Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Donnerstag 27. November

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Nagold.

Die K. Standesämter,

welchen durch die Post der Bedarf an Standes­amtsformularien für das Jahr 1891 zugegangen ist, werden aufgcfordcrt, die Bescheinigungen für deren Empfang alsbald als portopflichtige Dienstsache an das Oberamt einzusenden.

Ten 25. Nov. 1890.

_ K. Oberamt. Or. Gugel.

Nagold. Militärfache.

Den Ortsvorstehern werden in den nächsten Tagen die hiehcr voraclegten MilitärstammroÜen von 1888, 1889, 1890 per Post wieder zngehen, nachdem dieselben hier ergänzt worden sind.

Den 25. Nov 1890.

_ K. Oberamt. Dr. Gugel.

' Nagold.

Bekanntmachung.

Im Stalle des Bauern Johannes Mohr in Gültlingen ist die Maul- und Klauenseuche ausge­brochen.

Den 24. Nov. 1890.

K. Oberamt. Amtm. Marquart.

' Nagold. '

Bekanntmachun g.

Im Stalle des Bauern Friedrich Wiedmaier in Schönbronn ist die Maul- und Klauenseuche

erloschen.

Den 24. Nov. 1890.

K. Oberamt. Amtm. Marquart. Nagold.

Bekanntmachung.

Unter den Tieren des Michael Seeger in Zum­weiler ist die Maul- und Klauenseuche erloschen. Den 24. Nov. 1890.

K. Oberamt. Amtm. Marquart.

An die evang. Schulinspektorate.

Die Wehrlisten sind bis spätestens 1. Dez. vor­zulegen. Wenn keinerlei Eintrag seit der letzten Einsendung zu machen war, genügt Fehlanzeige. Militärpapiere sind in der Regel dann einzusenden, wenn erstmals Antrag auf Unabkömmlichkeit zu stellen ist, also bei militärpflichtigen Lehrern, welche die einzigen und ständigen Lehrer ihres Ortes sind und als solche erstmals in der Liste erscheinen.

Nagold, 24. Nov. 1890.

K. Bezirksschulinspektorat.

Schott.

Die internationale Geldkrisis,

welche seit diesem Sommer hereingebrochen ist, hat sich in den letzten Wochen ganz erheblich verschärft, und auch der deutsche Geldmarkt ist davon in Mit­leidenschaft gHvgen. Ein Blick auf die Kursberichte

der Börsen zeigt ein unaufhaltsames Sinken der Kurse fast aller Wertpapiere, auch die deutschen Staatspapicre teilen das allgemeine Schicksal, und cs ist noch keine Besserung abzusehen. Dadurch kommen natürlich alle die, welche vor Jahr und Tag, als das Geld in reicher Fülle vorhanden war und jedem Staate und Gemeinwesen ein reicher Kredit gewährt wurde, ihre Kapitalien zu Kursen, welche den heutigen nicht entsprechen, in Wertpa­pieren anlegten, in Schaden, falls sie genötigt sind, heule zu verkaufen. Abgesehen hiervon liegt kein Grund zur Beunruhigung vor, voraussichtlich wird sogar die jetzige Krisis eine heilsame Besserung der gesamten Geldverhältnisse herbeiführen. Bis vor etwa einem Jahre war die Nachfrage nach Staats- papiereu eine starke; das trieb trotz des Geldüber­flusses die Kurse in die Höhe und ermäßigte die Zinsen. Aber man hat augenscheinlich den Kapital­besitz auf der ganzen Erde doch gar zu hoch geschätzt, heute fehlt das flüssige Geld, fehlt die Nachfrage, während das Angebot steigt, und die Kurse fallen darum ununterbrochen. Es ist viel Geld auf der Erde, aber bedenken wir die Milliarden über Mil­liarden, die im letzten Jahrzehnt von allen Staaten in Anleihen ausgenommen sind, denken wir daran, daß in Folge verschiedener Verhältnisse die Bildung neuer Kapitalien sehr erschwert wurde in letzter Zeit, dann haben wir die Erklärung für die heutige Krisis: Man braucht heute bar Geld, während es früher angebolen wurde. Damals schrieben die Fi­nanzminister die Zinsen vor, heute hat das Publikum das Heft in der Hand. Der bekannte Versuch mit den dreiprozentigen Anleihen des Reiches und Preu­ßens ist ja nicht gerade mißglückt, aber von einem großen Erfolge kann erst recht nicht die Rede sein. Eine allgemeine Erhöhung des Zinsfußes hat im Privatverkehr längst stattgefnnden, und auch die Finanzminister können sich der Erkenntnis, daß das Geld teurer wird, nicht verschließen.

