und seine Hoffnung.

Er mußte so und nicht anders handeln, Mama", hatte Elisabeth gesagt.Gott wird mir helfen, es zu ertragen. Tadle ihn nicht ich weiß, daß er leidet."

Und die Kranke schwieg. Wo es auf Erden kein Heilmittel, keine Erlösung gibt was helfen da Worte?" Julius litt mich sie erkannte es klar. Er hatte einmal gesagt, daß sie sich trotz des Kummers der jüngsten Vergangenheit besser als sonst wohl befinde, und da antwortete sie ihm:

Ich muß stark bleiben für die unglückliche das ist es!"

Er that, als habe er Nichts gehört, aber sie sah doch die jähe Blässe, welche sein Gesicht überflog. Als er sie an diesem Tage zum Abschied küßte, da geschah es mit den leisen, erstickten Worten:

Mutter, wenn Dein Sohn sterben könnte!

Das erfuhr Elisabeth nicht. Frau Hartmann sah das schmäler und immer schmäler werdende Gesicht, und den unnatürlichen Glanz der Augen ihr fehlte der Mut, dieser Unglücklichen noch einen neuen Schmerz hinzuzufügen. Julius vergrub sich in seine Studien; er hatte an die Diakonissin einmal geschrieben und sie über Anna's jetzigen Aufenthalt auszuforschen versucht, aber die Antwort entmutigte ihn vollständig. Julie sagte, daß es ihr verboten sei, zu sprechen, und fügte bei, er werde die Entflohene schwerlich Wiedersehen, es gehe ihr gut, aber mehr dürfe sie nicht verraten.

Das hieß ihm die Hände binden. Er konnte sich die Auskunft jetzt vom eng­lischen Consulat oder vom Polizeiamt nicht holen: auf allen Punkten geschlagen, senkte er den Kopf und fing an das Leben zu hassen. Wie redlich, mit welcher rast­losen, selbstverleugnenden Mühe hatte er sich bis hierher durchgearbeitet, wie freuden­leer und einsam war seine Jugend gewesen, und jetzt, als er so plötzlich ein wohl­habender Mann wurde, als das Dasein für ihn erst seinen Wert erhielt, jetzt war Alles auf immer zerstört und verödet.

Herr von Holling hatte aus London geschrieben und ihm, als handle sich's um ein freundschaftliches Darlehen, für seine Hülfe in der Not gedankt.

Ich sehe mich einem meinen Gewohnheiten und Neigungen besser entsprechenden Leben wieder zurückgegeben", sagte er am Schluß dieses Briefes.Hoffentlich werde ich fernerhin der Notwendigkeit, jemals Deutschland zu berühren und Ihre erprobte Gastfreundlichkeit in Anspruch zu nehmen, ganz überhoben sein. Mich Ihnen empfehlend, versage ich mir aus Delikatesse diejenigen wärmsten Grüße, welche mein Herz Ihrer liebenswürdigen Frau Gemahlin zu senden wünscht, halte mich indessen vollkommen

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