bukt- begründet. Zur Befestigung von Helgoland werden als crlte Rate 1395000 gefordert. Die Summe wird nach kurzer Erörterung gegen die Stimmen der Sozialdemo­kraten bewilligt. Es folgt zweite Beratung der allgemeinen Rechnung über den NeichShaurhalt für 18841-5. Es handelt sich hierbei um eine feit Jahren schwebende Streitfrage darüber, ob militärische Gnadenerlasse des Kaisers vom preußischen Kricgsministcr oder vom Reichskanzler gegcngezeichncl sein müssen. Die Reicksregicrung lagt, das; die Gegenzeichnung des Kricgsmiuisters genügt, während k>cr Reichstag bisher die Gegenzeichnung des Reichskanzlers forderte. Um die Sache endlich zum Abschluss zu bringen, hat jetzt die Rech- nungskommission die Genehmigung der Rechnung beantragt. Dieser Antrag wurde vom Zentrum und den Konservativen befürwortet von den Natioualliberalcn und den Freisinnigen bekämpft. Bei der Abstimmung stellte sich die Bcschlußun- fähigkcit des Hauses heraus, nur 1> 8 Mitglieder waren an­wesend worauf die Sitzung abgebrochen wurde. Nächste Sitzung Mttwoch. (Handelspolitisches Abkommen mit Spa­nien, Anträge.)

Die Kommission des Abgeordnetenhauses zur Vorberatung des Volksschulgcsetzentwurss besteht aus neun Konservativen, zwei Freisinnigen, vier Freikon­servativen, sechs NationaUiberalen, sechs Mitgliedern des Zentrums und einem Polen. Die Kommission wird am 8. Februar ihre Beratungen beginnen und zwei Lesungen vornehmen.

Berlin, 2. Fcb. Der Kaiser wünscht das Volks­schulgesetz nur mit den National liberalen zu stände zu bringen. Da aber die Konservativen und das Zentrum im entgegengesetzten Sinn wirken, so ist cs wahrscheinlich, daß das Gesetz gar nicht aus der Kommission zurückkommt.

B r st e r r e i ch - A n g a r n.

Wien, 30. Jan. Das Wüten eines furchtbaren Sturmes verursachte zahllose Unfälle; es wurden 30 Brände gemeldet; in Gnntremsdorf stürzte der Schlot einer Ziegelei ein und erschlug zwei Leute. Ein Tuberkulosenspital soll im Wicncrwatd begründet werden; Rothschild spendete zur Errichtung 100 000 Gulden.

Wie dasWiener Salonbl." meldet, hat der neue Khedivc Abbas II seine ehemaligen Kame­raden von Theresianum für die Osterferien zu sich geladen. In Triest soll ein egyptisches Schiff die jungen Herren erwarten. Die Juristen des There­sianums, der oberste Jahrgang dieses Erziehungsin­instituts, dürften diese Einladung annehmen und im April die Reise an dem Nil antreten.

Aus Wien: Die Neuwahlen zum ungarischen Reichstage haben für die Regierung eine absolute Parlamentsmehrheit von etwa 75 Sitzen ergeben. In Bauffoy-Hunyad, wo sich die Liberalen und Radi­kalen gegenüberstanden, ereignete sich ein ungewöhn­lich blutiger Wahlexzeß. Die Radikalen stürmten, als der Wahlpräsident die Schlußstunde feststellte, das Wahllokal und schlugen dem Präsidenten den Kopf ein und mißhandelten den Ortsgeistlichen, wo­rauf die Gendarmerie erschien und Feuer gab. Acht Menschen blieben tot. über zwanzig wurden verwun­det. Auch aus Tiszaloek und Czikszereda werden blutige Ausschreitungen gemeldet. Im elfteren Orte sind dabei eine Person getötet und viele verwundet, im letzteren zwei getötet und acht verwundet.

Prag, 3l. Jan. Nach derBohemia" hat der verstorbene Zuckerfabrik-Direktor Friedrich Schmidt 100 000 Gulden derGesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Littertur in Böh­men" vermacht.

Der Gegensatz zwischen Deutschen und Czechen ist in Böhmen schon wieder einmal in überaus scharfer Weise zum Ausdruck gekommen, und natürlich sind die Czechen wieder das Karnickel. In ganz unerhörter Weise wird in öffentlichen Versammlungen gegen die Deutschen gehetzt, und die Dinge stehen so ernst, daß eine ernste Krisis unausbleiblich erscheint, wenn die czechischen Friedensstörer nicht tüchtig etwas auf den Mund bekommen. In Ungarn steht der Wahltermin für den Reichstag vor der Thür. Wäh­rend der Wahlagitation, die im schönen Lande der Magyaren mehr mit Fäusten und Knüppeln, als mit Worten geführt wird, ist der Lärm so groß geworden, daß die meisten Wahlkommiffare für den eigentlichen Wahltag militärischen Schutz verlangt haben.

Portugal.

