sichtlich ausgestellt ist. Staatsrat Dr. v. Riecke von der ersten Kammer hatte diese Klagen dahin formuliert, daß er einen Antrag einbrachte, in welchem er die Regierung um Einleitung einer gesetzlichen Ordnung der Grundsätze für die Einrichtung, Führung und Kontrolc des Staatshaushalts nach den Vor­gängen in anderen deutschen Staaten bat. Finanzminister Dr. v. Renner hielt dies absolut nicht für nötig und meinte, daß die württ. Einrichtung vor derjenigen des Reiches den Vorzug verdiene. Die Einrichtung eines Rechnungshofes möge in Preußen notwendig sein, nicht aber in den kleineren Staaten. Unsere seit 1817 bestehende vorzüglich funktionie­rende Kontrolle erfülle ihre Zwecke vollkommen und im übrigen fehle es in Württemberg nicht an Kontrolle. Trotz dieser ziemlich abweisenden Haltung des Ministers nahm das hohe Haus doch den Riccke'schen Antrag an, der noch eine Unterstützung seitens des Fürsten von Hohenlohe-Langenburg erfuhr.

Stuttgart, 14. April. (Landtag.) Die Kammer der Abgeordneten hat heute den ganzen Eisenbahnetat zu Ende beraten und dabei sämtliche Gehaltsaufbesserungen, welche die Regierung in Form von Anglicderung höherer Gehaltsklassen gefordert hatte, genehmigt. Für die Folge werden auch in Württemberg die Beamten des äußeren Dienstes, wie Bahn­hofsverwalter u. s. w., die bisher nur die rote Dienstmütze trugen, einen Uniformrock tragen und auch für die Schaltcr- beamten ist Dienstkleidung vorgesehen. Die Frage Ver­größeren Ausdehnung der Sonntagsruhe kam auch noch einmal aufs Tapet und der Berichterstatter v. Lcibbrand, unterstützt von dem Prälaten v. Wittich, meinte unter der Zustimmung des Hauses, keine Summe für Stellvcrtretungskosten (der Ministerpräsident hatte nämlich 574 000jährlich angegeben) dürfe zu hoch sein, um hier endlich einmal Wandel zu schaffen. Zu der Frage des bahnärztlichen Dienstes, der in Württemberg seit einigen Jahren eingerichtet ist, machte der Berichterstatter v. Leibbrand einige Vorschläge zur Verhütung von Infektions- Krankheiten unter dem Fahrpersonal und empfahl auch die Verwendung von glatten Stoffen bei der Polsterung der Sitze in den Coupees I. und II. Klasse, weil durch die bisher üblichen faserigen Stoffe nur zu leicht Ansteckungen übertragen werden können. Auch für Wasserspucknäpfe sollte in den Coupees gesorgt sein. Als Ueberschuß der Eisenbahnen wurden in den Etat eingestellt pro 1891/92 14 800 000 <^i, pro 1892/93 1b 249 735

Stuttgart, 14. April. Wie bekannt, steht die deutsche Partei den sozialpolitischen Bestrebungen nur mit gemischten Gefühlen gegenüber, was seinen Grund darin hat, daß innerhalb der Partei wider- streitende Ansichten über diese brennendste Frage der Gegenwart bestehen. Daß auf die Länge der Zeit diese unausgesprochene Haltung nicht geübt werden kann, ist von den Führern der Partei längst gefühlt worden und in der letzten Generalversammlung war es der Vorsitzende des hiesigen Lokalkomites, Or. Schall, welcher es als eine Notwendigkeit bezeich­net«:, daß die Partei die Unterstützung der Sozial­politik des Fürsten Bismarck und des Kaisers Wil­helm II. klar und deutlich in ihr Programm auf­nehme, ja daß davon gewissermaßen die Zukunft der Partei abhänge. Man hat die Bedeutung, den gan­zen Ernst und die tiefe Wahrheit dieser Behauptung m den Kreisen der Partei sofort erfaßt und Herrn vr. Schall eingeladen, die neue Aera» in die man einzutreten gedenkt, zu eröffnen mit einem Vortrag über den Gegenstand. Herr Dr. Schall entledigte sich heute abend vor einer Versammlung, in welcher auch die Kammerfraktion der deutschen Partei ver­treten war, seiner Aufgabe, indem er über die heuti­gen sozialpolitischen Bestrebungen sprach und die Versammlung aufforderte, der Fahne des Kaisers zu folgen. Aus dem Beifall, der dem Redner zu teil

wurde, darf man entnehmen, daß die Partei mit sei­nen Ausführungen durchaus einverstanden war.

