Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S -I, bei mehrmaliger je 6 -1.

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Erscheint wöchentlich 8mal: Dienstag, Donners­lag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 -1, in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1 20 -1.

Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Samstag 5. September

1891 .

Amtliches.

Königliche Regierung des Ncckarkreises. Bekanntmachung, bctr. die Verlängerung der Floßsperre auf der Enz.

Nachdem die Firma C. Rommel, Kunstmühle in Bissingen a. E., OA. Ludwigsburg, für die Be­endigung der an ihrem Wasserwerk auf der Markung Untermberg vorzunehmenden Reparaturen um Ver­längerung der bis 31. August d. I. verfügten Floß­sperre auf der Enz gebeten hat, wird hicmit in An­wendung des Z 29 der Verfügung des K. Ministe­riums des Innern, betr. die Ordnung der Langholz­flößerei auf der Enz rc., vom 20. April 1883 und unter Hinweisung auf die einschlägigen Bestimmun­gen dieser Minisierialverfügung, die Floßsperre auf diesem Fluß bis 15. September d. I. verlängert.

Dies wird den berührten Polizeibehörden und sämtlichen Interessenten hiedurch bekannt gegeben.

Ludwigsburg, den 29. Aug. 189l.

Der Regierungspräsident:

I. V.: Regicrungsrat Müller.

Vorstehende Bekanntmachung wird hiemit zur öf­fentlichen Kenntnis gebracht.

Nagold, den 2. Sept. 1891.

K. Oberamt:

I. V.: Amtmann Binder.

Nagold. Bekanntmachung, Einquartierung betreffend.

Der Stab der 20 . Division wird nur am 12. und 13. September in Nagold in der Stärke von 8 Offizieren, 21 Manu und 18 Perdeu einquartiert werden.

Den 4. Sept. 1891.

K. Oberamt. I)r. Gugel.

! Die königl. Pfarrämter

werden gebeten, die Provisoratstabellen rechtzeitig (spätestens 15. Sept.) hieher einzusenden.

! Nagold, 3. Sept. 189l. K. Bez.-Schulinspektorat.

D i e t e r l e.

Kameralamtsbuchhalter Mürdel in Weingarten wurde auf die Buchhalterstelle bei dem Kameralamt Hirsau versetzt.

i Gestorben: Den 2. Sept. zu Cannstatt Focstrat a.

l D. v. Holland, früher Revierförster in Herrenalb, Forst­meister in Altensteig und Kirchheim u. T., Forstrat in Stutt­gart, Ehrenritter des Ordens der württ. Krone, 68 I. a.

Der Sieg der chilenischen Kongreßpartei.

lieber die am Donnerstag erfolgtes entscheidende Schlacht bei Valparaiso liegen jetzt folgende nähere Nachrichten vor:

^ Der Kongressisten-General Canto verdankt den

' Sieg seiner überlegenen Taktik und der vortrefflichen Haltung seiner Truppen, sowie der Desertion ganzer Regimenter des Feindes, nachdem mehrere Generale desselben gefallen waren. Balmaceda war zur Offen­sive unfähig und beschränkte sich daher darauf, eine möglichst starke Verteidigungsstellung cinzunehmen. Er litt unter einem Zwist mit dem Kriegsminister, sowie unter der starken Eifersucht der beiden das Oberkommando führenden Generale Barboza und Aleerreca» welche in entgegengesetztem Sinne operierten. Bei Tagesanbruch griffen die Regierungstruppen die Kongressisten an, die aus starken Verschanzungen ein vernichtendes Feuer auf die Sturmkolonne eröff- neten, welche trotzdem unerschüttert vordrang. Der Kampf wurde alsdann ein allgemeiner, wobei die Truppen Balmaceda's zurückwichen. Durch die ver­zweifelten Bemühungen der Offiziere gelang es, die-

