Basel, 4, Jan. Vorgestern ist hier die H e ils-A rm e e eingezogen und gibt dieselbe in einem Saale in der Johannitterstraße ihre Vorstellungen (Gottesdienst kann man diesen Höllenspektakel doch nicht nennen.) Bis jetzt liegt das Kommando in den Händen einer Hauptmännin, welcher einige Offiziere und Unteroffiziere beigegeben sind. Die Teilnehmer kommen meistens aus Neugierde zu den Verhandlungen, auch wird während der letzteren viel Ulk getrieben. Hoffentlich geht diese Heimsuchung bald an uns vorüber!
Bombay, 1. Jan. Ueber eine furchtbare Feuersbrunst auf dem Jahrmarkt in Madras eingetroffene Nachrichten haben eine tiefgehende Bestürzung hervorgerufen. Das Feuer brach an zwei Stellen zugleich aus, als der weite eingezäunte Platz dicht mit Menschen gefüllt war. Die Buden, Welche außerordentlich leicht gebaut waren, brannten wie Papier und die Weite Fläche bildete bald ein großes Flammenmeer. Dutzende und Übernutzende wurden erdrückt und zertreten und noch mehr erstickten in den mit Blitzesschnelle um sich greifenden Flammen. Der Oberbefehlshaber, General Arbuthnol, der zur Zeit des Unglücks gerade auf dem Markt war, stellte sich sogleich an die Spitze einer Abteilung britischer Soldaten und begann mit ihnen die Rettnngsarbeiten. Einige europäische Zivilisten halfen ihnen wacker und so gelang, eine große Anzahl Personen zu retten. Die Anzahl derer, welche in den Flammen und im Gedränge umkamen, wird auf 330 gezählt. Wohl ebenso viele sind mehr oder weniger schlimm verletzt. Von den letzteren erlitten viele entsetzliche Brandwunden und groß ist die Zahl der Arm- und Beinbrüche. Unter den Toten befinden sich zwei europäische Damen. Viele europäischen Kinder werden vermißt. Ueberhaupt waren viele Kinder dem Feste zugegen, welches als eines der größten Volksfeste in Madras sowohl von den Kindern der Europäer, wie von den Eingeborenen jedes Jahr mit Spannung erwartet wird. Ueber die Ursache des Feuers verlautet noch nichts, Wahrscheinlich liegt indessen Brandstiftung vor.
Wevnrischles.
— Derer st eHauptgewinnder Berliner JubiläumS- Kunstausstellungs - Lotterie, bestehend aus drei Gemälden im Werte von 30000 fiel bei der Ziehung am 4. Januar auf die Nummer 135 616 nach Köln. Auch der dritte Hauptgewinn ist bereits gezogen worden.
— Einem drolligen Schwindel ist dieser Tage ein Pariser Lebemann, Baron Friedrich de N., zum Opfer gefallen. Baron Friedrich de N. hatte im Quartier Monceau ein möbliertes Appartement inne, welches er vermieten wollte. Vorigen Mittwoch meldete sich bei ihm ein sehr eleganter junger Mann, welcher von einem Agenten geschickt sein wollte. Der junge Mann besichtigte die Räumlichkeiten, fand alles ausgezeichnet und war nicht nur geneigt, die Wohnung zu übernehmen, sondern wolle auch das ganze Meublement um 25000 Franks kaufen. Der Baron war von dem neuen Mieter ganz entzückt, und lud ihn zum Dejeuner ein. Er konnte dies wohl thun, ohne sich etwas zu vergeben, da sein Gast von gutem Adel, ein Marquis Maurice de la G., Sohn eines im deutsch-französischen Kriege vor Orleans gefallenen Generals, war. Bei einer Cigarette wurde der Marquis
gesprächig: „Glauben Sie ja nicht", sagte er, „daß ich mich mit nichts beschäftigte, trotz meiner 60000 Franks Renten gebe ich mich sehr mit der Literatur ab und bin einer der anonymen Librettisten von „1o8spbins venckus par 868 806 »r 8 ." Der Baron war von seiner neuen Bekanntschaft ganz enchantiert und nahm dessen Einladung zum Diener an. Abends gingen beide in die Bouffes zu „Josephine." Sie soupierten zusammen, und als der Marquis Wert darauf zu legen schien, in seiner neuen Wohnung zu übernachten, willigte Baron Friedrich bereitwilligst ein. Früh standen beide auf. „Apropos", sagte der Marquis zu dem Baron, „ich habe noch nicht die Wasserleitung in ihrem Badezimmer probiert. Wollen Sie mir vielleicht zeigen, wie es gemacht wird? — „Nichtseinfacher als das!" antwortete der Baron. — Thun Sie mir doch den Gefallen und nehmen Sie vor mir ein Bad, dann seh' ich es am deutlichsten." — „Mit Vergnügen", sagte Baron Friedrich, entkleidete sich und stieg in's Wasser. Kaum war er jedoch darin, als sein neuer Freund rasch das Badezimmer verließ, mit dem draußensteckenden Schlüssel die Thür verschloß, ins Schlafzimmer eilte und dort das Portefeuille, Uhr Ringe des Barons an sich nahm und davon ging. Als nach längerer Zeit der Baron auf sein heftiges Klingeln aus seiner Gefangenschaft befreit wurde, war der Gauner längst über alle Berge.
