niederländischen Oberhosmarschalls, Grafen du Mon- ceau, zur Geburt des sechsten Prinzen, Folgendes erwidert:Unser Hohenzollernhaus muß dem deut­schen Volke das Vorbild aller Tugenden sein, aber vor Allem muß, es demselben den geheiligten Cha­rakter des Familieillebens hochschätzen lehren. Für das Volk ebenso wie..für mich liegt in dieser Pflege des Familienlebens eine wesentliche Stärke. Zu Pros. Olshausen, dem Leibarzt der Kaiserin, soll der Monarch geäußert haben:Das Jahr 1890 war für mich ein sehr glückliches. Es hat mir einen neuen Besitz gebracht«! Die Insel Helgoland.-- und jetzt sjioch./eineü Sohn. Je mehr ich mit den Jahren vorrücke, um so tiefer fühle ich mich durch­drungen vom Glauben an Gottes Güte."

Berlin, 27. Dez. Wie diePost" hört, sehne sich der Kultusminister v. Goßlcr nach einer weniger aufreibenden Thätigkeit. Er wolle nach Verabschie­dung des Schulgesetzes zurücktreten und möchte Ober­präsident in Königsberg werden. Der jetzige Ober- Präsident v. Schlieckmann würde Kultusminister.

Berlin, 27. Dez. Als eventuelle Nachfolger des Kultusministers v. Goßler werden nunmehr genannt: Geh. Rat v. Lucanus und Professor Schottmüller. Letzterer hat unzweifelhaft die meisten Chancen.

Herr Hofprediger Stöcker hielt am letzten Sonn­ige im Berliner Dome seinc-Abschiedspredigt. Das iotteshaus war dicht gefüllt, die Hofloge bezeich- ender Weise leer. Der Geistliche hob in seiner tredigt u. a. hervor, daß er nicht fragen wolle, arum er von seiner Gemeinde scheiden müsse, er ge einfach:Gott befohlen!" Weiter hob Herr -töcker hervor, es sei ganz unberechtigt, zu sagen, e Hofprediger in Berlin hatten sich zu einer Partei lsammengethan, welche herrschsüchtige Zie'e verfolgt. !it warmen Wünschen für seine bisherige Gemeinde floß Herr Stöcker seine Rede und spendete daun im letzten Male das heilige Abendmahl.

Herr Liebknecht als Chefredakteur des sozial- mokratischen Volksblattes. DasKleine Journ." jreibt:Wenn die Sozialdemokraten, als sie Herr lebknecht zum Chefredakteur ihres Zentralorgans nannten, etwa gehofft hatten, daß er nun die in Stücke reißen und der bestehenden Gesell­haftsordnung den gewünschten Todesstoß endlich ersetzen würde, dann sind sie bösartig hineingesallen. >err Liebknecht hat es in den wenigen Monaten, ielche seit seiner Thronbesteigung im Berliner Volksblatt verflossen sind, bereits fertig gebracht, dieses Organ, welches bis dahin auch die Aufmerk­samkeit der Gegner auf sich gelenkt hatte, zu einem völlig bedeutungslosen Stück Druckpapier zu degra­dieren, um das sich kein Mensch mehr bekümmert und fast täglich plagt er das Blatt durch inhalt- und sinnloses Geschwätz zu blamieren."

Zur Altersversicherung schreibt derDeutsche Reichsanzeiger": Am Sonnabend hat bei allen Reichspostanstatten der Verkauf der Beitragsmarken für die Jnvatiditäts- und Altersversicherung begon­nen. Jede Postanstalt führt die Marken derjenigen Versicherungsanstalt, in deren Bezirk sie gelegen ist. Der Jahrcsbedarf an Versicherungsmarken für das Reichspostgebiet ist auf 025 Mill. Stück veranschlagt. Außer dem Verkauf besorgt die Post auch die Be­stellung der Marken, die Abführung des Erlöses an die Versicherungsanstalten und an das Reich, sowie die Berichtigung der Herstellungskosten für der letz­teren Rechnung. Die Post wird auch die Aiters- und Invalidenrenten und Abfindungen vorschußweise zu zahlen haben, welche auf Grund des Gesetzes gewahrt werden. Man har den Betrag der von der Reichspostverwaltung auszuzahlenden Jnvaliden- nnd Altersbezüge auf etwa 20» Millionen ^ jähr­lich berechnet. Diese Summe verteilt sich auf etwa eine Million Empfänger, deren Jeder am Ersten eines jeden Monats ans der Post zu erscheinen haben wird, so daß also im Ganzen an 12 Millionen einzelne Zahlungen auf Grund des Alters- und Jnvalidcnvelsicherungsgesetzes den Reichspostanstallen obliegen werden.

