Auf die Stelle eines Stationsmeisters in Maulbronn wurde Expedient Setzer in Nagold befördert.

Die erledigte Stelle des evangelischen Dekans und Stadtpfarrers in Ludwigsburg wurde dem Dekan lüe. tbsol. Hirrlinger in Frcudenstadt übertragen.

Gestorben: Den 22. Febr. Retter, Friedrich, Post­halter a. D., 1870-76 und 1878-82 Landtagsabg. für Ellwangen Amt und Heidenheim, 187778 und 183184 Reichstagsabg. für den V. und den II. Wahlkreis, 75 I., Ellwangen.

Hages-Weuigkeiten.

DeutfcHesWeich.

. (Eingesendet.) AusHeinrich Zeller". (Ein / schwäbisches Zeit- und Lebensbild von G. Kemmler, z. Zt. Dekan in Herrenberg,) 1867, S. 6 und 7. Eigentümlich trübe und von wesentlichem Einfluß auf Heinrichs*) Vater und auf ihn selbst war das Ge­schick seiner Großeltern väterlicherseits. Nach kaum zwölfjähriger glücklicher Ehe, welche mit drei lieb­lichen Kindern (das jüngste unter ihnen Heinrichs Vater) gesegnet war, brach ein schweres Ungewitter über die Familie herein. Der Hausvater, Jakob Friedrich, ein Mann von lebendigem Rechtsgefühl, aber auch, wie es scheint, von heftiger Gemütsart, hatte sich über wirkliche oder vermeinte Mißstände in der städtischen Verwaltung Nagol .'s offen und stark ausgesprochen und wurde infolge eines gegen ihn anhängig gemachten Jnjurienprozesscs zu einer Gefängnisstrafe auf Hohenaspcrg verurteilt. Nach Erstehung derselben kehrte er, wohl aus Erbitterung über die ihm nach seiner Ueberzeugung widerfahre­nen Ungerechtigkeit und aus verletztem Ehrgefühl, nicht wieder in die Heimat zurück, sondern verließ das Vaterland unv trieb sich bis zu seinem Tod, dessen Zeit nicht genau angegeben werden kann, un- stät und flüchtig mit verändertem Namen als Apo- thekergehilse in der Fremde um, ohne daß die Seinigen seinen Aufenthaltsort erfuhren. Nur auf Umwegen, die nie zur Quelle führten, schrieb er noch eine Zeit lang an seine Frau um Unterstützung; als aber diese bei überhandnehmender Dürftigkeit der Familie nach und nach versiegte, ließ er nichts mehr von sich hören, und erst später erfuhr man, er habe sich um's Jahr 1787 längere Zeit im Maulbeerhof zu Frankfurt a. M., der sogenannten Apothekerhev , berge, aufgehalten, geliebt und geachtet von allen seinen Berufsgenossen, aber auch bekannt als eigen­sinnig und bemerklich durch einen Zug tiefen Kum­mers, und wenige Jahre nachher sei er zu Höchst, wo er in der Apotheke ausgeholfen, erkrankt und ge­storben, ohne mehr als ein von ihm selbst bereitetes A zneimittel gebraucht zu haben. Dies war eine harte Trübsalszeit für die zart- und tieffühlende Gattin.Im März 1772, schreibt dieselbe,ist mein Mann durch ungerechte Verfolgungen von mir ge­trieben worden und hat mir drei liebe und noch un­mündige Kinder hinterlasscn, das älteste fünf, das jüngste ein halb Jahr alt. Der Herr gebe doch von oben herab seinen Segen zu ih-er Auf rzieh- ung, welches meine größte Sorge ist, und stehe mir i Elenden, Niedergeschlagenen in Gnaden bei und helfe mir mein Schicksal in der Stille ertragen. Wehe aber denen, über die meine und meiner Kinder Seufzer gehen, die mich um mei­nen Ehemann gebracht und mich zu mehr als einer Witfran und meine Kinder zu Waisen gemacht haben."

