bekleidet sind. Die Leute, die aus verschiedenen Teilen Rußlands, besonders aus Moskau stammen, be. stätigen durchaus, was über die barbarische Art ihrer Vertreibung von ihren langjährigen Wohnsitzen in der Presse gesagt worden ist. Es sind viele Handwerker darunter, die in guten Verhältnissen gelebt haben, Leute, denen man es anmerkt, wie schwer es ihnen fällt, jetzt Almosen anzunehmen. Die Privat- wohlthätigkeit, an der auch die Christen teilnehmen, ist eifrig bemüht, die Unglücklichen für ihre weitere Fahrt wenigstens mit dem Notwendigsten zu versehen.
Besterreich-Angarn.
Wien, 1. Juni. Der japanischen Gesandtschaft wurde mitgeteilt, daß der Polizeisoldat Tsouda Sonzo, der das Attentat auf den Großfürsten- Thronfolger verübte, zur höchsten gesetzlichen Strafe, lebenslänglicher Strafhaft, verurteilt wurde.
Italien.
Rom, 26. Mai. König Humbert hat für ein Krankenhaus, das er in Monzo bereits seit längerer Zeit geplant hatte und dessen Kostenanschläge ihm nunmehr überreicht worden sind, die dafür benötigten 500000 Franks aus seiner Privatschatulle angewiesen. Die Presse aller Parteischattirungen zollt einmütigen Beifall dieser als wahrhaft königlich gepriesenen Freigebigkeit des italienischen Herrschers.
Frankreich.
Die Pariser Polizei verbot die Ausstellung eines Bildes im Salon der Independenten, welches den Kaiser Wilhelm I. auf einem Pferde darstellt, dessen Steigbügel von zwei Elsaß und Lothringen personifizierenden Frauengestalten umklammert werden. Von verschiedenen Blättern wird dieses Verbot auf eine betreffende Vorstellung der deutschen Botschaft zurückgeführt. Von gut unterrichteter Seite aber wird diese Darstellung als durchaus zutreffend bezeichnet.
Roubaix, 1. Juni. Die Arbeiter, welche die Arbeit ausgenommen hatten, beschlossen den allgemeinen Ausstand für morgen. Dieser Ausstand dürfte ein Feiern aller Webereiarbeiter zur Folge haben.
In Roubaix haben 15 000 Arbeiter die Thä- tigkeit eingestellt. Sie fordern den achtstündigen Arbeitstag und die Erhöhung der Löhne.
Belgien. '
Die belgische Regierung wird demnächst den Kammern zwei Reformgesetze vorlegen. Das eine betrifft die Einführung der allgemeinen Dienstpflicht, das zweite Abänderung des Wahlrechts.
England.
Nachdem das Pariser Omnibuspersonal durch einen allgemeinen Streik ziemliche Vorteile erlangt
hat, wollen die Londoner Omnibus-Bediensteten dasselbe durchsetzen. Sie haben umfangreiche Forderungen aufgestellt und drohen im Falle der Ablehnung derselben mit einem Generalausstand.
Der Streik der Londoner Schneidergesellen ist beendet. Die Arbeitgeber haben in allen Punkten die Forderungen der Gesellen bewilligt.
Rußland.
Aus Petersburg: Der Zar und die Zarin werden in Moskau von der Bevölkerung sehr gefeiert, nicht zum Geringsten geschieht das mit auf Rechnung des Gerüchts, der Zar wolle den Hauptteil des Jahres in Moskau residieren. Bei dem Besuche der französischen Ausstellung war der Kaiser sehr kühl.