Lissabon, 30. Jan. Ein heute der Kammer zu- gegangener Gesetzentwurf setzt die Steuer auf die Beimtengehälter auf 5 bis 20°/o je nach der Höhe derselben fest. Der Entwurf schlägt ferner eine Er­höhung der direkten Steuern vor, so daß dieselbe 10 bis 20°,» je nach der Höhe des zu besteuernden

Betrages ausmache. Titres, cingeschloffen solche der öffentlichen (inneren) Schuld, sollen einer Steuer von 30°/» unterliegen.

Lissabon, 30. Jan. DaS amtliche Blatt ver­öffentlicht einen Brief des Königs, worin derselbe erklärt, angesichts der gegenwärtigen Lage des Landes, welche allen Opfer auferlege, überweise er den fünften Teil seiner Zivillistc zu Gunsten des Staatsschatzes.

Die Gläubiger des portugiesischen Staates können sich jetzt den Mund wischen. Den Kortes in Lissabon ist jetzt die Vorlage zugegangen, durch welche die Zinsen der auch in Deutschland ziemlich weit verbreiteten portugiesischen Staatsschuld herab­gesetzt werden, resp. wird die Zinsenzahlung einst­weilen sistiert. Das deutsche Publitum wird nach den Erfahrungen, die es mit denArgentiniern" und nun mit denPortugiesen" gemacht' hat, gut thun. alle Aufforderungen von Bankhäusern, fremde Papiere zu kaufen, in das Feuer zu werfen. Nach diesen Erfahrungen kann man den Emissionsbanken nicht mehr die nötige Einsicht in fremde Verhältnisse zutrauen, daß das deutsche Publikum ihnen Vertrauen schenken könnte.

In Portugal ist die Geldnot so groß ge­worden, daß man ernstlich an den Verkauf eines Teils des Kolonialbesitzes denkt.

Italien.

Rom, 30. Jan. Die Ratifikationen der Han­delsverträge Italiens mit Deutschland und Oesterreich- Ungarn sind heute nachmittag im auswärtigen Amte ausgcwechselt worden.

Aus Rom: Der Zustand des Papstes läßt wieder recht zu wünschen übrig. Eine eigentliche Krankheit liegt auch heute nicht vor, es handelt sich eben um Altersschwäche.

England.

London, 31. Januar. 6000 Maschinenbauer legten in den Schiffswerften und Schiffsmaschinen-- bauercicn am Wear Tync und Tees die Arbeit nieder.

Aus London: Einzelne Journale hatten mit- geteilt, daß auch der einzige noch lebende Sohn des Prinzen von Wales, der Prinz Georg, schwer er­krankt sei. Der Prinz leidet seit längerer Zeit be­kanntermaßen an einem Brustleiden, Anlaß zu schwe­rem Bedenken ist aber in keiner Weise vorhanden.

Uebcreinstimmcnd wird aus allen wichtigeren Städ­ten der Balkanhalbinseln gemeldet, daß von den dort ansässigen Deutschen der G e b u r t s t a g des Deutschen Kaisers diesmal mit ganz besonderer Teilnahme festlich begangen ist.

Rußland.

Warschau, 1. Febr. Auf Befehl des General­gouverneurs wurden neuerdings 47 Preußen und 38 Oesterreicher ausgewiesen.

Amerika.

Der nordamerikanische Minister des Auswär­tigen, Blaine, hat amtlich mit?,ereilt, daß der Streit zwischen den Bereinigten Staaten und Chile, wegen dessen der Präsident Harriffon sogar ein Ultimatum erließ, durch die freundschaftlichen Erklärungen der kleinen südamerikanischen Republik durchaus beige­legt ist.

Ktrillkre Mitteilungen.

Tuttlingen, 29. Jan. Eine heitere Falsch­münzergeschichte passierte dieser Tage einem Bauern auf den W..st.. Höfen. Derselbe hatte eine Fuhr Gerste an eine hiesige Brauerei verkauft und den Erlös von 180 ^ in lauter 10- und 20-Markstük- ken ausbezahlt erhalten. Nach Hause zurückgekehrt, gab er das Gold seiner Frau zur Aufbewahrung. Andern Tags ging unser Bauer auf den Markt nach E., zu welchem Behufe ihm die Frau einige der Goldstücke seinem Gelde beifügte. In E. wollte er nun eine Zahlung machen, aber was war das?

kein Goldstück fand sich alles Nickel! Kein Zweifel! Der Brauer mußte ihm für die Gerste fal­sches Geld gegeben haben! Eilig gings nach Hause, wo er seiner Frau von der fatalen Entdeckung Mit­teilung machte. Die anderen Goldstücke wurden rssch ihrem sicheren Verstecke einem Salbetopfe

entnommen, aber o weh! auch lauter Nickelgeld! Der Nachbar wurde zu Rate gezogen, derselbe wog die Münzen; das Gewicht stimmte, aber das Metall war eben Nickel! Allmählich wurde der Polizei die Sache ruchbar, und sie witterte hinter der ganzen Sache Falschmünzerei, die streng untersucht werden

