ist, das im eigenen Land voraussichtlich den empfindlichsten Schaden anrichten wird. So wird schon der Weizenexport aus Rußland stark durch^die Anordnung der Regierung beeinträchtigt, nach welcher nur solcher Weizen zür Ausfuhr zugelassen wird, der im Maximum 8 Prozent Beimischung von Roggen enthält. Infolge dieser Verordnung haben die Exporthäuser den Ankauf des kaukasischen Weizens einstellen müssen, da demselben 15 bis 20 Prozent Roggen beigemischt sind.
Sigmaringen, 5. Sept. Das Defizit in der Stadtkasse zu Hechingen soll sich dem Vernehmen nach auf annähernd 58 000 ^ belaufen.
Betlrrrrich-Ungarn.
Wien, 8 . Sept. Bei dem gestrigen Schwarzen- auer Schlußmanöver überraschte die Thatsache, daß rauchloses Pulver ziemlich stark rauchte. Fachmän- ner schrieben dies dem Regen zu.
Wien. Die „Reue Freie Presse" führt in einem Leitartikel über die seit der letzten Kaiserzusammen- kunst veränderte politische Lage aus, es sei nicht gewiß, ob der Dreibund noch die Fähigkeit besitze, den Frieden zu erhalten. Die Möglichkeit eines russisch-französischen Gegenbundes sei vorhanden und damit auch die Möglichkeit eines Krieges; der Bestand des europäischen Friedens hänge von dem Grade der Furcht ab, welche der Dreibund in Paris und Petersburg einflößt. Die Zusammenkunft Kaiser Wilhelms II. mit dem Kaiser von Oesterreich finde daher zur rechten Zeit statt.
Göpfritz, 7. Sept. Bei dem gestrigen 2 */z- stündigen Dejeuner bei dem Erzherzog Albrecht, welchem Kaiser Wilhelm, Prinz Georg von Sachsen, die Erzherzoge, der Herzog Wilhelm von Württemberg, die Minister und Generale beiwohnten, toastierte Erzherzog Albrecht auf den Kaiser und las deutsche Heer, Kaiser Wilhelm auf den Kaiser Franz Josef, die österreichische Armee und ihren Feldmarschall Erzherzog Albrecht als Höchstkommandierenden. Dann kehrten die hohen Gäste nach Schwarzenau zurück, wo abends 6^/2 Uhr das Diner stattfand, an dem auch der Kaiser von Oesterreich teilnahm.
Die großen österreichischen Manöver bei Schwarzenau, welchen der deutsche Kaiser und König Albert von Sachsen als Gäste des Kaisers Franz Joses beiwohnen, erreichen heute Montag ihr Ende. Die Fürsten sind allen Einzelheiten des ausschließlich mit rauchlosem Pulver durchgeführten Manövers auf das Genaueste gefolgt und es besteht große Zufriedenheit mit den gewonnenen Resultaten in militärischen Kreisen. Man kann von dem verwendeten Pulver in der That als von einem rauchlosen reden, denn die leichten Dampfwölkcheu, welche sich bei scharfen Salven erhoben, waren für unbewaffnete Augen unsichtbar. Irgend welche Festlichkeiten haben nicht stattgefunden. Reichskanzler von Caprivi und der österreichische Minister des Auswärtigen, Graf Kalnoky, hatten verschiedene Besprechungen mit einander. Heute Montag Abend treffen der Kaiser und der Reichskanzler von Caprivi in München ein, woselbst ein festlicher Empfang stattfindet.
Italien.
Aus Rom war die Nachricht verbreitet, der Papst sei nicht ganz unbedenklich erkrankt. Erfreulicherweise ist an der Meldung kein wahres Wort. Der greise Herr erteilt wie sonst Tag für Tag Audienzen und bewegt sich ohne Beschwerden im Freien. Daß bei dem hohen Älter des Papstes die Jahre nicht ganz unbeachtet bleiben können, ist selbstredend.
Der König von Rumänien ist zum Besuch seiner kränkelnden Gemahlin in Venedig angekommen. Der Zustand der Königin ist gerade kein sehr ernster, doch macht er eine vorsichtige Behandlung nötig.
Der „Osseroatore" erörtert die Möglichkeit, daß dex Pap st Rom verlasse. Ein Verbleiben sei nur möglich, falls eine Versöhnung mit Italien erfolge.
Der klerikale „O. Anz." meldet aus Rom: Im Befinden Sr. Heiligkeit des Papstes ist leider plötz- lich eine Wendung eingetreten, welche Schlimmes befürchten läßt.
Frankreich.
Die großen Manöver, von welchen mgn sich in P^ris so viel versprach, haben bis jetzt der Heeresverwaltung und der Kriegstüchtigkeit her Armee keinen sehr glättenden Ruhm gebracht. Verschiedentlich sind grobe Konfusionen aufgedeckt, ebenso Nachlässigkeiten im Transport- und Proviantwesen.
