Stücke aus diese Freiheitskämpser. Theodor Körner's I daß die betreffenden Sonderabteilungen des Gemein
früher Tod hätte recht wohl vermieden werden können wenn eben die Dinge anders gelegen hätten, als sie lagen. Aber das nur nebenbei! Für uns kommt es allein darauf an, daß wir an ihm und in ihm eine lichte deutsche Jdealgestalt besitzen, dessen Bild die Herzen der Jugend erwärmt. Er hat es vorgeahnt, daß aus dem zersplitterten und zerklüfteten Deutsch land wieder ein einiges starkes Reich erstehen würde, und diese Vorahnung hat sich, wenn auch lange Jahre nach seinem Tode erst, erfüllt. So wollen wir ihn denn ehren unseren Theodor Körner als einen Herold deutscher Vaterlandsliebe und deutscher Treue, als den begeisterten Sänger der deutschen Größe, als den todesmutigen Vorkämpfer für deutsche Freiheit und Ehre. Sein Geist und sein Streben erfülle unsere Heranwachsende Jugend und begeistere sie zum Schutze des Vaterlandes, zur unverbrüchlichen Treue für Kaiser und Reich, zum Kampfe für alles Wahre, Gute und Edle heute und alle Tage!
Tcrges-Weuigkeiten.
Deutsches Weich.
Hochdorf, 23. Sept. (Korresp.) Großes Aufsehen erregt hier das plötzliche Verschwinden des ans hiesigem Bahnhofe angestellten Gehilfen R. Derselbe, ein gewandter Radfahrer, soll sich verschiedene Unregelmäßigkeiten im Buchen von Post-Einzahluu gen zu Schulden kommen lassen haben; auch fehlen 600 <^, welche der dunkle Ehrenmann mit über das Wasser genommen haben dürfte. R. wird steck brieflich verfolgt. —
L A l t^rrfft e i g, 24. Sept. Die Ortschaften ^A Aichhalde n und Oberweiler, die bisher dem ^ Postamt Calw zugeteilt waren, werden vom 1. Okt, an der Postagentur Simmersfeld einverleibt, Die hiesigen Geschäftsleute, die häufig mit der dor Ligen Bevölkerung im Verkehr stehen, begrüßen diese Neuerung mit Freuden. Ein hier aufgegebener Brie oder Packet kam bisher erst am zweiten oder dritten Tag dort an. Vom I. Oktober an ist jede morgens Uhr hier aufgegebene Postbestellung
6 Uhr hier aufgegebene Postbestellung um 9 Uhr
in Aichhalden. -zeller „ , , ,
Herrenberg^ 2l. Sept. Se. Kgl. Majeskat Die 20. Jahresversammlung deutscher Forstmänner
hat den Gemeinden des Bezirks folgende Beiträge zu Straßenbauten verwilligt: Der Stadtgemeinde Herrenberg 7 000 der Gemeinde Entringen 11 800 Pfäffingen 2700 Poltringen 8300 Mark, Neusten 6000 zusammen also in einem Jahre die bedeutende Summe von 35 800 ^
Neuenbürg, 19. Sept. Heute feierte der landwirtschaftliche Bezirksverein Neuenbürg das 50- jährige Jubiläum seines Bestehens unter zahlreicher Beteiligung aus Stadt und Land. — Auch Sulz feierte sein Jubiläumsfest in gleicher Weise, ebenso Gaildorf, Crailsheim und Aalen.
Stuttgart, 21. Sept. Dem „St.-Anz." zw folge werden nunmehr auch die beiden Dragoner- Regimenter des Kgl. Armeekorps, welche bisher Holzlanzen führten, mit Stahlrohrlanzen, wie solche die Ulanen-Regimenter seit einigen Jahren führen, ausgerüstet werden.
Stuttgart, 22. Sept. Man beschäftigt sich hier gegenwärtig eingehend mit der Frage der Errichtung eines Crematoriums. Diese Frage ist bereits im letzten Frühjahr innerhalb des Gemeinderats erörtert worden, auch hat der in kurzer Zeit zu einer beträchtlichen Mitgliederzahl angewachsene Verein für fakultative Feuerbestattung die Bitte um Genehmigung zum Bau eines Crematoriums auf der Prag an das kgl. Ministerium des Innern gerichtet. Eine Antwort ist zwar seitens dieser Behörde noch nicht erfolgt, wohl aber hört man, daß das Ministerium dem Projekt mit Rücksicht auf die augenblicklichen Verhältnisse in Stuttgart nicht abgeneigt sei. Die Frage betreffs der Anlage eines neuen Friedhofs wird hier immer brennender, und doch will sich noch immer hiefür kein günstiger Platz finden. Die auf dem Degerlocher Exerzierplatz, welcher bekanntlich von der Militärbehörde gekündigt ist, gemachten Proben sind sehr ungünstig ausgefallen. Man ist schon in unbeträchtlicher Tiefe auf Wasser gestoßen. Unter solchen Verhältnissen besteht die große Wahrscheinlichkeit, daß bei der abermaligen Behandlung die Crematoriumsfrage in einer der nächsten öffentlichen Sitzungen die Mehrheit des Gemei'nderats für die Concessionierung eines Verbrennungshauses stimmen wird. Darauf läßt schon der Umstand schließen,
derats ein Statut für ein etwaiges Crematorium in Stuttgart durchberatcn haben.
