Amts-

für den Oberamts-Bezirk Nagold.

S 15.

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Samslag 6. Februar

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1892

A A tlich ks.

Nagold. Aufnahme in dis orthopädischen Heilanstalten.

Laut Bekanntmachung des K. Ministeriums des Innern, belr. die Aufnahme von unbemittelten, an körperlichen Formfehlern leidenden Staatspfleglingen in die orthopäischen Heilanstalten vom 16. Januar d. I. (Reg.-Bl. Nr. 3 S. 49 fg.) werden in die orthopäischen Anstalten, mit welchen ein Vertrag wegen Aufnahme von Staatspfleglingen abgeschlossen ist, zur Zeit Olga-Heilanstalt und Paulinenhilfe in Stuttgart, sowie A. H. Werner'sche Kinderheilanstalt in Ludwigsburg unbemittelte Personen als Staats­pfleglinge ausgenommen behufs der Heilung oder Besserung angeborener oder erworbener Formfehler des Körpers, durch welche die Fähigkeit zur Arbeit, bezw. zur Erlernung oder Ausübung eines Berufs in Frage gestellt wird.

Die Aufnahme ist bei dem Kgl. Medizinalkolle- gium, Abteilung für die Staatskrankenanstalten, durch Vermittlung des Oberamts und Oberamtsphysikats nachzufuchen.

Die Aufnahmegesuche können zu jeder Zeit ein­gereicht werden unv sind zu belegen:

1) mit einem Geburtsschein,

2) mit einem Zeugnis eines approbierten Arztes oder Obcramtsarztes, welches sich über die Persön­lichkeit, frühere Krankheiten, den nuumehrigcn allge­meinen und Kräftezustand des Aufzunehmendey und über die Vorgeschichte, die Dauer und den jetzigen Umfang des Gebrechens, sowie die Aussicht auf die Besserung resp. Heilung desselben durch die Behand­lung in einer orthopädischen Anstalt auszusprechen hat;

3) mit einem Zeugnis des Gemeinderats über die Familien-, Vermögens- und Erwerbsoerhältnisse des Anszunehmenden und seiner alimemationspflichngen Angehörigen nebst einer Urkunde der letzteren oder der Ortsarmendehörde wegen Uebernahme desjenigen Aufwands, den die Staatskasse nicht trägt näm­lich Auslagen für Kleider, Maschinen, Reisen und etwaige Beerdigungskosten.

Bei Auswahl der Anstalt, welche durch das K. Medizinalkollegium Abteilung für die Staatskranken­anstalten erfolgt, wird auf etwaige Wünsche der Aufzunehmenden thunlichste Rücksicht genommen.

Den 3. Febr. 1892.

K. Oberamt. vr. Gugel.

Den Schnltheitzenämtern

geht heute durch die Post die Krankheitstabelle zu, welche an die Stelle der alten in die Dienstanwei­sung der Leichenschauer einzukleben ist. Es sollen nun von den Leichenschauern die Todesursachen nach dieser veränderten Tabelle eingetragen und je nach Abfluß eines Vierteljahrs zum erstenmal an­fangs April wortgetreue Auszüge der Einträge gemacht und an die Standesbeamten zur Einsendung an das K. Oberamtsphysikat abgeliefert werden.

Nagold, den 3. Febr. 1892.

K. Oberamt. K. Oberamtsphysikat.

vr. Gugel. Irion.

Nagold. An die Ortsvorsteher,

betreffend Maßregeln zur Verhütung der Verbrei­tung der Tuberkulose innerhalb der Gefängnisse. Im vorbezeichneten Betreff werden die Ortsvor­steher auf einen Arlaß des K. Ministeriums des Innern vom 19. v. Mts., Amtsblatt S. 26 ff. mit

dem Auftrag hingewiesen, für die Durchführung der bezüglichen Vorschriften alsbald Sorge zu tragen.

Den 4. Febr. 1892.

