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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 --l, in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1 20

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Donnerstag 23. April

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gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1891 .

Einladung

zum Abonnement

auf den

Keseirschclfter"

für die Monate

»W Mai und Juni. M»

Freunde und Leser desGesellschafters", welche am 1. April es versäumt hatten, auf denselben zu abonnieren^ bitten wir, dies sofort für die Monate Mai und Juni nachzuholen. Man abonniere immer bei nächstgelegener Poststelle oder bei dem den Ort begehenden Postboten. Abonnementspreis siehe oben amKopfe" des Blattes.

Die Redaktion. Amtliches.

Nagold. Bekanntmachung.

In Ettmannsweiler ist die Maul- und Klauen­seuche wieder vollständig erloschen.

Den 20. April 1891.

_ K. Oberamt. Amtm. Marquart.

Dir erste Schulstelle in Pfalzgrafenweiler, Bez. Freudenstadt, wurde dem Schullehrer Hebsacker in Hoch­dorf, Bez. Horb; die zweite Schnlstcllc in Oberjettingen, Bez. Herrenberg, dem Schullehrer Roth in Rappenhof, Bez. Oehringen, übertragen.

Hugss-WeuigkeiLen.

Deutsches Weich.

* Nagold, 21. April. Mit Vergnügen ver­zeichnen wir einer edlen, selbst mit Aufopferung des eigenen Lebens vollbrachten Thckt. Gestern mittag geriet nämlich das 3jährige Söhnchen des Sattlers R. in die Waldach bei dem Brückenübergang auf die sog. Insel. Obwohl viele Personell dies sahen und die Gefahr erkannten, in welchem das Kind schwebte, so getraute sich doch niemand, in das nasse Element zu steigen, bis das Geschrei und Jammern den daneben wohnenden Musikdirektor Kitterer hierauf aufmerksam machte. Rasch sprang er herbei und stürzte unerschrocken in den Bach. Trotz des etwas trüben Wassers gelang ihm doch sofort sein Suchen und konnte er den Knaben, obwohl starr und schon dem Tode ähnlich, den sehr betroffenen Eltern noch lebend in die Arme legen. Wie Hr. Kitterer uns selbst mitteilt, ist dies das dritte Kind, das er in ähnlicher Weise von dem Tode rettete. Ehre einem solchen Manne!

Herrenberg, 20. April. Gestern fand hier im Gasthof zum goldenen Ochsen ein Gauturntag statt, zu welchem sich Vertreter sämtlicher Vereine des Keplergaues eingefunden hatten. Das Gauturnfest findet dieses Jahr in Leonberg statt.

Deckenpfronn, 19. April. Ein überaus schmerz, liches Geschick hat eine hiesige Familie betroffen. Die Eltern eines 2jährigen Kindes gingen vergan­genen Freitag zur Beichte und ließen dasselbe allein zu Hause zurück. Während ihrer Abwesenheit fingen die am Ofen hängenden Kleider Feuer, infolge dessen das arme, in der Stube befindliche Kind in dem entstandenen Rauch ersticken mußte. Als die Eltern nach Hause kamen, fanden sie zu ihrem großen Schme^ das Kind tot.