Das bedenklichste Zeichen ist aber die überaus große Anzahl von Maroden. Man nimmt in Frankreich Jeden, der nur entfernt brauchbar erscheint, zur Armee, aber daß mit diesem Grundsatz der Kriegstüchtigkeit kein Dienst erwiesen wird, zeigt die jetzige geringe Widerstandsfähigkeit der Bataillone gegen größere Strapazen. Freilich bleibt der französischen Heeresverwaltung bei der Rekrutierung keine teson- ders große Auswahl, das Menschenmaterial ist bei der enormen Armeeverstärkung, die in gar keinem Verhältnis zur natürlichen Bevölkerungszunahme steht, knapp genug geworden.
In Lyon wurde am Donnerstag ein angeblicher deutscher Hanptmann als Spion verhaftet. Es wird das Gerücht ausgesprengt, sieben deutsche Offiziere wohnten spionierend den Manövern im Osten bei.
Spanien.
Madrid. 4. Sept. Bei Medina del Campo stieß ein Expreßzug mit einem Güterzug zusammen; 8 Wagen wurden zertrümmert, 43 Personen verwundet.
England.
London, 3. Sept. Berichte aus Alexandrien melden über die letzte ägyptische Baumwollernte, die diesjährige Ernte beziffert sich auf 3,700,000 Ztr. Es ist dies der größte Ertrag, der je gewonnen wurde. Die Qualität der diesjährigen Ernte wird gleich hoch geschätzt.
Rußland.
In Petersburg braucht man sehr viel Geld Der Finanzminister von Wyschnegradski beabsichtigt, in den nächsten Tagen abermals 50 Millionen Papierrubel in Umlauf zu setzen. Die Maßregel ist hauptsächlich durch die Notwendigkeit der Auszahlung von Unterstützungen an die notleidenden Gouvernements bedingt. Trotzdem haben aber die Notleidenden in Wahrheit noch gar nicht viel erhalten.
Daß Kaiser Alexander die Franzosen nur als politische Hausknechte gebrauchen will, zeigt heule sich bereits. Rußland hat mit Unterstützung der Franzosen an die Türkei die Forderung gerichtet, sie solle die Neutralität der Dardanellen-Straße für russische Kriegsschiffe aufheben. Diese Neutralität ist nach dem Krimkriege, in welchem Rußland von Frankreich und England besiegt war, festgesetzt, man sieht also, wie tief die Franzosen sich heute vor dem Zaren demütigen. Uns kann die Sache gleichgiltig sein, aber nicht etwa England. Können die russischen Kriegsschiffe die Dardanellen ganz ungehindert passieren, dann mag sich England wegen der direkten Verbindung mit Indien in Acht nehmen und mögen heute viele Söhne John Bull's schreien, wir bleiben neutral, England muß dann den Dreibund unterstützen. Fällt dieser, wird auch Alt-England schonungslos beim Kragen genommen. Politisches Leben herrscht im Uebrigen nur in Frankreich, wo der Russen-Enthusiasmus fortgesetzt die komischsten Blüten treibt, während viele Unterthanen des Zaren in Wahrheit hungern und es schon blutige Kravalle im Kampfe um Lebensmittel gegeben hat. Deutschland hat angesichts der inneren Verhältnisse im Zarenreiche mithin nicht den geringsten Anlaß zur Aufregung, wer weiß, ob der Zar noch lange so viel Ruhe genießt, wie heute in der Sommerfrische zu Fredensborg bei Kopenhagen.
Warschau, 5. Sept. Mit kommendem Neujahr wird in ganz Rußland ein nach österreichischem Muster ausgearbeitetes „Trunkenheitsgesetz" in Kraft treten.
Amerika.
Aus New-Uork wird gemeldet: Bei der Station Samuel (Texas) ist ein Eisenbahnzug von Räubern überfallen und der Postwagen geplündert worden.
Kürzlich wurde in New - I 0 rk ein wegen seiner raffinierten Art, Brillanten zu stehlen, berüchtigter Neger gehängt. Groß war das Erstaunen, als man bei der Sezrerung im Magen des Schwarzen eine Anzahl dieser so gesuchten Kleinoden fand, die an diesem originellen Aufbewahrungsort von ihrem herrfichml Glanz nichts eingebüßt hatten. Bei näherer Untersuchung der Steine stellte sich jedoch heraus, daß sie nicht echt, sondern sog. Scharf'sche Diaman- ten-Jmitationen waren, durch deren Glanz sich der Neg?r zum Diebstahl hat verleiten lassen. In der That gehören die Scharf'schen Fabrikate, Leipzigerstraße 132, in Berlin, zu den Sehenswürdigkeiten der Residenz. Auch der Kenner echter Brillanten wird von der wahrhaft blendenden Imitation über
rascht sein, der Laie aber dürfte kaum einen Unterschied von echten Steinen gewahr werde».
