rüchte die Stadt. Nähere Details sind bis jetzt nicht bekannt.

Nach den neuesten Mitteilungen des statistischen Landesamts in Stuttgart über die Bevölker­ungsbewegung in Württemberg ist seit zehn Jahren im Schwabenlande eine fortwährende Abnahme der Geburten und des Geburtsüberschusses zu bemerken. Im Jahre 1880 betrug die Zahl der Geburten 81 420, der lieberschuß der Geburten über die To­desfälle 22 024, seitdem ging die Zahl der Geburten stetig abwärts und betrug 1890: 69 089, ebenso ging der Geburtenüberschuß bis zum Jahre 1890 auf 17 518 zurück.

Das Vermögen der Stadt Cannstatt beträgt zur Zeit nahezu 4 661000 «^.Schulden abgezogen bleibt immerhin noch ein Reinvermögen von gegen 2 Millionen Mark.

Brackenheim, 24. Sept. Zu Ehren des Prä­zeptors Beitinger, (früher als Kollaborator in Nagold angestellt), welcher seit 25 Jahren an der hiesigen Lateinschule wirkt, bereiten seine vielen ehemaligen Schüler eine Feier mit Fackelzug, Festmahl, Bankett auf 26. und 27. September vor, woran sich auch die Beamten und Kollegien beteiligen werden.

Lauffen a. N., 24. Sept. Seit Inbetriebsetzung der elektrischen Kraftübertragung von hier nach Frank­furt ist unser Neckarstädtchen ein wahrer Wallfahrts­ort geworden für Besucher von der Nähe und weiter Ferne. Kaum vergeht ein Tag, daß nicht Einzelbesuche oder ganze Gesellschaften eintreffen, um von der epochemachenden Neuerung Einsicht zu nehmen. So brachte der heutige Tag den Besuch des Geheimrats F. A. Krupp aus Essen, Inhaber der weltberühmten Firma Friedrich Krupp. Derselbe fuhr in seinem eigenen prächtigen Salonwagen und war begleitet von seinen obersten Beamten. Für die nächste Zeit ist der Besuch einer Deputation der rumänischen Regierung angesagt.

Heilbronn, 25. Septbr. Herr Oberbürger­meister Hegelmaier hat lautH. Ztg." unterm 21. ds. beide bürgerlichen Kollegien bei der staatlichen Verwaltungsbehörde verklagt. Die Veröffentlichung der Beschwerdeschriften sei so sagt Hr. Hegel­maier lediglich zum Zweck der Vermehrung der Hetzerei und zur Erschütterung der Autorität des Stadtvorstands geschehen. Wenn hier in Heilbronn nicht alles auf den Kopf gestellt werden sollte, müßte die Aufsichtsbehörd sofort disziplinarisch gegen beide Kollegien einschreiten.

Ulm, 24. Sept. Der Gemeinderat beschloß heute, derUlmer Schnellpost" wegen ihrer antise­mitischen Agitation den TitelStädtisches Amtsblatt" zu entziehen.

Auf den württembergischen Staatseisenbah­nen sind im Monat Juli im Ganzen neun Unfälle vorgekommen und nimmt die württembergische Ver­waltung unter den 19, von denen Unfälle gemeldet wurden, die elfte Stelle ein. Eine Statistik über Hagelversicherung der Feldsrüchte, welche dermalen in uationalökonomischen Kreisen hergestellt wird, stellt fest, daß von versicherungsbedürftigen Früchten in Württemberg 13,5 pCt. versichert sind, Preußen steht obenan mit 73,3 pCt., Baden kommt ganz hinten mit 3,3 pCt., Bayern ist versichert mit 3l,4 pCt.

München, 25. Sept. In einer gestrigen Ver­sammlung der Sozialdemokraten, welcher 4000 Per­sonen störungslos beiwohnten, legte Liebknecht dar, der neue Programmentwurf bekunde einen wesentlichen Fortschritt. Bollmar bespricht die Beibehaltung des Satzes, daß die Religion Privatsache sei, und hebt als hauptsächliche Forderungen die Entschädigung der unschuldig Verurteilten, die Abschaffung der Todesstrafe und eine einzige progressive Einkommens­steuer hervor. Vollmars Antrag gemäß sprach die Versammlung in einer angenommenen Resolution im Wesentlichen die Uebereinstimmung mit dem Pro­grammentwurf aus.

Halle, 22. Sept. Heute fanden Sektions­sitzungen der Naturforscher- u. Aerzte-Versamm- lung statt. Die Abteilung für innere Medizin be­schäftigte sich mit der Koch'schen Behandlung der Tuberkulose. Der Vortragende Sanitätsrat Aufrecht- Mugdeburg faßte sein Urteil dahin zusammen, das Tuberkulin sei ein unschätzbares Hilfsmittel, das in frischen Fällen und bei leichten Erkrankungen Hei­lung, bei schweren Fällen mit großen Kavernen Ver­längerung der Lebensdauer gewähre. Geheimrat Prof. Weber erkennt au, das Tuberkulin habe bei vorsich­

tiger Dosirung in leichteren Fällen Erfolg, im Neb­ligen seien weitere Forschungen Kochs abzuwarten. Heute Abend giebt die Stadt den Mitgliedern der Versammlung ein Fest.