Stuttgart, 22. Sept. Auf Veranlassung des Sanitätsrats Dr. Bilfinger fand kürzlich im Caffee Menz eine Versammlung zur Gründung eines Vereins gegen den Impfzwang statt, dessen Ehrenvorstandschaft Generallieutenant z. D. v. Knörzer übernommen hat. Der Vorsitzende machte die Mitteilung, daß schon über 2000 Petitionen in dieser Rich tung bei der derzeitigen Petitionskommission des Reichstags eingelaufen sind.
Die Anmeldungen von Vieh zur Preisbewerbung bei dem landwirtschaftlichen Hauptfest in C a n n- start laufen so zahlreich ein, daß man für Unterbringung Sorge hat. Ueber 400 Stück sind bis heute schon angemeldct.
Kirchheim u. T., 20. Sept. Wie schon mit- geteilt, tagt gegenwärtig in unserem idyllischen Städb chen die Landesversammlung der Bienenzüchter Würt tembergs. Eingeleitet wurde dieselbe gestern durch die Feier des 50jährigen Jubiläums des landwirtschaftlichen Bezirksvercins, welche einen volksfestartigen Verlauf nahm. Der imposante Festzug hatte 53 Gruppen. Gleichzeitig wurde gestern auch eine Viehprämiierung mit Preisen bis zu 36 ^ abge halten. Die zum Fest erschienene Bauernzeitung preist namentlich den Aufschwung der Viehzucht im Bezirk. Mit dem Jmkerkongreß ist eine Bienenaus stellung verbunden, die 5 Gruppen enthält, worunter die lebenden Bienenvölker und Mütter mit ihren Wohnungen am interessantesten sind. — Eine Statistik über die Einfuhr von Honig und Wachs stellt fest, daß allein über Hamburg für 3 825 000 Mk. Honig und 434 000 ^ Wachs im letzten Jahre importiert wurden, das meiste aus Habana und Mexiko.
Der Ausschuß des Cäcilienvereins hat beschlossen, das nächste größere Kirchenmusikfest in der Stadt Biberach abzuhalten.
Vom Bodensee, 22. Sept. Bei starkem Temperaturwechsel zeigen sich heute abend die Appen- Berge in frischgefallenem Schnee
ist in Karlsruhe zusammengetreten.
Der Abg. v. Vollmar hat in einer sozialistischen Versammlung in München eine längere Rede gehalten. Er bezeichnte darin die Erhaltung des europäischen Friedens als „notwendig für das Gedeihen der Sozialdemokratie; er würde ein wirtschaftliches Verbluten der Eventualität eines Krieges vorziehen."
Augsburg, 23. Sept. Graf Herbert Bis- marck ist mit seiner Schwester, der Gräfin Rantzau, gestern in Wörishofen (Pfarrer Kneipp) eingetroffen und im Kurhotel ab gestiegen.
Würzburg, 20. Septbc. Der Wachtmeister Kart es vom 2. Feld.-Art.-Reg. hatte am Sonntag den 3. Mai den Bedienungskanonieren Adler und Strobel den Befehl erteilt, ihren wasserscheuen Kameraden Koch gehörig zu reinigen. Dieselben tha- ten dies auch der erhaltenen Anweisung gemäß mit kaltem Wasser, Sand, Seife und einem Strohwisch so gründlich, daß dem Koch bei dieser Prozedur vom Rücken, Oberarm und am Gesäße ganze Stücke Haut mit abgingen, was eine 18tägige Behandlung im Lazarethe notwendig machte. Adler und Strobel wollen befürchtet haben, bei Nichtbefolgung des Befehls wegen Gehorsamsverweigerung prozessiert zu werden. Von den Geschworenen erfolgte denn auch ihre Freisprechung; Wachtmeister Kartes dagegen erhielt 4 Tage Kasernenarrest und der die Waschprozedur beaufsichtigende Unteroffizier Wagner 7 Tage Mittelarrest.
Die Erfurter Rede des Kaisers, über welche chon verschiedene Pariser Journale aus unbegreiflichen Gründen Zeter und Mord geschrien haben, hat nun noch einen Herrn Menorval, seines Zeichens Pariser Stadtrat „roter" Garnitur, zu einer in seinen großen Augen wahrscheinlich großen That begeistert: er veröffentlicht einen Aufruf zur Bildung einer »Ingas antiallsmancle^, der jeder brave französische Patriot ohne Unterschied der speziellen Parteirichtung angehören soll. Sie soll den einzigen Zweck haben, alle Deutschen aus Paris zu verjagen. Kein einziger Deutscher soll mehr in Paris Beschäftigung finden und alle Fabriken, Werkstätten, Comp- tcure und Handelshäuser sollen ihnen verschlossen
werden. Das ist nun allerdings nicht neu und fertig gebracht haben es die früheren Unternehmer nicht. Menorval wird kaum andere Erfolge haben.
