Winnen. Wer aber die Einfuhr systematisch zu verzögern und damit die künstliche Treiberei der Preise zu fördern sucht, der kann unmöglich eine andere Absicht haben, als die Preise möglichst hoch hinaufzutreiben und durch dieses verwerfliche Mittel Un- ufriedenheit zu veranlassen. Sie heucheln die Absicht, ür billigeres Brot zu arbeiten und thun alles nur Mögliche, um einen Druck auf die Preise zu verhindern. So werden die „armen Arbeiter" am Narrenseil geführt von ihren angeblichen Freunden! Es wäre eigentlich zum totlachen, wenn es nicht so entsetzlich traurig wäre, daß gerade die Aermsten und Hilfsbedürftigsten so schwer geschädigt und betrogen werden! (Fr. I.)
Der in äußerst ungünstigen Vermögensvcrhält- nissen lebende praktische Arzt Louis Levy aus Metz hatte dieser Tage seinen in Nancy als Rentner wohnenden Onkel Michel Levy ausgesucht, um von ihm eine Unterstützung zu erlangen. Als der 70jährige Michel Levy diese versagte, schoß ihn sein Enkel auf der Hausschwelle nieder. Ein von dem Mörder auf seine inzwischen herbeigeeilte Tante ab- gefeuertcr Schuß ging fehl. Dr. Levy versuchte sich nun durch ein starkes Morphiumpulver zu vergiften, das er jedoch in der Aufregung größtenteils verschüttete. Er wurde von den Nachbarn seines Onkels festgehalten. Man mutmaßt, daß der Mörder dem Morphiummißbrauch ergeben ist. In der Untersuchung soll er erklärt haben, sich des ihm zur Last gelegten Verbrechens in keiner Weise zu erinnern.
Besterreich-Ungarn.
Wien, 18. Aug. Der heutige Geburtstag des Kaisers wurde hier, in Pest und in den übrigen Städten der Monarchie festlich begangen. Hier fand heute eine Truppenrevue in Gegenwart der Erzherzöge, ein Hochamt im Stephansdome und Fest- gottesdienst in den anderen Kirchen statt. Die Stadt war reich beflaggt. In Prag wurde das Geburtsfest des Kaisers ganz besonders festlich begangen; auf der Ausstellung wurden von einer nach tausenden zählenden Menge patriotische Kundgebungen veranstaltet.
Prag, 17. Aug. Gestern Mittag kam hier ein russischer Separätzug aus Kiew an. Seitens der Polizei war das Verbot ergangen, Begrüßungsreden und sonstige Ansprachen zu halten. In dem Jndustrie-Palaste, wo sich mehrere Tausende Personen versammelt hatten, eilte ein Russe zur Orgel und spielte die österreichische und russische Hymne, das Publikum hob ihn hierfür auf die Schultern unter den Rufen: „Die Russen sollen leben! Hurrah!" Bei dem gemeinsamen Diner in der Ausstellung bat der stellvertretende Vorsitzende des Ausstellungs-
komites, sie möchten, um den Erfolg der Ausstellung nicht zu gefährden, ihre weißen russischen Mützen abnehmen, da dieselben zu demonstrativ seien. Diese Bitte wurde indessen nicht willfahrt. Sonst fanden keine Demonstrationen statt; .dagegen wurden die Wiener Antisemiten unter Führung des bekannten Agitators, des Abgeordneten Schneider durch den Grafen Zedtwltz, den Präsidenten der Ausstellung mit einer Ansprache begrüßt und ebenso begrüßte sie auch der Bürgermeister-Stellvertreter Eiselt bei ihrem Besuch des Rathauses. Die ehemals deutsch-nationalen Wiener Antisemiten und die Jungczechen hielten geradezu ein Verbrüderungsfest. Offizielle Meldungen besagen, daß die mit dem russischen Zug aus Kiew angekommenen Gäste nicht Russen, sondern in Kiew ansässige Böhmen sind. Der Führer der rus- fischen Gäste aus Kiew, Namens Petr, Bruder eines Prager Orgelbauers, war es, der in der Ausstellung die russische Nationalhymne spielte. Er wurde von der Polizei befragt, wie er dies Verhalten mit der auf die Gastfreundschaft eines fremden Landes gebotenen Rücksicht in Einklang bringe, worauf er erwiderte, daß er, um weiteren Erörterungen zu entgehen, morgen schon verreise. Die Polizei nahm die Antwort zur Kenntnis.
Schwei).
Das Bahnunglück bei Bern. Die bisherige Untersuchung hat laut offizieller Mitteilung fast zweifellos ein Verschulden des Stations-Vorstandes in Zollikofen ergeben, der, durch Extrazüge übermäßig angespannt, das Haltesignal dem Pariser Zug nach Münchenbruchsee zu geben vergessen hat. 14 Personen sind getötet, 4 Personen schwerverletzt, 21 leicht, 6 sind schon entlassen. Die Eisenbahnlinie macht an der Stelle, wo der Unglücksfall stattfand, eine scharfe Biegung und ist beiderseits von dichtem Walde eingefaßt, so daß der Lokomotivführer des Pariser Zuges den anderen Zug erst bemerkte, als es schon zu spät war. Die Verwundungen bestehen größtenteils in Becken-, Schenkel- und Armbrüchen rc. Verschiedene Verwundete dürften schwerlich gerettet werden können. Ein Reisender machte folgende Angaben: Der von Biel abgehende Zug hatte 16 Wagen. An mehreren Stationen stiegen weitere Festbesucher ein, wodurch eine Verspätung eintrat. Der Zug fuhr, weil sehr schwer, langsam der Station Zollikofen entgegen. Er hielt vor dem geschlossenen Signal. Plötzlich erfolgten heftige Stöße, die draußenstehenden Kondukteure riefen ,8auvs qui pout!", Viele sprangen durch das Fenster und purzelten dabei aufeinander, da die Wagen in große Rauch- und Dampfwolken eingehüllt waren, so daß man zuerst meinte, es brenne.
