Begrüßungschor der hiesigen 7 Gesangvereine mit 350 Sängern, vor Uebergabe der Bundesfahne, wurde der Chor von Litterscheid Op. 76 gewählt. Als Festdirigenten der Gesamtchöre bei der Hauptaufführung sind die Musikdirektoren Burkhardt-Nürtingen und Professor Förstler-Stuttgart bestimmt. Der Wettgesang findet am 1. Festtag, am Sonntag, unmittelbar nach der Begrüßung und Uebergabe der Bundesfahne statt. Welch reges Interesse für die Sache des Liederfestes hier besteht, dürfte schon daraus hervorgehen, daß allein von Mitgliedern des Liederkranzes und der Festausschüsse auf die erste Liste in den letzten Tagen über 10 000 zum Garantie- sonds des Festes gezeichnet wurden.
München, 7. März. Die Prinzessin Amalie, älteste Tochter des Herzogs Karl Theodor zu Bayern aus erster Ehe, verlobte sich mit dem Herzog Wilhelm von Urach.
Darmstadt, 7. März. Im Befinden des Großherzogs ist keine Besserung eingetreten. Das am 5. März eingetretene Atmungsphänomen besteht, mit zeitweisen Schwankungen in der Länge der Atmungspausen, fort.
Darmstadt, 8. März. Der Großherzog ist seit heute nacht bewußtlos; das Schlucken ist äußerst erschwert.
Aus Elsaß-Lothringen wird geschrieben: Der katholische Pfarrer Jacot zu Flooes bei Metz gab vyr Jahresfrist eine vollständig in deutsch-patriotischem Geiste gehaltene Schrift „Lu xazw auusxs« heraus, in der er seine Landsleute in Prosa und Poesie aufsorderte, sich rückhaltslos den neuen Verhältnissen zu fügen. Diese Veröffentlichung hat dem Verfasser ganze Stöße von Droh- und Schmähbriefen, meist von ausgewanderten Elsaß-Lothringern, sowie auch die Anfeindung seiner Amtsgenossen eingetragen. Dies hat denselben jedoch nicht abgehalten, eine soeben erschienene, zweite, gegen die Protestler gerichtete Brochure zu schreiben. In dieser werden die Lothringer zur Versöhnung mit der deutschen Gegenwart, mit Kaiser und Reich ermahnt, unter Veranstaltung des Mottos „Gott will, daß wir, was wir nicht suchten, dennoch annehmen." Das Schlußwort lautet: „Um Gottes und Lothringens willen, laßt uns gehorchen dem Kaiser, dem Statthalter Gottes." Eine deutsche Uebersetzung des Merkchens, das leider vielfach tauben Ohren predigen wird, ist in Vorbereitung.
Vierundneunzig Petitionen sind nach dem dritten Verzeichnis, welches soeben veröffentlicht wird, zum Schulgesetzentwurf bei dem preußischen Abgeordnetenhause eingegangen, darunter dreizehn für den Entwurf und seine Grundsätze.
Aus Friedrichsruh. Die Heidelberger Nationalliteralen haben auf ein Ergebenheits- und Dank- barkeits- Telegramm, das sie am vorletzten Sonntag bei der Feier des 25 jährigen Bestehens der Partei nach Friedrichsruh gerichtet haben, folgende Antwort erhalten: „Fricdrichsruh, 29. Februar 1892. Für Ihr freundliches Telegramm bitte ich Sie und die beteiligten Herren meinen verbindlichsten Dank ent- gegenzunehmen. Ihre wohlwollende Begrüßung er- freute mich als die Erinnerung an die Sympathien und den Beistand, welchen ich z. Z. der Begründung des Reiches bei den Nationalliberalen gefunden habe, v. Bismark."
Die in letzter Zeit sich häufenden Anklagen gegen Zeitungen wegen Majestätsbeleidigungen sind auch in Reichstagskreisen lebhaft besprochen. Man glaubt dort nicht, daß die Anklagen auf eine von Berlin ergangene Anweisung zurückzusühren sind, nimmt hingegen an, daß die Staatsanwälte in den einzelnen Fällen selbständig vorgingen.
