7

Leiden erst in den letzten Tagen zu einer jede Hoffnung ausschließenden Höhe sich gesteigert hatte.

Die Verewigte war geboren am 30. Oktober 1816 als älteste Tochter des verewigten Königs Wilhelm Majestät aus Höchstdeffen Ehe mit Catharina Paulowna, Großfürstin von Rußland, vermählte sich am 19. März 1840 mit dem Grafen Alfred von Neipperg und lebte nach besten im I. 1865 er­folgten Tode als Witwe in Stuttgart meist in stiller Zurückgezogenheit.

Durch den Hingang der Frau Prinzessin sind mit Ihren Majestäten dem König uud der Königin die sämtlichen Mitglieder des Kgl. Hauses, ins­besondere die durchlauchtigsten Schwestern der Dahingeschiedenen, Ihre König­lichen Hoheiten die Frau Prinzessin Katharina von Württemberg und die Frau Prinzessin Auguste von Sachsen-Weimar in tiefste Trauer versetzt, und nimmt das ganze Land den aufrichtigsten Anteil an dem Hinscheiden der hohen Fran, welcher in weiten Kreisen als ein schmerzlicher Verlust empfun­den wird. (Staats-Anz.)

Stuttgart, 4. Jan. Ueber das rasche Erkranken I. K. H. der 'Prinzessin Marie drangen gestern folgende Nachrichten an die Oeffentlichkeit. Vormittags lagen noch keine Bulletins auf, welches nähere Auskunft über den Zustand der Prinzessin gegeben hatte; erst nachmittags ward ein solches, unterzeichnet von den Aerzten Obermedizinalrat vr. Zeller und vr. Frank, ausgegeben. Nach demselben ist die Prinzessin an einem Brustkatarrh erkrankt, in welchem in den letzten 24 Stunden eine solche Verschlimmerung eingetreten ist, daß der Zustand der hohen Patientin als ein besorgniserregender bezeichnet wird. Heute vormittag waren schon II. KK. HH. Prinz Wilhelm und Prinzessin Friedrich, sowie Prinz Weimar im Wilhelmpalais in der Neckarstraße, um sich nach dem Befinden der Prinzessin zu erkundigen. Auch II. MM. dem König und der Königin nach Nizza ist schon wiederholt tele­graphischer Bericht erstattet worden. Prinzessin Marie ist die älteste Tochter des Königs Wilhelm, aus seiner Ehe mit der Großfürstin Katharina Paulowna. Sie ist geboren am 30. Oktober 1816, geht also ins 71. Jahr. Verheiratet war die Prinzessin mit dem Grafen Alfred von Neipperg. Prinzessin Marie leidet schon seit langer Zeit an einem Brustübel. Vor einigen Jahren, auch um die Neujahrszeit, nahm das Leiden einen besorgniserregenden Charakter an, doch erholte sich die Prinzessin damals bald wieder." Schw. B.

Laupheim, 2. Jan. Am 31. Dez. in der Frühe 4 Uhr entstand Feuerlärm, es brannte in der langen Gaffe; ein Wohnhaus und eine angebaute Scheuer wurden ein Raub der Flammen; zwei Besitzer und drei Familien erlitten Brandschaden, eine Familie rettete nur das nackte Leben. Der Thätigkeit der Feuerwehr ist es zu verdanken, daß nicht weiterer Brand­schaden angerichtet wurde.

Vom Bodensee, 28. Dez. Während hier zu Lande vordem der Schmuggel nahezu verschwunden war und lediglich da und dort kleine Gelegenheitsschwärzereien noch vorkamen, ist seit dem Jnslebentreten der neuen Zollpolitik der Schmuggel wieder wesentlich im Zunehmen begriffen und für gewisse Grenzgegenden am See und längs der badisch.schweizerischen Rhein­ufer als gewerbsmäßiger Schmuggel zu bezeichnen und zwar wird hinüber« und herübergeschmuggelt. Die nur 375 Mann starke Schweizer Grenzwach­mannschaft wird daher ab 1887 namhaft vermehrt werden. Ebenso die badische. Zwischen Basel, Lörrach und Waldshut war das Einschmuggeln von Schweizer Taschenuhren förmlich organisiert und in großem Umfange im Gange, bis die Zollbehörden darauf kamen. Die eingeleitete Untersuchung erstreckt sich bezüglich der Abnehmer der geschmuggelten Uhren über große Teile des deutschen Reiches. Schw. B.

