Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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1892

Antlitzes.

Nagold, den 26. Febr. 1892.

Auf die Seiner Majestät dem König zum aller­höchsten Geburtsfest von der Festversammlung in Nagold dargebrachten Glückwünsche ist nachstehendes Telegramm eingelaufen:

Herrn Oberamtmann Dr. Gugel, Nagold.

Seine Königliche Majestät sind durch die von der Festversammlung telegraphisch dargebrachten Glück­wünsche sehr erfreut worden und beauftragen mich, derselben für solche den gnädigsten und wohlwollend Allerhöchsten Dank zu übermitteln.

Der Kabinettschef Griesinger.

Vorstehendes wird hiemit zur öffentlichen Kennt­nis gebracht.

_ K. Oberamt, vr. Gugel.

Nagold. An die Kgl. Pfarrämter, betreffend den Stand der Arbeitsschulen in den evang.

Schularten des Bezirks.

Diejenigen Kgl. Pfarrämter, welche die Berichte im vorbenannten Betreff noch nicht erstattet haben, werden ersucht, dies baldigst zu thun.

Den 26. Febr. 1892.

Kgl. gem. Oberamt in Schulsachen.

Or. Gugel. . Dieterle.

Seine Majestät der König haben dem evangelischen Oberlehrer Ansel in Calw die goldene Zivilverdicnstmedaille und dem Sägwcrksbesitzer Louis Wagner in Calw den Titel eines Kommerzienrats verliehen.

Gestorben in Amerika: Johann Gottfried Frey aus Altensteig, 44 I., in Newark, N.J., Friederike Stickel aus Egenhausen, O.-A. Nagold, 24 I., in Ncwyork, N. A.

Hages-Weuigkeiten.

Deutsches Weich.

Nagold, 28. Febr. (Einges.) Unsrem hies. Liederkranze" ist es auch Heuer wieder trefflich gelungen, mit seiner gestrigen Karnevalsfeier im Gast­hof zumRößle" den zahlreichen Zuhörern und Zuschauern einen hohen Genuß fürs Auge, Ohr und Gemüte zu bereiten. Schon die Auswahl der Schau- und Musikstücke zeugte von gutem Geschmack. Ueber die Ausführung selbst aber hörte man nur allseitigen Beifall. Waren doch sämtliche Vorträge ein spre­chender Beweis von dem Talent und Fleiß des derzeitigen technischen Dirigenten wie der einzelnen Sänger und Spieler. Diese selbst aber werden mit den Zuhörern die heute wieder erzielten Erfolge teil­weise auch der fortdauernden meisterhaften musikali­schen Beratung Seitens ihres früheren Dirigenten, Sem.-Oberlehrers Hegele, znzuschreiben wissen. Am meisten schienen zu gefallen die humorvollen Stücke: Eine GesangvereinS-Probe mit Hindernissen, das Ständchen und das Aennchen von Tarau." Ein besonderes Glück ist es, daß zahlreiche Mitglieder des Liederkranzes zugleich auch ein Talent für ko- mische Rollen besitzen, so namentlich Herr Maler Hespeler und Herr Seminarlehrer Wurster, während sich im Gesang Herr Verw.-Aktuar Rapp mit seinem frischen wohlklingenden Tenor als eine schwer zu ersetzende Kraft geltend machte. Besonders anzuer­kennen ist auch die Sorgfalt, mit der Alles und Alle in den Schranken guter Sitte und harmlosen Humors sich bewegten. Als das von Herrn He- spelers Künstlerhand mit sinnigen Zeichnungen ver­zierte Programm durchgespielt war, lockte der anwe­sende Damenkranz noch viele zu den improvisierten Tänzen, wozu wieder die Sänger selbst die beglei­

tende Musik lieferten. Kein Wunder, wenn dieser genußreicheScherzabend", der uns die Sorgen, Mühen und Beschwerden des täglichen Lebens auf ein paar Stunden vergessen ließ, in schönster Har­monie nnd bei guter Bewirtung erstfrüh morgens, wann die Hähne krähen", sein wohl alle befriedigendes Ende fand. (Diesen Nachmittag machte der Lieder­kranz per Bahn einen Ausflug nach Altensteig, wo er im Gasthaus zur Linde einige heitere Stunden im Verein des dortigen Ltederkranzes und zahlreicher anderer Gäste verbrachte.)