Berlin, 5. März. Reichstag. Vor Eintritt in die Tagesordnung bemerkt der Präsident v. Levetzow angesichts des schwach besetzten Hauses, er schlage vor, in Zukunft einige Tage tue Sitzungen ganz auszusetzen, damit die Mitglieder ihre persönlichen Geschäfte erledigen können.
Berlin, 7. März. Es verlautet bestimmt, der Reichstag werde vor Ostern geschlossen. Von neu- eingebrachten Vorlagen dürften noch das Gesetz gegen die Unsittlichkeit und das Weingesetz zur Beratung gelangen.
Deutscher Reichstag. Der Reichstag begann in der Freitagssitzung die zweite Beratung des «Rats des RcichS- amtes des Auswärtigen und des Kolonialetats. Zu demselben beantragen die Abgg. Kaumbach (frcis.), Büsing (natlib.) und Genossen, den Reichskanzler zu ersuchen, Verhandlungen mit den übrigen Seemächten cinzuleiten, damit in Kricgs-
zeiten das Privateigentum zur See sicher gestellt werde. Reichskanzler Graf Caprivi erklärt, er würde gern dem Anträge Folge geben, aber cs sei vorauszusehen, daß nicht das Geringste erreicht würde. Im Seekriege sei es gerade die Hauptsache, den Handel des Gegners zu stören. Die fremden Staaten würden sich auf solche Abmachungen nicht einlassen. Abgg. Hartmann (kons.) und Orterer (Ctr.) sind derselben Ansicht und bitten deshalb, den Antrag zurückzuziehen, mit dessen Tendenz ja alle Parteien einverstanden seien. Abgg. Jebsen (natlib.), von Bar und Barth (freis.) befürworten den Antrag, der alsdann im Hinblick ans die Erklärung des Reichskanzlers zurückgenommen wird. Die Sache ist damit erledigt. Im Kapitel „Allgemeinen Fonds" wird die Erhöhung des Fonds für die geheimen Ausgaben von 48000 auf 500 000 ^ gefordert. Abg. Rickert (freis) ersucht um eine bündige Erklärung, daß das auswärtige Amt fortan keine Beträge mehr aus dem Welfenfonds erhalten wird. Reichskanzler Graf Caprivi giebt dieselbe ab und fügt hinzu, daß die preußische Regierung ernstlich mit einer Neuregelung des Welfenfonds beschäftigt ist. Abgg. Graf Ballestrem (Ctr.), von Bennigsen (natlib.) sprechen für die Forderung, Abg. Richter (freis.) dagegen. Die Forderung wird hierauf in voller Höhe bewilligt, auch die Mehrzahl der Freisinnigen stimmt dafür.
Deutscher Reichstag. Am Sonnabend wurde die zweite Etarsberatung bei den Forderungen für die deutschen Kolonien fortgesetzt. Beim Titel „Maßregeln zur Unterdrückung des Sklavenhandels und zum Schutze der deutschen Interessen in Ostafrika" erörterte Abg. Bamberger (freis.) die neuesten Vorgänge in diesem Schutzgebiete und sprach die Ansicht ans, daß man wohl mit einem geringeren, als dem geforderten Betrage von 2yz Millionen auskommen könne, und erbat sich Auskunft über die Ausweisung des deutschen Berichterstatters Eugen Wolfs aus unserem ostafrikanischen Schutzgebiet. Reichskanzler Gras Caprivi antwortete, er selbst, und nicht der Generalgouverneur von Soden, habe Wolffs Ausweisung aus Ostafrika verfügt. Die Ausweisung sei sowohl rechtlich begründet, als auch ratsam gewesen, denn die Berichte Wolffs, die sogar den ungemein tüchtigen Generalgouverneur von Soden in ganz ungerechtfertigter Weise angegriffen, hätten nur dazu dienen können, Mißstimmung in der Kolonie zu erregen und deren Fortbestehen somit zu gefährden. Daher sei er auch gewillt, die Ausweisung aufrecht zu erhalten. Der Reichskanzler bat dann