Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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1891

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Amtliches.

Nagold. Bekanntmachung,

Einquartierung betreffend.

Unter Hinweisung auf die oberamtliche Bekannt­machung vom 1. d. M., Gesellschafter Nr. 92, wird hiemit veröffentlicht, daß bezüglich der bevorstehenden Einquartierungen folgende Aenderungen eingetreten sind:

Gültlingen:

am 12. und 13. September: die Einquartierung der

5. Eskadron Ulan.-Reg. 19 fällt aus; am 17. September: desgleichen der 3. Esk. Ul. 19; anstatt der 1. Eskadron wird die 5. Eskadron Ulan.- Req. 19 in derselben Stärke (Notquartier) einquartiert.

Nagold:

am 5.7. Sept.: die Einquartierung der 4. und 5.

Eskadron Ulan.-Reg. 19 fällt aus; am 12 . und 13. Sept.: anstatt der ^4 3. Eskadron wird b /4 5. Eskadron Ulan.-Reg. 19 in derselben

Stärke einquartiert.

Pfrondorf:

am 12. und 13. September: anstatt der O 4 3. Esk. wird O 4 5. Esk. Ulan.-Reg. 19 in derselben Stärke einquartiert.

Sulz:

am 12 . und 13. Sept.: Die Einquartierung der V 4 2 . Esk. Ulan.-Reg. 19 fällt aus und wird anstatt des Stabes und 4. Esk. Ul.-Reg. 19 der Regts.-Stab Ulan.-Reg. 19 und die 3. Eskadron Drag.-Regts.

in derselben Stärke einquartiert; am 18. Sept.: die Einquartierung der 4. Eskadron Drag.-Rcg. 25 füllt weg.

Wildberg:

am 12 . und 13. Sept.: die Einquartierung der b /4 2 .

Eskadr. Ulan.-Reg. 19. fällt weg.

Den 30. Aug. 1891.

K. Oberamt. Or. Gugel.

Bekanntmachung.

Die Maul- und Klauenseuche ist in 14 Stallungen zu Egenhausen ausgebrochen.

Nagold, 29. Aug. 1891.

K. Oberamt. vr. Gugel.

Gages-WeuigkeiLen.

Deutsches Weich.

Nagold, 30. Aug. (Eingeseudet.) Gestern ^ abend wurde im Gasthof zum Hirsch der Abschied des nach Afrika abgehenden Seminarunterlehrers Kübele gefeiert, wozu sich außer den Seminar-und städtischen Lehrern auch auswärtige Kollegen und mehrere Gäste aus der Stadt eingefunden hatten. Glück zu dem jungen Mann, der von der Reichs­regierung berufe« und Willens ist, deutsche Sprache und Gesittung im fernen dunklen Erdteil zu pflanzen!

* Nagold, 31. Aug. Leider haben wir schon wieder von einem Unglück zu berichten. Der Füh­rer des Haiterbacher Postwagens, ein junger Mann von 20 Jahren, mit Namen Georg Engel­hard, der bis zur Rückfahrt immer mehrere Stunden hier zur freien Verfügung hatte, führte gestern Abend 7*/» Uhr einen Mann nach Unterjettingen. Leider sollte ihn dieser kleine Nebenverdienst teuer zu stehen kom­men, denn um 0-9 Uhr kam ein Haslacher Mann in das Gasthaus zum Löwen hier mit der Hiobs­post, daß auf der Unterjettinger Straße in dem Wäldchen zwischen hier und letztgenanntem Ort ein Postillon liege, der wahrscheinlich nicht mehr lebe, weßhalb er das Fuhrwerk selbst hierhergebracht. So­fort wurde Anzeige bei der Polizei gemacht und

von Löwenwirt M. ein Fuhrwerk zur Unglücksstätte beordert. Leider bestätigte sich die Angabe des Has­lacher Mannes nur zu sehr, denn nicht das geringste Lebenszeichen konnte mehr an dem jungen Manne, eine treue Stütze seiner Mutter und zahlreicher Ge­schwister, wahrgenommen werden: ein Schädelbruch hatte seinen Tod herbeigeführt. Seine Leiche wurde in das hiesige Spital verbracht. Möchte die allgemeine Teilnahme einigen Trost für die hiedurch schwer be­troffenen Hinterbliebenen geben.