K. Oberamt. vr. Gugel.

Das erledigte Revieramt Baiersbronn, Forsts Freuden­stadt, wurde dem Forstamtsassistenten Kienzle, Kanzleihiljs- arbeiter bei der Forstdirektion, übertragen.

Tcrges-WeurgkeiLen.

Deutsches Hleich.

Nagold, 3. Febr. Wie wir hören, werden künftig die bisher üblich gewesenen öffentlichen Be­lobungen ganzer Feuerwehren wegen ihrer Thätig- keit bei Brandfällen nicht mehr erfolgen.

Berneck, 4. Febr. Gestern feierte hier im trauten Familienkreise alt Waldhornwirt Stephan Graf mit seiner Gemahlin die goldene Hochzeit. Das Jubelpaar erfreut sich noch einer merkwürdigen körperlichen und geistigen Frische.

Alten steig, 3. Febr. Am gestrigen Feier­tag fand eine Vollversammlung des landwirtschaft­lichen Vereins Nagold im Gasthaus z. Traube hier statt, welche sehr zahlreich besucht war und den Teil­nehmern manches Belehrende bot. Nachdem der Vorstand des Vereins, H. Oberamtmann Dr. Gugel, die Versammlung eröffnet hatte, erteilte er H. Oeko- nomierat Stirm, Redakteur des landw. Wochenblatts, das Wort zu einem Vortrag über die künstliche Düngung, insbesondere mit Kalisalzen. Zunächst wies der Redner darauf hin, daß durch die neuen Handelsverträge mit dem Ausland voraussichtlich in nächster Zeit große Mengen Getreide teils aus Ame­rika, ans Ungarn, ja aus Indien nach Deutschland eingeliefert werden. Die Folge davon müsse sein, daß die Getrcidepreise bei uns sinken. Dadurch werden die Einnahmen des Landmanns geschmälert. Seine Ausgaben stehen aber auf einer Höhe wie noch nie und werden sich ins künftige auch nicht verringern. Doch dürfe er darum den Mut nicht sinken lassen, er müsse darauf bedacht sein, durch richtigen Betrieb seiner Güter seine Einnahmen zu steigern. Das geschehe vor allem durch eine richtige und genügende Düngung, seis durch Stalldünger oder auf künstliche Weise. Je mehr dem Boden solche Stoffe zugeführt werden, welche unsere Kulturpflanzen zu ihrem Wachstum brauchen, desto üppiger gedeihen sie. Redner erklärt, daß guter Stalldünger immer noch das vorzüglichste und billigste Nährmittel unserer Felder sei; aber er reiche eben oft nicht aus und dann sei eben eine Ergänzung durch künstlichen Dün­ger notwendig. Während aller Stalldünger haupt­sächlich seine vorzügliche Wirkung äußere, wenn er mit dem Boden des Feldes durch Umackern vermischt werde, sei das Ueberführen der Wiesen mit solchem geradezu eine Verschwendung von vorzüglichen Dung­stoffen, denn sie geben teils an die Luft verloren, teils vermischen sie sich mit Wasser, das aber oft abfließe, ohne sämtliche Nährstoffe an die Pflanzen­wurzeln abzugeben. Darum halte er die künstliche Düngung der Wiesen fürs beste. (Asche, ThomaS- phosphatmehl, Kaimt u. s. w.) In Beziehung aus Beschaffung der künstlichen Dünger riet der geehrte Hr. Redner dringend zum gemeinschaftlichen Bezug durch den landw. Verein oder durch einen Dar- lehenskassen- oder Ortsverein. Ein solcher Verein könne eine größere Sendung kommen und deren Qua­lität auf einem chemischen Laboratorium leicht unter- suchen lassen. Nach Schluß -es ebenso belehren­

den als volkstümlichen Vortrags dankte Hr. Ober­amtmann vr. Gugel dem geehrten H. Redner und forderte zu einemHoch" auf denselben auf, in das alles lebhaft einstimmte. An den Vortrag schloß sich eine sehr lebhafte Besprechung über Verschiede­nes an, insbesondere über das auf dem Walde noch so beliebte Aufschlagen und Brennen der Brachen im Frühjahr. H. Oekonomierat Stirm hält das­selbe für nicht so wertvoll, wie manche meinen, daß es sei und glaubt auch, daß man von demselben ähnlich wie in Nordoeutschland in den Marschlän­dern und auf der Lüneburger Heide auch bei uns aus dem Schwarzwald immer mehr abkomme.

