Nagold. Rekrutierung 18S2.
Den K. Pfarrämtern werden mit der heutigen Post zugehen die erforderlichen Formulare für Geburtsliste«. Formulare für Geburtsscheine sind schon abgesandt worVM.
Den 30. SH 1891.
K. Oberamt, vr. Gugel.
Verfügung des Ministeriums des Innern, betreffend die Untläge des Gebäudebrandschadens für
daß Jahr 1892. Bom 8. Dezember 1891.
Ntßb Maßgabe des Art. 39 Abs. 1 und Art. 40 des MsetzeS vom 14. März 1883, betreffend die veränderte Einrichtung der allgemeinen Brandvev sicherungsanstalt (Reg.-Blatt S. 79), sowie des Art. 1 des Gesetzes vom 30. März 1878, betreffend einige Abänderungen des Gesetzes vom 14. März 1833 aus Anlaß der Einführung der Reichsmark rechnung (Reg.-Bl. S. 163), wird im Hinblick auf den gegenwärtigen Stand der Brandversicherungs kaffe und die durchschnittliche Höhe der in den letzten Jahren angefallenen Brandschäden die Umlage für das Kalenderjahr 1892 in der Weise bestimmt, daß bei den Gebäuden der dritten Klasse, welche die Regel und die Grundlage für die Berechnung des Beitrags in den höheren und niederen Klassen bildet (K. Verordnung vom 14. März 1883 § 12v), der Beitrag von Einhundert Mark Brandversicherungsanschlaq neun Pfennig
zu betragen hat.
Ferner wird verfügt, daß je die Hälfte der Um- läge auf 1. April und 1. August k. Js. an die Brandversicherungskasse einzuliefern ist.
Die K. Oberämter werden angewiesen, in Gemäßheit der bestehenden Vorschriften für den rechtzeitigen Abschluß der Katasterrevisionsgeschäfte und der Umlage in den einzelnen Gemeinden, sowie für den rechtzeitigen Einzug und die Ablieferung der Beiträge zu sorgen und die zu fertigenden Umlageurkunden spätestens auf den 1. März 1892 an den/ Verwaltungsrat einzusenden.
Stuttgart, den 8. Dez. 1891.
S ch m i d.
Nagold. Den Berwaltuugsaktuaren wird vor- stehende Verfügung hiemit zur Kenntnis gebracht mit der Weisung die Aenderungsverzeichnisse und Umlageregister bis 18. Feb. 1892 hieher einzusenden.
Den 30. Dez. 1891.
K. Oberamt. vr. Gugel.
Die Ortsvorsteher
werden an den sofortigen Abschluß der Sportelver- zeichuisse pro ult. Dezember 1891 erinnert und angewiesen, die von ihnen erhobenen Sporteln mit einer Reinschrift des Verzeichnisses bis längstens 6. Jan. 1892 hieher einzusenden, event. vorschriftsmäßige Fehlanzeige zu erstatten.
Nagold, 31. Dez. 1891.
K. Oberamt. Amtm. Binder.
Die Ortsvorsteher
werden veranlaßt, bis längstens 6. Jan. 1892 die Nachweisungen über die in den Monaten Oktober, November und Dezember 1891 ausgeführten Regiebauarbeite», zu deren Ausführung mehr als 6 Arbeitstage tatsächlich verwendet worden sind, hieher einzureichen, bezw. der Vorschrift entsprechende Fehlurkunden vorzulegen.
Nagold, 31. Dez. 1891.
K. Oberamt. Amtm. Binder.
zu dem Schluß, daß an eine ernsthafte Störung in absehbarer Zeit nicht zu denken ist. Der vollzogene Abschluß der Handelsverträge hat bewiesen, daß von einem fremden Staate empfindliche und der deutschen Industrie nachteilige Zollschraubereien so leicht nicht zu erwarten sind. An große und wirklich bedeutsame Arbeitseinstellungen ist angesichts der heutigen Wirt schaftlichen Verhältnisse überhaupt nicht zu denken, und erst recht nicht an politische Störungen von außen her. Rußland sitzt zu tief in der Tinte, als daß es selbst in Gemeinschaft mit Frankreich den Versuch machen sollte, einen Krieg vom Zaun zu brechen. Die Friedensstörer in Europa wissen nur zu gut, daß heute ihr Weizen nicht blühen kann. Und so dürfen wir denn in aller Ruhe das neue Jahr betreten!
