Banken stattzufinden. Eine solche hat auch bei der hiesigen Bank im letzten Jahr stattgefunden. Der schriftliche Bericht des Revisors wurde verlesen und hat sich bei der Revision ein Anstand nicht ergeben, vielmehr wurden die Statuten, sowie die ganze Geschäftsführung der Bank als musterhaft bezeichnet, wovon die Generalversammlung mit Befriedigung Kenntnis nahm. Ein Antrag der Tagesordnung auf Statutenänderung mußte, weil die zur Abstimmung nach den Statuten erforderliche Anzahl der Mitglieder nicht anwesend war, vertagt und die Abhaltung einer außerordentlichen Generalversammlung beschlossen werden. Dieselbe soll am Sonntag den 13. März 1. I. stattfinden. Bei den Wahlen wurden die seitherigen Vorstandsmitglieder auf 3 Jahre wiedergewählt, ebenso der austretende Teil des Aufsichtsrats auf 2 Jahre, während für das verstorbene Mitglied C. G. Ra user auf 1 Jahr Herr Buchhalter Hermann gewählt wurde. In den engeren Ausschuß des Aussichtsrats — in die Controlekommission — wurden auf 1 Jahr gewählt Herr Gottlob Rapp, Verwaltungsaktuar. Herr Carl Reichert, Fabrikant und Herr I. G. Roller. Leider war die Versammlung sehr schwach besucht und wäre es im Interesse der Sache sehr zu wünschen, wenn sich die Mitglieder zahlreicher beteiligen würden.
)( Wildberg, 24. Febr. Daß, wenn die Bienen im Halbschlafe ruhen, die Bienenzüchter noch wach sind, bewies die heutige Versammlung des Bienenzüchtervereins Nagold. Nachdem der Vorstand, Herr Klein, die Versammlung begrüßt hatte, erstattete der Vereinskassier Herr Raaf den Rechenschaftsbericht, der auch dies Jahr einen lleberschuß aufzuweisen hatte. Herr Birkle referierte über die Landesversammlung in Kirchheim u. T. Bezüglich der Bienenrassen einigte man sich dahin, daß eine Kreuzung unserer schwarzen Rasse mit Krainern und Italienern für unsere Gegend am zuträglichsten sei. Zugestimmt wurde allgemein dem Wunsche .von Herrn Kehle aus Nagold, daß der nächste Sommer eine gute Honigernte bringen möge.
Wildberg, 25. Febr. Auch in unserer Gemeinde wurde das Geburtsfest Sr. Maj. des Königs mit Tagwache und Böllerschüssen, sowie Kirchgang von Seiten des Militär- und Veteranen-Vereins unter Anschluß der Staats- und städtischen Beamten gefeiert. Nach dem Gottesdienst versammelte sich der M.- u. V.-V. in seinem Lokal bei Kamerad Glaser, wobei von Kamerad Vorstand Rothfuß ein „Hoch" auf S. Majestät ausgebracht, auch nachträglich noch des 7 Königs Karl durch Aufstehen gedacht wurde. Hiebei wurde auch von unsrem ältesten Mitglieds, dem 86 jährigen I. Walz, Kaufmann hier, welcher alljährlich bei derartiger Gelegenheit ein selbstverfaß- tes Gedicht vorträgt oder vortragen läßt, ein Beitrag geliefert, dessen Schluß heißt:
So mög denn unter Gottes Segen Er treu behütet werden immerdar;
Erblühen soll Ihm allerwegen Des Volkes Liebe schlicht und wahr.
Und auch von Wildberg klingts bescheiden,
Doch herzlich weit ins Land hinaus:
Der Herr behüt Ihn alle Zeiten;
Gott schütze Ihn, sowie sein Haus. I'. 6 l.
» Neu-Bulach, 24. Febr. Die Grabarbeiten unserer Filialgemeinde Alt-Bulach machen rasche Fortschritte. Infolge der vorgenommenen Sprcn- gungsarbeiten wurde das Mundloch des ehemaligen Wilhelmsstollens völlig verschüttet, weshalb nun, um dem Wasser Ausfluß zu verschaffen und die Beionierungsardeiten zu erleichtern, ein 7—10 m langer Seitenstollen durch massives Felsgestein" getrieben werden mußte. Man hofft, die Leitung in 2—3 Monaten dem Betrieb übergeben zu können. Der Kostenvoranschtag für die Wasserleitung der Gemeinden Liebelsberg, Oderhaugstelt, Schmieh und Emberg beläuft sich aus 133 000 wovon Liebels- berg 34°/», Obcrhaugstelr 30°/o, Schmieh 18V, und Emverg 17'/,°/a zu oezahlen Hütten.
Stuttgart, 20. Febr. Zum Geburtstage des Königs erfolgten zahlreiche Ordensverleihungen und Avancements von Militärs und Beamten. General- Lieutenant v. Woelkern wurde zum General der Infanterie befördert.