weichenden Truppen wieder zum Stehen zu bringen und aufs Neue gegen den Feind zu führen. Hierbei wurde General Barboza getötet. Die Regierungs- truppen gerieten dadurch einen Augenblick ins Schwan­ken, drangen dann aber wieder vor. Im Fortgange des Kampfes wurde General Alzerreca tätlich ver­wundet und er starb auf dem Transport binnen einer Stunde. Nunmehr befahl General Canto einen allgemeinen Angriff. Die Kongreßtruppen verließen ihre Verschanzungen und eröffueten ein mörderisches Feuer auf die Truppen Balmaceda's, welche ohne Führer sich nicht wieder sammeln konnten. Der Rückzug artete daher in eine vollständige Flucht aus. Die Kavallerie leistete vorübergehend Widerstand, wurde aber alsbald vernichtet. Ganze Regimenter, namentlich solche, die aus gewaltsam eingestellten Soldaten gebildet waren, gingen mitten im Feuer zum Sieger über. Fast alle Offiziere vom Stabe Balmaceda's sind getötet oder verwundet. Zur Vermeidung eines Blutbades durch ein gewaltsames Eindringen der Kongreßtruppen in die Stadt wurde die freiwillige Uebergabe von Valparaiso angeboten und von den Führern der Kongreßtruppen ange­nommen. Kurz nach Mittag zogen letztere in die Stadt ein und wurden mit den Rufen:Es lebe Chile!"Es lebe Canto!" empfangen. Einige der auswärtigen Kriegsschiffe landeten Mannschaften zum eventuellen Schutze der Einwohner. Der Torpedo- KreuzerAlmirante Lynch" wurde aufgefordert, sich zu ergeben, suchte aber den Hafen zu verlassen und schoß auf die Kongreßtruppeu. Nach einem viertel­stündigen Kampfe strich der Kommandeur die Flagge des Schiffes. Die Mehrheit der Gefangenen ist auf Ehrenwort freigelasfen worden. Unruhen werden nicht befürchtet. Man vermutet, daß Balmaceda nach Buenos Aires flüchten werde.

Die Verluste in der Schlacht sollen sich auf 5000 Tote und Verwundete beziffern. Der Kon­gressisten-General Canto verfügte über 8000, Bal­maceda über 20 000 Mann. Die Forts sind noch in Händen der Balmacedisten. Die Truppen Bal- macedas zogen sich nach Santiago zurück, um sich womöglich nochmals dort zu konzentrieren. Den zahlreichen Deutschen in Valparaiso wird es zur besonderen Genugthuung gereichen, daß das deutsche Geschwader noch rechtzeitig genug daselbst eingetroffen ist, um in Gemeinschaft mit den Schiffen der anderen Großmächte für die Sicherheit der Fremden zu sorgen. Valparaiso ist dem deutschen Admiral Valois über­geben worden, welcher die Stadt sofort der Kongreß­regierung überwies. DerNewyork Herald" will wissen, der von der Partei Balmacedas zum zukünftigen Präsidenten gewählte Herr Claudio Vicuna habe sich an Bord eines deutschen Kriegsschiffes geflüchtet. Der deutschen Reichsregierung zeigen diese Nachrichten, daß die nationale Presse Recht hatte, als sie dringend die Absendung eines deutschen Geschwaders nach Chile im Interesse des deutschen Ansehens und im Interesse des deutschen Eigentums und Handels verlangte. Das Geschwader, das die Reichsregierung schließlich doch noch abzusenden sich entschloß, ist gerade noch rechtzeitig eingetroffen, um den entschei­denden Kämpfen anwohnen zu können.

Hages-WeuigkeiLen.

Deutsches Weich.

