Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Overamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 <1, in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1 20 -t, MonatS-

abonncment nach Verhältnis.

14. März

JnsertionSgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge­

wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 bei mehrmaliger je 6 -t. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe der Blatte» der Druckerei auf-

ge«ebcn sein.

1891 .

A U 1 l i ch r s.

Nagold. An die Ortsvorsteher.

Ausstandswesen pro 1890/91 betr.

Bis zum 20. d. M. ist anher zu berichten: 1) welcher Gesammtbetrag nach dem Steuerabrechnungs­buch pro 1890/91 und nach den Holzverkaufsregi­stern einzuziehen ist; 2) welcher Gesammtbetrag in Wirklichkeit eingezogen ist.

Den 13. März 1891.

K. Oberamt. Or. Gugel.

Nagold. Bekanntmachung.

In Ebershardt ist die Maul-n. Klauenseuche ausgebrochen.

Den 11. März 189l.

K. Oberamt. Amtm. Marqua rt.

Nagold. Bekanntmachung.

In Effringen ist die Maul- u. Klauenseuche erlös chen.

Den 11. März 1891.

K. Oberamt. Amtm. Marquart.

Nagold. Bekanntmachung.

Nach Mitteilung K. Oberamts Horb ist wegen Ueberhandnahme der Maul- und Klauenseuche in der Oberamtsstadt Horb das Durchtreiben von Wieder­käuern und Schweinen durch dieBußgasse" , das Thal" und dieAliheimer Straße", desgleichen das Tränken von Rindvieh an dem Platzbrunnen, dem Brunnen beim Waschhause u. an den 2 Brun­nen beimRanken" untersagt worden.

Den 12. März 1891.

K. Oberamt. Amtm. Marquart.

Das Sündenregister derLinksliberalen."

Der Reichskanzler v. Caprivi hat am Samstag gegenüber Herrn Eugen Richter auf die Thatsache verwiesen, daß die Fortschrittspartei, welche sich jetzt diedeutschfreisinnige" nennt, fast alle grundlegenden Gesetze bekämpft und gegen sie gestimmt hat. Um Ausflüchten der freisinnigen Presse vorzubeugen, mag hier eine Liste vieler Abstimmungen der Richter'schen Partei folgen, damit man wisse, wie Herr Eugen Rich­ter und seine Parteigenossen seit über 20 Jahren für das Reich und sein Gedeihengearbeitet" hatten, wie ihre ganze Thätigkeit im Reichstage sich darauf be­schränkte, alle grundlegenden Gesetze zu bekämpfen und immer wieder die Vorschläge des früheren Reichs­kanzlers prinzipiell zu verwerfen. Eugen Richter kann heute sagen, daß er nicht einen Stein zum Bau des Deutschen Reiches herbeigetragen hat, er und seine Parteifreunde, die sich den Wählern als Schützer des Rechts aufdrängen, haben es immer versucht, notwen­dige Gesetze, die den Frieden und die Einheit der Bür­ger im Reiche gewährleisten, zu Fall zu bringen, und wer die folgende Aufstellung liest, wird mit uns der Ueberzeugung sein, daß wir heute noch auf das deutsche Einheitsreich warten könnten, wenn wir auf die Ge­setzgebung der Richter und Genossen angewiesen wä­ren. Herr Richter und seine fortschrittlichen Partei­genossen haben gestimmt:

Gegen die norddeutsche Bundesverfassung (16. April

Gegen das Militär-Pauschquantum (16. April 1867.) Gegen eine Vertrauenskundgebung für die deutsche

Politik des Königs Wilhelm von Preußen (7.

Mai 1868.) "

Gegen das einheitliche Strafrecht (25. Mai 1870.) Gegen die Reichsverfassung (9. Dezember 1870.)

Gegendie Erneuerung des Militär-Pauschquantums (1. Dezember 1871.)

Gegen das Septennat (14. April 1874.)

Gegen das zweite Septennat (10. Mai 1880.)

Gegen das dritte Septennat (14. Januar 1887.)

Gegen das dritte Septennat trotz der Septennats- Wahlen (11. März 1887.)

Gegen die Ergänzung unserer teils verloren ge­gangenen, teils veralteten Schlachtflottenbestände (1. Februar 1889.)

Gegen die Erneuerung unseres Bestandes an Pan­zerfahrzeugen (10. Januar 1890.)

Gegen den Aviso für höhere Kommandoverbände (10. Januar 1890.)

Gegen das Gesetz über die Stellvertretung des Reichskanzlers (ll. März 1878.)

Gegen das Wuchergesetz (7. Mai 1880).

Gegen den Zollanschluß von Hamburg (25. Mai 1881.)

Gegen die Reichsjustizgesetze (21. Dezember 1876.)

Gegen den wirksamen Ausschluß der Oeffentlichkeit bei Gerichts-Verhandlungen über landesvecrä- terische Pläne, unsittliche Vorgänge u. s. w. (7. März 1888.)

Gegen die deutsche Sprache im Landesausschuß für Elsaß-Lothringen (30. April 1881.)

Gegen die Unteroffizierschule in Nenbreisach (30. Januar 1883.)

Gegen das Sozialistengesetz (19. Oktober 1878.)

Gegen die Verlängerung desselben (4. Mai 1880.)

Gegen die zweite Verlängerung desselben (12. Mai 1884.)

Gegen die dritte Verlängerung desselben (2. April 1886.)

Gegen die vierte Verlängerung desselben (1. Feb­ruar 1888.)

Gegen ein milderes, aber dauerndes Spezialgesetz wider die Umsturzbestrebungen (25. Jan. 1890.)

Gegen ) ie staatliche Unterstützung der neuen Post­dampfer nach Australien, Ostasien u. s. w. (23. März 1885.)