Fürst Bismarck bat dieser Tage eine Depu­tation aus Slraßburg im Elsaß empfangen, welche eine Adresse überreichte. Er äußerte bei dieser Ge­legenheit folgendes:Es sei von jeher sein Bestreben gcwe>cn, Straßburg für Deutschland wieder zu ge­winnen. Nachdem das Werk mit Gaues Hilfe ge­lungen, hätte er am liebsten eine chinesische Mauer

auf dem Rücken der Vogesen erbauen mögen, damit die Ueberwucherung des Franzosentums dem auf­keimenden deutschen Varerlandsgefühl nicht gefährlich würde. Er hasse die Franzosen als solche nicht und gestehe ihnen manche gute Eigenschaften zu, aber ihre Nachbarschaft sei gefährlich. Deutsche und Franzosen würden die besten Freunde sein, wenn sie keine Nachbarn wären. Der Fürst ermahnte, in dem Bestreben, das Deutschtum in dem schönen Elsaß weiterzuverpflanzen, fortzufahren." Seit dem fol­genden Frühstück bedauerte der Fürst, wie weiter berichtet wird, seine jetzige Thatenlosigkeit. Als man darauf erwiderte, daß damit seine Gesundheit geschont werde, meinte er, er sei eine alte Raketenkiste, die ungeöffnet und verschlossen ihren Beruf verfehle und zu Grunde ginge.

Wenn es wahr ist, was dieKölnische Volks­zeitung" meldet, so stehen in Preußen große Eiscn- bahnbauten bevor. Es sollen nach einer Mitteilung genannten Blattes vom preußischen Landtag 50 Millionen Mark verlangt werden, einmal für die Neubeschaffung von 230 Lokomotiven und dann für umfangreiche Erweiterungsbauten von Bahnanlagen zur Beseitigung von Verkehrsstockungen hauptsächlich in den Kohlenrevieren.

Detmold, 27. Dez. Die Regierung machte dem Landtag eine Gesetzvorlage, wonach die Steuer­pflichtigen mit einem Einkommen bis 1500 ^ von dem Schulgelde für die Jahre 189l/l892 befreit sein sollen.

Londoner Zeitungen hatten die sensationelle Meldung gebracht, die Stadt Breslau soll in eine Festung ersten Ranges umgewandelt werden. Es handle sich aber nur um den Bau einiger Proviant­magazine, von Festungsanlagen ist keine Rede.

Frankrei ch.

Paris, 29. Dez. Man liest imFigaro": Der Kriegsministcr hat eine Reihe interessanter Maß­regeln ungeordnet. Künftighin wird jeder Offiz-er ».Sol­dat bei der Mobilmachung ein vom Sanitätsdienst geliefertes Packet Verbandzeug erhalten, das er in der inneren Tasche seines Dolmans oder seines Waffenrocks zu tragen hat. Dies antiscptische Packet liefert zunächst dem Regimentsarzt im Schlachtfeide ausreichendes Verbandsmaterial, ohne daß er nötig hätte, aus seinem eigenen Vorrat zu schöpfen.

Italien.

Rom, 29. Dez. Der Pap st hat angcordnct, daß vom 1. Januar ab die Besucher der vatikani­schen Museen und Galerien ein Eintrittsgeld von einer Lira zahlen müssen.

Dr. Heinrich Schliemann, der bekannte Troja Erforscher, ist in Neapel infolge einer Gehirn- Entzündung, zu der noch eine Lungenentzündung getreten war, plötzlich gestorben. Schliemann befand sich in Neapel seit etwa acht Tagen. Donnerstag Mittag wurde er in einer Seitenstraße der Toledo­straße bewußiios aufgefunden, man brachte ihn ins Hotel, wo die herbeigerufenen Aerzte sofort den Fall als verzweifelt bezeichneten. Eine beschlossene Ope­ration kam nicht mehr zur Ausführung, denn wäh­rend der Beratung hierüber starb der Kranke bereits. Die Leiche Schliemanns wird einbalsamiert und unter besonderen Feierlichkeiten nach Athen übergeführt werden, wo der Verstorbene seinen Wohnsitz hatte.

Serbien.

Wiener Zeitnngen behaupten, daß die -russischen Waffcnsendungcn nach Serbien immer größeren Umfang annchinen. Auch Geschütz-Batterien treffen jetzt ein.

Rußland.

Prof. Dr. Pfuhl, der Schwiegersohn des Ge­heimrats Koch, hat sich auf Einladung aus Peters­burg mit Dr. Stern, dem Arzt der Berliner russischen Botschaft, nach Petersburg begeben, um dort der feierlichen Ucbergabe des von dem Prinzen von Ol­denburg mit einem Aufwand von 2 Millionen Rubel errichteten und dem Staate geschenkten bakteorologi- schen Instituts, das nach Pastcur'schem Muster er­baut ist, beizuwohnen.

Zur Warnung für Geschäfte, die mit Rußland in Beziehungen stehen, teilt dieKattowitzer Ztg." mit, daß ein mit 1000 beschwerter, aber der Poctoersparnis halber nur mit 600 deklarierter Werlbrief, der in Rußland als unbestellbar von der Postbehörde geöffnet, mit dem Vermerk:Inhalt richtig" und zwei Dienstsiegeln versehen an den Absender zurückgesandt war, bei der in Gegenwart

eines Postbeamten vorgenommeien Oeffnung nur 600 Inhalt aufwies. Der Inhalt entsprach der Declaration, aber 400 -/A fehlte?.

