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Zug zum Stehen gebracht und der Unvorsichtige au« seiner verzweifelten Lage befreit. Neben dem Schrecken hatte er auch noch eine Strafe zu zahlen.
— Schon am Montag sind dem „O. A." zufolge Schlittschuhläufer auf einer absolut sicheren, spiegelglatten Eisfläche von Friedrichshafen nach Langenargen und zurück gelaufen; der einfache Weg wurde in 35 Minuten zurückgelegt. Die noch offene Schuffenmündung wurde mittelst Nachens passiert. — Der Federsee bei Buchau kann des großen Schneesalls wegen Heuer nicht als Schlittschuhbahn verwendet werden; dagegen benützen die Bierbrauer die starke Eisdecke, um ihre Eiskeller zu versehen. — In mehreren Blättern wird über den bei der anhaltenden Kälte immer mehr zunehmenden Hasenfraß an Obstbäumen geklagt.
Aus Baden, 18. Jan. Von der schweizer. Grenze schreibt man dem „Zof. Tagbl." aus „vertrauenswerter" Quelle: Am 6. Januar stieg, von Basel herkommend, ein französische! Genieoifizter in Stein am Rhein ab. Er gab vor, sich in dieser harten Jahreszeit für Kirchen zu interessieren und Antiquitätenliebhaber zu sein, allem die große Zahl von Landkarten, worunter die betreffenden Blätter aus Siegfrieds neuestem Mas, die in dem Zimmer seines Gasthofs offen lagen, ließ den Verdacht auf andere Beweggründe zu seinem Hiersein lenken. Obwohl er nur seine Muttersprache verstand, wußte der Franzose doch von jedem Weg, wohin er führe, wie jedes Dörfchen heiße und wo Uebergänge über den Rhein vorhanden sind. Am Abend ließ er sich das Vergnügen nicht nehmen, über die Säcktnger Brücke für wenige Stunden den deutschen Boden zu betreten. Den folgenden Tag fuhr er in einem Schlitten über Sesseln nach Laufenburg und von da auf der Bahn nach Waldshut; auf ersterem Wege stellte er dem Schlittenmieter solch' verfängliche Fragen über die Gegend und Uebergänge u. s. w., daß er es in Laufenburg für gut fand, seine Anwesenheit nnt einem angeblichen Aufstieg zur Kirche zu bemänteln. Doch stieg er nur so weit, um seinen Mann dadurch vermeintlich irre zu führen, dann hatte er genug von Äirche und Antiquitäten. Also scheinen die Nachbarn im Westen schon an die Möglichkeit eines Rheinüberganges durch die Schweiz zu denken.
Heidelberg, 18. Jan. Die Vorbereitungen für die Reichstagswahl sind auch hier im vollen Gange, obwohl die E'gebniffe derselben noch nicht an die Öffentlichkeit treten können, da die Verhältnisse in unserm Wahlkreise sich eigentümlich gestaltet haben. Er ging bekanntlich den Liberalen, welche in demselben die stärkste Partei sind, bei der vorigen Wahl dadurch verloren, daß die Konservativen in der Person des Hrn. Menzer von Neckargemünd einen eigenen Kandidaten amstellten, dieser aber durch weitgehende Zusicherungen die Unterstützung der Ultramontanen gewann. Trotzdem brachte er es nur zu einer Mehrheit von wenigen hundert Stimmen. Dem Vernehmen nach soll Hr. Menzer jetzt von der Kandidatur zurückzu- treten beabsichtigen.
London, 19. Jan. Während einer Theatervorstellung, die gestern abend in dem Lokale des dramatischen Vereins „Jrelre" im Stadtviertel Spitalfields stattfand, ertönte plötzlich Feuerrui, und es entstand dadurch eine solche Panik, daß bei dem Drängen nach dem Ausgange 17 Personen, meist Frauen, getötet wurden.
San Franziska, 16. Jan. Eine unheilvolle Explosion hat sich hier ereignet. Ein Schoner mit einer Ladung von grobem Pulver, der Schiffbruch erlitten hatte und verlassen worden war, rannte heute auf der Höhe des goldenen Thors beim Eingänge zum husigen Hafen auf den Grund, als das Pulver explodierte, wodurch großer Schaden angerichtet wurde.
