Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

Insertions-Gebühr für die Ispaltige Zeile aus

gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S 4, bei mehrmaliger je 6 4.

Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

-iS 93.

Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1 20 4.

Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Samstag 8. August

1891.

Die an der tierärztlichen Hochschule in Stuttgart neuerrichtete Professur wurde laut St.-A. dem städtischen Tierarzt vr.,woä. Qstertäg in Berlin übertragen.

Hcrges-WeuigkeiLen.

Berichtigung. In dem Bericht über die Bezirks­schulversammlung (Nr. 92 des Gesellschafters) sollte der 5. Satz so lauten: Leider ist es auch das letztemal, da der seit­herige Bezirksschulinspektor seinem Wunsch entsprechend der Bezirksschulaufsicht entbunden und dieselbe dem neuen Stadt­pfarrer Dieterle übertragen wurde. Zeile 25 von oben ist zu lesen: musterhafte, befriedigende.

* Nagold, 6. Aug. Der Schnitt der Gerste hat bei uns dieser Tage begonnen und befriedigt nach Qualität und Quantität. Zu wünschen wäre allerdings mehr Sonnenschein und Wärme, die der Reife der Früchte sehr not thun. Wir leben gegen­wärtig allerdings in den sogenannten Hundstagen, aber ein Thermvmeterstand von -s- 5 Grad wie heute früh 7 Uhr paßt wahrlich nicht zum Ernte­wetter. Unsere Metereologen dürfen Heuer mit ihren Voraussagungen kecklich zu Hause bleiben, denn we­der auf sie noch auf den Barometer ist bis jetzt Verlaß gewesen. Die Bauern wünschen auffallender- wcise einen durchdringenden Regen zur Bearbeitung des Bodens.

Nagold. (Einges.) Wie aus dem Inseraten­teil ersichtlich, ist hier gegenwärtig das Schlachten­panorama von Hrn. Burr aufgestellt, das auch den Kampf der Württemberger bei Champigny-Villiers am 30. Nov. 1870 darstellt. Das Bild ist vorzüglich ausgeführt und giebt Terrain-Verhältnisse und den Verlauf des Kampfes mit ziemlicher Aechtheit; die denkwürdigen Positionen: Park von Villiers und Cocuilly, Jägerhof, Champigny u. s. w. sind charak­teristisch wiedergegeben; der Schöpfer des Kunstwerks hat es hauptsächlich verstanden, die große feindliche Uebermacht (55 000 Franzosen gegen ca. 12 000 Württemberger und Sachsen) zum Ausdruck und zur Veranschaulichung zu bringen. Wir empfehlen daher den Besuch des Panoramas jedermann, den Vereinen, Korporationen, Lehranstalten und Militärs ange­legentlichst.

..I. Ferienkolonie Rohrdorf. Am 25. Juli rückten wieder 15 Kolonisten unter Führung des Schullehrers Scheerer aus Stuttgart in ihr altes Quartier imOchsen" ein. Die täglichen Spazier­gänge und die gute Küche des Wirtes üben einen sichtbar woylthuenden Einfluß auf die Bleichgesichter auS. Ihr munteres Wesen spricht deutlich dafür, daß Heimweh ihnen ein unbekannter Begriff ist. Man wird nicht irre gehen, wenn matt , ohne gerade ein Cumberland zu sein, von ihren Gesichtern abliest: Ach, wenn es nur immer so blieb." Für den auf- sichtführenden Lehrer aber sind diese Ferien keine Erholung. .

A Eningen u. A., 5. Aug. Ein überaus großer Leichenzug bewegte sich gestern durch die Straßen Eningens. Galt es doch, den unerwartet schnell gestorbenen: allgemein geliebte« und geehrten Herrn Pfarrer Leuze von Gültlingen seinem Geburtsorte zur letzten Ruhestätte zu begleiten. Am letzten Mittwoch, den 29. Juli, besuchte er noch die Drücesanfynode in Nagold und kehrte abends gesund und munter nach Hause zurück. In der folgenden Nacht aber wurde er plötzlich von einem acuten Unterleib-leiden befallen, infolge dessen er nach nur dreitägigem Leiden in Tübingen» wohin er noch am Donnerstag Abend gebracht wurde, im Glauben an seinen Herrn und Erlöser sanft und stille entschlafen ist. Die Kunde von seinem schnellen Hinscheiden rief in seinen Gemeinden Gültlingen und Holzbronn