Der arme Zar. Nach englischen Mitteilungen war der Aufschub der Reise des Zaren nach Moskau nicht durch eine Erkältung der Kaiserin, sondern durch die Entdeckung eines Dynamitanschlags veranlaßt. Am vorigen Sonntag, also drei Tage vor dem beabsichtigten Eintreffen des Zaren, wurden 4 große Kisten innerhalb des Zollhauses der französischen Ausstellung aufgefunden. Im gewöhnlichen Lauf der Dinge wären obige Kisten an der Grenze angehalten und untersucht worden. Infolge einer Begünstigung wurden jedoch alle Ausstellungsgegenstände innerhalb der Ausstellung durch französische und russische Beamte untersucht. Unmittelbar nach der Entdeckung höhlte man sofort den Boden um die für den Kaiser bestimmte Tribüne aus, um etwaige Dynamitminen aufzuspüren. Ein Gerücht will wissen, daß bei Tiber eine Eisenbahnmine entdeckt worden sei, ein anderes, daß nach Abgang des Fürsten Dolgorukoff das leerstehende Gouverneursgebäude als Ausgangspunkt zur Legung einer Mine unter der Fahrstraße, welche der Zar zur Ausstellung benutzen sollte, gewonnen worden sei. Die gemeldete Abneigung des Zaren gegen die Ausstellung wäre daher begreiflich. Alle Straßen waren beim Einzug des Zaren mit einer doppelten Reihe von Soldaten, Polizisten, Feuerwehrleuten und Moskauer Stadtgarde eingefaßt. Alle Fenster waren geschlossen, das Betreten des Balkons verboten, der Gasthof, in welchem die Zeitungsberichterstatter den Einzug besichtigen, war mit Wachen angefüllt.
Die russischen Behörden haben neue Vorschriften zur Beschränkung der Rechte der Juden beschlossen. Jüdische Militärärzte müssen entweder zu der orthodoxen Kirche übertreten oder ihre Stellung niederlegen. Jüdische Mediziner dürfen überhaupt nicht mehr in den Staatsdienst treten. Den Juden soll auch nicht länger gestattet werden, das erbliche Bürgerrecht zu erwerben, welches sie zur unbeschränk
ten Niederlassung in jeder Stadt des Reiches berechtigt.
Türkei.
Konstantinopel, I. Juni. Heute Nacht wurde der Orientzug bei Tschcrkesköe von Räubern zur Entgleisung gebracht und überfallen; die im Zuge befindliche Stangen'sche Reisegesellschaft, bestehend aus deutschen Reichsangehörigen und einem Engländer, wurde von den Räubern abgeführt, welche ein Lösegeld von 200 000 Franken verlangen, zu dessen Beschaffung der Mitgefangene Bankier Israel (Berlin) freigelassen wurde. Der Botschafter Rado- witz erhielt von dem Auswärtigen Amte die Weisung, den Betrag nnter der Wahrung der Regreßpflicht gegen die türkische Regierung vorzuschießen. Der Gefährdung der Gefangenen ist soweit nach Kräften vorgebeugt. In den Händen der Räuber sind Oskar Greger und Bankier Israel (Berlin), Gutsbesitzer Moquet (Seigelsdorf), Oskar Kotzsch (Zörbig), Zugführer Freudedinger. Die übrigen Passagiere sind ausgeplündert zurückgeblieben.
Konstantinopel, 2. Juni. Der zur Empfangnahme des Lösegeldes freigelassene Bankier Israel kam gestern nachmittag um 3 Uhr hier an. Der deutsche Botschafter, Herr v. Radowitz, that sofort beim Sultan und bei der hohen Pforte die nötigen Schritte, um in erster Linie das Leben der Gefangenen zu sichern, und fand dasselbe das eifrigste Entgegenkommen. Bankier Israel wird mit dem Lösegeld nach Kickilissa, dem von den Briganten zur Empfangnahme bestimmten Orte, reisen. Die Räuber sind Griechen.
Handel und Verkehr.
Stutigart, 2. Juni. (Maimessc.) Mit dem heutigen Tage findet die diesjährige Frühjahrsmesse ihren Abschluß. Abgesehen von der Möbelmcss e, welche Heuer sehr befriedigend verlaufen ist, hörte man allenthalben nur Klagen über den schlechten Geschäftsgang, der sich irrigen? äußerlich auch schon dadurch bemerklich machte, daß diesmal viel weniger Verkäufer erschienen waren als in früheren Jahren. Es ist dies gewiß ein sprechender Beweis dafür, daß sich diese Messen überlebt haben, denn die meisten gegenwärtig hieher kommenden Landleute machen eben in den ihnen bekannten Geschäftshäusern ihre Einkäufe. Voraussichtlich ist die heurige Maimesse die letzte Frühjahrsmesse gewesen, was sicherlich auch nur von sehr wenigen bedauert werden wird.