müsse. Der Bauer eilte sofort mit dem verhexten Golde hieher zum Brauer, denselben darauf aufmerk­sam machend, daß er ihm kein richtiges Geld gege­ben; dieser bestand darauf, daß er mit purem Golde ausbezahlt habe. Nun eilre unser Bauer noch zum Goldschmied; dieser klärte die Sache auf. Er fragte, wo denn das Geld aufbewahrt gewesen sei; auf die Auskunft, in einem Salbetops, war ihm sofort klar, daß in diesem Topfe eine Quecksilbersalbe gewesen sein müsse, wodurch die Färbung der Goldstücke ge­schehen ist. Der Goldschmid putzte unserm Bauern seine Goldstücke um 50 -ff wieder blank und froh gings zu einem Schoppen, wo er auch schon erfah­ren mußte, daß die eifrige Polizei auch in T. ange- kommcn und ihm dicht auf den Fersen sei; aber mit den blankgeputzten Goldfüchsen gings nun fröhlich dee Heimat zu, wo die Ehehälfte wohl für einen besseren Kasscnschrank sorgen wird.

Vom Welzheimer Wald, 24. Januar. Daß dieDummen" auch in unserer Gegend nicht aussterben, beweist folgendes wahrheitsgetreue Vor­kommnis. Erscheint da bei einem Angehörigen der Schuhmacherzunft in R. ein Zigeuner und beredet ihn, 200 in einen Kupferhafcn zu thun, in 14 Tagen sei die Summe verdoppelt. MeisterPech" ließ sich dazu bereden. Unter allerlei Hokuspokus, unter dem Gemurmel verschiedener Zauberformeln und namentlich unter kräftigem Schütteln wurde der Deckel aufgesetzt und gut verschlossen. Mit der aus­drücklichen Warnung, ja vor 14 Tagen nicht nach­zusehen, verließ der Zigeuner unser Schuhmächerlein. Nach einigen Tagen muß es demselben aber doch gcdottert" haben, er öffnete den Hafen und fand natürlich statt der erhofften doppelten Summe keinen Pfennig vor. Während dieser Zeit war aber unser Zigeuner über Berg und Thal und der geprellte MeisterFlick" hat z» seinem Schaden auch noch Spott genug.

Verschiedene deutsche Grüße.

Ei, grüß' di Gott!" so grüßt der fesche Wiener, UndKüß die Hand!" wie es wohl jeder kennt; Voll Würde grüßtJu'n Morjen!" der Berliner. Prosit!" undMahlzeit!" heiter der Student. Grüß' Gott!" tönt es in Bayern und in Schwaben, Im Norden heißt'sGu'n Dag ok!" wie Ihr wißt; In Schlesien klingt es:G'spcist zu haben!"

Der Böhme grüßi:Gelobt sei Jesus Christ!"

Handel und Berkehr.

Vollmaringeii, 27. Jan. Die Bilanz des hiesigen Darlehenskassenvereins pro 31. Dez. 1891 crgiebk: Einnahme» 131010 .Hl 75 4, Ausgaben 129086 -Hl ön 4. Gesamtumsatz 260 097 4L 34 4, Aktiva 103 049 72 4, Passiva 99 092

Mark 65 Pf., somit Bereinsvecmögen 3957 4t 10 4, worunter 670 4t 10 4 Gewinn des Jahres 1891. Das Geschäftsgut­haben der Mitglieder beträgt zur Zeit 1007 .Hl 16 4.

Stuttgart, 2. Febr. Die heutige Ledermesse in der Gcwerbehalle ist ziemlich gut, namentlich auch vou aus­wärtige» Interessenten besucht. Die Zufuhr beträgt etwa 1000 Ztr.; vou den verschiedenen Lcdersorten ist besonders Wildoberleder vorherrschend. In den seitherigen Lederpreisen ist eine Aenderung nicht eingetreten Die von dem Stadt- gartenrestauratcur W. Schmandt im Seitenbau etablierte Restauration erfreut sich lebhaften Zuspruches.

Nürnberg, 27. Jan. (Hopfen.) Stimmung ruhig. Markthopfen la 120125 Ha 115118, lila 105-110 Mark. Württemberger I» 120128 4t, lla 115120 4t, lila 110-115 4L.

Konkurseröffnungen. Christian Bayer, Gastwirt zum goldenen Adler in Stuttgart, Hauptstätterstraße Nr. 14. Johannes Frick, Bauer in Ried, Gemeinde Christazhofen, OA. Wangen.

Handelsverträge. Mit dem 1. Februar treten die neuen Handelsverträge in Kraft, und die han­delspolitische Führung Zentraleuropas geht auf das Deutsche Reich über.

temnot und Luftmangel können auch durch starke Ver­schleimung entstehen. In diesem Falle leisten Fay's ächte Sodener Mineral-Pastillen, die man als Bonbon oder besser noch in heißer Milch aufgelöst nimmt, ausgezeichnete Dienste. Sie bewirken, daß sich der Schleim leicht loslöst und reichlich ausgeschieden werden kann. Die Brust wird freier, das Atmen leichter. Fay's ächte So­dener Mineral-Pastillen sind in Nagold bei H. Lang, Con- ditor, L 85 4 per Schachtel zu beziehen.

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