Der Gesellschafter.
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Samstag 26. Skptember
1891 .
Amtliches.
Bekanntmachung.
Es wird hiemit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß in Dietersweiler, OA. Freudenstadt, in 7 Gehöften bei 50 Rindviehstücken, sowie unter einer 282 Stück starken Schafherde die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen ist.
Nagold, 24. Scpt. 1891.
K. Oberamt. I. B. Amtm. Binder.
Bekanntmachung.
Die Maul- und Klauenseuche in Egenhausen ist nunmehr erloschen.
Nagold. 23. Sept. 1891.
K. Oberamt. I. B. Amtm. Binder.
Bekanntmachung.
Im Stall des Küfermeisters I. A. Koch in Nagold ist heute die Maul- und Klauenseuche festgestellt worden.
Nagold, 23. Sept. 1891.
K. Oberamt. I. B. Amtm. Binder.
Die Gemeindebehörden
werden anläßlich eines Spezialfalls zur genauen Beachtung nachstehenden h. Regierungs-Erlasses aufgefordert.
Nagold, 24. Sept. 1891.
K. Oberamt. I. V. Amtm. Binder.
Nr. 2710.
Die König!. Württembergische Regierung des Schwarzwaldkreifes an das
König!. Oberamt Nagold.
Nach einer Note der K. Centralstelle für die Landwirtschaft, Abteilung für Feldbereinigung, vom 29. März d. Js. ist ihr durch die Seitens der K. Oberämter auf Grund des H 1 der Ministerialver- fügung vom 19. Juli 1886 (Reg.-Bl. S. 253) zur Vollziehung des Feldbereinigungsgesetzes vom 30. März 1886 erstatteten Anzeigen zur Kenntnis gekommen, daß vielfach im Weg der freiwilligen Ueber- einkunft der beteiligten Grundbesitzer Feldbereinigungen ausgeführt und durch Mittel der Gemeinden unterstützt werden, welche einen Fortschritt für die Landeskultur, wie er nach Lage der jetzt geltenden Gesetzgebung unschwer erreicht werden kann, nach keiner Richtung darstellen.
Es handelt sich nicht um die Umwandlung ver- einzelter, den bestehenden Gewandgrenzen folgender Schleifwege in ständige Feldwege, durch welche im günstigsten Fall die Ueberfahrtsrechte beseitigt werden. Ein zweckmäßiges, ineinandergreifendes Wegnetz, welche- die Verbindung der Grundstücke und Gewände untereinander, mit dem Ort und mit anderen Teilen der Markung auf nahen, gut fahrbaren Wegen ermöglicht, für die Bewirtschaftung günstige Formen der Grundstücke, ein naturgemäßer Wasserabzug werden nicht erzielt, die Trepplasten bleiben erhalten, von einer Verminderung der Zahl der unwirtschaftlich kleinen Parzellen sei vollends keine Rede. Solche Anlagen lohnen kaum die auf sie verwendeten Kosten und stehen erfahrungsgemäß einer späteren durchgreifenden Feldbereinigung aus lange Zeit, wenn nicht auf immer, hindernd im Weg.
Die K. Centralstelle hat deshalb dem Wunsch Ausdruck gegeben, daß eine Unterstützung unvollkommener Unternehmen durch öffentliche Mittel, soweit immer möglich» unterbleibe und die Verwilligung solcher Mittel durch die Gemeindebehörden, insoweit als die Aufsicht über die Verwaltung des Gemeinde
vermögens hiezu berechtige, in dem Fall verhindert werde, wenn die Projekte nach sachverständigem Urteil als für die Landeskultur nützlich nicht zu erachten ind. Zugleich hat die K. Centralstelle sich zu sachverständiger Begutachtung bereit erklärt, dabei aber angefügt, daß nach ihren Erfahrungen nur eine Begutachtung der Projekte vor deren Ausführung geeignet sei, das Zustandekommen unzweckmäßiger Anlagen zu verhindern.
Reutlingen, den 13. April 1888.
Luz.
Jum 23. Sept.
