Der Gesellschafter.
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Samstag 22. August
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1891
Amtliches.
Nagold.
Es wird hiemit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß die auf Markung Unterschwandorf und Markung Walddorf weidenden Schafe des Gutspächters Treiber in Unterschwandorf nunmehr vollständig riiudefrei sind.
Den 20. Aug. 1891.
K. Oberamt, vr. Gugel.
Fourage-Liefernng betr.
Den Ortsvorsteheru
von Nagold, Wildberg, Emmingen, Effringen, Rohrdorf, Ebhausen, Mindersbach, Jselshausen, Sulz, Pfrondorf, Gültlingen, Schietingen, Nothfelden und Oberschwandorf
werden mit nächster Post Vertragsformulare, betr. Lieferung von Hafer, Heu und Stroh an die in den einzelnen Ortschaften am 13. Sept. d. I. einquartierten Truppenteile, mit dem Auftrag zugestellt, für Abschluß geeigneter Verträge nach Maßgabe des Formulars besorgt zu sein und dieselben alsbald, längstens aber bis 25. d. Mts. hierher zu senden. Nagold, den 20. Aug. 1891.
K. Oberamt. I. V.: Amtm. Binder.
Tcrges-Weuigkeiten.
Deutsches Weich.
Nagold. Zum Besuche der elektrischen Ausstellung in Frankfurt a. M. wird am Montag den 24. August ein Sonderzug von Stuttgart nach Frankfurt a. M. und zurück zu ermäßigten Preisen ausgeführt. Hinfahrt: Stuttgart ab früh 5.20, Frankfurt an 11.42. Rückfahrt 10.10, Stuttgart an 3.50 früh. Preise ab Stuttgart 2. Kl. 11.10, 3. Kl. 7.50. Die Fahrkarten berechtigen zur Rückfahrt bis zum 27. Aug. in jedem fahrplanmäßigen Personenzug. Freigepäck wird nicht gewährt. Die zum Anschluß an den Sonderzug von andern Stationen aus nach Stuttgart am 22. 23. und 24. August gelösten gewöhnlichen Rückfahrkarten des inneren württembergischen Verkehrs erhalten Gültigkeit bis zum 28. August. Dieselben werden beim Lösen der Sonderzugsfahrkarten in Stuttgart mit einem entsprechenden Vermerk versehen. Der Schluß des Kartenverkaufs am Sonntag den 23. August, abends 7 Uhr, wird Vorbehalten.
* Nagold, 19. Aug. Heute wurde uns von befreundeter Hand ein zwar kleiner, aber munterer Maikäfer eingehändigt. Soll dieser Spätling, der wegen des naßkalten Mai sich nicht an das Tageslicht wagte, vielleicht ein Vorbote für einen günstigen Nachsommer und Herbst sein?
Nagold. Soldatenbriefe an die zu den Truppenübungen ausmarschierten Mannschaften haben Vor- und Zunamen, sowie Dienstgrad des Empfängers, ferner den Truppenteil (Regiment, Bataillon,Kompagnie, Eskadron, Batterie, u. s w.) des Adressaten zu enthalten. Die Briefe rc. sind jedoch nicht an den ständigen Garnisonsort zu senden, sondern an Stelle des Bestimmungsortes lediglich mit dem Vermerk: „Bei den Truppenübungen" zu versehen.
Hochdorf, 18. Aug. (Korresp.) Gestern nachmittag brannten in dem benachbarten Bildechingen 6 Wohnhäuser und 4 Scheunen ab. Wie man hört, sollen Kinder dieses große Unglück verursacht haben. Die Feuerwehren von Horb, Eutingen und Hochdorf, die zur Hilfeleistung Herbeigerusen wurden, hatten durch ihre angestrengte und aufopfernde Thätigkeit
dem weiteren Umsichgreifen des mächtigen Feuers Einhalt gethan. Wäre das Feuer bei Nacht entstanden, so läge sicherlich halb Bildechingen auf einem Schutthaufen. Merkwürdig ist es, daß unter den unglücklichen Abgebrannten noch Leute giebt, welche ihr Haus u. s. w. nicht versichert haben.
Hochdorf, 18. Aug. (Korresp.) Der hiesige Lettenkohlen-Saudstein ist ein berühmtes und geschätztes Baumaterial; denn in dieser Woche erhielt ein hiesiger Steinbruchbesitzer den ehrenvollen Auftrag, nach Wien Steine zu liefern den Kbm. zu 150 öfter. Gulden.
Vom oberen Gäu. (Korresp.) Wir stehen in der Zeit der Hochernte und des Einheimsens des Oehmdes. Alle Getreidearten versprechen nach Güte und Menge einen wirklich guten Ertrag, während die Aussicht auf eine gute Hopfen- und Obsternte nicht so günstig ist. Bei anhaltender Trockenheit werden wohl auch die Kartoffelfelder keinen so reichen Ertrag abwerfeu, zumal die Kräuter anfangen welk zu werden.
^ Aus dem Oberamt Freudenstadt, 20. Aug. In Thumlingen beerdigte man heute eine ganz junge Frau, die auf bedauerliche Weise ihr Leben verlor. Ein Ochse schlug sie am letzten Samstag so gewaltig auf den Unterleib, daß sie gefährliche Verletzungen innerlicher Lebensteile erhielt, an denen sie nach einem schweren dreitägigen Schmerzenslager verschied. Sie war fest drei Jahren glücklich verheiratet, Mutter von einem Kinde und sah ihrer nahen Entbindung entgegen. Der Schmerz des Gatten und ihrer Angehörigen ist unbeschreiblich groß. Die herzlichste Teilnahme bringt ihnen jedermann entgegen.