Stuttgart, 17. April. (Landtag.) Ein« ganz« Reihe von Exigenzen für Bauzwecke ward heute von der Kammer der Abgeordneten genehmigt, und zwar ISO 000 zur Her­stellung von evangelischen Pfarrhäusern, 430 000 ^ zur Errichtung einer Jrrenklinik in Tübingen, 38000 zur Erweiterung des pathologisch-anatomischem Instituts in Tü­bingen, weitere Summen für Neubauten von Lehranstalten, 25000 ^ für die Fortsetzung des Inventars der vaterlän­dischen Kunst- und Altertumsdenkmale u. s. w. Gelegentlich der Exigcnz für die cvangel. Pfarrhäuser wurde von katho­lischer Seite, namentlich von dem Domkapitular v. Ries, über eine gewisse Zurücksetzung der katholischen Gemeinden geklagt, worauf aber Kultusminister v. Sarwey meinte, die katholischen Gemeinden seien eben viel besser daran, als die evangelischen, da sie über den Jntercalarfonds verfügten. Prinzipiell hatte der Minister natürlich nichts gegen Staats­beiträge an katholische Gemeinden, doch müsse das Bedürfnis dazu nachgewiescn werden. Bei der Beratung über die Fort­setzung des Inventars der vaterländischen Kunst- und Alter­tumsdenkmale beklagte sich Dekan Kollmann über das Vor­kommen verschiedener historischer Verstöße in dem Werke, sowie darüber, daß einmal von einer Heiligsprechung von Gebeinen die Rede sei. Minister v. Sarwey nahm den Ausstellungen des katholischen Dekans für den Verfasser des Atlas die Freiheit der wissenschaftlichen Forschung in Anspruch und be- zeichnete Wohl nicht mit Unrecht den Passus über die heilig- gesprochenen Gebeine lediglich als einen 1ap8U8 ealami. Heute ward auch die Endabstimmung über die Verwaltungs­reform-Vorlage vorgcnommen, und ergab deren Annahme mit 64 gegen 16 Stimmen.

Stuttgart, 18. April. (Landtag.) Minister v. Schund hat sein Werk, die Ncrwaltuugsreform-Vorlage, glücklich unter Dach und Fach gebracht. Das letzte Hindernis, worüber das ganze Gesetz beinahe zu Falle gekommen wäre, war der schon mitgcteilte Passus bezüglich der Höchstbestcuerten, die nach dem Beschluß der zweiten Kammer nicht im Gemcinderat erscheinen dürfen, um den Etatsberatungen anzuwohnen, sondern sich mit einer ihnen zuzustellenden Abschrift des Etats be­gnügen müssen, auf Grund deren sie dann schriftlich ihre Beschwerden bis an das Ministerium richten können. Fürst Hohenlohc-Langcnburg erklärte in der heutigen über das Gesetz entscheidenden Sitzung der Kammer der Standesherren, daß er nur mit schwerem Herzen dieser Fassung zustimmen könne, es aber im Interesse des Zustandekommens des ganzen Gesetzes thnn wolle. In diesem Sinne äußerten sich noch mehrere Redner, wie Graf Rechberg und Staatsmiuister a. D. Frhr. v. Linden, und schließlich nahm man das Gesetz mit 26 gegen die Stimme des Fürsten v. Hohenlohe-Jagst- berg an. Minister v. Schmid war der Gegenstand lebhafter Beglückwünschung, als die Entscheidung gefallen war. Am 1. Dez. d. I. soll das neue Gesetz, das, man mag sagen was man will, einen wesentlichen Fortschritt in unserer Gemeinde­verfassung bedeutet, in Kraft treten.

Stuttgart, 19. April. (Zur Wohnungsfrage.) In einer gestrigen Versammlung wurden von Hofrat Dr. Pfeiffer die Bedingungen mitgeteilt, welche die Interessenten der neuzuerrichtenden Wohnungen in den Arbeiterkolonien zu erfüllen haben. Es sind 3 Kolonien mit zusammen 6700 Wohnungen beab­sichtigt. Die Zuteilung der Häuser erfolgt seinerzeit durch's Los. Für jeden Fall, auch den, daß die Häuser bereits abbezahlt sind, behält sich» das ge- schästsleitende Komitee bei irgend einem Wechsel im Besitz das Rückkaufsrecht vor, um jederzeit einen Einfluß auf die Qualität der Bewohner sich zu er­halten, desgleichen auch jede Spekulation mit den Häusern unmöglich zu machen.

Stuttgart, 20. April. Gestern fand in der Liederhalle eine Sitzung des Gesamtausschusses des Schwäb. Sängerbundes statt. Die Wahl der Fest- stadt für das Liederfest int Jahre 1892 fiel, nach­dem Tübingen und Rottweil abgelehnt hatten, auf Reutlingen, dem der Dank des Bundes für seine Zusage übermittelt wurde. Der Bund gewährt der Feststadt einen Beitrag von 4000 ^ zu den Kosten, außerdem sollen die notwendigen Reparaturen an der Festhalle, welche in Göppingen beim Abbruch in­folge eines Sturmes notgelitten, auf Kosten des Bundes übernommen und ein besonderer Techniker

zur Aufstellung und zum Abbruch der Festhalle auf Kosten des Bundes angeordnet worden.

