Die Getrcidepreisc gehen rückwärts! Das ist lei der enormen Einfuhr zu erwarten gewesen und wird voraussichtlich noch weiter erfolgen. Trotzdem haben in vielen Städten Deutschlands und Italiens, besonders in Leipzig und Triest, die Bäcker gerade eine Erhöhung der Brotpreise beschlossen, wozu jetzt in der That keine Veranlassung vorlicgt. Die offiziöse Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bespricht heute den Vorschlag, daß die Regierung ermächtigt werden solle, Roggen und Weizen zollfrei einzuführen und das cingeführte Getreide dem inländischen Konsum zum Selbstkostenpreis zur Verfügung zu stellen, bezeichnet jedoch den Vorschlag aus entscheidenden innern und rechtlichen Gründen für undurchführbar und hebt her­vor, Verwirklichung des Vorschlages würde ohne den erhofften Nutzen eine schwere Schädigung unserer wirtschaftlichen Verhältnisse zur Folge haben.

Die Getreideausfuhr aus Rußland war, der Danz. Ztg." zufolge, auch vorgestern, am letzten Tage vor Eintritt der Sperre, sehr groß, so daß die Anstiengungen zur Bewältigung derselben noch erhöht werden mußten. Gleich großer Andrang herrschte an allen Greuzübergangsplätzen. Bei Eydt- kuhren standen am Montag Abend über 900 Waggons mit Roggen, die der Umladung nach Deutschland harrten, während noch 800 Waggons telegraphisch angemeldet waren. Es gingen, nach derKönigsb. Hart. Ztg." in Königsberg ein: 475 Waggons am Montag, 471 Waggons am Dienstag und Mittwoch 415; bei letzterer Zahl sollen noch einige vormittags eingetroffene Züge nicht 'mitgezählt sein. Die bis vorgestern über die Grenze geschafften Roggenmengen in Grajewo. Wirballen, Schmaleningken sind, soweit Menschenhände und Bahnkräfte auslangten, wohl so bedeutend, daß die Zufuhren voraussichtlich auch noch acht bis zehn Tage große Zahlen ergeben werden.

Der soeben veröffentlichte Entwurf des neuen Trunksuchtsgesetzes beabsichtigt offenbar eine we­sentliche Verminderung der Schankstätten, eine Aus­dehnung des Bedürfnisnachweises und eine Unter­stellung der Betriebe unter eine verschärfte Polizei­

aussicht. In letzterer Hinsicht ist bemerkenswert, daß den Ortspolizcibchörden die Befugnis gegeben wird, für einzelne Wirtschaftennähere Bestimmungen über die bereit zu haltenden Getränke und Speisen zu treffen", während den Landesregierungen freistehcn soll, besondere Vorschriften über die Zulassung weib­licher Bedienung zu erlassen. Betrunkenen dürfen keine weitere Getränke verabreicht werden; sie dürfen aber aus der Wirtschaft nur verwiesen werden, wenn der Wirt sic nach Hause oder zur Polizei schaffen läßt. Geistige Getränke dürfen zum Genuß auf der Stelle nicht auf Borg gegeben werden; etwaige For­derungen aus der gesetzwidrigen Verabfolgung sind unklagbar. Gewohnheitstrinker können entmündigt werden; selbstverschuldete, ärgerniscrregende Trunken­heit an öffentlichen Orten ist strafbar. Die Aufnahme von bestraften Trinkern in besondere Asyle ist vor­gesehen. Der Gesetzentwurf berührt viele Interessen und Gewohnheiten einschneidend und wird einer ausführlichen Prüfung bedürfen.

Frankreich.

Paris, 27. Aug. Nach demFigaro" muß das Elend in Deutschland schauderhaft sein. Am Rhein gebe es keinen Herbst, keine Kartoffeln, die Löhne seien von 3 Frcs. 75 Cts. auf 2 Frcs. 50 Cts. gefallen. In Schlesien fei die Ernte fast ebenso schlecht, in Bayern sei sie mehr als in Frage gestellt; was man etwa noch hereinbringe, sei kaum hinreichend, um den Bauern das Leben zu fristen. Man könnte diese Liste noch weiter fortsetzen, Land für Land habe die bittersten Klagen und doch setze die Regie­rung die Zölle nicht herunter. Dadurch werde die Sozialdemokratie enorm gestärkt rc.