Anmerkung und Wunsch des Einsen­ders: Mögen solche Schatten des vorigen Jahr­hunderts in jetziger Zeit und in unserer Stadt nicht abermals dunkeln!

** Nagold, 25. Febr. Unsre Pfennigspar­kasse hatte auch im Jahre 1890 ihren guten Fort­gang. Die Zahl der Einleger, meist Schulkinder, deren wöchentliche Ersparnisse von den Lehrern ge- sammelt und dem Hauptkassier übergeben werden, stieg von 278 auf 292. Das Guthaben der Einleger beläuft sich auf 5840,26 und beträgt 300,74 mehr als im Vorjahr. Der Grundstock vermehrte sich um 30 c/tl, so daß derselbe auf 283,66 ^ gestiegen ist. Die Gelder sind teils bei der württ. Sparkasse (zu 3,8 Prozt.), teils bei Privaten im Bezirke (zu 4,5 Prozt.) verzinslich angelegt. Bei .der Revision der Bücher hatte man alle Ursache, dem Kassier für seine Mühewaltung aufrichtigen

*) Gründer des jetzige»Zeller-Stifts" -f vr. Gott- lieb Heinrich Zeller.

Dank zu bezeugen. Anmeldungen zu Rückzahlun­gen, z. B. vor der Konfirmation, wollen rechtzeitig gemacht werden

Nagold. (Erst wägen, dann wagen!) Dies Wort gilt auch für die Eltern der jungen Leute, welche dem kommenden Osterfest, welches schon so nahe gerückt ist, die Schule verlassen und nun einen Beruf erlernen wollen, der ihnen später durch ehrliche Arbeit ehrliches Brot gewähren soll. Und das Wort gilt auch für die jungen Leute selbst. Die Wahl des Lebensberufes ist immer ein Wagnis, dem das Erwägen vorangehen muß. Wer weiß, ob der ge­wählte Beruf späterhin, sobald es Erust mit Hem Leben wird, zusagt, wer weiß, ob die jungen Leute es darin zu etwas Tüchtigem bringen. Und es ist doch nicht damit gethan, daß einige Handgriffe ge­lernt werden, eine gewisse äußere Fertigkeit erworben wird, sondern darauf kommt es an, daß der Jüng­ling und spätere Mann an seinem Lebensberuf auch seine Lebensfreude hat, daß er nicht mechanisch und maschinenmäßig arbeitet, sondern seinen gesunden Handwerksstolz darin sieht, zu sagen,ich kann's, sucht Jemand, der es besser zu machen weiß, als ich!" Aus dem Unbefriedigtsein durch die Lcbens- thätigkeit entstehen gar zu häufig allerlei unwirsche Gedanken, und eine Beschäftigung mit allerlei Ideen und Plänen wird hervorgerufen, an die zu denken andere Leute weder Zeit, noch Lust, noch Anlaß haben. Wer das Rechte gelernt hat, das Rechte gründlich versteht, dem erblüht auch sein rechter Verdienst, der ihm zu leben gestattet und wehrt, Traumgebilden nachzujagen, die sich nie erfüllen.

Aufsehen erregt der Bankerott des Bankiers Engel in Rottenburg. Die Passiva sollen mehrere Hunderttausend Mark betragen. Ein Gön- ninger Bürger soll mit 60 000 ^ betroffen und insbesondere auch zahlreiche mittlere Leute in Wurm­lingen und anderen Orten gleichfalls in Mitleiden­schaft gezogen sein.

Böblingen. 20. Febr. Nunmehr werden die Arbeiten znm Umbau der hiesigen Stadtkirche im Gesamtbeträge von 48 500 ^ zur Verakkordicrung ausgeschrieben. Angebote sind bis zum 15. März d. I. beim Stadtschulthcißenamt einzureichen.

Im elsaß-lothringen'schen Gesangvereine hielt Antoine, der Tierarzt, unter lebhafter Zustimmung der Anwesenden eine Rede gegen die Beteiligung der Franzosen an der Berliner Kunst-Ausstellung.