Die Ortsbehörden für die Arbeiterverficherung, sowie die Kassiere der Bezirkskrankenpflege-Versicherung und der gemeinsame» Ortskrankenkaffen Nagold und Altensteig
haben sofort bezüglich des Einzugs der Beiträge zur Jnvaliditäts- und Altersversicherung für die 13. Beitragsperiode (29. Nov. bis 26. Dez. d. I.) Vollzugsbericht anher zu erstatten.
Nagold, den 31. Dezember 1891.
K. Oberamt. Amtm. Binder.
Der Uebertritt in das
Weue Jahr ^
wird, wie die Verhältnisse heute in Deutschland, wie in ganz Europa liegen, unter außerordentlicher Stille erfolgen. In der inneren, wie in der auswärtigen Politik herrscht völlige Ruhe, und es liegt auch kein Anzeichen vor, daß so bald eine empfindliche Störung eintreten könnte. Eine vorurteilfreie Betrachtung unserer inneren, wie der fremden Verhältnisse führt
Tages-WeuigkeiLen.
Deutsches Weich.
/Nagold, 2. Jan. Am gestrigen Neujahrsfest Erachte die Bahn eine große Anzahl von Herren und *Damen der Altensteiger Gesellschaft zu uns auf Besuch. In den Gasthöfen „z. Post" und „z. Hirsch" entwickelte sich ein reges Leben gegenseitiger freundlicher Begrüßung. Wie wir hören, wird die Nagolder Museumsgesellschaft am 6. d. M. den Besuch in Altensteig erwidern.
Nagold, 2. Jan. Die Neujahrsnacht verlief hier so ziemlich ruhig. Der Unfug des Neu- jahrsanschießens scheint immer mehr zu verschwinden; in den Wirtschaften ging es im allgemeinen ziemlich ruhig zu. Das Abblasen eines Chorals vom Turme erfreute alle Wachenden und stimmte zu ernsten, die Herzen- zu religiös ergreifenden Gedanken.
Alten steig, 30. Dez. (Zur Eisenbahner- ^ Den ersten Toast beim Festessen im „Waldhorn" brachte H. Stadtschultheiß Welker auf Seine Maj. den König Wilhelm aus. Auf die beiden an Seine Majestät und S. Excellenz den Herrn Ministerpräsidenten Freiherrn v. Mittnacht abge- andten Danksagungstelegramme liefen folgende telegraphischen Antworten an H. Stadtschultheiß Welker ein: „Seine Majestät der König hat die von Ihnen übermittelte Huldigung der heute zur Eröffnung des Betriebs der neu erbauten Bahn Nagold—Altensteig vereinigten Festversammlung entgegengenommen und äßt den Versammelten dafür gnädigst danken mit dem Wunsche, es möge das neue Verkehrsmittel der beteiligten Gegend zum Segen gereichen. Griesinger." „Verbindlichsten Dank für freundliches Telegramm und beste Wünsche für das Gedeihen Ihrer Stadt. Mittnacht." Die beiden Gedichte, welche Herr Kameralverwalter Bühler während des Festessens zur allgemeinen Ergötzung zum besten gab, lauten:
Die es erdacht, die es vollbracht,
Die 's ausstudiert, die 's ausgeführt,
Mit ganzer Kraft bei Tag und Nacht Für uns geschafft, an uns gedacht,
Die so gewandt gewebt das Band,
Das mit dem Land uns heut verband;
Wenn es auch schmal, nicht ganz normal,
Uns ist's egal, hebt den Pokal:
Die Bauleiter, die Arbeiter!
Auch ihrer nun gedenk ich noch,
Sie alle, alle leben hoch!
Dann das andere, in welchem der „Herr Staat" um billigere Fahrpreise angegangen wird:
Tarif-Wunsch.
/ Borgetragen am 28. Dezember 1891 bei Eröffnung der Nagold—Altensteiger Eisenbahn von Kameralverwalter Bühler.
Ihr Herren von der Eisenbahn!