VHaiterbach, 31. Aug. In vergangener Nacht kam eine erschütternde llnglücksbotschaft hie- her. Der hiesige Postillon Georg Engelhard führte gestern abend von Nagold aus einen Mann nach Unterjettingen. Um rechtzeitig wieder in Na­gold zur Besorgung seines Postdienstes einzutreffen, fuhr er in etwas raschem Tempo die Unterjettinger Straße herunter. Die Chaise schlug um, die Räder nach oben gekehrt und der Postillon lag unter ihr. Bis Hilfe herzukam, war er erstickt. Die Teilnahme an diesem jähen Unglücksfall und das Mitleiden mit der Mutter, die erst vor einigen Jahren ihren Mann verloren hat, ist allgemein.

Bern eck, 30. Aug. Da die auf unserer künftigen Bahnstation errichteten Räumlichkeiten der Haltestelle doch gar zu unansehnlich und dürftig ausgestattet erscheinen, so wird zurzeit hier und in den iin Verkehr mit Berneck stehenden Ortschaften darauf hingewirkt, eine besser eingerichtete Haltestelle zu bekommen. Zu diesem Zwecke zirkuliert in den betreffenden Orten eine Petition an das Ministerium der Verkehrsangelegenheiten, welche sich mit zahl­reichen Unterschriften bedeckt. In derselben wird ans den Verkehr Bernecks (3 ziemlich stark besuchte Krämer- und Biehmärkte), sowie auf die von der Stadtgemeinde und der Freiherrlich von Gültlingen'- schen Gutsherrschaft zum Bahnbau geleisteten Bei­träge hingewiesen und um ein würdigeres Bahnge­bäude gebeten, das nicht wie das erstellte jeder Beschreibung spotte. In der Sache ist besonders der Herr Reichstagsabgeordnete Freiherr Wilhelm von Gültlingen thätig.

Calw, 28. Aug. Ein schweres Unglück hat sich heute nachmittag gegen 2 Uhr in der äußeren Mühle zugetragen. Der 16jährige Schuhmacher­lehrling Friedrich Beißer von hier beschäftigte sich in der dortigen Mühle mit Mehlwürmersuchen und kam hiebei dem Seil des Fahrstuhles zu nahe, wo­durch letzterer in die Höhe schnellte und beim Zurück­fahren dem Lehrling mit solcher Wucht auf den Kopf fuhr, daß er kurz darauf seinen Geist aufgab.

Stuttgart, 27. Aug. Die württemb. Eisenbahn­verwaltung hat in der letzten Zeit die Lieferung von vier vierachsigen Restaurationswagen in Bestellung gegeben. In Aussicht genommen ist, diese Wagen zunächst in die Mittagsschnellzüge Nr. 15 und 16 zwischen Breiten (bezw. Bruchsal) und Ulm einzu- stellen. Die Wagen erhalten einen Speisesaal für 18 Personen, Küche und Buffet, ferner drei getrennte Speiseabteilungen und einen Abort. Die drei ge­trennten Abteilungen werden so ausgestattet, daß sie auch als Kursabteilungen benützt werden können. Von denselben sind eine für die erste, eine für die erste oder zweite Klasse (nach Bedarf) und eine für die zweite Klasse bestimmt. Die neue Einrichtung wird übrigens voraussichtlich erst mit Beginn des nächsten Sommerdienstes ins Leben treten können.