Halle a. d. S., 25. Sept. Die Versammlung der Naturforscher und Aerzte wurde durch Geheim­rat His-Leipzig soeben geschlossen. Verstimmend wirkte die Mitteilung, auf das an den Kaiser gesandte Huldigungstelegramm sei eine Antwort nicht einge­gangen.

In Halle, bei der Versammlung deutscher Naturfoscher und Aerzte, kam einmal nach langer Zeit wieder eine Kundgebung von Sachverständigen über das Koch'sche Heilmittel zu Tage. Der als nüchterner und zuverlässiger Beobachter in ärztlichen Kreisen allgemein anerkannte Dirigent des Magde­burger Krankenhauses, Dr. Aufrecht, teilte die Ergeb­nisse seiner innerhalb der letzten 6 Monate gemachten Erfahrungen mit. Laut dem Berichte der Fr. Ztg. hat er innerhalb dieses Zeitraumes 112 an Lungen­schwindsucht leidende Kranke mit dem Kochschen Mittel behandelt, und zwar mit dem Erfolge, daß von diesen 112 Kranken 48 vollständig geheilt, 37 sehr gebessert, 22 etwas gebessert und nur 5 ohne irgend welche Besserung aus dem Krankenhause entlassen wurden.

Berlin, 23. Sept. Der Verleger von Scho- rer's Familienblatt und des WochenblattsEcho" meldete nach derKöln. Volks-Ztg." den Konkurs an.

Berlin. 23. Sept. Die Getreidepreise gehen an der Berliner Börse jetzt reißend abwärts. Nachdem Weizen vorgestern 7, Roggen 5 ^ ver­loren, büßte Weizen gestern wieder 7 Roggen 3 ^ ein. Die Haussepartei kann nicht mehr; es wird jetzt so viele Waare angeboten, daß mehrere Großspekulanten sichübernommen" haben. Da aber von Amerika und London ein Steigen der Preise gemeldet wird, so gehen sie vielleicht auch bei uns wieder in die Höhe, sobald die augenblicklichen Schwierigkeiten" überwunden sind.

Berlin, 24. Sept. DieNordd. A. Ztg." dringt das Bruchstück eines Briefes von Dr. Peters, datiert 8. Aug., welches besagt, das Land südöstlich vom Kilimandscharo sei herrlich gesund und frucht­bar, Kriege gebe es daselbst nicht mehr. Er mache ich anheischig, mit 40 Soldaten spielend Zucht und Gehorsam zu erhalten. Er baue an einem Hause, die ganze Umgegend sei zur Lieferung von Holz und Steinen aufgeboten; er habe alle Hände voll zu thun und fühle sich frisch und wohl.

In Berlin hat sich kürzlich der Kaufmann I. Dann das Leben genommen, der als Wucherer in schlechtem Rufe stand. Die Vermögensuntersuchung hat nunmehr ergeben, daß derselbe für 300 000 ^ Wechsel gefälscht hat.

Aus allen Teilen Deutschlands, insbesondere aus den größern Städten, liegen Berichte vor über die festliche Begehung der 100. Wiederkehr des Ge­burtstages Theodor Körners. Insbesondere sind aus den Städten des Königreichs Sachsen solche Meldungen zahlreich eingegangen, ferner aus Königs­berg, Schleswig u. s. w.

Kann es wahr sein? Unter dieser Ueberschrift bringt die Kreuzztg. folgende Zeilen: Unser Peters­burger Korrespondent teilt uns mit, daß dort die Nachricht verbreitet sei, an der neuen russisch-fran­zösischen Anleihe habe sich auch ein Berliner Bank­haus beteiligt, und man rechne mit Sicherheit darauf, daß noch andere Berliner Bankfirmen diesem Beispiele folgen würden. Obgleich wir allen Grund haben, unseren Petersburger Korrespondenten für unbedingt glaubwürdig und zuverlässig zu halten, so möchten wir vor der Hand noch ein Fragezeichen dieser seiner Mitteilung hinzufügen. Es will uns schier undenkbar erscheinen, daß in der gegenwärtigen politischen Lage sich Angehörige des deutschen Reiches finden könnten, welche sich nicht scheuten, unseren Gegnern die Mittel zu ihren Kriegsrüstungen um desGeschäftes" willen darzubieten.