um Bewilligung der vollen geforderten Summe, da ohne Geld nichts in Ostafrika zu machen sei. Abg. Graf Arnim (freikons.) hofft auf eine günstige Entwicklung unserer Schutzgebiete unü tadelt cs, daß der Abg. Bamberger von neuem versucht habe, der Kolonialpolitik jeden Erfolg abzusprechen. Abg. Graf Hoens- bröch (Ctr.) erklärt, daß seine Partei au einer ruhigen und maßvollen Kolonialpolitik festhalten werde. G.h. Rat Kayser führt dem Abg. Bamberger gegenüber aus, daß der Handel in Deutsch-Ostafrika durchaus nicht «o unbedeutend sei. Abg. Dr. Hammacher (natlib) schließt sich dem an. Abg. Barth (freis.) findet die Ausweisung Eugen Wolffs aus Dculich- Ostafrika nicht gerechtfertigt und glaubt nicht au ein Gedeihen dieser Kolonie. Abg. Graf Mirbach (kons.) zweifelt nicht, daß die Kolonien sich noch einmal gut bezahlt machen werden. Abg. Rickert (freis.) meint aus Anlaß der Ausweisung Wolffs, es sei au maßgebender Stelle eine große Empfindlichkeit gegenüber einer freimütigen Kritik eingetreten, die doch auch ihren unbestreitbaren Nutzen habe. Reichskanzler Graf Caprivi stellt das entschieden in Abrede. Nachdem noch Abg. v. Kardorff (freikons.) zu Gunsten der Forderung von 2yz Millionen für Deutsch-Ostafrika gesprochen, wird die Summe bewilligt, und die Weilerberatung auf Montag vertagt.
Befterreich-Rngarn.
Wien, 7. März. Erzherzog Albrecht reist morgen zum Besuch des Königs von Württemberg nach Stuttgart ab.
Wien, 8. März. Die gestrige Brotverteilung bot furchtbare Scenen. Ueber 50 Frauen und Mädchen wurden im Gedränge ohnmächtig; viel arbeitsscheues Volk mengte sich unter die Darbenden und verursachte wiederholt stürmische Austritte. Baron Hirsch wies telegraphisch 25,000 Gulden für die Arbeitslosen an. — Aus Budapest entfloh der Inhaber eines Börscn-Comptoirs, David Levi, nach Veruntreuungen in der Höhe von mehr als 200,000 Gulden. In der Kasse wurde kein Kreuzer gefunden.
Drankrrich.
Paris, 4. März. In der Saint Denis-Straße brachen gestern drei in ihrer Arbeit gestörte Diebe aus und wurden von der Menge verfolgt. Zwei entkamen; der dritte flüchtete, fortwährend einen Revolver abschiebend, und tötete im Laufen zwei Personen, während er einen Mann schwer verwundete. Rach wütendem Kampfe überwältigt, wurde der Verbrecher von der Menge fast totgeschlagen. In ohnmächtigem Zustande wurde er schließlich zur Polizei verbracht. — Im Bahnzug Paris-Amiens wurde ein Ermordeter in einem Coupee 2. Klasse aufgefunden.
Spanien.
Madrid, 8. März. In Consuegra (Neukastilien) brach eine Panik infolge steigender Ueberschwemmung aus. Zahlreiche Häuser sind eingestürzt.
Italien.
Rom, 3. März. Papst Leo war, als er den Segen sprach, von seinem ganzen Hofe und von allen Offizieren seiner Palast- Adels- und Schweizergarde umgeben. Trotz der von Diamanten funkelnden dreifachen Krone aus massivem Golde und der schweren
goldgestickten Seidengewänder hielt er sich aufrecht auf dem Thron. Sein Antlitz war sehr bleich. Seine Stimme hatte aber einen vollen kräftigen Klang. Kardinal Rampolla gab ein diplomatische Diner. Bei demselben trank der französische Botschafter Lesöbre de Behaine als Doyen des diplomatischen Korps auf das Wohl des Papstes. Kardinal Rampolla erwiderte den Trinkspruch mit einem Toaste auf die beim Vatikan vertretene Souveräne.
