den Boulevards, in den Omnibussen und im Gedränge der Ausstellung selbst ihrer Muttersprache zu bedienen.
Wien. Wiener Blätter berichten: „Charlotte Freiin v. Gamms, 28 Jahre alt, Witwe, Dienstmädchen", so hieß es in der polizeilichen Anzeige an das Bezirksgericht und die Anklage lautete auf „Fälschung einer öffentlichen Urkunde ohne böse Absicht" (Z 320 des Strafgesetzbuches). Frau v. Gamms hatte nach dem Tode ihres Gatten, der ihr nichts hinterlassen hatte, einen Posten als „Dienstmädchen" annehmen müssen, und sie hatte, um für den Beruf nicht zu alt zu erscheinen, die Zahl ihres Geburtsjahres 1863 in 1868 umgebessert. Das Urteil lautete unter Anwendung mehrfacher Milderungsgründe auf 2 fl. Geldstraff.
Ein seltenes Wiedersehen war es, zu welchem des Geschickes Mächte einem französischen leichtverwundeten Kriegsgefangenen aus dem Jahre 1871 und einem preußischen Unteroffizier, der den Transport der Gefangenen begleitete, verhalfen. Letzterer, jetzt Gendarm und mit der Paßkontrolle bei den in Kattowitz einlaufendeu Personenzüge aus Rußland betraut, wurde am vergangenen Freitag Nachmittag von dem Kriegsgefangenen, dem der damalige Unteroffizier die Wunde gekühlt hatte, erkannt , und Thränen der Freude liefen über die Wangen der beiden ehemaligen Krieger. Der Franzose umarmte den Gedärm und küßte denselben in freudiger Erregung. Es waren, wie dem „Oberschl. Anz." mitgeteilt wird, der Gendarm Hartwig aus Kattowitz und der jetzige Weinreisende Bonget.
Wunder des Gedächtnisses. Narrayen Mailand Sukhatme ist der Name eines Brahminen, der dieser Tage von den Zöglingen verschiedener höherer Erziehungsanstalten in Bombay Proben seines Gedächtnisses und seiner Geschicklichkeit im Kopfrechnen gibt. Der Mann ist bereits 67 Jahre alt. Während er am Tische sitzt und Schach spielt, wobei er gewöhnlich gewinnt, spielt er zugleich Karten mit einem andern, erklärt zugleich verschiedene Sanskritsätze einem dritten, zählt die Weizenkörner, welche ein vierter auf ihn wirft, nimmt dabei im Kopfe die Ausrechnung der Kubikwurzel einer dreistelligen Zahl vor, erhebt eine zweistellige Zahl zur vierten Potenz, multipliziert eine 13stellige Zahl mit einer lOstelligen und löst eine Gleichung ersten Grades mit zwei Un
bekannten. Alle die acht Operationen führt er zu gleicher Zeit aus. Er ist außerdem imstande, komplizierte Rechenaufgaben in 5 Minuten zu lösen, während andere 5 Stunden dazu brauchen. Höchst selten macht er einen kleinen Fehler. Der Gouverneur von Bombay hat ihm hierüber ein Zeugnis ausgestellt.
Aus Benares in Indien wird ein schrecklicher Unfall berichtet. Eine große, aus Hindus bestehende Hochzeitsgesellschaft hatte sich auf den Ganges begeben, um denselben, wie es bei solchen Anlässen üblich ist, anzubeten. Plötzlich verschwand der Boden des Bootes, in welchem sie sich befanden, der zu starken Last nachgebend, unter ihren Füßen und sämtliche Jnsaßen fanden den Tod in den Wellen. Bis jetzt sind 19 Leichen gefunden worden.
Ein Zollkuriosium. Von Savoyen aus werden in letzter Zeit massenhaft tote Maikäfer nach Genf eingeführt, weil die dortigen Behörden 10 Cents für den Liter bezahlen, die französischen aber nur 6. Die schweizerischen wußten nun nicht, welchen Zoll sie auf diesen Artikel legen sollten, den die Bundesversammlung bei Feststellung des Tarifs vergessen. In ihrer Ratlosigkeit wandten sich die Beamten an das Oberzollamt in Bern und dieses fällte folgendes salomonische Urteil: „Maikäfer sind als Delikatesse zu betrachten."
Ein Neger-Gesangverein. Aus Afrika ist ein Gesangverein, aus 20 eingeborenen Negern bestehend, auf dem Wege nach London begriffen, um ihre Leistungen mit denen europäischer Vereine im Wettbewerb zu messen.