Valparaiso, 2 . Sept. Die Balmacediste» verließen zumeist die Stadt; die Zurückgebliebenen befinden sich in größter Notlage. Bisher fanden nur wenige Hinrichtungen von Balmarsdistcii statt. Die Wahlen werden innerhalb Monatsfrist vorgenommen. Sämtliche Geschäfte sind wieder geöffnet. Die bisher unbegrabenen Gefallenen werden morgen verbrannt. Da die Krankenhäuser überfüllt, richleten die ausländischen Wundärzte Ambulanzkorps ein.
— Der Chef der Junta, Montt, und General Canto sind heute in Santiago angekommen und mit großem Enthusiasmus empfangen worden. Die übrigen Führer der Congreßpartci werden morgen erwartet.
— Der deutsche Admiral sandte die Korvette Ale- xandrine, an deren Bord sich Claudio Vicunna und andere Häupter der Balmaceda-Partei befinden, nach Callao. — Es bestätigt sich, daß Balmaceda am 18. Aug. 42 Studenten erschießen ließ, welche eines Komplotts beschuldigt waren. Viele derselben waren weniger als !8 Jahre alt.
Eine Frauen-Bersammlung. Die Damenwelt des kanadischen Ortes Lydenham scheint einen gelinden Raplus bekommen zu haben. Sie hielten eine Versammlung gegen das Korsettragen ab. zündeten ein großes Feuer an uud warfen Kleider und Korsetts hinein. Dabei riefen sie fortwährend: „Wir wollen sterben, wie Gott uns geschaffen hat!" Das wird nun so wie so geschehen.
Die Stadt Dallas in Oregon ist zum größten Teile niedergebrannt; 1000 Menschen sind obdachlos.
Kleinere Mitteilungen.
Ein Pferd im Himmelbett. Einem Händler in Marienburg wurde vor einigen Tagen ein Pferd gestohlen. Der That verdächtig schien ein Mann aus Willenberg und die Polizei hielt auch in dessen Wohnung Nachforschungen ab. Diese blieben indessen ergebnislos. Trotzdem nahmen die Polizeibeamten nach einigen Tagen aufs Neue eine Haussuchung bei dem Verdächtigen vor. Nachdem Haus, Hof und Stallungen vergebens durchstöbert waren, verfügte man sich in die Wohnstube, wo der vermeintliche Thäter nochmals zur Rede gestellt wurde. Dieser verharrte nach wie vor in hartnäckigem Leugnen. Da öffneten sich plötzlich die Gardinen des im Zimmer stehenden „Himmelbettes" und mit lautem Wiehern begrüßte der langgesuchte „Fuchs" seine staunenden Befreier. Der Dieb hatte den Boden aus der Bettstelle entfernt, die Erde mit einer Sandschicht bedeckt und dem Pferde das Himmelbett als provisorischen Stall angewiesen.
Gilt der Postschein als Quittung? Die Frage, ob der Postschein die gleiche Gültigkeit hat, wie eine Quittung, ist durch Entscheidung des Reichsgerichts dahin beantwortet worden, daß der Postschein über eine mittels Postanweisung gemachte Zahlung noch nicht als Quittung betreffend die Tilgung einer Schuld angesehen werden könne. Vielmehr liefere in diesem Falle der Postschein nur den Beweis, daß an eine bestimmte Person ein gewisser Betrag bei der Post eingezahlt wurde. Da die Möglichkeit nicht ausgeschlossen erscheint, daß der Postanweisungsbetrag an eine andere Person als an den Adressaten (z. B. an dessen Verwandte, Ehegatten rc.) ausgeliefert wird, so wird der Zahlende streitigenfalls den Beweis zu führen haben, daß die Postanweisung auch zu Händen des Forderungsberechtigten gelangte. Dieser Umstand legt es jedem, der Zahlung durch Anweisung macht, nahe, vom Adressaten eine Empfangsbescheinigung einzufordern, und zwar spätestens innerhalb sechs Monaten von der Versendung ab gerechnet, weil die Post nach Ablauf dieser Frist wegen etwaiger Regelwidrigkeiten bei der Bestellung u. s. w. nicht mehr haftet. Bisher war man ziemlich allgemein der Meinung, daß ein Postschein einer Quittung in Bezug auf den Zahlungsbeweis gleichstehe.
KMj«.Aus»krkallf s Mit. 1.75 p. Meter
reine Mille »»Lklferti, cs. 14V 8t«. breit.
Um unser Saison-Lager vollkommen zu räumen, versenden direkt jedes beliebige Quantum Buxkiu-Fabrik-DspSt OsttinKvr L 6»., Fraukkurt a. dl. Muster aller Qualitäten umgehend franko.
Hiezn eine Beilage.
Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. - Druck und Verlag der G- W. Zaisei'scheu Buchdruckerei.