Mit den sogenannten Erinnerungsfeiern wird heute manches Mal des Guten etwas zu viel gethan, und es wird besonders darin gefehlt, daß man als eine Feier des ganzen Volkes darzustellen liebt, was höchstens nur einige Kreise interessiert. Eines Volkes würdig ist es nur, wenn es seine großen Männer feiert, aber nicht zeitgemäß ist es, diese Feiern zu überhäufen, sie dadurch zu etwas Gleichgiltigem zu machen. Diesmal handelt es sich nicht um einen „großen Mann", nicht um einen Kriegshelden oder Staatsmann, dem wir auf sein Grab einen vollen Kranz der Erinnerung niederlegen, sondern um ein junges deutsches Blut, das etwas Großes und Ganzes zu werden erst versprach, das kein Heerführer und General war, aber freudig den Säbel schwang, Heimat und Familie verließ, um für das Vaterland zu fechten, dem auch das Los beschieden war, für das Vaterland zu sterben. Theodor Körner, der begeisterte Dichter nicht blos, sondern auch der begeisterte Kämpfer des Freiheitskrieges in Lützow's „wilder, verwegener Jagd", steht nicht auf der hohen Warte, auf welcher unsere großen Geister thronen, aber sein Gedenken lebt im Herzen des Volkes. Die Muse der Dichtkunst war ihm überaus huldvoll gesinnt, und bei längerem Leben würde der kühne Sänger zweifellos dem deutschen Vaterlande noch große Geisteswerke geboten haben, aber mögen auch seine größeren Werke in den weiteren Kreisen des Volkes verhältnismäßig wenig bekannt sein, die schmetternden, Kraft und Freiheit atmenden Lieder, die er während der blutigen Kampftage um Deutschlands Freiheit geschaffen, sie leben im Volke, in ihnen leben deutscher Geist, deutsche Treue, deutsche Vaterlandsliebe, und sie sind es, welche uns den Dichter so hoch stellen lassen. „Lützow's wilde, verwegene Jagd", „das Schwertlied", und wie sie alle heißen, jedes Kind kennt sie, jeder Jüngling singt sie mit Begeisterung, und auch der ruhigere Mann fällt gern ein. Theodor Körner hat in seinen Freiheits- Liedern dem deutschen Volke aus der Seele gesprochen, sein tiefstes Empfinden hat er offen dargelegt, und wie Schwerterschlag und Hellem Siegesruf klingen die Weisen, denen er, der todesmutige Kämpfer für Ehre und Recht, die Worte unterlegte. Was er gesungen, das lebt und webt in allen deutschen Herzen, was er gesagt, das hat er auch mit seinem eigenen Blute besiegelt. Und gerade das ist es» was uns den jungen, frohgemuten Dichter und Freiheitskämpfer so lieben läßt, was ihn uns so teuer macht. Wir begehen den Tag, an welchem vor hundert Jahren Theodor Körner das Licht der Welt erblickte, er soll für ihn und für uns ein Ehrentag sein. Sein Leben ist kurz gewesen, am 26. August 1813 erreichte an der Straße von Gadebusch nach Schwerin ihn die tötliche französische Kugel, und ohne Klage ging der Sänger in den Tod: „Da Hab' ich eins, schadet
weiter nichts!", das waren seine letzten Worte, und mit ihnen sank er aus dem Sattel seines treuen apfelgrauen Rosses. Groß war damals die Trauer um den Gefallenen, gern werden wir heute des Toten gedenken, der uns ein Vorbild uneigennützigster, selbstlosester Treue, unerschütterlicher Vaterlandsliebe sein kann. Die Tage kommen wohl noch einmal wieder, an denen es ernst wieder wird, wie es ernst damals war, und an denen seine Lieder von tausenden von deutschen Männern gesungen werden, mit dem Säbel in der Faust, dem Gewehr im Arm. Wir aber wollen heute der wehmütigen Mahnung des Dichters gedenken und thun nach seinen Worten, die da lauten:
„Doch stehst du einst, mein Volk, bekränzt vom Glücke,
In deiner Vorzeit heil'gem Siegerklanz:
Vergiß die treuen Toten nicht und schmücke
Auch unsere Urne mit dem Eichcnkranz!"
Es war am 10. März 1813, am Stistungstage des eisernen Kreuzes, als Körner seinem Vater den Entschluß mitteilte, sich in die Scharen der Freiheitskämpfer einreihen zu lassen: „Meine Brust seufzt nach dem Vaterlande der Freiheit", so schreibt er, „laß mich ihr ein würdiger Jüngling sein! Ja, liebster Vater, ich will Soldat werden, ich will da- gewonnene glückliche und sorgenfreie Leben mit Freuden hinwerfen, um, sei's auch mit meinem Blute, mir ein Vaterland zu erkämpfen! Nenne es nicht lieber« mut, Leichtsinn, Wildheit! Vor zwei Jahren hätte ich es so nennen lassen, jetzt, da alle Sterne meines Glückes in schöner Milde auf mich niederleuchten, jetzt ist es bei Gott ein würdiges Gefühl, das mich treibt, jetzt ist es die mächtige Ueberzeugung, daß kein Opfer zu groß sei für das höchste menschliche Gut, für seines Volkes Freiheit. Vielleicht sagt dein väterliches Herz: Theodor ist zu größeren Zwecken da, er hätte auf einem anderen Felde Wich« tigeres und Bedeutenderes leisten können, er ist der lNenschheit noch ein größeres Pfund zu berechnen schuldig. Aber, Vater, meine Meinung ist die: Zum Opfertode für die Freiheit und für die Ehre seiner Nation ist niemand zu gut, wohl aber sind viele zu schlecht dazu!" Welcher hohe Seelenadel spricht aus diesen Worten, wie ergreifend sind sie gegenüber dem mancherlei Zwist und Streit unserer heutigen Tage um niedrige und kleine Dinge? Theodor Körner war im Besitz alles, was des Menschen Herz erfreut» Liebesglück und Ruhm winkten ihm in einer nahen Zukunft, und er gab alles auf, um mit dem Säbel in der Faust für des Vaterlandes Freiheit zu kämpfen, mit dem Säbel in der Faust für des Vaterlandes Größe zu sterben.
Theodor Körner soll ein Vorbild für unsere Heranwachsende deutsche Jugend bleiben für alle Zeiten! Da haben wir eine Gestalt, die nur einen einzigen Gedanken hat, den für des Vaterlandes Ruhm und Größe, da haben wir den lebensfrohen, aber auch thatkräftigen Jüngling, der alles wagt und alles duldet nicht um seiner selbst willen, sondern um seines Volkes willen. Das ist der reine, selbstlose Patriotismus, der nicht darauf achtet, was andere thun und treiben, der nur darauf hält, daß er selbst thut, was die Pflicht erfordert und was di« Ehre. Theodor Körner hat nicht um äußerer Auszeichnung willen gekämpft, hätte er das gewollt, dann wäre er nicht unter die Lützower Jäger getreten, die, was vielfach nicht bekannt ist, bei den deutschen Regierungen durchaus nicht gern gesehen waren; aber dafür hielt die Bevölkerung um so größere