eine allgemeine herzliche Trauer hervor und über 100 Männer, Frauen und Jungfrauen machten gestern den weiten Weg hieher, um ihrem vielgeliebten Hirten das letzte Geleite zu geben. Er war es aber auch wert, daß man ihm das erzeigte; denn über 21 Jahre lang wirkte er unermüdet mit viel Segen in den genannten Orten. Seine klaren und schönen Predigten, auf welche er sich stets aufs sorgfältigste vorbereitete, zeigten immer ein gründliches Bibelstudium und eine große christliche Erfahrung. Sie kamen von Herzen und gingen zu Herzen. Mit großem pädagogi­schem Geschick verstand er es, im Religionsunterricht und in den Kinderlehren, welch letztere immer auch fleißig von den Erwachsenen besucht wurden, die Jugend in die christlichen Grundwahrheiten einzu­führen. Gegen die Lehrer war er stets wohlwollend, entgegenkommend und freundlich. Ueberhaupt kam er, wie auch die geehrte Frau Pfarrer, jedermann, ob jung oder alt, arm oder reich, hoch oder nieder, mit gleicher Liebe und Freundlichkeit entgegen und gewann sich dadurch die Liebe und das Vertrauen sämtlicher Gemeindeglieder. In leiblichen und geist­lichen Nöten suchte man daher immer zuerst im Pfarrhause Trost, Rat und Hilfe, welche man, wenn möglich, auch stets bereitwilligst fand. Die beiden Gemeinden verlieren in dem Verstorbenen einen bibelglaubigen, gewissenhaften Prediger, einen ge­wandten Katecheten, einen freundlichen Ortsschulin­spektor und einen treuen, liebreichen Seelsorger. Im Namen derselben legten die Herren Ortsvorsteher von Gültlingen und Holzbronn Lorbeerkränze unter rührenden Worten des Dankes am Grabe des seligen H. Pfarrers nieder, nachdem H. Pfarrer Gußmann von hier zuvor eine wohl durchdachte Leichenrede über Röm. 14,8 gehalten hatte. Hernach widmeten H. Landgerichtsrat Gmelin von Reutlingen und H. Pfarrer Dr. Zahn aus Stuttgart dem Freunde, H. Stadtpfarrer Weber aus Wildberg im Auftrag der Diöcese Nagold dem Kollegen herzliche Worte des Dankes und der Anerkennung, und zum Schluffe gedachte noch H. Stiftungspfleger Schmollinger von Gültlingen des Verstorbenen in gebundener Rede. Möge sein Andenken bei uns im Segen bleiben und seine Saat reiche Früchte tragen!

Kayh, 4. Aug. Gestern wurden hier beim Graben eines Kellers 40 gut erhaltene alte Silber­münzen gefpnden. Eine derselben trug deutlich die Jahreszahl 1626, eine andere das Bild von Kaiser Ferdinand II. Der Fund wird der K. Altertums- sammluna in Stuttgart übergeben werden.

Wildbad, 1. Aug. Wie bereits gemeldet, hat Sägewerkbesitzer C. Commerell in Höfen die Kan­didatur als Landtagsabgeordneter angenommen.

Freudenstadt, 8. Aug. In dem benachbarten Reichenbach erhängte sich ein 11 Jahre alter Knabe in dem in der Nähe befindlichen Wald, angeblich aus Furcht vür Straft 'seitens seiner Pflegeeltern, welche .den Knaben weaen seiner Naschhaftigkeit öfters züchtigest mußten. Das Mönchensteiner Eisenbahn- lnglück schemt auch aus unserem Bezirk ein Opfer esordert zu haben, da ein Dienstmädchen von Lauter­bach, welches an jenem Tage diese Eisenbahn-Strecke befahren haben soll, seither vermißt wird. ^

Freüdeustadt, 4. Aug. Die Zähl der gegen­wärtig hier weilenden Kurgäste beträgt nach amtli­cher Aufstellung 574.