Italien.
Der Papst soll durch die neuerlichen Erörterungen der Presse über das Verhältnis des Vatikans zum Dreibund tief gekränkt und infolge dessen entschlossen sein, durch seinen Nuntius sowohl in Wien wie in Berlin erklären zu lassen, daß seine angebliche Feindseligkeit gegen den Dreibund ein Märchen sei und daß er nur bedauern müsse, daß von vielen Seiten der Dreibund gegen die Interessen des heiligen Stuhles ausgespielt werde.
Frankreich.
Paris, 18. Aug. Im Aufträge des Bischofs von Versailles reiste heute der Pfarrer von Argen- teuil mit 3 Geistlichen nach Trier, um den Argen- teuiler Christusrock, wovon sie einen Teil Mitnahmen, mit dem Trierer Rock zu vergleichen.
Carnot verlieh dem König von Serbien das Großkreuz der Ehrenlegion; der König verlieh Carnot das Großkrcuz des Weißen Adler-Ordens. (Am Ende erleben wir es noch, daß Monarchen und republikanische Präsidenten sich als „Brüder" umarmen!)
Brlgic n-H o l l a n d.
Brüssel, 20. Aug. Der Pariser Paix meldet aus Rom: Der Graf von Paris beschwerte sich brieflich beim Papste über dessen republikfreundliche Haltung und hat bereits der Pariser Nuntiatur die bisher gezahlten Jahresgelder entzogen.
Brüssel, 20. Aug. Ein furchtbarer Sturm zerstörte in Porte de France auf der Insel Martinique sämtliche am Hafen ankernde Fahrzeuge, deren Bemannung fast ausnahmslos ertrank. Sämtliche Häuser sind schwer beschädigt; Hunderte von Personen sind tot.
Haag, 19. Aug. Der Vertreter des „Herold" erfährt aus bester Quelle, die Königin und die Königin-Regentin machen im Lause des September einen Gegenbesuch am deutschen Kaiserhofc.
Rußland.
Nach einer Meldung der „Daily News" aus Odessa beträgt die Zahl der ausländischen Juden, denen neuerdings Ausweisungsbefehle zugegangen sind, 8000; die Mehrzahl seien Grundbesitzer.
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Verantwortlicher Redakteur Stein Wandel in Nagold. — Druck und Verlag der G- W. Zaiser'scheu Buchdruckerei.
Amtliche und Privat-Bekanntmachungen.
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Umwandlung von Einlage-Scheinen l-it. e und v.
Die Inhaber von Einlagescheinen lüt. 6 (Rand teils rot, teils schwarz) und O (Rand grün) werden aufgefordert, dieselben zur kostenfreien Umwandlung in die neuen Scheine I-it. I! (blau) bei der nächsten Agentur mit den etwa bereits in ihren Händen befindlichen Scheinen lüt. L zu übergeben.
Einleger, welche blos Scheine lüt. L besitzen, werden von dieser Aufforderung nicht betroffen. ^
Der erste Vorsteher: Ostertag.
Chiffre-Anzeigen
d. h. kleine Anzeigen, in welchen der Einsender nicht genannt sein will und welche im täglichen Verkehr so häufig Vorkommen, besorgt am besten und reel- sten die weltbekannte älteste deusche Anti oncen-Expedition von Haasenstein L Bögler A. G. Dieses Institut berechnet die gleichen Preise wie die Zeitungen, übersendet uneröffnet die eingehenden Briefe an die Besteller und gibt nur. wenn gewünscht, gratis Interessenten Auskunft, andernfalls strengste Diskretion gewahrt wird.
Die Geschäftsstelle der Firma Haa
senstein L Vogler A. G. befindet sich in Stuttgart, Königsstr. Nro. 11 I. Stock, Telefon Nro. 1156.
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Liokarä I?koiLksr, Stuttgart, Asphalt- und Theer-Produkten-Fabrik.
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bei 6?.
Egenhausen.
Fahrmis-Berkauf.
Inder Ver- .lassenschafts- »sache des ff ßJ. G.Kiru, Bauers hier, kommt folgende Fahrnis in öffentlicher Versteigerung zum Verkauf am Montag den 24. August, von morgens 8 Uhr au: Mannskleider, Betten, Bettgewand, Küchengeschirr, Schreinwerk, Faß- u. Bandgeschirr, Fuhr- und Bauerngeschirr, 1 aufgemachter Leiterwagen, 1 Pflug und Egge, 1 Futterschneidmaschine, 1 Putzmühle und sonstiger allgemeiner Hausrat.
Nachmittags 4 Uhr kommt zum Verkauf:
1 Paar Ochsen, 3 Kühe, 1 Mutterschwein, 2 Läuferschweine, 5 Hühner, ca. 100 Ztr. Heu und 20 Ztr. Stroh. Liebhaber hiezu sind eingeladen.
Den 17. August 1891.
Waisengericht:
Vorstand Hauser.
Quartierbillete
sind zu haben bei G. W. Zaiser.