Der Gcklllcliaster.
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1 -6!, außerhalb des Bezirks 1 M «I. Monats-Abonnement nach Verhältnis.
Dienstag 29. September
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gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 <>, bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.
1891
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Nagold. Bekanntmachung, betreffend die Bornahme einer gemeinschaftlichen Feuerwehrübung in Wildberg.
Am Montag den 19. Okt. ds. Js., nachmittags 1 Uhr, wird in Ausführung des Z 13 Abs. 4 der Bezirksfeuerlöschordnung eine gemeinschaftliche Hebung sämtlicher mit Wildberg im Brandhilfsverband stehender Feuerwehren in Wild'berg stattfinden. Es haben sich demgemäß bei dieser Probe zu beteiligen die Feuerwehren: 1) von Wildberg, 2) von Effringen, 3) von Gültlingen, 4) von Nagold, 5) von Schönbronn, 6) von Sulz. Die Feuerwehr Wildberg wird an dieser Uebung in ihrer ganzen Stärke und mit allen Geräten teilnehmen.
Die auswärtigen Feuerwehren haben in der für den auswärtigen Dienst vorgeschriebenen Mannschaftszahl zu erscheinen und die hiefür vorgeschriebenen Geräte mitzubringen. Zu vergl. ß 6 der Bezirksfeuerlöschordnung. Der Qrt, an welchem sich die einzelnen Feuerwehren vor der Uebung aufzustellen und parat zu halten haben, wird dem einzelnen Kommandanten noch besonders mitgeteilt werden. Die Ortsvorsteher werden zum Anwohnen bei dieser Probe ein- geladen.Den 27. Sept. 1891.K. Oberamt. Or. Gugel.
Die Drtsfchulinspektorate
werden aufgefordert, die gemäß h. Konsistorialerlaß vom 28. März 1899, Ziff. VI. (Kons.-Amts-Blatt S. 4216) vorzulegenden „Nachweise über die den Gemeinden erwachsenen Kosten" bis längstens 1. Nov. d. I. hieher einzusenden.
Nagold, 26. Sept. 1891.
K. gcm. Oberamt i. Sch.
I. V.: Ämtm. Binder. Dieterle.
Die erledigte untere Reallchrstelle an der Realschule in Frcndenstadt wurde dem Hilfslehrer Weikart an der Real- a nstalt in Eßlingen übertragen. _
Gestorben: Den 25. Sept. zu Vaihingen a. E. Adolf
Schaffer, Oberlehrer, (von 1868—1876 in Haiterbach) 65 Jahr alt. Den 25. Sept. in Altensteig Schullehrer Schiiten helm^54Jahralr_
Tcrges-Weurgkeiten.
Deutsches Weich.
* Nagold, 28. Sept. (Erstes Unglück auf der Altensteiger Bahn.) Gestern früh 8 Uhr fuhr ein mit Eisenbahnschienen beladener Wagen etwas rasch von hier Altensteig zu, wodurch der Wagen bei dem Sägewerk von Klingler u. Barthel umfiel und mit einem Ruck die ganze darauf befindliche Mannschaft, 5—6, hinausschleuderte, wobei einem derselben durch eine Schiene ein Arm abgedrückt wurde. » K Oberschwandorf, 27. Sept. Bei dem ge- ^Igenwärtig stattfindenden Brechen von Weißtannen- * zapfen hat gestern ein hiesiger Bürger, H. Bürkle, sein Leben eingebüßt. Er war mit dieser gefährlichen Arbeit im Nagolder Stadtwald beschäftigt; sein Weib wollte ihm dorthin mittags das Essen bringen. Zu ihrem großen Schmerz fand sie aber ihren Mann tot unter einer Weißtanne liegend; ein Absturz von derselben hatte seinem Leben nach nur 37jähriger Dauer ein jähes Ende gemacht. Der Verunglückte hinterläßt 6 Kinder.
Altensteig, 25. Sept. Am letzten Mittwoch kam ein 6jähriger Knabe von Bö sin gen unter einen mit Kartoffeln beladenen Wagen. Die Verletzungen, - die er dadurch erhielt, waren so schwer, daß er in kurzer Zeit darauf starb. Der Vater des Knaben wurde voriges Jahr in einer Lehmgrube verschüttet und ist infolge der erhaltenen Verletzungen bis heute noch gebrechlich.