Möcht' mich mit einem Wunsch Euch nah'n:
Ich Hab noch auf dem " ^—- 'nen ganz geheimen S»
Was nützt die schönste zn,
Wenn wir kein Geld en Han
Und uns der Herr B Schon s'Meiste nimm Halter?
Wehmütig fährt man id schnell
Vorbei an manchem rell,
Es reicht schon in E Nicht mehr zum Ves usen.
So mancher arme Hauersmann Sieht da sein Weib bedenklich an;
Thut sich am Kopfe kratzen,
Zählt er die sauren Batzen.
Da wär's nun eine edle That Wenn sich entschlöße der „Herr Staat":
Gäb uns zur Lokomotive Gleich billige Tarife.
Es muß ja — früher oder spät —
Dieweil die Welt nicht rückwärts geht —
Dazu von selber kommen;
Doch thät's uns heut' schon frommen.
In Oestreich und in Ungarland Fahrt alles heut schon umeinand Für wenig Kreuzer Jedes,
Kein Mensch geht mehr por poäss.
So wie die Sach' bei uns bis jetzt:
Daß meist die Plätze unbesetzt,
Sei noch so mild das Klima;
Das ist doch grad nicht prima!
Besonders man dran denke:
Wie füllt man alle Bänke?
Daß blos der Schaffner fahre Das ist doch nicht das Wahre!
„Je nun —" „es ginge —" „allenfalls —" So denkt vielleicht jetzt Herr von Balz — Wenn's nur die Kaff' auch litte;
Wer zahlt die Defizite?
Nun, meine Herrn, bin Optimist;
Ich glaub' nicht, daß es so schlimm ist,
Laßt nur recht billig fahren,
Dann strömt das Volk in Schaaren!
Es füllt die große Masse Noch mehr wie sonst die Kasse,
Es füllen sich die Plätze Und auch des Staates Schätze.
Dann — wenn einmal der kleine Mann Sich in der Welt mehr umseh'n kann,
Ist das von größtem Werte;
Hell kehrt er heim zum Herde.
Hat viel gesehen, viel gelernt,
War er auch nicht gleich weit entfernt,
Doch mehrt er seine Nahrung,
Gewitzigt durch Erfahrung.
Was so das Volkswohl profitiert,
Das hat noch niemand kalkuliert,
Man drückt's nicht aus in Zahlen;
Probiert es nur einmalen!
Doch jetzt — oaxiouto satis —
Wir wollen's ja nicht gratis;
Gern zahlt gewiß ein jeder 2 Pfennig Pro Kilometer.
Nun — nichts für ungut, meine Herrn,
Wir wollen unsre Gläser leer'n Auf baldiges Gelingen;
Die Menge muß es bringen!
Fiäuoit^
Gestern und heute war auf der neuen Bahn ein sehr reger Personenverkehr, insbesondere waren auch viele Nagolder Geschäftsleute hier zu treffen. Möge sich derselbe immer mehr steigern und die guten Beziehungen der beiden Nachbarstädte Nagold und Altensteig immer mehr kräftigen! Vor den „vielen Unglückern", die ein sonst wackerer, mit dem neuen Verkehrsmittel aber nicht ganz zufriedener Fuhrmann prophezeite, bewahre uns der liebe Gott in Gnaden!
Wildbad, 28. Dez. (Corresp.) Wie alljährlich, so fand auch diesmal am Stefansfeiertag die Weihnachtsproduktion des „Liederkranzes" hier statt. Kaum konnte der große Saal des Hotel Post die Menge fassen, die sich hiezu eingefunden hatte. Außer den Chören des Liederkranzes enthielt das reichhaltige Programm noch verschiedene hübsche, humoristische Aufführungen, die als besonders gelungen zu bezeichnen sind. Dem Schluß des Programms, dessen Einstudierung und Leitung Hr. Musikdirektor Ruß alle Ehre machte, schloß sich die Christbaumverlosung an, und Jedermann wird mit Befriedigung den Saal verlassen haben, selbst auch wenn ihm Fortuna nicht hold schien.
Stuttgart, 28. Dez. Auf Befehl des Königs sind der Kommandierende General v. Wölckern und Oberst Krummacher vom Infanterieregiment „Kaiser