Stuttgart, 23. Febr. Auch in «diesem Jahre werden am ersten und zweiten Volksfesttage auf dem Wasen bei Cannstatt Rennen stattfindcn, jedoch nur Flach- und Hürdenrennen. Die Jagdrennen können
auf dem bisherigen Platze nicht mehr gehalten werden, obwohl der neue Exerzierplatz dem Rennverein von der Militärverwaltung in zuvorkommendster Weise zur Verfügung gestellt worden isi.
Stuttgart, 23. Febr. In den Landesausschuß der Deutschen Partei wurden aus dem Lande folgende 20 Herren gewählt: Kommerz.-Rat Hartmann, Heidenheim; Fabrikant Traugott Ott, Ebingen; Kom- merz.-Rat Junghans, Schramberg; Fabrikant Kallenberg, Ludwigsburg; Kommerz.-Rat Weiß, Eßlingen; Geh.-Kommerz.-RatDuttenhofer, Rottweil; Rechtsanw. Mezler, Ravensburg; Rektor Mayer, Biberach; Fabrikant Fetzer, Göppingen; Kommerz.-Rat Hägele, Geislingen; Kaufmann G. Fuchs, Heilbronn; Fabrikant Bareis, Salach; O.-Amtsbaumeister Berner, Hall; Fabrikverwalter Loos, Neuenbürg; Oberlehrer Maier, Künzelsau; Rechtsanw. Schefold, Ulm; Professor Büchler, Oehringen; Kommerz.-Rat Lang, Blaubeuren; Apotheker Kachel, Reutlingen; Rechtsanw. Schall, Ulm. Es folgen dann noch 9 Herren, die nach den Gewählten die nächsten Stimmzahlen erhalten haben und zwar: Oberreallehrer Hägele, Aalen; Prof. Dr. v. Jolly, Tübingen; Kaufmann H. Reuter, Heilbronn; Steinbruchbesitzer Läpple, Maulbronn; Domänendir. Stephan, Oehringen; Bankier Pfaff, Cannstatt; Professor Leemann, Tübingen; O.-Amtsbaumeister Schuster, Nagold und C. Lenz, Urach.
Stuttgart, 26. Febr. (Privattelegramm des Gesellschafter.) Berlin. Abends 6 Uhr fanden im Köpeniker Stadtteil erneute Ruhestörungen statt. Trupps von mehreren hundert stürmten Bäcker- und Schlächterläden. Nach mehreren wiederholten Scharmüzeln mit der Polizei wurde gegen 10 Uhr die Ruhe hergestellt.
Straßburg, 21 . Febr. Die hiesigen Sozialdemokraten sind in Heller Verzweiflung nicht allein darum, daß ihr Häuflein mit jedem Tage kleiner wird, sondern weil sie in Straßburg und auch in den Vororten nicht ein Lokal erhalten können, um Versammlungen abzuhalten. Die sieben Kciegervereine Straßburgs und der Vororte haben allen denjenigen Wirten, welche ihre Säle zu sozialdemokratischen Versammlungen hergeben, den Krieg erklärt. Kein Militäroereinssest sollte in einem solchen Saal mehr abgchalten werden und kein „Kamerad" dürfte ein solches Lokal je betreten. Das Gonvernement verbot außerdem den Soldaten der Garnison das Betreten solcher Lokale.
Metz, 23. Febr. In Noveant wurde ein französischer pensionierter Gendarmerie-Brigadier verhaftet, welcher der Spionage verdächtig ist. Derselbe wurde nach Metz vor den Staatsanwalt, dann über die Grenze gebracht.
Danzig, 24. Febr. Nach der „Danziger Zeitung" hat der Polizeidirektor gestern dem hiesigen Magistrat mitgeteilt, 3000 Arbeiter, 1000 Arbeiterinnen seien ohne Erwerb und es herrsche große Not. Der Polizeidirektor ersuchte den Magistrat, in schleunige Erwägung über die Schaffung von Arbeitsgelegenheit zu treten.
Berlin. 23. Febr. Die Großherzogin Alexan- drine von Mecklenburg-Schwerin, die Schwester Kaiser Wilhelms I., Großtante des regierenden Kaisers, Großmutter des regierenden Großherzogs, tritt heute in ihr 90. Lebensjahr. Als einzig noch lebende Tochter König Friedrich Wilhelms 111. und der unvergeßlichen Königin Luise, ist sie gegenwärtig das älteste Mitglied des Hohenzollernhauses und die älteste aller fürstlichen Frauen.