Stuttgart, 14. April. Am letzten Samstag fand eine sozialdemokratische Versammlung in der Weiß'schen Brauerei statt, zu welcher mit braunroten Plakaten und unter Zusicherung freier Rede einge­laden worden war. Das Thema sollte sein: Chri­stentum und Sozialismus. Der Hofprediger Fr. Braun hatte den Mut, die Versammlung zu besuchen, und erntete für seinen Nachweis, wie viel das Chri­stentum von jeher für die Armen gethan habe, bei einem Teil der Versammlung lebhaften Beifall. Der frühere Communard Martin behauptete dabei, Luther sei ein großer Volksfeind gewesen, denn er habe die Volksfreunde Hutten und Sickingen in Bann (!) und Acht (!) gethan!! Der ganze Vorgang, welcher einen direkten Stoß gegen die in Stuttgart sehr starken christlichen Ueberzeugungcn bedeutet, wird hier vielfach lebhaft besprochen. Einen Sieg haben die Sozialisten aber nicht zu verzeichnen.

Aalen, 15. April. Landgerichtsrat Schuhmann, der vor kurzem von Ellwangen nach Stuttgart ver­setzt wurde, ist heute morgen hier von Zug Nro. 321 überfahren worden und blieb auf der Stelle tot.

Brandfälle: Den 15. April in Schwenningen das Bräuhaus von Johannes Quadtländer zum Stern mit sämtlichem Inventar; den 13. April in Herrgotts, Gemeinde Gospoldshofen, OA. Leutkirch. das Wohnhaus u. die Scheuer des Bauern Anton Birk.

Der sozialdemokratische Volksverein in Elber­feld hat die Unverfrorenheit gehabt, an den Ma­gistrat das Ansinnen zu stellen, zu den Kosten der für den 3. Mai in Aussicht genommenen Demon­stration eine städtische Beihilfe von 1000 Mark zu gewähren. Die Stadtverordnetenversammlung hat die einzig richtige Antwort gegeben. Sie ging de­battelos und einstimmig über den Antrag zur Tages­ordnung über.

Berlin, 15. April. Die von dem Kaiser auf der Schulkonferenz vertretene Schulreform wird nun­mehr in den Kadettenhäusern zur Durchführung kommen. Gemäß einer erlassenen Kabinetsordre werden dazu neue Lehrmittel ausgearbeitct, und zwar für den Unterricht in der Geschichte, Sagenkunde und Heimatskunde. Letztere, welche von dem Kaiser als besonders wichtig bezeichnet wurde, nimmt eine bevorzugte Stelle ein. Die neuen Lehrbücher er­scheinen bei dem Hofbuchhändler Mittler in Berlin.

Berlin, 14. April. In einer öffentlichen Volksversammlung des 6. Berliner Wahlkreises, welche zum Zweck der Stellungnahme zur 1. Maifeier Un­berufen war, wurde beschlossen:Jeder Parteigenosse, dem es irgend möglich ist, verpflichtet sich, den 1. Mai durch Arbeitsruhe zu feiern." Zur Arrangie­rung der Feier wurde ein Konnte von fünf Perso­nen gewählt.

Deutscher Reichstag. Am Montag wurde die Interpellation der Abgg. Hacke und v. Hülst beraten. Nach derselben soll der Kriegsminister v. Kaltenborn sich sehr ab­fällig über den Bildungsstand und Patriotismus der ost- friesischen Rekruten geäußert haben. Reichskanzler v. Caprivi erklärt, der Minister sei mißverstanden. Er habe nur einen Fall erzählt, nach welchem ein Hauptmann in Anrich kon­

statiert, daß von 56 Rekruten 23 nicht den Namen Sr. Maj. des Kaisers gewußt hätten. Der Patriotismus der Ostfriesen sei nicht bezweifelt. Hierauf wird die zweite Beratung des Arbciterschutzgesetzes fortgesetzt. Die Bestimmungen über den Kontraktbruch werden mit 153 gegen 58 Stimmen angenom­men. Alsdann wird zur Beratung der Bestimmungen über die Lehrlingsvcrhältnisse übergcgangen. Ein sozialdemokra­tischer Antrag, nach welchem Lehrlinge keine häuslichen Ar­beiten verrichten und in keinem Gewerbe Nachts arbeiten sollen, wird abgelehnt. Die Bestimmungen werden ange­nommen. Nachdem noch Z 134 (Verhältnisse der Fabrikarbeiter) angenommen worden ist, vertagt das Hans die Wciterberatung bis Dienstag.

Berli n, 15. April. Die Reichstagskommission für die Telegravhengesetznovelle nahm den H 1 mit großer Mehrheit in folgender Fassung an: Das Recht, Telegraphenanlagen zu errichten und zu be­treiben, steht ausschließlich dem Reiche zu, Fernsprech­anlagen sind mit einbegriffen.

Berlin. 15. April. Staatssekretär v. Bötticher soll nach Abschluß der Vorarbeiten für die nächste Reichstagssession vorübergehend aus dem Reichs­dienst zurücktreten.