Gegen die staatliche Unterstützung einer Postdam- pfcrfahrt nach Ostafrika (20. Januar 1890.)

Gegen die Stelle eines 3. Direktors im Auswär­tigen Amt (15. Dez. 1884 u. 4. März 1885.)

Gegen die Bekämpfung des Negerhandels und der Sklavenjagden in Ostafrika (14. Dez. 1889.)

Gegen die Ausrüstung der Wißmann'schen Expe­dition nach Ostasrika (3. J«mar 1889.)

Gegen die Fortsetzung der Wißmann'schen Expe­dition (28. November 1889.)

Gegen die Reform der Branntweinsteuer (17. Juli 1887.)

Gegen die Reform der Zuckersteuer. Verminderung der Ausfuhrprämien. Uebergang zur Fabrikat­steuer (18. Juni 1887.)

Gegen die fünfjährigen Legislatur-Perioden (9. Februar 1888.)

Gegen die Kranken-Versicherung der Arbeiter (31. Mai 1883.)

Gegen die Unfall-Versicherung der Arbeiter (28. Juni 1884.)

Gegen die Jnvaliditäts- u. Altersversicherung der Arbeiter (24. Mai 1889.)

Das ist wahrlich ein stattliches Sündenregister!

Gegen alle die Begründung des Reiches anstrebenden

Gesetze, gegen alle das wirtschaftliche Gedeihen des

Volkes sichernden Regierungsvorschlägc, gegen alle

auf die Besserung der Lage der Arbeiter abzielenden

Wohlfahrtsmaßregeln haben somit Herr Richter und seine Parteigenossen im Reichstage gestimmt. That- sachen beweisen!

Tages-WeuigkeiLen.

Deutsches Weich.

Stuttgart, 12. März. Oberstallmeister Graf Taubenheim ist heute vormittag hochbetagt gestorben. (DerS. B." berichtet blos von einem Schlaganfall.)

Stuttgart, 10. März (Landtag.) Nach ^wöchentlicher Vertagung ist der württ. Landtag heute wieder zusammenge­treten und kann jetzt, da die Finanzkommisston tüchtig vorge­arbeitet hat, die Beratung des Etats ohne Unterbrechung vor sich gehen. Zu Beginn der heutigen Sitzung gedachte der Präsident v. Hohl des Ablebens des ritterschaftlichen Abg. Frhrn. W. von Wnig, welcher 38 Jahre dem hohen Hause angehörte. Zu Ehren seines Andenkens erhoben sich die Abgeordneten von den Sitzen. Auf der heutigen Ta­gesordnung stand die Prüfung der Staatsfinanzverwaltung von 1887189. Das Gesamtergebnis der Verwaltung von 1887188 berechnet sich gegen den Voranschlag günstiger um 5 016 310 1888189 gar um 9 667 983 Der Nachweis

der richtigen, der Verabschiedung angemessenen Verwendung der verwilligten Steuern pro 1887/89 ward für erbracht erkannt. Unter den zahlreichen, während der Vertagung der Stände cingegangenen Petitionen befindet sich auch eine, welche die Zulassung des weiblichen Geschlechts zum Univer- sitätsstudium anstrebt. Auch eine Eingabe um Erbauung einer Bodenscegürtelbahn liegt vor.

Wie derO. Anz." erfährt, hat die Finanzkom­mission der Kammer der Abgeordneten beschlossen, mit dem Betrag von 160,000 Mark über die Re­gierungsvorlage, die Alterszulagen der Lehrer betreffend, hinauszugehen. Hienach erhalten un­ständige Lehrer vom 25. Lebensjahre an eine Zu­lage von 50 -/A, ständige eine solche von 150 ^ bis 500 ^ aufsteigend.

Von der II. Serie der Heilbrunner Kirchenbau-Restaurations-Lose (Ziehung am 30. Juni 1890) sind ein Teil der Gewinne noch nicht in Empfang genommen worden; Losbesitzer wollen daher ihre Lose mit der Liste im Staatsan­zeiger Nr. 59, Seite 406 vergleichen.

Böblingen, 7. März. Der glückliche Gewinner des Loses Nr. 30 252 mit 20 000 ist Weber Spengler in Dagersheim.

München, 11. März. Der70te Geburtstag des Prinzregenten ist gestern und heute in München und dem ganzen Lande mit Festlichkeiten und Hul­digungen begangen worden.

München, 12. März. Der Prinzregent erwiderte die Glückwunschadresse des Ministeriums, dabei hervorhebend die Wahrung des inneren Frie­dens und der Parität der Konfessionen, die Ent­wickelung von Wissenschaft und Kunst, Handwerk, Verkehr, Industrie, Finanzen und Armee. Der Re­gent spricht seine Befriedigung über die Verwaltung aus, welche solche Erfolge herbeigeführt.

Berlin, 10. März. Die Sozialdemokraten er­klärten, die Wahl des Fürsten Bismarck aufs heftigste bekämpfen zu wollen, (sicher vergebliche Mühe), ob­wohl die Wahl ihnen nicht unerwünscht käme. Das Wahlbündnis zwischen dem Freisinn und der Sozial, demokratie scheint perfekt.

Berlin, 10. März. DieNat.-Ztg." bezeichnet Bismarcks Kandidatur als eine parteilose. Bismarck werde als Reichsbegründer, nicht als Mitglied der nationalliberalen Partei gewählt. Letztere sei be­züglich vieler inneren Fragen anderer Ansicht als Fürst Bismarck.

Hamburg, 10. März. Fürst Bismarck stimmte seiner Aussteifung als Reichstagskandidat zu. Er wird aber eine Annahme der Wahl erst erklären,