Sch w e d e n - R o r w e g e ».
Christiania, 5. März. Laut amtlicher Bekanntmachung ist die Einfuhr von Pferden und Schweinen aus sämtlichen Häfen des Deutschen Reiches verboten.
England.
Lo n don, 6. März. Der Prinz v. Wales wurde zum 18. Mat einstimmig zum Großmeister der englischen Freimaurer erwaylt.
London, 7. März. Die „Eider" ist heute Morgen aus ihrer gefährlichen Lage vom Felsen losgekommen und die völlige Flottmachung derselben ist nur noch eine Frage der Zeit.
lieber den bevorstehenden großen Bergarbeiter- ausstand in England wird aus London telegraphiert: Bisher haben 415000 Bergleute die Kündigung unterzeichnet. Die Lohnverlu,te durch den Ausstand werden auf 3 Millionen ^ taxiert. Die Bestellungen auf Kohlen haben sich ,n oen letzten Tagen derart gehäuft, daß die Lager bereits sämmtlich geräumt sind und die Händler deutsche und belgische Kohlen auf Lieferung verkaufen. Die Plötzlich wieder eingetretene Kälte steigert noch das an und für sich schon große Massenelend. Die Kvylenpceise sind um weitere 4 -Schilling gestiegen.
Rußland.
Der N o t st a n d in Rnßland nimmt noch immer zu. Wohl bringt oie Regierung riesige Opfer, aber die unglanoliche llnehrlichkeit des russischen Beamlenstanbes macht euie gründliche Hilfe veinaye unmöglich. Die Eisenbahnen müssen in einem Zustand der Unordnung sich befinden, der uns ganz unbegreiflich erscheint. Lehr viel Getreide-verfault auf den Bahn>lationeu, weil die zur Beförderung nötigen Wagen nicht zu beschaffen sind. — Der französische Ministerwechsel hat in Rußland einen schlechten Eindruck gemacht, der Bundesgenosse im Weiten ecjcheiut dabei den Russen in einem wenig günstigen Licht.
Neue Altentatsmeldungen aus Petersburg. Aus dem Umwege über Wien wollen die Daily 'News ein Telegramm erhalten haben, wonach erneute Gerüchte üver ein versuchtes Attentat aus den Zaren im Umlaufe wären. Der Morbanschlag hätte wayrend des Leichenbegängnisses des Großsnmen Kanstantin, auf dem Wege zur Pecer PaUis-Kachedrale ausgeführt werden sollen, L>e Verhaftung von mehreren Offizieren und Studenten stände damit im Zusammenhänge. Zwei der kompcomitierten Offizieren, die plötzlich starben, hätten Selbstmord begangen.
Griechenland.
Athen, 5. März. In einer zahlreich besuchten Versammlung von Mitgliedern des Parlaments wurde der Präsident der Kammer beauftragt, dem König d:e Erklärung abzugeven, daß die Kammer alle seine Anstrengungen unterstützen werde, um die Gefahren der gegenwärtigen Lage zu beseitigen. Der König dankte der Deputation und ihren Freunden für ihren patriotischen Beschluß und sprach die Hoffnung aus, er werde das Land mit ihrer Unterstützung aus seiner schwierigen Lage befreien können.
Athen. Mehr als dreihundert Anhänger von Delyannis sind verhaftet worden. Die ehemaligen Kabinettsmitgliever werden von der Polizei üoerwacht. Amerika.
New-Aork, 2. März. Im Frauenzuchthaus in Jndlanipous brach eme Feuersvrunst aus. Die Insassen konnten mit knapper Not gerettet werden.
50 der Inhaftierten benutzten die Verwirrung, um zu entfliehen.
New-Aork, 3. März. Unweit Milwaukee entgleiste ein vollbesetzter Arbeiterzug Die meisten Waggons wurden zertrümmert, 16 Personen getötet, über 30 meist schwer verletzt.
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