Berlin, 24. Febr. Der Kaiser beglückwünschte heute Vormittag persönlich den Reichskanzler Grafen v. Caprivi zu seinem Geburtstage. Bei dem heutigen Festmahle des brandenburgischen Provinziallandtages nahmen der Kaiser, Prinz Heinrich, Minister Herrfurth und Oberpräsident Dr. von Aschenbach teil. Se. Maj. der Kaiser hielt bei der Tafel eine Ansprache, die am Schluffe lautet: Lassen Sie sich nur durch keine Nörgeleien und durch mißvergnügliches Parteigerede Ihren Blick in die Zukunft verdunkeln oder Ihre Freude an der Mitarben verkürzen. Mit Schlagwörtern allein ist es nicht gethan und den ewigen mißvergnüglichen Anspielungen über den neuen Kurs und seine Männer erwidere Ich ruhig und bestimmt: Mein Kurs ist der richtige und er wird weiter gesteuert. Daß Meine brave Märkische Mannschaft
Mir dabei Helfe, das hoffe Ich bestimmt. Daher ! trinke Ich auf das Wohl Brandenburgs und seiner l Männer Mein Glas!" (Die ausführlichere Rede des Kaisers folgt wegen Raummangels erst in näch- > ster Nummer.)
Berlin, 25. Febr. Die-gestrigen Worte des Kaisers, daß die Nergler den deutschen Staub von den Pantoffeln schütteln mögen, erregten Aufsehen bei den Tafelgenossen.
Berlin, 25. Febr. Anläßlich des Geburtstages des Königs von Württemberg fand mittags bei dem Kaiser Frühstückstafel statt, an welcher der württembergische Gesandte Staatsrat v. Moser teilnahm.
Wie die „Voss. Ztg." mitteilt, hat das Berliner Justizministerium gegen eine ganze Reihe von antisemitischen Zeitungen, welche die Unparteilichkeit der preußischen Justiz bemängelt haben, den Strafan- > trag gestellt.
Nach der „Post" beginnt die Niederreißung der Schloßfreiheit am 15. Juni. Nunmehr sei es defintiv entschieden, daß das Kaiser Wilhelm-Denkmal auf der Schloßfreiheit errichtet werde.
Schweiz.
Basel, 24. Febr. Gestern abend zerschellte auf dem Rhein an einem Brückenpfeiler ein Boot mit fünf Personen, die von einer Spazierfahrtzurückkehrten.
Alle fünf Personen sind ertrunken.
Beklerreich-Angarn.
Wien, 20 . Febr. Gestern hielten im Bezirk Favoriten etwa 300 Arbeitslose eine Versammlung und protestierten gegen Vertagung der Wiener Verkehrs-Anlage. Ein Redner sagte: „Ob wir aus Hunger sterben, oder durchbohrt von Bayonetten, ist uns gleichgiltig"; ein anderer Redner führte unter stürmischer Zustimmung aus, „der Hunger werde die > Arbeitslosen zwingen, ferner nicht mehr zu bitten, sondern zu fordern."
Frankreich.
Paris 24. Febr. Rouvier nahm die Kabinets- bildung an. Fast sämmtliche frühere Minister verbleiben voraussichtlich ans ihren Posten. Neu ein- treten würden Burdeau (Unterricht), Raynal (Marine),
Felix Faure (öffentl. Arbeiten), Loubet (Justiz).
Griechenland.
Griechenland. Die Ausschreitungen gegen die evangelische Gemeinde im Piräus versetzen die europäischen Kreise Athens in eine Erregung, gegen welche alles andere wie d:e Kämpfe in der Kammer und der von Trikupis erzielte Erfolg in den Hintergrund znrückgetreten. Die evangelische Kirche und Schule im Piräus ist von dem dortigen Pöbel zerstört, geplündert und schließlich in Brand gesteckt worden. Die in dem Schulhaus anwesenden Evan- ^ gelischen, darunter die Frau des'englischen Consuls, entgiengen mit genauer Not der äußersten Lebensgefahr. Einige mußten sich in' den Kellerräumen verstecken, bis die Polizei erschien und sie aus den Händen des in das Haus cingedrungenen Haufens befreite. Die Kirche innrvc mit Petroleum ausgebrannt, das Dach eingerissen, der Inhalt weggeschicppt.
Nicht viel besser erging es dem Hause und der Bibliothek des evangelischen Gemeindevorstandes, dessen gesamte Briefschaften und Schriftstücke verbrannten. Daß in erster Linie religiöser Fanatismus die Triebfeder war, darüber ließen die beständigen Rufe und Drohungen des Pöpels keinen Zweifel.
Amerika..
Zur Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, der mit allseitigem großem Interesse entgegengesehen wird, wird ein Zwiespalt unter der demokratischen Partei, mit welcher, weil sie die . ehrlichere ist, die meisten drüben ansässigen Deutschen stimmen, gemeldet. Ein Teil will den früheren und recht tüchtigen Präsidenten Cleveland auf den Schild erheben, der andere will einen ehemaligen Gouverneur des Staates New-Iork, Hill, als Kandidaten bestellen.
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Hiezu das Unterhaltungsblatt Nr. 9.
Verantwortlicher Redakteur Steinmandel in Nagold. — Druck und Verlag der G. W. Za i sc r'j ch cn B.ichdrnckerei.