Paris, 27. Aug. Die Blätter fahren fort, zur innigsten Gcnugthuung ihrer Leser, auszumalen wie das deutsche Reich immer mehr isoliert werde, während Frankreich immer neue Freunde gewinne. So erfährtFigaro" auf dem sonderbaren Umweg über London, daß nicht bloß in Prag, sondern auch in Siebenbürgen, namentlich in Hermannstadt und in Kroatien zu Ehren der französisch-russischen Allianz Manifestationen in Cafes und aus den Straßen vor-

gekommen seien mit dem Rufe: Nieder mit dem deutschen Reich! In der Stadt Wien bilde sich eine große Partei, um den Kaiser dahin zu bringen, daß er sich nicht mehr an Kaiser Wilhelm auschlicße. Bei Hof beschäftige man sich lebhaft mit der antipreußischen Stimmung in den Kronländcrn. In London, be­sonders in der City, bekämpfen sich bereits die Deutschen und die Oesterrcichcr. Mau spreche da­selbst von diplomatischen Verhandlungen zwischen Wien und St. Petersburg, welche auf eine Verstän­digung zwischen beiden Reichen hinauslaufcn. In London glaube man, daß bei der demnächst stattfin- dcnden Zusammenkunft der beiden Kaiser Wilhelm und Franz Josef die lkebercinstimmung nicht mehr so vollständig sein werde wie seither. Oesterreich könne sich noch mit Rußland abfindcn, Deutschland könne das nicht mehr. Darin liege der Grund einer gewissen Erkältung in den Beziehungen beider Sou­veräne, die sich in Bälde noch schärfer anssprechen werde. Das ist selbstverständlich alles Erfindung, aber soviel ist gewiß, daß gegenwärtig mehr als je gegen Deutschland geschürt und intriguicrt wird. Das Hauptbestreben Frankreichs ist, die Tripelallianz zu zerstören, um eintretcnden Falles im Bund mit Rußland über das isolierte Deutschland herjallen zu können.

Amerika.

Newyork, 29. Aug. DerNewyork Hcrald" meldet aus Valparaiso von gestern: Die Macht Bal- macedas in Chile ist gebrochen, seine Armee nach fünfstündigem verzweifelten Kampfe definitiv ver­nichtet. Die Insurgenten ergriffen Besitz von Val­paraiso. Die Zukunft des Landes ist damit entschieden. Balmaceda ist Flüchtling ohne jede Hilfsquellen. Die großen Häfen befinden sich in den Händen der Kongreßpartei; der zukünftige Präsident Vicuna soll sich an Bord eines auswärtigen Kriegsschiffes ge­flüchtet haben.

Verantwortlicher Redakteur St ein wandet in Nagold. Druck und Verlag der G. W. Zaiier'scheu Bucddrnckerei

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^ am 1. Sept. 1891.

Die Freiwillige Feuerwehr wird hiemit eingeladen, sich wie bisher am Kirchgang und dem darauffolgenden Fest auf dem Stadtacker recht zahlreich zu beteiligen, wobei bemerkt wird, daß jedem teilnehmenden Feuerwehrmann aus der Feucrwehrkasse eine kleine Festgabe verabfolgt wird.

Antreten in blanker Uniform mittags */r1 Uhr beim Rathaus. _ Das Commaudo.

Nagold.

I'rsLivillLßse

Nächsten Sonntag den 6. Sept., morg. präcis 7 Uhr, rückt die

zur Uebung aus.

_ das Kommando.

Aezirks-Klilttiauverein

Nagold.

Die Mitglieder des Obstbau-Vereins werden zu der am 5. Sept. in Alteu- steig stattsindenden Jubiläums-Feier des landw. Bezirksvereins, womit eine Aus­stellung verbunden ist, eingeladeu, sich an derselben mit Obstprodukten und Gegenständen für den Obstbau recht zahlreich zu beteiligen, sowie an dem Festzuge teilzunehmen.

Walddorf. Vorstand: Bihler.

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stattfindcnden Feier des 50jährigcn Bestandsjubi­läums des landwirt. Be­zirksvereins wird in Verbindung mit der Ausstellung landwirt. Gegenstände und Produkte auch eine Ausstellung von lebenden Bienen, Honig, Wachs und Gebrauchsgegenständen verbunden wer­den. Die Vereinsmitglieder werden eingeladen, sowohl bei der Ausstellung als auch bei dem um 9 Uhr stattfinden­den Festzug sich recht zahlreich zu be­teiligen. Der Vereinsausschuß.

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