Aus Thüringen, 2. Jan. Die U nglü cks b o t s ch a ft e n über die Opfer, welche das Schneewetter der letzten Tage des vorigen Jahres forderte, sind leider noch nicht erschöpft. So erfahren wir, daß ein Bremser bei einer Fahrt von Erfurt nach Cassel bei Büßleben von einer Schneewand Herabgeschleudert wurde. Nur mit vieler Mühe und Not konnte man ihn aus seinem tiefen Schneegrabe befreien. Der Gerichtsvollzieher Geller aus Friedewald wurde auf seiner Amtsreise am 20. Dezember v. I. vom Schneesturm überrascht und mußte im Schnee stecken bleiben. Nach 8 Tagen fand man seine Leiche. Auch in der Rhöngegend des Eisenacher Oberlandes sind gegen 10 Personen um's Leben gekommen, beziehentlich werden ver­schiedene Personen vermißt, so daß mit Sicherheit anzunehmen ist, daß auch sie ihr Grab im tiefen Schnee gefunden haben. Das furchtbare Schnee- wetter hat auch in Ilmenau den Tod eines Menschen verursacht. Der Berg- mann Seeber geriet, nachdem er vom Wege abgekommen war, in die hoch- angeschwollene Ilm und ertrank. Infolge der Stockungen, welche in den

letzten Tagen vor Weihnachten im Eisenbahnverkehr stattfanden, sind in der Zeit vom 22. bis 31. Dez. beim Telegraphenamt in Ersurt 22,000 Telegramme abgegeben worden, durchschnittlich täglich 4000, während sonst täglich im Monat Dez. 10001200 Depeschen auf« und ausgegeben werden. In Eisenach sind in der genannten Zeit auf dem Postamt 3000 Depeschen befördert worden, also täglich 600 Depeschen, während die Durchschnitszahl an Depeschen sonst ca. 50 beträgt. Auch über die Anhäufung der Pakete kann man sich einen Begriff machen, wenn man erwägt, daß am 25. Dezember v. I. gegen 25,000 Pakete auf dem Bahnhof Eisenach lagerten.

WevnrifcHtes.

Für das Schneckenburger Denkmal in Tuttlingen sind bis jetzt ca. 9800 eingegangen. In letzter Zeit kamen Beiträge von 400 von sächsischen Militärvereins und 60 von dem Redakteur der Deutschen Zeitung" in Mexiko gesammelt.

Ueber das neue Repetiergewehr enthält die bisher ge« Heime, nun aber allgemein zugängliche Instruktion folgende zuverlässige Angaben: Das Gewehr ist im allgemeinen das Modell 71 (Mausergewehr) und hat nur die für ein Repetier-Gewehr nötige Mehrlade-Vorrichtung erhalten, welche sich der Hauptsache nach im Schlöffe vereinigt findet. Die Mehrlade-Vor­richtung nimmt 8 Patronen in sich auf und hat den Zweck, diese Patronen beim Oeffnen und Schließen der Kammer in die Patroneneinlage zu befördern und somit den Ladegriff entbehrlich zu machen, wenn ausnahmsweise schnell geschossen werden soll. Das Patronenmagazin besteht aus einem Rohr von dünnem Stahlblech, welches im Schaft unterhalb des Laufes liegt, hinten in die Hülse mündet, vorne dagegen über den Oberring vorsteht und mit einem ausschraubbaren Deckel versehen ist. Im Magazine befindet sich eine lange, das ganze Rohr ausfüllende Spiralfeder (Magazinfeder) zu dem Zwecke die eingeladenen Patronen nach hinten, beziehungsweise auf den Zubring-Löffel zu bringen. Beim Auf- und Zumachen der Kammer mittelst des Hebelknopfes wird, wenn das Schloß zum Magazinfeuer gestellt ist, durch das gleichzeitige Auf- und Abbewegen des Löffels, die aus dem Magazinrohre tretende Patrone in die Patroneneinlage befördert, von wo sie beim Vorschieben der Kammer in den Lauf gelangt; das Abfeuern geschieht wie gewöhnlich. Soll das Ge­wehr als Einzellader benützt werden, dann wird der Löffel festgestellt. Das Gewehr hat eine Länge von 1,3 m, mit aufgepflanztem Seitengewehr 1,8 m, wiegt bei leerem Magazin 4,6, bezw. 5,4, bei gefülltem 5,0, bezw. 5,6 ÜA. Die Patrone hat eine Hülse von Messing, die Pulverladung^ besteht aus 5 Ar- neuen Gewehrpulvers Modell 71; das Geschoß ist au« Bleidraht gepreßt, 25 Ar schwer, zylindrisch geformt und mit einer stumpfen Spitze versehen. Die fertige Patrone hat eine Länge von. 78 mm und wiegt 48 Ar. Das Visier kann auf die Entfernungen von 200 bis 1600 m gestellt werden. Der Lauf ist aus Stahl gefertigt und zum Schutze gegen Rostbildung gebräunt, hat ein Kaliber von 11 mm und 4 Züge; der Schaft ist aus gutem Nuß« baumholz geschnitten und gefirnißt.