Haiterbach, 27. Febr. (Corresp.) Das Geburtsfest Sr. Maj. des Königs Wilhelm II. wurde hier in würdiger Weise gefeiert; in der Früh begann das Fest mit Tagwache u. Böllersalven, um 10 Uhr vorm, gieng ein stattlicher Zug vom Rathaus zur Kirche, um dem Festgottesdienst anzuwohnen. Um 1 Uhr nachm, versammelte sich eine schöne Anzahl Gäste beim Festmahl in der Traube, wobei Sladt- schultheiß Krauß auf Se. Maj. den König toastierte und nebenbei auch des verewigten Königs Karl in ehrender Weise gedachte. Die Glück- und Segens­wünsche an den König wurden, auf telegraphischem Wege vermittelt. Anschließend an das Festmahl ver­sammelte sich der Kriegerverein und ein großer Teil der Einwohnerschaft ebenfalls in der Traube und es verlief der Nachmittag mit dem Adenh gewürzt durch Gesang in heiterster Stimmung. Gestern schon lief der königl. Dank auf die dargebrachten Glückwünsche telegraphisch hier ein.

Simmersfeld, 25. Febr. (Korresp.) Das Geburtsfest Sr. Maj. des Königs wurde auch in hiesigem Orte festlich begangeu. In der Frühe ver­kündeten Böllerschüsse den festlichen Tag. Kurz vor 10 Uhr versammelten sich die hiesigen Beamten, die bürgerlichen Kollegien und der Militär-Verein beim Rathaus zum gemeinschaftlichen Kirchgang. Nach dem Festgottesdienste fand ein Festessen im Gasthans zumHirsch" statt, woran sich 21 Personen beteilig­ten. Der Toast auf Se. Maj. den König wurde hiebei von Herrn Oberförster Weith ausgebracht, während Herr Pfarrer Henninge! auf Ihre Maj. die Königin toastierte. Von anderer Seite wurde auch noch Ihrer Maj. der Königin Witwe in ehren­der Weise gedacht. Abends versammelte sich sodann der Militärverein zu geselliger Unterhaltung in der Restauration von I. Stoll.

Herrenberg. 23. Febr. Heute fand im Gast­hof z. Post hier eine stark besuchte Versammlung des Gewerbe-Vereins statt, in welcher Herr Amtsanwalt Abo einen Vortrag über den Entwurf des neuen bürgerlichen Gesetzbuches hielt. Derselbe war sehr klar und populär gehalten mit vielen Beispielen aus dem täglichen Leben gespickt, so daß die Anwesenden sich über verschiedene einschlägige Verhältnisse des Gewerbs- und Handelswesens sich eine Meinung bilden konnten, welche öfters nicht zu Gunsten des Entwurfs ausfiel. Bei der darauffolgenden Neu­wahl wurde an Stelle des verstorbenen O.-Amts- baumeisters Braunbeck Reallehrer Kleinfelder zum Vorstand gewählt. (T. Ehr.)