Ueber die Eisenbahnen der Erde entnehmen wir dem „Archiv für Eisenbahnwesen" fosgende Angaben: Die Ausdehnung aller Eisenbahnen der Erde betrug am 31. Dezember 1889 595 767 Kilometer gegen 350 031 Kilometer am 31. Dezember 1879. An der Zunahme im letzten Jahrfünftel ist besonders Amerika mit 108 000 Kilom. beteiligt; auf Europa entfällt nur eine Zunahme von 24 604 Kilom., davon auf Deutschland 4 222 Kilom. Die Eisenbahnlänge belief sich Ende 1889 in Europa auf 220 26 l, Amerika 317 925, Asien 31 024, Afrika 8 625 und Australien 17 922 Kilom. Deutschland hatte 41 799 Kilom. Eisenbahn, darunter Preußen 24 968, Bayern 5421, Sachsen 2380, Württemberg
1500, Baden 1432, Elsaß-Lothringen 1472, die übrigen deutschen Staaten 4620 Kilom. Von den übrigen europäischen Staaten hatten die größte Eisenbahnlänge Frankreich mit 36 348, Großbritanien und Jrrland mit 32 088, Rußland mit 30 140, Oesterreich-Ungarn mit 26 501, Italien 13 069, Spanien mit 9680 und Schweden mit 7910 Kilom. Von den amerikanischen Staaten stehen obenan die Bereinigten Staaten mit 259 687 Kilom., Kanada mit 21439, Brasilien mit 9300, Mexiko mit 8000 und Argentinien mit 8255 Kilom. In Asien entfällt der größte Teil der Eisenbahnen auf Britisch- Jndien mit 25 488 Kilom.; dann kommt Japan mit 1460 Kilom. In Afrika hat Algier und Tunis mit 3094 Kilom. die meisten Eisenbahnen; dann kommt die Kapkolonie mit 2873 und Egypten mit 1541 Kilom. In Australien haben die englischen Kolonien Viktoria, Neu-Südwales, Queensland und Neuseeland je zwischen 3000 und 3700 Kilom. Eisenbahnen. Der Gesamtbetrag des auf die Eisenbahnen der Erde am Schluffe des Jahres 1889 verwendeten Anlagekapitals beläuft sich auf rund 128,5 Milliarden Mark, 7 Milliarden mehr als 1 Jahr zuvor. Auf Europa entfallen davon nahezu 60 Milliarden Mark, darunter auf England 17 532 Millionen, auf Frankreich 11 190 Millionen, auf Deutschland 10 259 und auf Rußland 7096 Millionen Mark.
Handel und Berkehr.
Stuttgart, 29. Mai. Die Maimesse, welche bekanntlich am 30. Mai geschlossen werden sollte, ist mit Rücksicht auf die seitherige ungünstige Witterung um weitere zwei Tage verlängert worden.
Konkurseröffnungen. Johann Georg Ehmann, Wirt in Schorndorf. — Samson Rödelsheim er, Kaufmann in Freudenstadt.
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AM— Der heutigen Nummer liegt ein Auszug des Sommer-Fahrplans bei.
Verantwortlicher Redakteur Steinwandcl in Nagold. — Druck und Verlag der G. W. Zaiser 'schen Buchdruckerci.
Amtliche und Privat-Bekanntmachungen.
Revier Wildberg.
Aadelholzstamm- und Arenrcholz-Herkauf.
Am Samstag den 6. Juni, vormittags 9 Uhr,
bei der Blockhütte in der Gaisburg aus Diftr. 14 Gaisburg 1 und 6, sowie Scheidholz aus Bronnhalde Abt. 2 u. Gaisburg 1 2 4 8, 16 Stück Nadelholzlang- und Sägholz 3. und* 4. Kl. mit 14 Fm., 122 Rm. Nadelholz- Scheiter, Prügel und Anbruch und 3090 St. geb. Nadelholz-Wellen. Nachmittags 2 Uhr
auf der Thalmühle aus Distrikt 8 Sckmelzklinge Abt. 1, sowie Scheidholz aus dem Distr. 3 Tiergarten, 4 und 5 obere u. untere Calwerhalde, 7 Schloßberg 1 und 2, 9 Gmeindsberg, 2 Obe- rerhang, zus. 2 Rm. eichene Prügel, 45 Rm. Nadelholzscheiter und Prügel, sowie ca. 150 Stück ung. Nadelreis in Flächenlosen. _
M ö tz i n g e n.
Der Unterzeichnete setzt ca.
60 Mr. Kornstroy u. 30 Mr. KaberstroH
sämtliches gericht, dem Verkauf aus. Christian Morlok, ledig.
Nagold.
Eine junge
Zugkuh
mitsamt dem Kalb bat zu verkaufen — wer? sagt die Redaktion.
Stadt-Gemeinde Nagold.
Radelstammholz-Berkanf
im schriftlichen Aufstreich.
Aus Distrikt Killberg, Abt. Buchschlägle, Lache,
Buttenmühle, Dreispitz und Linsenweg, Distrikt Härle,
Distrikt Mittlerbergle Abt. Oeschelbronner Steig und Distr. Winterhalde kommen zum Ausbot:
230 Stück Sägholz 1. bis 3. Klaffe,
1600 „ Langholz 1. bis 5. „
mit zusammen 1280 Fm. durchweg gereppeltes rot- und weißt. Holz von Winterhieben in größeren und kleineren Losen, teils ausschließlichen Sägholzlosen, teils Lang- und Sägholz gemischt.
Die Sudmiss.-Offerte sind — für jedes Los abgesondert — in ganzen oder Zehntels-Prozenten des laufenden Revierpreises vom Forstbezirk Wildberg verschlossen mit der Aufschrift:
„Submifs.-Offfrt auf das Nadelstammholz" spätestens bis Freitag den 5. Juni, morgens 8 Uhr, auf der Kanzlei der hiesigen Stadtpflege einzureichen. Ueber gleiche Offerte wird das Los gezogen. Der Oeffnung der Offerte um 8 Uhr können die Bietenden anwohnen. Noch am nervlichen Tage wird vom Gemeinderat über jedes Los entschieden und Tags darauf das Ergebnis an die Meistbietenden ausgeschrieben, welche bis zur Ankunft dieser Nachricht an ihre Offerte gebunden sind. Zahlungs- und Abfuhrtermin ein halbes Jahr. Wegen der weiteren Berkaufsbedingungen, Besichtigung des Holzes und Bestellung von Auszügen wende man sich an die
Stadtförsterei.
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2b" Dr. Weller ist Samstag 6. Juni, nachm. 3'/,—7 Uhr in Nagold (Gasth. z. Post) zu sprechen.