Stuttgart, 4. Aug. Gestern übend entstand lautSchw. Tgw.", vor dem Hof der Jnfanterie- kaserne ein großer Auflauf. Mindestens zweihundert Personen waren Zeugen davon, wie ein Soldat von

i/-78 Uhr beim Nachexerzieren durch Laufschritt, Freiübungen rc. dermaßen angestrengt wurde, daß er total ermattet war und ein außerordentlich klägliches Bild darbot. Das erregte Publikum machte seine Entrüstung in lauten Ausdrücken des Mißfallens kund, worauf der Posten verstärkt und der geschun­dene Soldat von seiner Qual erlöst wurde. Einer anderen Mitteilung eines Augenzeugen zufolge sollen dieHebungen" des armen Menschen im Hinteren Hof der Kaserne bis ^9 Uhr fortgesetzt worden sein.

Stuttgart, 5. Aug. Bei dem hier in Garni­son liegenden Ulanenregiment ist unter den Pferden eine Seuche ausgebrochen, welche in einzelnen Schwa­dronen besonders heftig auftritt. Infolge dessen wird wohl nur die Hälfte des Regiments an den diesjährigen Manövern teilnehmen.

Stuttgart, 5. Aug. Von der deutschen Anti­sklavereilotterie ist für Württemberg der Vertrieb von 8000 Losen gestattet worden.

Obwohl nach den offiziellen Bulletins das Be­finden S. M. des Königs nicht als gerade be­sorgniserregend gilt, so verlautet doch, wie auswär­tige Blätter berichten, in eingeweihten Kreisen der Hofgesellschaft, daß der Zustand des Königs ein sehr ernster ist. Se. Majestät bedarf der denkbar größten Ruhe und Schonung.

Kirchheim, 3. Aug. Unser Bezirk wurde wieder bedeutend durch Hagelschlag beschädigt und zwar ge­rade Gemeinden, welche auch voriges Jahr hart heim­gesucht worden waren, so z. B. Lindorf, Jesingen, Holzmaden, Oethlingen. In manchen Gemeinden wurde alles total verhagelt, und man kann sich die Stimmung der Betroffenen, welche kurz vor der Ernte standen, denken.

Heidenheim, 2. Aug. Ein Gewitter hat mehrere Markungen unseres Bezirks empfindlich ge­schädigt. In Gerstetten sind 1500 Morgen Feld, in Heldenfingen gar 2000 Morgen verhagelt. Auch in Altenstadt, Heuchlingen, Bolheim, Anhausen und auf dem Wangenhof fiel Hagel.

Ulm, 6. August. Gestern abend erkrankten 13 Soldaten des Grenadierregiments Nr. 123 an hef­tigem Darmkatarrh. Einer derselben starb nach 1*/, Stunden. Als Ursache wird Wurstvergiftung vermutet.

XWürtt. Feuerwehrtag. Die Beteiligung am Feuerwehrtag scheint eine außerordentliche große zu werden. Bereits jetzt schreibt hieOberschw. Ztg.": Die Anmeldungen zum Fruerwehrtage laufen so zahl- reich ein, daß nicht nur sämtliche Gasthäuser in Ra- Vensburg bis auf den letzten Platz besetzt, sondern auch bereits gegen 500 Betten in Massenquartieren belegt sind.

In Heidelberg fand am 4. abends die Grund­steinlegung zum Cremätorium statt. Professor v. Oechselhäuser hielt die weihevolle Rede. Bis Oktober wird der Bau yollendet sein.

Bonn, 4..Aug, Bischof Reinkens ist jetzt auf dem Wege der Besserung und, wenn nicht neue Komplikationen hinzittreten, außer Gefahr.

Im Fürstentum Reüß ä. L. ist die, Ankündi­gung und der Vertrieb der Lose der Kolonial-Lotterie verboten. Dasselbe ist bekanntlich auch im Königreich Sachsen der Fall.

. Leipzig, 1. Aug. Von einem Ausschuß der hiesigen Studenten wird folgender Aufruf erlassen: Kommilitonen! Studenten deutscher Hochschulen! Am tz. August versammeln sich in Kissingen die Ver­treter'der Studentenschaften, am am Montag den 10. August die feierliche Ueberreichung des Ehren-