^ Wildbad, 26. Febr. Das Geburtsfest Seiner Maj. des Königs wurde auch hier in festlicher Weise begangen. Eingeleitet wurde die Feier durch Böller­schüsse und Tagwache der Feuerwehrkapelle. Um 10 Uhr folgte ein Festgottesdienst, an welchem sich sämtliche Staats- und städtische Beamten und Vereine, sowie die Bürgerschaft zahlreich beteiligten. Abends 5 llhr fand ein gutbesetzte» Festmahl und Bankett

in dem festlich dekorierten und mit den Büsten Ihrer Majestäten geschmückten Saale des HotelPost" statt. Hr. Stadtschultheiß Bätzner toastierte auf Seine Majestät den König, während Hr. Stadtpfarrer Glauner Se. Majestät die Königin als eifrige Wohl- thäterin feierte. Ein telegraphischer Glück- und Segenswunsch der Festversammlung wurde sofort abgesandt. Diese Feier, zu deren Verschönerung besonders auch Hr. Musikdirektor Wörner mit seiner trefflichen Kapelle beitrug, war ein neuer Beweis von der Königstreue der hiesigen Bürgerschaft.

Stuttgart, 25. Febr. Von 9^- Uhr an heute vormittag fanden in sämtlichen evangelischen und katholischen Kirchen der Stadt Festgottesdienste statt. Während des Segens in der Schloßkirche gab die auf dem Kanonenweg aufgestellte Batterie weitere 51 Kanonenschüsse ab.

ElektrischeAusstellung. Je näher die Ausstellung ihrem Ende entgegengeht, je größer scheint der Andrang der Besucher zu werden. Während der Tagesstunden waren gestern 216, während der Abend­stunden 1727 Personen in den Ausstellungsräumen anwesend. Von hiesigen Vereinen war der Bürger­verein der inneren Stadt, der Kaufmännische Verein und der Verein der Metallarbeiter, von auswärtigen gewerblichen Korporationen die Gewerbevereine zu Eßlingen, Nagold, Feuerbach und Schorndorf vertreten.

Aus Württemberg, 23. Febr. Das statistische Landesamt weist nach, daß im ganzen Lande durch­schnittlich 4 811600 Hektoliter geistiger Getränke (Bier, Wein, Branntwein und Most) konsumiert werden. Auf Bier kommen rund 3 165 800 Hekto­liter, auf Most 1 100 000 Hektoliter, auf Wein 446 900 Hektoliter und auf Branntwein 99 760 Hektoliter. Auf den Kopf der Bevölkerung fallen 159 Liter Bier, 55 Liter Most, 22 Liter Wein und 5 Liter Branntwein, im Ganzen also auf den Kopf 241 Liter. Der Wert dieser Getränke stellt sich auf 133 681 000 Mk., die Ausgaben für den Kopf auf 67 Mk., auf den Kopf der erwerbsthätigen Person auf 161 Mk. Die Ausgaben für geistige Getränke verschlingen fast ein Fünftel des ganzen Jahresein­kommens.

Heilbronn, 26. Febr. Nach zuverlässigen Mitteilungen ist die Suspendierung des Oberbürger­meisters Hegelmaier erfolgt und wird ihm heute nach­mittag eröffnet.

München. Der Standesherr Graf Otto von Quadt-Wykradt zu Jsny verletzte sich am 21. beim Waschen durch einen Badeschwamm, lim das Blut zu stillen, legte der Graf ein Stückchen Feuerschwamm auf, das nicht ganz sauber gewesen sein muß, denn alsbald trat der Brand ein und nun steht das Leben des Grafen in Gefahr. (Wir bringen diesen Fall zur Warnung für diejenigen, welche gewohnt sind, den Feuerschwamm als Blutstillungsmittel zu ver­wenden.)

ComeniuSfeier. Die am letzten Samstag stattgehabte Besprechung von Vorständen pädagogi­scher Vereine hat zu dem Beschlüsse geführt, es sei gleich wie in anderen deutschen Städten auch in München am 28. März zum 300. Geburtstage des berühmten Pädagogen Comenius eine Festlichkeit mit Prolog, Festrede, Konzert und Liedervorträgen (Leh­rergesangverein) abzuhalten.

Der Gesetzentwurf über den Belagerungszustand in Elsaß-Lothringen enthält 18 Paragraphen. Rach 8 1 kann im Kriegsfall bei drohender Gefahr jeder kommandierende General für den ihm unter-