Das Zarenpaar ist gestern Abend gegen 10 Uhr in Berlin eingetroffen und nach kurzem Auf­enthalte über Alexandroyio nach Moskau weiterge­reist. Es fand, dem Wunsche des Zaren entsprechend, kein offizieller Empfang statt. Anwesend war Prinz Leopold von Preußen in russischer Uniform mit blauem Ordensband und dessen Gemahlin in Trauer, ferner Stadtkommandant Graf Schlieffen und das Personal der russischen Botschaft; Botschafter von Schuwalow war von Berlin abwesend. Die Herr­

schaften nahmen den Thee im Fürstenzimmer des Bahnhofes ein, wo das königliche Silber die Ta­fel schmückte und königliche Lcibjäger bedienten. Ein Zusammentreffen des Zaren mit Kaiser Wilhelm ist infolge seines Wunsches, die Reise als rein pri­vate zu betrachten, nicht zu erwarten, wie ja auch der Reichskanzler v. Caprivi den Zaren nicht gesehen hat. Dieser Umstand nimmt natürlich der Durchreise des Zaren durch Deutschland jede politische Bedeu­tung. Es ist begreiflich, daß der Zar eine solche vermeiden wollte. Die Reise ist eine ganz plötzliche, lediglich durch den Tod der Großfürstin Paul ver­anlaßt. Es bleibt sowohl auch nach der Durchreise des Zaren alles genau so, wie es vorher gewesen nur das liebliche politische GretchenspielEr kommt, er kommt nicht", hat ein definitives Ende genommen. Auch das ist ein gewisser Gewinn.

Nach Elsaß-Lothringen wird der Kaiser in diesem Herbst nicht zur Jagd gehen. Der Schloß­bau auf dem kaiserlichen Gute Urville ist nach Außen hin vollkommen fertig gestellt. Es erübrigen nur noch die Ausschmückungsarbeiten der inneren Räume, mit welchen Tapeziere, Maler und Bildhauer jetzt noch beschäftigt sind. Es wird angenommen, daß der Kaiser im Laufe des nächsten Jahres seine lothrin­gische Besitzung jedenfalls besuchen wird.

Der Schutz der deutschen Grenze in einem Kriege mit Rußland. Ein Ingenieur Keil aus Breslau teilt derKöln. Ztg." ein Schreiben des verstorbenen Feldmarschalls Grafen Moltke mit, welcher unterm 31. August 1889 auf die Befürchtung, daß im Kriegsfälle das oberschlesische Kohlenrevier mangel­haft gedeckt sei, antwortete:Ich kann Ihnen die Versicherung geben, daß alle Schädigungen, welche unfern Grenzöezirken bei plötzlichem Ausbruch eines Krieges drohen, auf Sorgfältigste erwogen und die Maßregeln zur möglichen Abwendung getroffen sind. Uebrigens dürfte der Einbruch feindlicher Reiter­scharen mehr auf Erschwernis unserer Mobilmachung und vor allem auf Plünderung gerichtet sein, als auf Zerstörungen, die ihnen einen direkten Nutzen nicht bieten."

DiePost" teilt aus einem eigenhändigen, vom 13. Mai datierten Briefe Emin Pascha's mit, daß derselbe Mitte vom Südwestufer des Albert-Eduard- Seees angekommen sei. Das an eine Verwandte gerichtete Schreiben enthalte nur wenige Zeilen. Darin befinde sich auch die Mitteilung, daß es ihm und seinen Leuten gut gehe. Emin Pascha schreibt sodann, daß es jetzt mit den Verbindungen zu Ende sei. In den nächsten Monaten seien keine weiteren Nachrichten mehr von ihm zu erwarten.

Steht die zweijährige Dienstzeit in Sicht? DieNat.-Ztg." schreibt zu diesem Thema:Gegen die jüngste Anregung einer verstärkten Aushebung für das deutsche Heer und gleichzeitigen Einführung der zweijährigen Dienstzeit in der Presse haben wir eingewendet, daß in dieser Frage durch Preßerörte- rung nicht weiter zu kommen, höchstens Verwirrung anzurichten sei; solche Erörterungen seien nutzlos, so lange nicht ein bezüglicher Vorschlag der Regie­rung, resp. der Heeresleitung gemacht werde, der die Verantwortlichkeit für eine derartige Aenderung über­lassen werden müsse. Es hat sich denn auch in der Presse sehr wenig Neigung gezeigt, in eine Erörte­rung des Themas einzutreten. "Wie uns jetzt ver­sichert wird, steht die Regierung der Anregung des­selben fern." Der bezügliche Artikel war in der Köln. Ztg." erschienen.

DieHamburger Nachrichten" sprechen sich ge­gen das Trunksuchtsgcsetz aus, das nicht denje­nigen treffe, der zu viel trinke, sondern den, der zu wenig vertragen könne. Der Artikel zieht einen Ver­gleich zwischen den deutschen und den französischen Studenten. Der erhöhte Bier- und Weingenuß ver­hindere Deutschland nicht, tüchtige Männer hervor­zubringen. Nicht das übermäßige Trinken, sondern der Mangel an Widerstandskraft gegen Alkohol werde bestraft. Es wäre geraten, die Vorlage zurückzu­ziehen, meint das Blatt, da auf Annahme derselben nicht zu rechnen sei.

Die Aufhebung des Paßzwangs in den Reichslanden wird von fast sämtlichen deutschen Zei­tungen, die sich damit beschäftigen, gebilligt und will­kommen geheißen, sowohl wegen der damit erfolgen­den Beseitigung wesentlicher, wirtschaftlicher Nachteile und Hemmungen des Verkehrs, wie auch als ein beruhigendes Symptom auf dem Gebiet der allge-

VeMunaen auf denGesMselbastev " für das IV. Ouartat nrmmt jede Poststelle und die Postboten entgegen.