Göppingen, 18. Aug. lieber den am letzten Sonntag von den 2 Straßenräubern in Heinigen ausgeführten Ueberfall bringt das „G. W." nähere Einzelheiten. Als der Angegriffene, Schullehrer Reichert von Heiningen, die erste Revolverkugel erhalten hatte, schlugen ihn die beiden Verbrecher zu Boden, worauf er von einem derselben ausgeraubt wurde. Noch während dieser mit der Beraubung beschäftigt war, fragte er seinen Genossen : Hast du noch eine Kugel? Auf dessen Bejahung sagte der erstere: Nun, so gib ihm noch eine; worauf dieser den Revolver an die Schläfe ansetzte und losdrückte. Glücklicherweise drang die Kugel nicht in die Schläfe ein, sondern prallte am Backenknochen ab und nahm ihren Weg durch die Wange, den Mund und blieb auf der andern Seite in der Halsgegend stecken. Beide Kugeln konnten noch nicht entfernt werden. Das Befinden des Lehrers ist immer noch besorgniserregend.
Trier, 19. Aug. Die hier heute eingetroffene Kommission aus Argenteuil hat laut Str. P. bei einer Vergleichung zwischen dem Argenteuiler und dem hiesigen heiligen Rock festgestellt, daß beide Gewänder durchaus verschieden sind.
Die Berührung des heiligen Rockes. Viele gläubige Katholiken scheinen zu erwarten, daß sie durch eine Berührung des heiligen Rockes von ihren etwaigen Gebrechen befreit werden könnten, wie ja auch bei der letzten Ausstellung der Reliquie mehrere Wunder geschehen sind. Das bischöfliche Generalvikariat zu Trier macht mit Bezug hierauf folgendes bekannt: „Die Zulassung zur Berührung des heiligen Rockes muß im bischöflichen Hofe persönlich erwirkt werden. Zuvor aber eine Eingabe an den Herrn Bischof gemacht werden, welcher ein Zeug
nis des Ortspfarrers über die Führung und eines Arztes über den Zustand des Kranken und die Art seines Leidens beiliegen muß."
Die Nordd. Allg. Ztg. sagt am Schluffe eines längeren Artikels über die Agitation für die Suspension der Getreidezölle: Mit der „Suspension" der Zölle sei einfach die dauernde Abschaffung gemeint; eine dauernde Preisgabe der Zölle würde unsere Lebeusintereffen unheilbar schädigen, eine temporäre Aufhebung den Konsumenten nichts nützen; den finanziellen Ausfall einer solchen Maßregel würden die Einzelstaaten tragen müssen, in Preußen die kommunalen Verbände.
Berlin, 19. Aug. Der Kaiser hält die Berliner Parade zu Pferde ab. Er trifft in Kassel am 9. Sept. ein. Beim gestrigen Galadiner im Kieler Schloß war der Gang des Kaisers fest und sicher.
Berlin, 18. Aug. Nach einer Privatmeldung aus Petersburg kauft die deutsche Regierung in den russischen Häfen und Grenzplätzen alles Getreide auf. (?) Man erwartet, daß die Ausfuhr bis zum 27. August die Hälfte der früheren Ausfuhr von Januar bis August erreicht.
Das unter der Leitung von Professor Robert Koch bestehende neue Institut für Infektionskrankheiten in Berlin ist Montag Nachmittag eröffnet und mit den ersten Kranken belegt worden. Dem Eröffnungsakte wohnten die Chariteedirektoren, der Erbauer des Instituts, königl. Bauinspektor Böttger, Professor Robert Koch mit den beiden Abteilungsdirigenten Prof. Brieger und Stabsarzt Dr. Pfeiffer, sowie den Assistenten und dem Wartepersonal bei. Am Abend wurden die ersten sechs Lungenkranken aus der Charitee in das Institut übergeführt. Die Krankenpflege ist den „Märkischen Schwestern" über- tragen.
Die Kreuzzeitung befürwortet ein Kartoffel- Ausfuhrverbot Deutschlands. Wenn die Ernährung Deutschlands durch eine geringe Kartoffel-Ernte in Frage gestellt wird, dann wird der Staat nicht ein Ausfuhrverbot für Kartoffeln zu erlassen, wohl aber dahin zu wirken haben, daß nur so viel Kartoffeln zu Brennereizwecken verwendet werden, als nicht zur Aussaat und zur Volksernährung bis zur neuen Ernte nötig sind. Die Nordd. Allg. Ztg. bezeichnet es als eine Ehrenpflicht unseres Großgrundbesitzes, Kartoffeln zu mäßigen Preisen auf die Märkte zu liefern. Warum soll diese Ehrenpflicht denn nur betreffs der Kartoffeln, nicht auch hinsichtlich des Getreides gelten? Wird sie in dieser Beziehung anerkannt, dann bedarf es gegenwärtig sicherlich keiner besonderen Zölle.
Von hochangesehener geschäftlicher Seite wird uns geschrieben: Was wollen diejenigen, welche noch immer gegen die bestehenden Getreidezölle agitieren? Wenn sie wirklich die Absicht hätten, dem armen Fabrikarbeiter und Städter billigeres Brot zu verschaffen, und wenn sie an künstliche Treiberei der Preise durch Spekulanten glaubten, dann müßten sie alles aufbieten, um die Einfuhr so rasch als möglich zu vermehren, denn diese Einfuhr und dadurch vermehrtes Angebot von Waare, ist das einzige Mittel, um einen Druck auf die Preise auszuüben. Das thun sie aber nicht; vielmehr bieten sie Alles auf, um die Einfuhr zu verhindern, oder doch wenigstens zu verzögern, indem sie immer und immer wieder, trotz aller amtlichen Gegenerklärungen der Regierung, die Ansicht zu verbreiten suchen: wer mit der Einfuhr zögere, könne dadurch nur ge-