Aus dem Wahlkreise Geestemünde besagen Pri­vatnachrichten, daß es dort in den letzten Tagen den Sozialdemokraten sehr schlecht ergangen ist. Die Bauern haben den Agitatoren übel mitgespielt. Die Wahl des Fürsten Bismarck erscheint im ersten Wahlgange schon möglich. (S. u.)

Geestemünde, 16. April. Das Ergebnis der Reichstagswahl liegt nunmehr ans 81 Bezirken vor. Es erhielten Fürst Bismarck 6481, Adloff 2158, Plate 2777, Schmalfeld 3664 Stimmen. Eine Stichwahl zwischen dem Fürsten Bismarck und dem sozialdemokratischen Kandidaten Schmalfeldt gilt als sicher.

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Lebensversicherung. Nach den bis jetzt bekannten vorläufigen Mitteilungen hat die Ailzememe NersorgmizgaMalt im GrohheriogtuA KsLen m Karlsruhe auch für das Jahr 1890 günstige Geschäfts-Ergebnisse zu verzeichnen. Die Neubetei­ligung an der Lebensversicherung war wiederum eine sehr lebhafte und ging über die der l-tzteu Jahre noch erheblich hinaus. Es wurden 6842 Anträge über 29,586,280 ^ Kapital eingereicht und 5590 Versicherungen über 23,727,553 Ka­pital abgeschlossen. Nach Abzug der durch Tod, Ablauf der Versicherung, Kündigung und Nichtzahlung der Prämien abgegangenen Versicherungen ergiebt sich ein reiner Zuwachs von 3963 Versicherungen über 17,279,506 Kapital (gegen­über 1889 für 1890 mehr: 263 über 2,196,024 ok) und ein Gesamtversicherungsbestand auf Ende Dezember 1890 von 63,160 Versicherungen über 257,542,024 . Kapital. In Folge Ablebens von 594 Personen mit 659 Versicherungen waren 2,651,488 für 1890 auszuzahlen. Diese Summe wird wieder erheblich unter der Erwartung bleiben trotz der in den ersten Monaten des Jahres 189ü,durch die Influenza- Epidemie verursachten Steigerung der Sterblichkeit. Obige Zahlen zeigen deutlich das ausgebreitete Geschäft der Karls­ruher Anstalt wie das ihr auf Grund bewährter Einrichtungen und bekannter Solidität allseitig entgcgengebrachre Vertrauen.

Hiezu das Uuterhaltuugsblatt 16.

Verantwortlicher Redakteur St ein Wandel in Nagold.

Druck und Verlag der G. W. Zaiser'scheu Buchdruckerei.

Amtliche und Privat-Bekanntmachungen.

Berichtigung.

Die Submission zu dem Floßgasscn- Bau in Wildberg Nro. 45 des Gesellschafters betrifft unter anderem

nicht Latten sondern Letten. _K. Forstamt.

Revier Wildberg.

SLamrnholz-Merkauf.

Am Donnerstag den 23. April, vormittags 8'/e Uhr, auf dem Rathaus in Calw aus Abts­wald, Gaisburg, Schmelzklinge: 398 Stück Langholz mit 2l Fm. 1., 80 2., 207 3., 88 4. Klasse, 184 Stück Säg­holz mit 52 Fm. 1., 52 2., 27 3. K l. tzfrondors.

2000 Mk.

Psleggeld hat bis Georgii auszuleihen

Pfleger Weimer.

Rottenburg a. N

Am Montag den 20. April d. I wird ein

abgehalten, wozu Käufer

und Verkäufer eingeladen sind.

Den 13. April 1891.

_ Stadtschultheitzenamt. Steiner.

nereichen; Priemen, Abt. 22 und 23:

Altensteig Stadt.

SLangen-Ierkauf.

Am Mittwoch den 22. April 189 l, nachmittags 2 Uhr,

auf dem hieß Rathaus aus Langen­berg Abt. 2:

231 Stück Bau- und Gerüststangen, 1400 Stück rottannenc Hopfenstangen, 800 Stück Reisstangen, 58 Stück Wag-

1433 Stück Floßwiedenstangen.

Den 16. April 1891. Stadtschultheißenamt. Welker.

MenenzüchLer- Werein Nagold.

Die erste diesjährige Frühjahrsver­

sammlung findet am Sonntag den 3. Mai, nachmittags ll-2 Uhr im Saale des Gasthauses z. Hirsch in Nagold statt, und wird mit dieser Versammlung eine kleine Ausstellung und Verlosung von Bienengeräten verbunden werden. Lose können von den Ausschußmitglie­dern a 25 Pfg. bezogen werden und dürfen nur an Vereinsmitglieder ver­kauft werden.

Der Vereinsausschuß.

E f f r i n g e n.

Am Donnerstag den 23. April d. I., vormittags 11 Uhr, wird die hiesige

Gemeindrjagd

auf 3 oder 6 Jahre auf dem Rathaus verpachtet, wozu Liebhaber eingeladen sind. Gemeindcrat.