Stuttgart, 27. August. Von hier hat sich eine Deputation von sechs Herren, darunter Oberbürger­

meister v. Hack, zum Städtetag nach Frankfurt be­geben. Außer Stuttgart werden dort aus Württemberg noch die Städte Heilbronn, Ulm, Cannstatt, Lud­wigsburg, Gmünd und Weingarten vertreten sein.

Stuttgart, 31. Aug. (Privattelegr. d. Gesell­schafters.) New-Aork. (Heralddepesche.) Santjago kapitulierte. Die Kongrefsisten errangen einen voll­ständigen Sieg.

DasWochenblatt für Landwirtschaft" Nr. 35 giebt eine Uebersicht über die heurige Getreide­ernte in Württemberg, zusammengestellt auf Grund sachverständiger Schätzungsberichte. Dieselbe umfaßt aus dem Neckarkreis 11 , dem Jagstkreis 9, dem Schwarzwaldkreis 7, dem Donaukreis 10 Oberämter. In diesen 37 Bezirken zusammen beträgt der durch­schnittliche Ernteertrag in Prozenten einer Mittelernte: beim Winterroggen 83, Winterweizcn 90 (in Stroh 92), Dinkel 92, Sommergerste 101 , Sommerweizen 100, Haber 108 (in Stroh 110 ).

Brand fall: Den 27. Aug. in Heidenheim der Bierkeller des Pflugwirts mit seinem leicht brenn­baren Inhalt.

Frankfurt, 25. Aug. Die Leitung der elek­trischen Kraftübertragung von Lausten nach Frank­furt wurde von den Behörden Württembergs, Ba­dens, Hessens und Preußens abgenommen und der allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft in Berlin und der Maschinenfabrik in Oerlikon übergeben. Gestern abends um 8 Uhr wurde erstmals der Strom durch­gesandt; die Sicherheitseinrichtungen funktionieren tadellos. Die Vertreter Württembergs waren in Lausten versammelt, während die Vertreter Badens, Hessens und der Reichspost in der Ausstellung, die der Elektrizitätsgesellschaft in Eberbach Versuche machten. Heute um 12 Uhr werden erstmals die elektrischen Lampen der Ausstellung von Lausten aus in Betrieb gesetzt.

Trier. Den größten materiellen Vorteil dürfte der heilige Rock dem heiligen Vater bringen. Für diesen sind im Dom 2 Opferkästen aufgestellt, einer, bevor man zu der Reliquie gelangt, der andere, wenn man von ihr weggeht. Kein Pilger schreitet an die­sen Opferkästen vorüber, ohneder Not des heiligen Vaters" zu gedenken. Bis Sonntag abend sollen bereits 30 000 »-L gespendet worden sein, was die Verwalter des Peterspfennigs mit großer Freude vernehmen werden. Sehr gute Geschäfte machen bei unerfahrenen Pilgern die zahlreichen Taschen­diebe und Gauner, welche aus aller Herren Länder in Trier zusammeugeströmt sind. Bereits hat man einige Dutzend dieser Herren Langfinger hinter Schloß und Riegel gebracht, aber natürlich nur die unge­schickten , während deren gewandtere Kollegen ihr Geschäft erfolgreich fortsetzen. Mit der Skrupel­losigkeit, welche die Diebe aller Bekenntnisse aus­zeichnet, haben sie sich gerade den Dom Mm Ope­rationsfeld genommen und leeren den Pilgern die Taschen, wenn die andächtigen Wallfahrer ganz und gar in die Anschauung des heiligen Rockes versun­ken sind.

Suhl, 24. August. Vom 5. Januar bis zum 6 . August d. I. ist hierorts der Doppelzentner Prima-Roggenmehl von 24 bis auf 38,20^ gestiegen; mithin kostet jetzt das Pfund 19 wäh­rend man es in den letzten Jahren zuweilen schon mit 8 zu haben war.

Hamburg, 27. Aug. Die Sozialdemokraten arbeiten in der jüngst von ihnen selbst gegründeten Tabakfabrik (Genossenschaft) 90° Stunden täglich.