Stuttgart, 20. Sept. Dem soeben ausgegebenen neuesten (8.) Rechenschaftsbericht des Vereins für Arbeiterkolonien in Württemberg (1. April 1890/91) entnehmen wir, daß die vor 8 Jahren gegründete Arbeiterkolonie Dornahos bei Altshausen seit ihrer Eröffnung 1778, im letzten Jahr 409 Kolonisten beherbergt hat; die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 61 Tage, der durchschnittliche Tagesbestand 69 Mann. 20 Kolonisten erlangten durch die Verwaltung, 61 durch eigenes Bemühen anderweitiges Unterkommen, 182 sind in geordneter Weise aus die Wanderschaft gegangen, 46 mußten entlassen werden. Sämtliche Oberamtsbezirke, mit Ausnahme Brackenheims, haben ihr Contingent zur Zahl der Kolonisten gestellt. Unter den Kolonisten befanden sich 36 entlassene Strafgefangene, welchen die Kolonie den
Uebergang aus der Strafanstalt in die Freiheit erleichterte. Den letzteren wird gerne ein längerer Aufenthalt in der Kolonie gewährt, wie überhaupt allen, welche noch einer pädagogischen Einwirkung bedürftig und zugänglich sind, während es im übrigen das Streben der Verwaltung sein muß, die Kolonisten möglichst bald wieder in ein geordnetes Arbeitsverhältnis zu bringen. Die Beschäftigung der Kolonisten war im letzten strengen Winter besonders erschwert, so daß auf Einführung von Hausindustrie (Korb- und Strohflechterei, Endschühfabrikation) Bedacht genommen werden mußte. Das landwirtschaftliche Ergebnis des Gutsbetriebs war im allgemeinen ganz befriedigend. Von ganz besonderem Interesse sind die Mitteilungen über die Erwerbung des Weilers Erlach O.-A. Backnang zur Errichtung einer seit lange angcstrebten zweiten Arbeiterkolonie im Unterland. Auf 1. April d. I. wurde das Anwesen übernommen, und bald fand sich eine größere Anzahl von Kolonisten ein, die unter der Leitung zweier Aufseher stehen. An Stelle eines abgebrannten Hauses wird gegenwärtig ein großes Koloniegebäude für 100 Kolonisten aufgeführt, das man gegen Ende Oktober beziehen zu können hofft. Die Kosten für Grunderwerbungen, Bauarbeiten, Mobiliar- und Inventar-Anschaffungen sind auf rund 160 000 veranschlagt; zur Deckung derselben sind an freien Mitteln nur 22 000 ^ vorhanden, das übrige mußte durch Anlehen (55000 ^ unverzinslich, alles andere verzinslich) aufgebracht werden. Der Verein hat also eine große Schuldenlast auf sich genommen, zu deren allmählicher Tilgung er auf die ausgiebigste Unterstützung seitens edler Menschenfreunde angewiesen ist. Aber auch zur Aufbringung der laufenden Kosten einer Haushaltung von je 100 Kolonisten in Altshausen sowie Erlach ist er aus die Wohlthä- tigkeit weitester Kreise angewiesen. Nach der Schlußrechnung ergab sich auf 1. April 1891 eine Unzulänglichkeit des Geldvermögens von 149 393 vkL. Das äußerst wohlthätige, gemeinnützige Unternehmen des Vereins für Arbeiterkolonien sei der Teilnahme aller Volksfreunde bestens empfohlen. Der Kassier des Vereins ist Herr Kaufmann O. Wanner-Rominger in Stuttgart.
Stuttgart, 24. Sept. Am 11. Okt. ds. Js. wird die deutsche Partei ein Erinnerungsfest an die vor 25 Jahren erfolgte Gründung der Partei hier feiern.
