lehr geläufig und trefflich vorgetragen wurde. Die zahlreich besuchte Versammlung war sichtlich erfreut von den dargebotenen Leistungen. Das Konzert, das erst um V 48 Uhr seinen Anfang nahm, schloß, da zwischen den einzelnen Nummern zu lange Pausen stattfanden, erst gegen 11 Uhr. Zum Schluß führen wir noch an, daß das Jahr 1886 eines der wichtigsten Jahre seit dem Bestehen des Liederkranzes für denselben war; nach redlichem, eifrigem und treuem Streben sah er seine Mühe aufs schönste belohnt: in heißem Wettkampf errang er auf dem schwäbischen Volksfeste in Heilbronn einen II. Preis im höheren Volksgesang. Eine große Sängerschar vereint sich um ihren hochverdienten Dirigenten und eine Zahl von nahezu 200 Mitgliedern sieht an ihrer Spitze einen sehr umsichtigen Vorstand. Wir rufen dem Liederkranz für das neue Jahr ein herzliches vivat, Hörest, orescst zu.
Gaildorf, 26. Dez. In der Christnacht ist in Reutfeldhof, Gem. Unterrot, Pfarrgemeinde Münster, durch eine Verkettung unglücklicher Umstände ein junges Leben das Opfer des Todes geworden. Ein braver. 25 Jahre alter, längst an Epilepsie leidender Knecht des Oekonomen Müller daselbst, von Honkling, entstieg nächtlicherweile in einem erneuten Anfall der Krankheit dem Fenster seiner in Stockhöhe gelegenen Dachkammer und wurde am Morgen des Christfestes unweit des Hauses im Schnee erstarrt und tot aufgefunden. Die Entfernung des Knechts war von keiner Seite wahrgenommen worden^, was bei der Maffe von Schnee, die auch im Gaildorfer Bezirk lagert, nickt zu verwundern ist.
WevrnifcHtes.
— Direktor Anton v. Werner sollte bekanntlich in einer Versammlung, in der über Schulreformen gesprochen wurde, erzählt haben, daß zweien -seiner Töchter, 12 und 13jährige Mädchen, das Aufsatzthema gegeben worden sei: „Welche Gedanken bewegten die Seele des Scipio bei seiner Zusammenkunft mit Hannibal vor der Schlacht bei Zama?" Herr v. Werner habe seinen Töchtern darauf geraten zu schreiben: „Scipio habe wahrscheinlich gedacht: daß dich doch ein Himmeldonnerwetter in den Boden schlüge". Bezügl. dieser von so vielen Zeitungen gebrachten Notiz (Wochenblatt Nro. 149) schreibt die „Voss. Ztg.": Diese Mitteilung und Aeußerung Anton v. Werners hat nicht allein in den Kreisen des Publikums, sondern auch bei den Behörden Aufsehen erregt. Der Chef des Unlerrichtswesens, Cultusminister v. Goßler hat, wie verlautet, Bericht über die Thatsache erfordert, ob in der That ein solches Aufsatzthema in einer der hiesigen Mädchenschulen gestellt worden sei. Der ganzen Geschichte wenigstens so weit sie das Aufsatzthema betrifft, liegt ein sehr erhebliches Mißverständnis zu Grunde. Nach Mitteilung aus ganz zuverlässigen Quellen ist in der betreffenden Schule kein derartiges oder auch nur ähnliches Thema zum deutschen Aufsatz gegeben worden. Nach genauesten Ermittelungen kann zu dieser neuesten Legendenbildung nur ein ganz unschuldiger Vorgang die völlig unberechtigte Anregung gegeben haben: Im Geschichtsunterricht trug der Lehrer die erwähnte Scene zwischen Hannibal und Scipio vor. Eine Schülerin bewies der Sache so wenig Interesse, daß sie durch ihre Unaufmerksamkeit dem Lehrer auffiel und zu der Bemerkung Anlaß gab, sie möchte doch aufmerksamer sein, die Sache verdiene es wohl, und außerdem könne sie gar nicht wissen, ob sie nicht einmal in die Lage käme, den Stoff in einem deutschen Aufsatze bearbeiten zu müssen. So löst sich denn die große Spannung dahin auf: der Lehrer hat den Schülerinnen nicht zugemutet, die Gedanken Scipios vor der Schlacht bei Zama zu schildern, der Vater hatte keinen Anlaß Aergernis an etwas zu nehmen, was keine Substanz hatte, und das „Himmeldonnerwetter" , das den Hannibal nach dem Rate des Vaters graphisch in den Boden schlagen sollte, hatte vollends keinen Boden.