** Nagold, 3. Sept. Unser Kinderfest wurde in Verbindung mit der Sedanfeier diesmal schon am 1. d. M. gefeiert, weil auf 2. Sept. die staatliche

Prämierung des Viehs in unserem Bezirke anbe­raumt worden war. In dankenswerter Weise ver- willigten die Kollegien der Stadt die Mittel zur Be­wirtung und Beschenkung der Kinder. In Anbe­tracht der großen Zahl von Schülern (über 600) wäre es freilich wünschenswert, wenn die werten Väter der Stadt künftig noch etwas mehr zur An­schaffung von Prämien für die Jugend zu spenden die Güte hätten. Bei herrlicher Witterung nahm das Fest einen sehr günstigen Verlauf. In der Morgenfrühe kündete die Stadtmusik die Bedeutung des Festes an. Im Lauf des Vormittags fanden in den einzelnen Klassen Schulfeiern statt. Nach­mittags vor 1 Uhr sammelte sich die Jugend im Festschmuck und zog zur Kirche. An den stattlichen Zug schloffen sich mehrere Vereine mit ihren Flag­gen an, der Veteranen- und Turnverein, die Feuer­wehr und der Liederkranz. Die Musik begleitete den Zug. Nachdem die zahlreich versammelte Gemeinde das Lied: Womit soll ich dich wohl loben? ange­stimmt hatte, wurde von Stadtpfarrer Dieterle die Festpredigt gehalten. Derselbe legte seiner Rede die Tageslosung (Jes. 42, 12) zu gründe und stellte die Frage auf: Was fordert der heutige Festtag von uns? Die Antwort: Wir sollen s) nicht vergessen, was Gott an uns vor 21 Jahren gethan hat und b) unser durch den letzten Krieg geeinigtes und ver­größertes Vaterland lieb haben, wurde des Näheren ausgeführt und besonders betont, daß das Wohler­gehen und die ganze Zukunft des deutschen Vater­landes davon abhänge, ob unser Volk im Glauben und in der Gottesfurcht bleibe und daß es Pflicht eines treuen, sein Vaterland liebenden Unterthanen sei, den Gesetzen und Ordnungen des Vaterlandes willigen Gehorsam zu leisten. Nachdem Redner die Jugend und die Erwachsenen noch auf die wahre und falsche Freude aufmerksam gemacht hatte, schloß er:Gehet hin und freuet euch in Gesang und Spiel beim heutigen schönen Sonnenschein. Unser aller Grundstimmung aber sei am heutigen Tage: Mit Gott für Kaiser, König und Vaterland!" Nachdem sich die Jugend um die Rednerbühne auf­gestellt und mit allen Anwesenden das Lied: Nun danket alle Gott rc. mit Musikbegleitung angestimmt hatte, hielt Rektor Dr. Brügel die Festrede. Er sagte u. a.: Wir freuen uns heute, daß uns der gnädige Gott vor 21 Jahren aus großer Gefahr errettet hat. Diese Gefahr wurde den Zuhörern in den Hauptzügen vorgeführt. Wir freuen uns über die herrlichen Siege, die damals erfochten wurden, über den glorreichen Frieden, welcher darauf erfolgte, über die Einigung der deutschen Stämme, als es galt, den Feind abzuwehren, über die Aufrichtung des großen und mächtigen deutschen Reiches, über die Wiedergewinnung verloren gegangener deutschen Provinzen und endlich noch über die Machtstellung des Vaterlandes, die es unter den europäischen Völkern nicht nur, sondern auf der ganzen Welt einnimmt. Aus unserer heutigen Festfreude soll aber auch eine bleibende Frucht erwachsen. Da richten wir unsre Blicke besonders auf die Jugend, die unser Stolz und unsre Hoffnung ist. Die Liebe zum großen deutschen Vaterland, zu Kaiser und Reich soll bereit sein, wenn es gilt, auch Opfer zu bringen. Dies ist der Kern und Stern der Vaterlandsliebe. Die männliche Jugend, auf welche das Vaterland vor allem blickt, wird einmal des Königs Rock tragen und, wenn es ernst wird im Kampf gegen die Feinde, sogar mit dem Blute einstehen fürs Vaterland. Die