Reutlingen, 20. April. Die bürgerlichen Kol­legien haben sich in ihrer gestrigen gemeinschaftlichen Sitzung einstimmig bereit erklärt, das nächstjährige LXIli. Schwäbische Liederfest zu übernehmen.

Brandfälle: Am 20. April in Horb die Scheuer des Gasthausesz. wilden Mann", sowie die Scheuer und das Wohnhaus des Fuhrmanns Wetzler; am gleichen Tage in Gromberg, Gemein­debezirk Lauchheim, ein Bauernhaus, wobei 80 Stück Schafe zu Grunde gingen, auch ein Menschenleben ging verloren.

Aus württembergisch Franken, 15. Apr. In den ultramontanen Kreisen Württembergs hat die Zurückweisung der Bitte des Bischofs Dr. v. Hefele um Zulassung von Mönchsorden sehr verschnupft. Unerhört" undsensationell" nennt die Zentrums- presse diesen Bescheid und kündigt zugleich eine Agi­tation an, die zur Gründung einer Zentrumspartei für die württemberger Landtagskammer führen soll. Das Konnte des vorjährigen Ulmer Katholikentags hat sich nicht aufgelöst, (wie in einzelnen Zeitungen zu lesen stand,) sondern besteht in Permanenz fort und will nächstens durch weitere Schritte das in es gesetzte Vertrauen rechtfertigen. Es verlautet, dieses Konnte wolle die Bildung der Zentrumspartei alsbald in die Hand nehmen und dem Ministerium nach seiner Weise für den Bescheid an den Bischof Hefele erkenntlich sein.

Erfurt, 17. April. Pastor Scheibe Hierselbst sammelt Unterschriften für eine Resolution, wonach die Konfirmation auf das 16. Lebensjahr zu verlegen ist und die Kinder nach beendeter Schulzeit in den noch bis zur Konfirmation folgenden zwei Jahren an den sonntäglichen Katechisationen teilzunehmen und den Beweis zu liefern haben, daß sie aus freiem Willen der christlichen Gemeinde der Erwachsenen sich anzuschließen bereit sind.

Der landwirtschaftliche Provinzial-Verein für Westfalen und Lippe hat folgenden Beschluß gefaßt: Bei dem Herrn Reichskanzler und dem Reichstag vorstellig zu werden, einer Herabminderung der landwirtschaftlichen Zölle bei dem etwaigen Ab­schluß des Handelsvertrags mit Oesterreich seine Zustimmung zu versagen; sollten indes politische Rücksichten dies unmöglich machen, wenigstens die Schutzzölle der Industrie, deren Produkte die Land- Wirtschaft gebraucht, in gleichem Maße herabzusetzen.

Bei der Grundsteinlegung für die neue Luther­kirche in Berlin, welche am Sonnabend nachmittag auf dem Donnowitzplatz stattfand, begleitete der Kaiser seine drei Hammerschläge mit folgenden Worten: Zum Gedächtnis des tapferen Wittenberger Mönches erstehe hier ein Gotteshaus, welches den Namen Lutherkirche führen soll. Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes." Die Kaiserin that die Hammerschläge unter stillem Gebet.

Im Berliner Schlosse fand am Sonnabend Vor­mittag die feierliche Regelung und Weihe der ver­schiedenen Regimenter an Stelle der unbrauchbar gewordenen Feldzeichen verliehenen Fahnen und Standarten statt. Der Kaiser und die gesamte kai­serliche Familie wohnten der Zeremonie bei, an welche sich eine Parade der betreffenden Truppenteile im Lustgarten vor dem Berliner Schlosse anschloß.

Ein neuer Trinkspruch des Kaisers. Auf dem Mahle zur Feier der am letzten Sonnabend im