DerHannoversche Kurier" erklärt, aus bester Quelle bestätigen zu können, daß der Kaiser dem­nächst nach Elsaß-Lothringen gehen werde. Die Reise habe den Zweck einer Besichtigung des für den Kaiser angetansten Schlosses Urville.

Berlin, 21. Febr. Die Ohrenzeugen der gest­rigen Rede des Kaisers bei dem Diner des branden- burgischen Provinziallandtages schildern den überaus starken Eindruck der kaiserlichen Worte auf die Ta- felrunde. Die Spitzen der Gesellschaft hielten mit Ausdrücken der Bewunderung nicht zurück. Der Passus in der Rede des Kaisers von dem Ozean von Tinte und Druckerschwärze, der verschwendet werde, um das zu verdunkeln, was klar vor aller Augen liege, wird allgemein von den Festteilnehmern auf die sozialdemokratische Presse bezogen. Andere Commentare werden als Mißverständnisse bezeichnet.

Kaiser Wilhelm und Fürst Bismarck. In einer Unterredung mit dem Botschafter Herbette in Berlin hat der Kaiser u. A. Folgendes geäußert: Es sei ihm sehr peinlich gewesen, sich von dem Fürsten Bismarck zu trennen, doch sei es nicht an­ders gegangen. Der Fürst Hobe die Bedürfnisse der Zeit nicht begreifen wollen, sondern verlangt, daß Alles seinem herrischen Willen sich beuge. Es sei buchstäblich unmöglich geworden, mit ihm zusammen zu arbeiten. Der Tag sei gekommen, wo der Kaiser habe erkennen müssen, daß er sich zu der Trennung entschließen müsse, wenn er nicht den Krieg auswärts und die Revolution im Innern heraufbeschwören wolle. - Da habe er denn kräftig gehandelt, und bereue es heute noch nicht. Der Kaiser beklagte dann, daß Fürst Bismarck durch seine gereizten An­griffe auf die heutige Regierung von dem Sockel herabgestiegen sei, auf den ihn des Kaisers und des deutschen Volkes Dankbarkeit erhoben habe. Er erklärte es aber für unsinnig, daß er ihn jemals gerichtlich verfolgen lassen werde. Denn trotz der Fehler seines Alters werde Fürst Bismarck von der Nachwelt als einer der größten Staatsmänner aller Zeiten angesehen werden."

Dem Fürsten Bismarck ist soeben wieder ein Reichstagsmandat angeboten worden. Er hat in­dessen das Anerbieten abgelehnt, weil, wie die Hamb. Nachr. schreiben, persönliche und häusliche Verhält­nisse ihm einen längeren Aufenthalt in Berlin, zu welchem der Fürst sich dann verpflichtet halten würde, nicht gestatten. Fürst Bismarck wird auch nicht im preußischen Hcrrenhause, dem er angehört, erscheinen.

Berlin, 23. Februar. DenBerliner Pol. Nachrichten" zufolge erließ der Kultusminister an die Oberpräsidenten eine Verfügung, betr. die Regelung 8es Vertriebes des Koch'schen Heilmittels durch Apo­theken. Danach sind die Apotheker verpflichtet, das Mittel, sobald dasselbe nicht innerhalb sechs Mona­ten verkauft worden ist, an Dr. Libbertz-Berlin zu­rückzugeben. Der Umtausch erfolgt unentgeltlich. Der Taxpreis für einen Cubikzentimeter des Mittels beträgt 6, für 5 Cubikzentimeter 25

Berliu, 23. Februar. Oberbürgermeister von Forckenbeck ist» vom Rathause nach seiner Wohnung zurückkehrend, von einem Wagen, überfahren und oberhalb der Augen schwerverletzt worden; das All­gemeinbefinden ist zufriedenstellend.