Man muß sich zu helfen wissen. Einige Herren stürzen aus einem Wirtshause heraus und rufen einem davoneilenden ManneHalt' ihn! Halt' ihn! nach. Alles, was in der Nähe ist, fängt an zu laufen und selbst zwei Gendarmen nehmen im Namen des Gesetzes die Beine in die Hand während sich der RufHalt' ihn!" verzehnfacht hat. Endlich haben die Wogen der Nachstürmenden den Flüchtling erfaßt und neugierig drängt sich um ihn die Menge, während die Augen des Gesetzes scharfe Wache halten. Inzwischen ist auch einer von den Herren aus dem Wirtshause dem Aus« reißer näher gekommen. Mit triumphierender Miene tritt er heran, legt seinen Arm um die Schultern des vermeintlichen Diebes und sagte lächelnd: Siest, Fritze, Dein Ausreißen nützt nichts, Du mußt halt noch eine M a ß B ier mit uns zusammen trinken, wenn auch Deine Alte schimpft auskommen kannst jetzt nimmer. Ich danke Ihnen, meine Herr­schaften, für Ihre freundliche Hilfe." Hiemit zog er seinen Freund vor dem sprachlos erstaunten Publikum zurück ins Bierhaus.

Eine Annonce.Für den Vertrieb von Oelfarben und Lacken werden einige Provisionsreisende gesucht. Letztere sind in trockenem Zustande glänzend wie Glas, springen nicht, bekommen keine Riffe und gelangen in den Handel in flaschenähnlichen Krügen, auf dem Bauche mit unserer Firma verschen."

Gottesdienste am Fest der Erscheinung Christi, 6. Jan.

Vom Turm: Nro. 11ü. Vorm.-Pred. H. Dekan Borg. Opfer für die Heidcn- misfion. Abends 5 Uhr im Bereinshaus: Missionsstunde, Hr. Missionar Hesse.

Amtliche KeklNMtvmchmlM

Das

KonAursversakiren

über das Vermögen des Adolf Vaihinger, Gastwirts und Säg- müllerS in Teinachthal, ist nach rechts­kräftiger Bestätigung des von den Gläubigern angenommenen Zwangsver­gleichs, Abnahme der Schlußrechnung und erfolgter Abhaltung des Schluß­termins heute aufgehoben worden.

Calw, den 31. Dezember 1886.

Amtsgerichtsschreib er Keller.

Calw,

An die Muserbesther.

Von Seiten der Stadt werden an denjenigen Straßenteilen und öffent­lichen Plätzen, wo dieß der allge­meine Verkehr erfordert, die An­häufungen von Schnee entfernt werden. Sehr wünschenswert wäre es, wenn dieß an den übrigen Stellen von Seiten der Hausbesitzer in ihrem eige­nen Interesse geschehen würde. Ebenso wäre es sehr zu wünschen, wenn die Hausbesitzer vor ihren Häusern zu Be­seitigung des Glatteises Steinkohlen­oder andere Asche streuen würden. Auf öffentliche Kosten kann dieß nicht überall

geschehen, der Sandvorrat reicht kaum ür die steilen Wege aus.

Calw, 5. Januar 1887.

Stadtschultheißenamt.

H a f f n e r.

Privat-Aryeigen.

Kustcev-Adotf-

Ir(ruenr>erein.

Freitag im Dekauathaus.

1 Strickmaschine,

neuestes System, verkauft billigst; wer? sagt die Red. d. Bl.

Calw.

Coöes-Anzeige.

Freunden und Bekannten teilen wir mit, daß unser s lieber Gatte und Vater Kemrich Kermgstt, den 4. Januar, morgens 3 Uhr. nach langem Leiden sanft verschieden ist.

Die Beerdigung findet Donners, tag um 2 Uhr statt.

Die trauerudeuHintcrblicbeucu.