Stuttgart, 25. Sept. Die diesjährige Generalstabsreise unter der Leitung des Chefs des Generalstabes des Armeekorps, Oberstlieutenant v. Gil- genheimb, wird am 29. d. M. in Rottweil beginnen und etwa 18 Tage dauern. An derselben nehmen 4 Stabsoffiziere, 7 Hauptleute bezw. Rittmeister, 4 Premierlieutenants, 1 Jntendanturrat teil; ferner 1 Unteroffizier, 11 Gemeine, 15 Osfiziersburschen und 35 Pferde.
Stuttgart, 25. Sept. Für die nächste Zeit steht hier ein Prozeß in Aussicht, wie er sonst ziem- lich selten Vorkommen dürste. In einer hiesigen Familie war eine Verlobung zurückgegangen und jetzt
fordert der verschmähte Bräutigam 1700 als Entschädigung für die seiner Braut gemachten Geschenke und für die Spesen, welche ihm seine Reisen von Nürnberg hieher verursacht haben.
Stuttgart, 25. Sept. Die Firma E. Epple und Ege hier bekam heute den Auftrag von Trier zur Anfertigung eines großen massiven Kastens zur Aufbewahrung des „Heiligen Rockes in Trier." (?) Der Kasten soll aufs feinste und kostspieligste her- gestellt und ein wahres Kunstwerk werden. Die Holzart ist außen Palisander- mit Mahagoni-, innen Zedernholz zur Abhaltung von Motten und Würmern.
Stuttgart, 25. Sept. Der Zeitpunkt der Reserve-Entlassung und die demnächstige Einstellung der Rekruten giebt Veranlassung, aus dem Altersversicherungsgesetz diejenigen Bestimmungen in Erinnerung zu bringen, welche für die Reservisten und Rekruten praktisches Interesse haben. Der Reservist, der in eine bürgerliche, versicherungspflichtige Thätig- keit eintritt, soll danach sich im eigensten Interesse sofort an seinem letzten, nicht militärischen Wohnort von der unteren Verwaltungsbehörde seine jetzt beendete Militärdienstzeit bescheinigen lassen und sich eine Quittungs-Karte beschaffen. In diese Karte hat mit Anfang der ersten Woche nach der Entlassung aus dem Militärdienst das Einkleben der wöchentlichen Marke zu beginnen und zwar der Klasse des Einkommens, welches der Pflichtige im letzten Civildienst bezogen hat, ohne Zuschlag der Zusatzmarke, auch wenn er noch keinen Dienst gefunden hat. Dir Zusatzmarke hat nur derjenige Reservist zu lösen, welchem nach Z 8 des Gesetzes die Selbstversicherung gestattet ist. Damit nun der Reservist im Notfälle auch die zum erstenmale Ende November d. I. möglich werdende Invalidenrente beanspruchen kann, muß er wie jeder andere Versicherungspflichtige Nachweisen, daß er während des fehlenden Restes des hier be« zeichneten Zeitraumes, also bis Mai 1887 zurück, in versicherungspflichtiger Arbeit stand — sofern er nicht (und das wird nur eine Minderzahl wie Musiker u. A. können) den Nachweis zu führen vermag, daß er bereits vor dem 1. Januar 1891 mindestens 188 Wochen (4 Jahre zu 47 Beitragswochen) im Heeresdienste gewesen. Solche Nachweise möge sich auch der Reservist verschaffen, welcher vor seinem Eintritt ins Heer nach dem neuen Gesetz versicherungspflichtig gewesen wäre, jetzt aber in Folge höheren Gehaltes (über 2000 ^) oder in Folge veränderter wirtschaftlicher Stellung versicherungsberechtigt wird. Der Rekrut nun, der demnächst als Ein- oder Dreijähriger ins Heer tritt und bisher versicherungspflichtig war, möge — ohne Zusatzmarke! — die Rentenmarken weiter einkleben lassen oder selbst einkleben bis zu der Woche vor seinem Eintritt. Er sichert sich dann den Anspruch auf Invalidenrente und hat später, wenn er dieselbe begehren müßte, keine Weitläufigkeit zu befürchten.
Stuttgart, 26. Sept. In dem Befinden des Königs ist, wie ich höre, eine Verschlimmerung eingetreten. Seit heute durcheilen beunruhigende Ge-