Mehrere Personen wurden verletzt, und das Cliff-House-Hotel sowie mehrere andere Gebäude wurden zertrümmert. Die Erschütterung der Explosion wurde viele Merlen weit verspürt.
Vermischtes.
— Beim Amtsgericht zu Priem in Bayern kam kürzlich der Fall vor, daß der Oberamtsrichter einen während der Verhandlung eingeschlafenen Schöffen zu wecken genötigt war; es geschah dies unter der eindringlichen Mahnung, daß, wenn er nochmals als Schöffe schlafend angetroffen würde, er die Kosten sämtlicher Verhandlungen des Tages zu tragen haben würde.
— Eine ärztliche Honorarrechnung eigener Art kam kürzlich zur Entscheidung des Reichsgerichts. In Hamburg hatte ein Arzt einen an Nervosität Leidenden nicht weniger als 445 Mal galvanisiert, ohne den ge« wünschten Erfolg zu erzielen. Der Arzt beansprucht für jeden Fall 5 Honorar, also 2225 Dies war dem Kranken, einem Kaufmann, zu viel. Das Landgericht entschied nach einem Gutachten des Medizinalkollegiums, daß jedenfalls nach 50 Sitzungen der Arzt den Kranken hätte fragen sollen, ob die zweifelhafte Kur fortgesetzt werden solle. Das Reichsgericht war jedoch, wie der Hann. Kur. meldet, anderer Ansicht, nämlich, daß es Sache der Kranken gewesen, die Fortsetzung der Galvanisierung bei seinem Arzte abzubestellen, und fand die Höhe der Rechnung in Ordnung.
— Ab g ekürzte Lebensv ersicherung. Die Deutschen Lebensversicherungsgesellschaften hatten auch im Jahre 1885 die größten Fortschritte für die Kapitalversicherung auf den Todesfall mit Abkürzung der Versicherungszeit und der Prämienzahlungsdauer zu verzeichnen. Der reine Zuwachs der nach diesen jetzt allgemein beliebten Formen abgeschloffenen Versicherungen betrug bei den 32 Gesellschaften, deren Jahresberichte hierüber Angaben enthalten, 122 Millionen Mark im Jahre 1885, dagegen bei der gewöhnlichen TodeSfall-Versicherung mit Verpflichtung zur Prämienzahlung auf die ganze Lebenszeit nur 31 Millionen Mark. Von den abgekürzten Kapitalversicherungen und Lebensversicherungen mit abgekürzter Prämienzahlung waren Ende 1885 in Kraft bei Germania 172 Millionen Mark, bei Stuttgart und Gotha je 86 Millionen Mark, bei Victoria 70 Millionen Mark, bei Karlsruhe 65 Millionen Mark. Am stärksten war der Zugang bei der abgekürzten Lebensversicherung, die als die beste Sparkasse immer mehr benutzt wird, weil sie die Versorgung der Familie im vorzeitigen Ablebungsfalle mit der eigenen Altersversorgung verbindet.
Kgl. Standesamt ßakw.
Vom 12. bis 15. Januar 1687.
Geborene:
12. Januar. Emilie Lina, Tochter des Martin Heid, Heizers hier.
14. , Anna Ottilie, Tochter de« Jakob Karch, HandelSgSrtnerS hier.
Getraute:
15. Januar. Franz Xaver Bauer, Stationskommandant hier, mit Eva Maria geb.
Uebele, Witwe des StcuerwLchters Wilhelm Stegmai er in Dürrmenz. Gestorbene:
14. Januar. Karl Ziegler, gew. Tnchmachermeister hier, 87 Jahre alt.
Gottesdienste am Sonntag, den 23. Januar 1887.
Vom Turme Nro: 331. Vormittags-Predigt: Hr. Dekan Berg. Christenlehre mit den Töchtern. Nachm.-Pred. (um 5 Uhr in der Kirche), Hr. Helfer Braun.
Gotteräieast« in äer Mrlk»oälstenk»opelke am Sonntag, den 23. Januar 1387. Morgens >/,10 Uhr, abends 8 Uhr.