A m e r i lr a.

New-Aork, 29. Dez. In Fuarez fand am 29. ds. nachmittags in Gegenwart großer Zuichauer- massen ein Stierkampf statt. De Stiere waren un­gewöhnlich feurig. Dem Pferd eines der Stier­kämpfer wurde von einem Stier tines der Vorderfüße fast vom Rumpfe gerissen. Dir Zuschauer wurden erregt und cs enlstand eine große Verwirrung. Einige der Stiere wurden auf der Stelle niedergc- hauen und tot aus der Arena geschleppt. Die Verwirrung sowie die Thatsacse benutzend, daß die Soldaten sich von ihren Postm entfernt hatten, um dem Stierkampfe beizuwohncn, meuterten die mili­tärischen Sträflinge in der Kaserne und entkamen, nachdem sic einen Sergeanten einen Korporal und einen Gemeinen ermordert Hallen, in das Gebirge. Die Mörder, 18 an der Zahl, wurden indes von den Soldaten verfolgt und engeholt. 14 wurden gelötet und 4 gefangen gcnnnmen, welch letztere bei Tagesanbruch kriegsrechllich erschossen wurden.

A s r i k a.

DerReichsanzeiger" weift jetzt die Vorwürfe, daß die Regierung die militärische Aktion in Ost- Afrika, namentlich das Vorgehen Emin Paschas' hemme, zurück. Die Reichsregierung sei nicht Schuld daran, wenn Emin Pascha bei seinem Vorschlag wegen Besetzung von Tabora keine Unterstützung gefunden habe. Das Gesetz bestimme ausdrücklich, daß die Maßregeln in Ostasrika einem Neichskommissar übertragen seien. Au' militärische Aktionen habe man von Berlin aus innen Einfluß und'Wißmann sei, wie aus den zitierten Berichten desselben her­vorgehe, mit der Besezung Taboras nicht einver­standen. Emin und Stockes sollten zusammen ope­rieren, aber Emin weigere sich, dies zu thun. Wiß- mann habe unter dem. Dez. berichtet, daß Emin die Arbeit Stockes erschwere und jeden Befehl miß­achte; deshalb sei Emir von Wißmann zurückbc- rufcn worden.

Die Meldung von dir Rück berufung Emin Paschas durch Reichskommissar Major v. Wiß­mann hat allgemeines Erstaunen hcrvorgerufen, da es bisher den Anschein hatte, als ob Alles, was Emin bis jetzt im Innern Ostafrikas unternommen, in wesentlicher Uebereinstmmung mit der Regierung, resp. ihrem während dieser Zeit in Ostafrika fungie­renden Vertreter geschehen sei, wenn dieser auch über das Maß der erforderlichen Aufwendungen zuweilen anderer Ansicht war, als Emin. Der Grund der Abberufung bleibt darnach vorläufig dunkel, nur das eine ist klar, daß die Engländer sich über die zwischen den beiden Männern ansgebrochencn Zwistigkeiten freuen, und das allein ist für uns Grund genug, dieselben aufrichtig zu bedauern.

Kleinkrk Mitterlllugkn.

Tübingen, 26. Dez. Eine seltsame Todes­ahnung erzählt man sich in diesen fröhlich bewegten Zeiten des Christfestes. Eine Seilersfrau schrieb ihrem in der Ferne weilenden Sohne, er solle eilig nach Hause zurückkehren, denn sie erlebe das Christ­fest nicht. Der Sohn fand die Mutter zwei Tage vor demselben in bester Gesundheit und vergnügt saß die Familie um den Tisch, als die Mutter sich unwohl erklärte und ins Bett gebracht, bald darauf ihren Geist aufgab.

Bestrafter Ulk. In einem Dörfchen des schwäbischen Unterlandes, dessen Bewohner sich durch irgend eine That den SpitznamenWeckenfresser" erworben hatten, trug sich jüngst ein ergötzlicher Vorfall zu. Ein Schuster der benachbarten Stadt, der aus irgend welcher Ursache denWeckenfrcssern" nicht grün war, wollte seinenblauen Montag'' dazu benützen, die Bewohner des genannten Dorfes zu verhöhnen; deshalb behaftete er sein Gewand mit einer Unzahl von größeren und kleineren Wecken u. an den Schultern, an den Beinen, kurz am ganzen Körper mit Wecken besäet, hielt er mit etlichen Kum­panen seinen Einzug in das Dorf. Doch der Schuster dachte und der Schultheiß derWeckeufressec" lochte. Empört ob solch' frivolem Hohn ließ er den Ritter des Pechs durch seine Hermandad ergreifen und sperrte denselben 24 Stunden in das dunkle Verließ des Ortes. Nach 24 Stunden wurde der Schuster entlassen und der Schultheiß hatte das