Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag. Donnerstag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 in dem Bezirk 1 ^ — -I, außerhalb des Bezirks 1 20 Monats
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Donnerstag 28. August
JnsertionSgedähr für die Ispaltige Zeile aus ge-
wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9-1, bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei auf- gegeben sein.
1890
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Nagold.
Todes-Nnzrigr
^Äit tiefer Trauer und schmerzerfüllt tpilen wir den geehrten Lesern unseres Blattes, sowie auch sonstigen Freunden und Bekannten mit, daß die Besitzerin der Zaiser'schen Buchhandlung und Bnchdruckerei
Luisy Zaiseh, s-b. Har«.
gestern abend um 10 Uhr nach nur 4tägiger schwerer Krankheit im Alter von 74 Jahren in dem Glauben an ein seliges Wiedersehen zur ewigen Rnhe heimgegangen ist.
Wir bitten dieses statt besonderer Anzeige gütigst entgegennehmen zu wollen.
Den 27. August 1890.
Im Auftrag der trauernden Hinterbliebenen:
Die MedakLion des „Hesellschafters".
Weerörgung den 29. August, nachmittags 2 ILHr.
Aus die erledigte Amtsuotarsstelle in Eutingen wurde der Amrsnotar (8 rauer in Hayingen versetzt.
Tages-Neuigkeilen.
Deutsches Reich
^Vlä. Nagold. Ein Reisebericht über die „Nonnenraupe". I. Die seitherigen Zeitungsnachrichten über die Verheerung deutscher, insbesondere bayrischer, Wälder durch dieses Forst-Insekt lauten wahrlich bedenklich genug, um uns oder doch die Forstverwalter und Waldbesitzer zur Einsichtnahme und Erkundigung an Ort und Stelle zu bewegen. So habe denn auch ich meinen Urlaub zu einem Ausflug in die von der „Nonne" verheerten Wälder bei München mitbenützt, um selbst noch in dieser Lebensfrage für unsre Nadelwälder zu lernen und mich von der Wahrheit der Zeitungsberichte zu überzeugen. Schon auf der Bahnstrecke Augsburg—München konnte man die weißgräulichen, auf den Oberflügeln schwarz gefleckten Falter der „Nonne" lebend oder tot, wie auch ihre Verwüstungsspuren an Bäumen entdecken. In der Stadt München selbst aber lagen sie noch an manchen Plätzen, wohin das Licht bei Nacht sie gelockt hatte', haufenweise umher. Weitaus am stärksten zeigte sich die Verheerung in dem südöstlich von München gelegenen Staatswald-Komplex und Wildpark „Ebersberger Forst". Ich entschloß mich daher, vor allem diesen ganzen Forst samt Umgebung zu mustern. Wer diese Verwüstung blos vom Berichte anderer kennt, kann sich unmöglich den trostlosen Eindruck richtig vorstellen, den eine solche Landplage auf den Beschauer macht. Denken und singen wir beim Rauschen des Windes in einem gesunden Walde: „Der liebe Gott geht durch den Wald! so seufzte ich, als der Wind durch diesen zerstörten Forst blies: „Des
Todes Hauch weht durch den Wald!" Sind doch weit über die Hälfte der teils haubaren, teils jüngeren, vorwiegend mit Rottannen bestockten Bestände vollständig kahlgefressen! Stundenlang erblickt man fast nichts als entnadelte Rottannen! Selbst der junge Anflug unter dem alten Holze ist durchweg mitabgefressen, und sind so lediglich durch diesen Raupenfraß mindestens 9000 Tagwerke des wertvollsten Waldes, und dazu leider meist vor dem hiebsreifen Alter, binnen 2 Jahren der Axt und Säge verfallen! Wohl haben noch einzelne reine Forchenbestände grüne Gipfel, weil sie zwar auch im letzten Fahre kahlgefressen wurden, aber Heuer wieder sich begrünten, indem die Nonnenraupe meist die jungen Maitriebe an den Forchen verschont. Wie eine Oase in der Wüste überrascht auch noch bisweilen den traurigen Wanderer eine vereinzelt dem verwüsteten Rottannenwald beigemischte Rotbuche, welche, obgleich im letzten Jahre auch kahlgefressen, Heuer wieder ausschlug — zugleich ein neuer Wink für die von der deutschen Forstwissenschaft längst empfohlene Einmischung wert, voller Laubhölzer in unfern Nadelwald. Was den unheimlichen Eindruck noch steigert, das ist die stundenlang dauernde Todesstille in diesem getöteten Walde. Haben doch längst die sonstigen Vögel des Waldes — mit Ausnahme einiger Eichelhäher und Raubvögel — diesen toten Wald verlassen. Unsere Nase aber wird zudem noch von dem Verwesungsgeruch belästigt, den die Milliarden verfaulter Raupen, Puppen und Falter erzeugen. Da die Schwärmzeit der Falter jetzt in der Hauptsache vorüber ist, sah ich wohl noch viele Tausend krepierter und dem Tode naher Falter und ausgeschlüpfter Puppen, dagegen fand ich nur noch wenige unausgeschlüpste Puppen, und noch weniger Eier, da diese Falter, einem vom Schöpfer in sie gelegten Triebe folgend,
ihre Eier Heuer uicht mehr in diesem bereits abgetöteten Walde, sondern in den benachbarten noch grünen Wäldern ablegten, damit die im nächsten April aus diesen Eiern ausschlüpfenden Raupen doch ja gewiß wieder den Tisch gedeckt finden. Ziemlich am Schlüsse meiner Wanderung erholte sich mein Auge und mein gedrücktes Gemüt wieder an dem Anblick eines Rudels Hochwild, das übrigens gleichfalls — wohl aus Mangel an Aesung — keine muntere Stimmung zur Schau trug. Eine gründliche Erholung für Leib und Gemüt bot mir erst das mitten in dem großen Forste gelegene Parkhaus „Diana", zumal ich das Glück hatte, dort mit einem höhern und niedern bayrischen Forstbeamten zusammenzutreffen und mit ihnen meine Ansichten u. Wahrnehmungen auszutauschen, da sie gerade auch von einer andern Seite her den verheerten Forst gemustert hatten.
Freudenstadt, 24. Aug. Der heutige Sonderzug von Stuttgart brachte gegen 800 Personen. Trotz des stark bewölkten Himmels strömt es in Scharen hinaus in die Wälder nach Bad Rippoldsan, Kniebis, Allerheiligen u. s. w.
Stuttgart, 25. Aug. Den Hauptgegenstand der Tagesordnung der hiesigen Handels- und Gewerbekammer vom 21. August bildeten die Arbeiter- Schutzgesetze. Vor Eintritt in dieselbe, teilte der Vorsitzende, Herr Geh. Hoftat Dr. I. v. Jobst Reiseeindrücke über die Bremer Ausstellung und die von der preußischen Regierung beschlossene Kanalisierung der Fulda von Kassel bis zum Beginn der Weser bei Münden mit; (die dortigen Wafferver- hältnisse liegen ähnlich wie beim mittleren Neckar; der Bauaufwand beträgt bei einer Länge non ca. 25 Kilom. 20, Mill. Mark, die Stadt Kassel leistet dazu einen Beitrag von 730000 ^.). — Bezüglich der für Handel und Gewerbe so wichtigen Gewerbe-
WW- Die Inserate für das nächste Samstagblatt Motten bis Donnerstag anfgegeben werden. ""WA