Kenrernnühiges.
Frost an Ohren, Hand und Fuß. — Sobald das Jucken sich einstellt, wende man die beiden einzig bewährten Frostmittel an:
1) bei Frost an den Händen: Man koche eine Handvoll Galläpfel mit etwa anderthalb Liter Wasser in einem irdenen oder Porzellangefäffe ab. (In einem eisernen Topfe wird Tinte entstehen.) In der lauwarmen Abkochung bade man die Hände so oft als möglich, mindestens morgens und abends je eine Viertelstunde lang. Die Abkochung braucht nicht erneuert zu werden, sondern bleibt in dem irdenen Topfe stets zur Benutzung bereit auf dem Herde oder hinter dem Ofen stehen.
2) bei Frost an Ohren und Füßen, wo die Bäder lästig oder nicht so bequem wie bei den Händen sind, werden die leidenden Stellen mit einer Flüssigkeit bepinselt, die jede Apotheke für ca. 40 Pf. nach folgender Anweisung liefert:
Up. Divet. .Ivrl. 1,0
^etb. sulpd. 10,0
Oolloä. Simpl. 20,0
Aeußerlich zu Bepinselungen.
Es genügt bei rechtzeitiger Anwendung ein täglich dreimaliges Bepinseln der kranken Körperteile, um in wenigen Tagen die Heilung herbeizuführen. vr. v.
Gottesdienste am Sonntag, den 9. Januar 1887.
Vom Turme Nro: S06. Vormittags-Predigt: Hr. Helfer Braun. Christenlehre mit den Töchtern. Abendpredigt um 5 Uhr in der Kirche: Hr. Dekan Berg.
cklotterckienste in äer Metkockistenkapekke am Sonntag, den 9. Januar 1887. Morgens >/,lO Uhr, abends 8 Uhr.
Amtliche BeklmntlUllchimgeu.
Calw.
Wrennhotz-Ierkauf.
Am Montag, den 10. ds. Mts., vor- ! mittags 10 Uhr, werden auf dem Rathause hier wegen nichtgelleisteter Bezahlung
14 Rm. dürre Nadelholzscheiter Wiederholt verkauft.
Gemeinderat.
Prival-Aryeigen.
Nächste Woche backt
Ick«K«n1brelMlii
Bäcker Kraushaar.
400 Mk.
suche ich in 2 Posten L 20« Mk. gegen Pfandsicherheit aus Auftrag aufzunehmen.
Verw.-Aktuar Staudenmeyer.
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neuestes System, verkauft billigst; wer? sagt die Red. d. Bl.
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wird für sofort gesucht.
Von wem? sagt die Red. d. Bl.
Gründlichen Unterricht im
Weitzniihen
erteilen das ganze Jahr hindurch Geschwister Dingler, Vorstadt.
Calw.
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auf 1 oder 2 Posten zu 4'/zv,g gegen gesetzliche Sicherheit auszuleihen
Johannes Keller.
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Eeün feste!
hat zu verkaufen
Carl Riepp, Sattler und Tapezier.
NW-,
Wülltzär-VSrsim Oal'zv.
Samstag, den 8. Januar, abends von 7 Uhr au,
begeht der Verein seine
Weihnachtsfeier mit Gabeuverlosung
bei G. Thudium z. badischen Hof, wozu sämtliche Mitglieder mit Familie freundlichst eingeladen werden.
! Eintritt für Nichtmitglieder 1
Der Ausschuß.
Wir erlauben uns, Verwandte. Freunde und Bekannte zu unserer am Donnerstag, de» 13. Januar, stattfindenden Hoch- zeitsfeier in das Gasthaus z. Rößle in Stammheim, und auf Sonntag, den 16. ds. , in das elterliche Haus, „Gasthaus z. Lackm" in Möttlingen freundlichst einzuladen.
Iriedr. Binder, Sattler. Röste Dämmet.
Stammheim.
--- 45 Mk. pr. 1«« Ltr.
84er Rietzling ! Garantie Aatnr.
postl. Heidelberg 582.
beginnt am 1. Januar einen neuen Jahrgang
mit ZV. KeimSurg» fesselndem Roman „Lerzeurkrisen" und
A. Schneegans sizilianischer Novelle „S»eranza".
Zu beziehen in Mochen-Aummern (Preis M. 1. «0. vierteljährlich) oder in 14 Kesten L SV Pf. oder 88 Kaw-esten L SS Pf. durch «Ile Buchhandlungen. Die Wochenausgabe auch durch die Postämter.