— Der Po st vermalter in Schlebusch räumte kürzlich sein Bureau im Eifer so gründlich auf, daß er auch ein Geldcouvert in den
Ofen steckte, welches in Reichskaffenscheinen 2100 ^ enthielt. Während dieses wertvolle Heizmaterial hoch aufloderte, suchte der Beamte nach dem Geld, welches kurz zuvor eingegangen war, und erhielt zu seinem Schrecken die Gewißheit, daß er dasselbe verbrannt habe. Mit großer Geschwindigkeit riß er nun die Asche aus dem Ofen und kühlte dieselbe ab; jedoch von dem Geld war nichts mehr zu finden. Den Betrag ersetzte er sofort aus eigenen Mitteln und berichtete seiner Vorgesetzten Behörde! den Vorfall. Nachdem durch genaue Untersuchung des Aschenrückstandes festgestellt worden war, daß thatsächlich verbranntes Papiergeld vorhanden war, sich auch ergeben hatte, daß der gen. Brief an demselben Morgen eingelaufen war, hat sich das Direktorium der Reichsbank mit Rücksicht auf die gute Führung und die geordneten Verhältnisse des Beamten, welche eine Veruntreuung ausschloflen, bereit erklärt, den ganzen Betrag von 2100 zu ersetzen.
— Ueber eine Schiffskatastrophe im Tajo melden Telegramme des „Reuter'schen Bureaus" aus Lissabon unter'm 24. ds.: „Der Zusammenstoß zwischen dem britischen Panzerschiffe „Sultan" und dem französ. Dampfer „Ville de Victoria" scheint nach den darüber vorliegenden Berichten heute morgen um 5 Uhr stattgefunden zu haben. Der Dampfer hatte zur Zeit 60 Personen an Bord (nicht 250, wie anfänglich gemeldet worden war) und sollte heute nach Brasilien abgehen. Es heißt, daß der „Sultan" in zu großer Nähe der „Ville de Victoria" vor Anker gegangen war und daß, als ersterer mit der Flut herumschwenkte, sein Schnabel in die Seite des Dampfers eindrang. Der „Sultan" wurde durch den Zusammenstoß ebenfalls beschädigt. Der Kapitän des Kriegsschiffes räumt ein, daß der Zusammenstoß dem Umstande zuzuschreiben sei, daß sein Schiff sich von seinem Ankerplätze losgerifsen hatte. Die „Ville de Victoria" sank zehn Minuten nach der Collusion und der „Sultan" wurde von der Strömung abwärts getrieben, wobei er mit dem Dampfer „Richmond" collidierts, der etwas beschädigt wurde. Der Kapitän der „Ville de Victoria" zählte 43 Personen, von denen 23 gerettet wurden, und von den an Bord befindlichen 20 Passagieren wurden 10 ebenfalls gerettet. Fast alle die Geretteten erreichten das Gestade durch Schwimmen. 8 Personen wurden durch Boote des Dampfers „Toronto" gerettet. Eine Engländerin, die sich unter den geretteten Paffagieren befindet, verlor einen Beutel mit 600 Lstl., den sie zur Zeit des Zusammenstoßes an ihrer Person trug. Der größere Teil der Ladung des „Ville Victoria" ist zu Grunde gegangen. Drei zum englischen Kanalgeschwader gehörige Boote wurden unverzüglich abgesandt, aber sie vermochten nur wenige der Ueberlebenden zu retten. Leichen und Trümmer des gesunkenen Schiffes werden an die Tajo-Ufer geschwemmt. Die „Ville de Victoria" war ein Schraubendampfer von 1616 Tonnen Tragkraft und wurde 1882 in Sunderland gebaut. Sie war von Havre nach Santos unterwegs.
— Seltenes Wild. Mehrere Mainzer Herren sind jüngst in den Rüffelheimer Wald gegangen, um auf Hochwild zu pürschen. Gegen Abend sahen sie im Dickicht einige Hirsche; als sie sich näherten, sprang plötzlich ein Pferd mit Trense und Sattel auf und stürmte davon, ihm folgten mehrere Hirsche. Das Pferd, welches vor einigen Tagen seinen Reiter, einen Herrn aus Frankfurt abgeworfen hatte, ward arg verfolgt, konnte jedoch nicht eingefangen werden. Sein Herr hat dem Wiederbringer 50 Belohnung versprochen.
— Pech. Da habe ich mir einen neuen Abtreter vor die Thüre gelegt mit der Inschrift: „Willkommen" und der erste, der kommt, ist ein Steuereinnehmer.
— „Ich weiß nicht, wie Ihr mir vorkommt", sagte ein Verwalter zu den Bauern, „Ihr klagt immer über unfern gnädigen Herrn, und er will doch nur Euer Bestes. — „Ja, freilich will er's", meinte einer der Bauern, „aber wir wollen's nicht hergeben."
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Der auf Donnerstag, den 30. d. M., ausgeschriebene,
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Wegen andauernder ungünstiger Witterungsverhältnisse wird der in Nr. 149 d. Bl. auf den 23. ds. Mts. ausgeschriebene Holzverkauf bis auf Weiteres verschoben.
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Christian Wanner, heute Dienstag früh sanft entschlafen ist.
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