Deutscher Reichstag. I» der letzten Sitzung ge­nehmigte der Reichstag die Bestimmungen »der Las Arbeits­buch für mindcrjäbrige Arbeit r. Stach Z 107 müssen alle Arbeiter unter 2t Jahren ein Arbeitsbuch haben. Dasselbe ist vom Arbeitgeber zu verwahren, ans amtliches Verlangen vorzuzeigcn und nach rcchtmähigcr Lösung des Arbeitsver- hältnisscs an den Vater oder Vormund, sofern diese cs ver­langen, oder der Arbeiter das 16. L.bcnsjahr noch nicht erreicht hat, andernfalls an den Arbeiter selbst auszuhändigen. Die Freisinnigen beantragen als Altersgrenze für die Ver­pflichtung zur Führung des Arbeitsbuches das 18., die So­zialdemokraten das 16. Lebensjahr zu setzen. Leide Anträge werden abgelchnt, H 107 wird unverändert genehmigt, tz 113 berechtigt die Arbeiter, ein Zeugnis zu fordern, und vervietct den Arbeitgebern, die Zeugnisse mit Merkmalen zu versehen, welche den Zweck haben, den Arbeiter in einer aus dem Wortlaute des Zeugnisses nicht ersichtlichen Weise zu kenn­zeichnen. Der Z 113 wird unverändert genehmigt und die Weiterberatung des Arbciterschutzges tzentwnrfes ans Montag vertagt.

Berlin. Fast 40000 Petitionen sind beim Deutschen Reichstage in dieser Session schon einge­gangen. Der größte Teil dieser Petitionen enthält auf solche für oder gegen Ermäßigung der Getreide­zölle, für oder gegen Aufhebung des Jesuitengesctzes.

Berlin, 23. Febr. J-i der gestrigen sozial­demokratischen Versammlung erhielt Liebknecht ein Mißtrauensvotum, weil er die durch die Lokalkom- mission boykottierte Philharmonie besuchte. Liebknecht widersprach lebhaft, unterwarf sich aber schließlich dem Beschlüsse der Versammlung, welche den Boykott ausrecht erhielt. Die Versammlung gewährte einen ergötzlichen Einblick in die sozialdemokratische Auf­fassung von persönlicher Freiheit.

Herr Engen Richter im Schutz des Staatsan­walts ! Das ist kein Witz des Kladderadatsch, son­dern wirkliche und wahrhafte Thatsache. Am mei­sten wird sich darüber vielleicht Herr Richter selbst wundern, denn das muß ihm gelassen werden: we­gen Beleidigung hat er noch niemanden verklagt. Nun, die Berliner Staatsanwaltschaft scheint um den fortschrittlichen Kämpen besorgter zu sein als er selbst, denn sie hat gegen die Redaktion des konser­vativenDeutschen Tageblatts" Anklage erhoben, weil in diesem Blatt kürzlich ein Gedicht erschienen war, in demselbstverständlich nur bildlich", wie die Redaktion bemerkt, dazu aufgefordert war, Herrn Eugenzu verhauen".

Berlin. DieNordd. Allg. Ztg." hebt in einem längeren Artikel hervor, die Reichsregierung denke nicht daran, bei den österreichischen Handels­vertragsverhandlungen die Interessen der deutschen Landwirtschaft hintanzusetzen. Wenn von einer Preis­gabe der Getreidezölle gesprochen worden sei, so könne dagegen wahrheitsgemäß versichert werden, daß diese Frage auch jetzt noch zu den bei den Ver­handlungen offen gelassenen gehören'

Der Erfolg der neuen Anleiheoperationen der Finanzverwaltungen des Reichs und Preußens stellt sich nach den neueren Nachrichten noch als bedeu­tender heraus, als die Meldungen vom Samstag annehmen ließen. Nicht blos 30mal, sondern mehr als 40mal (nach einer Meldung der Fr. Ztg. sogar 50mal) sind die beiden Anleihen überzeichnet wor­den. Wie das B. Tgbl. erfährt, sind auf die Reichs­anleihe 9286 Millionen Mark subskribiert worden, was einer 46'/,fachen Ueberzeichnung des aufgeleg­ten Betrages von 200 Millionen entspricht. Ein