Baisingen. O.A. Horb, 29. Jan. Vorgestern fand dahier die Uebergabe der aus der Firma Link hervorgegangenen neuen Orgel statt. Herr' Musik­lehrer Balluff aus Rottenburg, der als Orgelbau­revident erschienen war, konnte das neue Werk, als ein in jeder Hinsicht gelungenes bezeichnen.

Wildbad, 1. Febr. Am gestrigen Sonntag fand wie in Neuenbürg und Birkenfeld so auch hier eine sozialdemokratische Volksversammlung statt. Dabei kam es, trotzdem daß eine derartige Versammlung hier bereits einzel dasteht, wie gewöhnlich bei solchen Gelegenheiten zu heftigen Auftritten, welche bereits zuthätlichen" Exceffen ausgeartet wären. Als man auf den Achtstundentag zu sprechen kam, meinte ein anscheinend bibelfester Gegner der Partei:Die Sache komme ihm gerade so vor, wie der Wüstenzug der Israeliten, nachdem nämlich dieselben Spione in das verheißene Land schickten und diese aber sehr schlechte Nachricht über dasselbe brachten, hätte das auser­wählte Volk, statt daß es in einigen Wochen in das schöne Land gekommen wäre, wegen seines Unwillens noch 40 Jahre in der Wüste herumirren müssen.

Wildb ad. Nachdem erst kürzlich das Gasthaus z. Stern" und das ehemals Weber'sche Anwesen seine Besitzer gewechselt, ging nunmehr auch das Gasthausz. alten Linde" (seith. Pächter Hr. Karl Fohmann) in andere Hände über, indem es Hr. Karl Weber von hier um den Preis von 39 700 von der seitherigen Besitzerin, Privatier Schunds Witwe, käuflich erworben hat. Ueberhaupt scheint hier die Kauflust wirklich eine sehr rege zu sein, denn es stehen in nächster Zeit noch mehrere Verkäufe größerer Anwesen in Aussicht.

Stuttgart, 1. Febr. Die in der Legionskaserne arrangierte elektrotechnische Ausstellung, welche heute eröffnet werden sollte, ist noch soweit zurück, daß sie erst am nächsten Sonntag dem Publikum zugänglich gemacht werden kann. Zweck der Ausstellung ist, den gewerblichen Kreisen unserer Stadt mit Rücksicht auf das ins Leben zu rufende Elektrizitätswerk einen Einblick in den elektrotechnischen Betrieb zu gestatten. Da bekanntlich auch alle württ. Städte mit dem Plan einer elektrischen Beleuchtung umgehen, so dürste sich die Ausstellung eines zahlreichen Besuches aus dem ganzen Lande zu erfreuen haben.

Stuttgart, l. Febr. Wie man hört, dürfte der Buchdruckerstreik noch zur weiteren Folge haben, daß den Buchdruckergehilfen ein Wettbewerb durch die Frauen entsteht. In Frankreich sind bereits über 2000 Seherinnen beschäftigt und auch in Ber­lin ist damit ein Anfang gemacht worden. Die Ge­sundheitsschädlichkeit des Setzerberufs wird stark «n- gezweiselt, indeß dürfte die Beschäftigung der Frauen in den deutschen Setzersälen nicht so rasch um sich greifen, so lange noch die Tarifgemeinschaft zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer besteht.