Amtliche Kkkünntmachnngeu.
Iteictl8tag8wa^t betreAenä.
In Gemäßheit des Wahlgesetzes für den Reichstag vom 31. Mai 1869 S 8, des Reglements zu Ausführung dieses Wahlgesetzes § 2 und der Verfügung des K. Ministeriums des Innern vom 17. Jan. 1887 wird hiemit Nachstehendes zur öffentlichen Kenntnis gebracht:
Die zum Zweck der Wahl eines Abgeordneten zum deutschen Reichstag angelegte Wählerliste, welche die zum Wählen Berechtigten enthält, ist vom nächsten Sonntag, den 23. Januar 1887 an acht Tage lang zu Jedermanns Einsicht auf dem Nathause in der Stadtschultheißenamtskanzlei aufgelegt. (Wahlreglement § 2.)
Wer die Liste für unrichtig oder unvollständig hält, kann dies innerhalb 8 Tagen, vom Beginn der Auslegung derselben an gerechnet, bei dem Ge« meindevorstande schriftlich anzeigen oder zu Protokoll geben, und muß die Beweismittel für seine Behauptungen, falls dieselben nicht auf Notorietät beruhen, beibringen.
Die Entscheidung darüber erfolgt, wenn nicht die Erinnerung sofort für begründet erachtet wird, durch die zuständige Behörde. Sie muß längstens innerhalb 3 Wochen, vom Beginne der Auslegung der Wählerliste an gerechnet, erfolgt und durch Vermittlung des Gemeindevorstandes den Beteiligten bekannt gemacht sein. (Wahlreglement § 3.)
Nur Diejenigen sind zur Teilnahme an der Wahl berechtigt, welche in die Listen ausgenommen sind. (§ 8 des Wahlgesetzes.)
Calw, den 21. Januar 1887.
Stadtschultheißenamt.
Haffner.
Calw.
Aufforderung.
Nach der K. Verordnung vom H. August 1872 haben alle Personen,
welche in einer Gemeinde anziehen, ohne Unterschied des Stande« oder Berufs sich binnen 8 Tagen bei der Ortspolizeibehörde anzumelden, die gleiche Verpflichtung liegt den Ver
mietern von Wohnungen und Schlafstellen, den Dienstherrschaften und Gewerbeinhabern bezüglich der von ihnen eingestellten Dienstboten, Arbeitern und Lehrlingen ob. Nichteinhaltung dieser Vorschrift wird nach Art. 15 Ziff. 2 des Polizeistrafgesetzes bestraft.
Aus Anlaß der Anlegung der Reichstagswählerliste ergibt sich, daß diese Vorschrift mannigfach nicht eingehalten wurde, es ergeht deßhalb die Aufforderung zu sofortiger Nachholung unterlassener Anzeigen und künftiger Befolgung dieser Vorschriften.
Den 19. Januar 1887.
Stadtschultheißenamt.
Haffner.
Calw.
Bürgerausschutz
wahl.
Unter Beziehung auf die Bekanntmachung in Nr. 6 ds. Bl. wird daran erinnert, daß am
Dienstag, den 25. Januar 1887, vormittags von 8—12, nachmittags von 2—5 Uhr die Bürgerausschußwahl stattfindet.
Stadtschultheißenamt.
Haffner.
Calw.
Bekanntmachung.
Es wird hiemit zur Kenntnis und Nachachtung der Mitglieder der Bts zirkskraukeukasse gebracht, daß der Kassier Müller nur an den Wochentagen
Mittwoch und Samstag
auf seiner Kanzlei zu treffen ist.
Den 12. Januar 1887.
Der Vorsitzende:
Louis Korudörfer.
L.-S.
Heute (Samstag) Abstimmung.
Der Vorstand.
Nächste Woche backt
ImuKtzllbrtztMill
Bäcker Lutz.
Mn Logis
hat bis Georgii zu vermieten
H. Kirn.
Prioat-Aiyeige».
Nächsten Sonntag, den 23. Ja«.,
vormittags 9 Uhr
kath. Hotlesdienst.