Zur Verschärfung der heutigen Krisis hat die übergroße Vertrauensseligkeit beigetragen, mit welcher auch solchen Staaten, die nicht zu den unbedingt sicheren Kunden gehören, während der Zeit des Geldüberflusses ein ausgedehnter Kredit gewährt wurde. Rußland hat Millionen über Millionen geschluckt, die Raubstaaten im Balkan, die amerika­nischen Republikaner haben ungezählte Summen ge­liehen. Die Sache konnte nicht dauernd so weiter­gehen, Plötzlich sind die Kurse gefallen, alle Aussicht, sie in nächster Zeit emporzubringen, fehlt, und darin liegt die Ursache der schweren Verlegenheiten vieler großer Geldhäuser, in London und Newyork vor allem. Niemand hat es für möglich gehalten, daß ein Haus, wie die Londoner Weltfirma Gebrüder Baring. die auf der -ganzen Erde Verbindungen besitzt und über ein Grundkapital von fast einer Milliarde verfügt, in die Lage kommen könnte, seine Zahlungsunfähigkeit einzugestehen. Und doch ist dem so! Mit äußerster Mühe ist es gelungen, die streng reelle Firma über Wasser zu halten, aber es herrscht die nicht unberechtigte Besorgnis, daß ein großer Krach nicht zu verhüten sein wird für die Dauer. Diese peinliche Lage wirkt, wie gesagt, auf alle großen Plätze in Europa zurück. Aber trotz aller Angebote von Werten fehlt die Nachfrage, denn das Geld liegt meist fest, und mit Verlust zu verkaufen, um neue Werte zu erwerben, das kann man Nie­manden zumuten. Dabei werden auch von der In­dustrie, von Gewerbtreibenden höhere Summen als

früher für den eigenen Betrieb gebraucht und hier­durch vermindert sich die Summe des für den inter­nationalen Markt verfügbaren Geldes ganz von selbst.

So wirken verschiedene Umstände zusammen, um eine so verzwickte Lage auf dem internationalen Geldmärkte zu schaffen, wie sie seit langen Jahren nicht bestanden hat. Die Krisis wird überwunden werden und die gute Lehre zur Folge haben, künftig daran zu denken, daß auf fette Jahre auch magere folgen können, daß es unüberlegt ist, das Geld mit vollen Händen darzuleihen, ohne die absolute Ge­wißheit zu haben, daß der eigene Bedarf nie Mangel leidet. Auch das Börsentreiben, jene Spekulation, die mit fremdem Geld häufig operierte, wird einen heilsamen Denkzettel bekommen. Deutschland ist zu sicher fundiert, als daß es Nachteil von Belang aus der heutigen Krisis haben könnte. Man muß ruhig die Entfaltung der Dinge abwarten, und es vermei­den, sich von der an andern Plätzen herrschenden Panik beeinflussen zu lassen. Dann gehen die Schwierigkeiten schon vorüber. Die Spekulanten braucht man nicht groß zu bemitleiden; wer spielt, muß mit dem Verlieren rechnen.

Hages-Weuig keiten.

Deutsches Reich.

* Nagold, 26. Nov. Der Winter scheint nun mit Ernst einkehren zu wollen, denn heute früh sieht man Thal und Berg mit einer leichten Schneedecke bedeckt, wobei aber der Thermometer auf 6 Grad unter Null gesunken.

Tübingen, 24. Nov. Heute mittag 1 Uhr hatten wir ein schweres Gewitter mit Donner und Blitz und starkem Sturm. (Die Wirkungen des letzteren wurden auch in Nagold an manchen Ge­bäuden verspürt. Die Waldach und die Nagold traten an einzelnen Stellen ebenfalls über ihre Ufern, jedoch ohne wesentlichen Schaden anzurichten.)

Tübingen, 23. Nov. Gestern traf der längst erwartete Impfstoff aus dem K o ch'schen Laborato­rium in der hiesigen chirurgischen Klinik ein. Es ist eine Helle bräunliche Flüssigkeit in einem 3 Cm. hohen Gläschen, das zu 500 Injektionen reicht und mit 25 ^ berechnet wird, ein Preis, der nicht über der Apothekertaxe teurer Arzneimittel steht. Von Prof. Dr. Bruns wurden bereits an 25 Kranken Einspritzungen gemacht und viele Anfragen laufen ein.

Suttgart, 23. Nov. Durch das heute erfolgte Ableben Seiner Majestät des Königs Wilhelm III der Niederlande ist die Königliche Familie, mit wel­cher der Verewigte durch doppelte Bande der SchwL- gerschaft enge verbunden war, in tiefe Trauer ver­setzt worden. Es ist Hofkauer auf 4 Wochen an­geordnet worden.

Stuttgart, 23. Nov. Nach einer uns zugehen­den Meldung nahm Medizinalrat Burckhardt in Anwesenheit einer sehr großen Anzahl hiesiger Aerzte bereits gestern vormittag an Kranken, die seit Jahren an Hauttuberkulose leiden, die Koch'sche Impfung vor. Die Wirkung bei sämtlichen Geimpften war dieselbe, wie sie schon mehrfach in den Blättern be­schrieben wurde: hohes Fieber mit Schüttelftost und erhebliche Anschwellung der erkranken Körperstellen u. s. w. Heute ist das Fieber bei sämtlichen Ge­impften wieder zurückgegangen.

Die Metzger Stuttgarts kündigen einen Fleisch- Abschlag an. Seit Samstag kostet Schweine­fleisch 70 ^ per Pfund bei sämtlichen Metzgern,