Weimar, 19. Sept. Der hier tagende Verein deutscher Irrenärzte begrüßt in einer Resolution mit Gcnugthuung die Einbringung des Trunksuchtsgesetzes, verwirft jedoch die Bestrafung der Trunksucht als solcher. Gewohnheitstrinker seien in Heilanstalten unter ärztlicher Leitung und staatlicher Aussicht unterzubringen.
Berlin, 21. Sept. Der Abgeordnete Eugen Richter wird es von den Sozialdemokraten nicht schlecht zu hören bekommen, aber er wird es zu ertragen wissen. Namentlich Bebel soll >ganz wütend auf den freisinnigen Führer sein, und' wahrhaftig, er hat ein Recht dazu. Spitzere Pfeile sind nämlich seit langer Zeit nicht geschleudert worden, als wie sie Richter soeben versendet. Er hat. sich zum Vorteil und uns zum Ergötzen, sein feuilletonistisches Herz entdeckt. Unter dem Titel „Sozialdemokratische Zukunftsbilder frei nach Bebel" veröffentlicht Richter Fcuilletonplaudereien, die den Sieg der Sozialdemokratie vom Standpunkte eines ehrsamen Buch- bindermeisters aus drollig genug schildern. Es ist eine Art von umgekehrtem und katzenjämmerlichem Bellamy. Die Jungen und die Alten sinnen, diesmal ein Herz und eine Seele, auf fürchterliche Rache.
Durch Verfügung des Unterstaatssekretärs von Köller wird derPaßzwang gegen Frankreich für die große Menge der Reisenden aufgehoben und bleibt nur bestehen für die fremden Militärpersonen und für diejenigen Elsaß-Lothringer, welche sich dem Militärdienst durch Flucht ins Ausland entzogen haben. Die Reichsregierung erachtet gegenwärtig die mit dem Paßzwang verbundene Absicht in nachhaltiger Weise erreicht und glaubt mit einer genauen Kontrole der im Reichslande sich aufhaltenden Fremden durch die Ortspolizei auskommen zu können. Die Einzelheiten dieser Erleichterung, welche in Elsaß-Lothringen mit großer Freude begrüßt worden ist, sind in den Konferenzen festgestellt worden, welche in voriger Woche zwischen dem Reichskanzler von Caprivi und dem Statthalter Fürsten Hohenlohe in Berlin stattfanden.
Italien.
Rom, 20. Sept. Die Ansprache des Papstes an die Pilger machte hier, wie schon kurz gemeldet, einen günstigen Eindruck. Es wird in den Blättern hervorgehoben, daß der Papst jede politische Anspielung und Klagen über die Situation der Kurie vermieden und wie ein Vater zu seinen Kindern gesprochen hat. Besonders bemerkt wird die Wärme, mit welcher er der katholischen Arbeiterwelt anempfahl, die Sozialisten zu meiden und denjenigen, welche es gut mit den Arbeitern meinen, Gehör zu schenken. Auch die Mahnung des Papstes an die Arbeiter, mit den Arbeitgebern in Eintracht zu leben und sich von der Liebe, wie sie im Familienleben waltet, leiten zu lassen, hat allenthalben Eindruck gemacht. Die Rede war einfach und herzlich und von Liebe zur Menschheit und Interesse für die Arbeiter eingegeben. Es wäre nur im Interesse des Papstes selbst zu wünschen, daß er sich stets als Hirte und Vater, nicht aber als politischer Eiferer und Verdammer gäbe.
Frankreich.
Paris, 22. Sept. Die Abendblätter besprechen die Meldung über die Aufhebung des Paßzwanges sehr günstig. Der „Temps" sagt: Die angekündigte Maßnahme sei nicht nur friedlich, sondern auch friedenstiftend. Das Aufhebungsdekret werde in Frankreich eine dem Geiste, welchem es entsprungen, conforme Aufnahme finden. Es liege kein triftiger Grund vor, um nicht mit Freude eine solche Wendung in den Beziehungen der beiden großen Völker zu verzeichnen. Aehnlich äußert sich die „Liberts".
Rußland.
In Petersburg glaubt man jetzt ziemlich allgemein daran, daß im Laufe des Oktober eine Begegnung des Zaren mit dem deutschen Kaiser erfolgen wird. Wann und wo, ist aber bisher nicht bekannt. Den geplanten Besuch von Warschau unterläßt der Kaiser, weil feindliche Demonstrationen von Seiten der Polen befürchtet werden.
Hiezu das Unterhaltungsblatt 39.
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Verantwortlicher Redakteur St ein wandet in Nagold. — Druck und Verlag der G- W. Zaiser'scheu Buchdruckercl