Kurkm-Augverkails ä Mk. 1.75 p. Meter
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Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. — Druck und Verlag der K. W. a i s er'ichcn Buchdruckerci.
Amtliche und Privat-Bekanntmachungen.
K. Amtsgericht Nagold.
Das Konkursverfahren
über das Vermögen des Johann Jakob Weik, Bauers von Wildberg, entwichen, wurde nach Abhaltung des Schlußtermins, Befriedigung der angemeldeten Forderungen und Bereinigung der Kosten aufgehoben.
Den 30. Mai 1891.
Gerichtsschreiber Bäder.
Revier Hildrizhausen.
Holz-Verkauf.
Am Montag den 8. Juni, aus Lindach, Abt. ob. Eselstritt, Seemark, Kirnberg, Bläsisklinge: Rm. 7 eichene Spälter, 49 eichene, 228 buch., 54 übr. Laubh.-Scheiter, Prügel, Anbruch; 3480 eich., 11280 buch. Wellen, geb., 820 Laubh., 1190 Nadelholz- Wellen ungeb.
Zusammenkunft vormitt. 9 Uhr am Kohlthor bei Hildrizhausen.
Alt - Nuifra.
Holz-Verkauf.
Am Freitag den 5. d. Mts., vormittags 11 Uhr, verkauft die Weiler Gemeinde 16,29 Fm., größtenteils forchenes Sägholz, wozu Liebhaber eingeladen werden.
Abfuhr günstig. Anwaltamt.
Gemeinde Unterjettingen,
O.-A. Herrenberg.
Gichenrinde-Werkauf.
Aus dem Gemeindewald Kehrhau kommen am
Samstag den 6. Juni 500 Büschel gut getrocknete eichene Glanzrinde zum Ausbot und zwar zunächst in 3 Losen.
Zusammenkunft nachmittags 1 Uhr zum Borzeigen, und um 2 Uhr zum Aufstreich auf dem hiesigen Rathaus. _ Gemeinderat.
Nagold.
Versteigerung.
Am Donnerstag den 4. Juni, von vormittags 10 Uhr an, wird wegen Wegzugs im Hause des Herrn Uhrmacher Knödel gegen bare Bezahlung verkauft:
1 Ovaltisch nebst großem Tischblatt, Nachttisch, Waschständer 3teilig, Spiegel, Portrait, Kohlenbehälter u. s. w.
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Komiusrsxrossvn, vnrvinvr Dsint, Zslbtz I'Isvks rc. verschwinden unbedingt beim täglichen Gebrauch von:
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von Lvrxiuanir L 6o. in Vrssützv, Vorrätig L Stück 50 4 bei <4. 2k«8vr.
Mindersbach. Einen fetten ^
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hat zu verkaufen
Johannes Köhler.
Nagold. Ein freundliches
Logis
hat bis Jakobi zu vermieten _ Rauser, Metzger.
Nagold. 9 Stück jüngere
Kühner
verkauft Eisenmann, Bahnhof.
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liergektellt unkst' 6on- tl'vts llsr ttsrk'n 8sni- «iitsestDr.Lilünxsi'
I usck äeu neuester» SruQäsLtLSi» äer U>gi6NS, vmpioklsn von Herrn ksts-ursr 8sb. Lnsipp in ^Vürisvoksn
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Zu haben in Nagold bei H. Lang.
Nagold.
Danksagung.
> Für die vielen Beweise der Teilnahme, für die vie-
> len Blumenspenden und für
» die zahlreiche Begleitung
I unseres lieben Kindes
Karl
sprechen wir hiemit unfern herzlichsten Dank aus.
Im Namen der tiefbetrübten Eltern und Großeltern: Nothacker, Briefträger.
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blau liniert, ä 4 Bg. und ä 10 Bg. werden, so lange Vorrat vorhanden, zum Selbstkostenpreis abgegeben.
G. W. Zaiser'sche Buchh.