Der Gesellschafter.
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
W 62.
Eri'Äciut wöchentlich 3nial: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier lotnie Trägerlohn) 80indem Bezirkte — <1, außerhalb des Bezirks 1 20 4, Monats-
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Dienstag 3. Juni
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189«.
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Monat Juni
ladet sreundüchst ein
die Expedition.
A mtliches.
Nagold.
Bekanntmachung,
betreffend die gemeinschaftlichen Feuerwehrübungen.
Die Gemeindebehörden werden in Kenntnis gesetzt, das; der Beschluß der Amtsversammlung vom 20 . d. Mts., wodurch die in H 11 Abs. 2 der Bezirksfencrlöschordnnng für die Leistung von Brand- Hilfe festgesetzten Gebühren auch bei den gemeinschaftlichen Hebungen als Entschädigung für den Transport der erforderlichen Feuerlöschgeräte an den Uebungsort ans der Nmtskorporationskasse verwil- ligt würden, die Genehmigung der K. Kreisregierung erhalten hat.
Hicnach darf in Anrechnung gebracht werden: ») für jedes Pferd und jeden Kilometer hin und zurück zusammen 50 b) für jede Stunde Aufenthalt am Ncbnngsort für jedes Pferd 40
Den 00. Mai 1890.
K. Obcramt. Ott, A.-V.
Nagold.
Bekam,imachttng,
betreffend die Ausführung des Gesetzes vom 16. Dezember 1888 über die Krankeupflegeversicherung.
Gemäß tz l7 Abs. 1 der Verfügung des K. Ministeriums des Innern vom 4. Februar 1889 (Rcg.-Bl. S. 15f, betreffend den Vollzug des Gesetzes vom 16. Dezember 1888 über die Kranken- pflegeversicherung, wird hiemit bekannt gemacht, daß nach dem Beschluß der Amtsversammlung vom 20. d. Mts. — genehmigt durch Dekret der K. Kreisregierung vom 28. d. Mts. Nro. 4406 — denjenigen Mitgliedern der Bezirkskrankenpflegeversicherung, welche keine Verpflegung in einem Krankenhause erhalten, im Falle ihrer Erwerbsunfähigkeit nach Maßgabe von Artikel 8 des Gesetzes ein tägliches Verpflegungsgeld von 30 4 Z auch fernerhin gewährt werden wird.
Den 30. Mai 1890.
K. Oberamt. Ott, A.-V.
Gestorben: Den 30. Mai: Eugen Hopf, Oeko- nom, Landtagsabgeordneter für Sulz 1882—88, Herzleiden, 63 I, Schnaithof bei Sulz. _
Durch rühmlichen Eifer und angestrengte Thätigkeit im Hcrbeitragcn von Wasser zu Löschzwecken haben sich ausgezeichnet und werden für ihre Dienstleistungen am 20. März I. I. in Witdberg, Marie Hetze!, Louise Holzapfel, Pauline Carle. Katharine Häbcrle und Barbara Dcng- ler von da hiemit öffentlich belobt.
Hages-MeuigkeiLen.
Deutsches Reich
Stuttgart. In der in allernächster Zeit hier abzuhaltenden Synode soll, wie wir hören, auch über die Parochialeinteilnng Beratung gepflogen werden. Ein Haupthindernis einer gesunden Ent
wicklung des kirchlichen Lebens bilden die Stolge- bühreu, deren Beseitigung ein in allen evangelischen Landeskirchen immer mächtiger sich zur Geltung bringender Wunsch ist. Nachdem vor 1 */z Jahren im Abgeordnetenhaus« die öffentliche Meinung über diese Angelegenheit zu unverhohlenem Ausdruck gebracht worden ist, giebt man sich in den beteiligten Kreisen der Hoffnung hin, die Kirchengemeinderäte werden die sich darbietende Gelegenheit benützen, um die wenn auch heikle, doch der Lösung dringend bedürftige Frage zur Sprache zu bringen, und die Synode dazu bewegen, daß sie sich an die Oberlir- chenbehörde mit der Bitte wendet, mit den einleitenden Schritten nicht länger zu zögern, um einen Brauch abzuschaffen, der im Widerspruch mit den Empfindungen der Gemeinde steht, die Wirksamkeit der evangelischen Kirche beeinträchtigt und den Geistlichen Fesseln anlegt, von welchen sie selber befreit zu werden wünschen.
Wie der „Schwab. Merk." berichtet, hat sich ein Verein gebildet, der die Einführung der Leichenverbrennung in Stuttgart ermöglichen will. An der Spitze desselben stehen mehrere bekannte Aerzte.
Die Herbstübungen werden sich dieses Jahr zum Teil in der näheren und weiteren Umgegend von Tübingen, bei Reutlingen, Haigerloch u. s. w. abspielcn. Das Korps-Manöver wird an 3 Tagen vom 22 . bis 24. September in der Umgegend von Riedlingen stattfinden.
Hall, 29. Mai. Der kürzlich hier im 92. Lebensjahr verstorbene Prälat v. Mehring soll dem Jpf zufolge eine Million Mark Vermögen hinterlassen haben.
München, 3l. Mai. Kultusminister Frhr. von Lutz hat soeben aus Gesundheitsrücksichten um die Entlassung gebeten.
München, 31. Mai. Der Prinzregent ernannte den Polizeipräsidenten Dr. v. Müller zum Kultusminister und genehmigte das Entlassungsgesuch des Ministers von Lutz in einem äußerst huldvollen Handschreiben mit Übersendung seiner (des Prinzregenten) Marmorbüste und mit Ueberweisung zur Reihe der Staatsräte.'
Köln, 31. Mai. Laut der „Kölnischen Bolkszeitung" wurde die Abhaltung der diesjährigen Generalversammlung deutscher Katholiken in Coblenz statt in München beschlossen.
Berlin, 29. Mai. Die Besserung des verletzten Fußes des Kaisers nimmt einen schnellen Fortgang.
Berlin, 29. Mai. Das Gesuch des Magistrats, um Erlaubnis zu Sammlungen für das Denkmal Kaiser Friedrichs wurde vom Kaiser abschläg- lich beschieden, da er sich verpflichtet fühle, seinem Vater und Vorgänger selbst ein Denkmal zu setzen.
Berlin, 29. Mai. Der Kaiser hat den Kul- tusminister und den Minister der öffentlichen Arbeiten bereits beauftragt, die einleitenden Schritte zu veranlassen, dem Kaiser Friedrich ein würdiges Denkmal zu setzen.
Berlin, 31. Mai. Zu dem heutigen Gedenktage der 150jährigen Thronbesteigung Friedrichs des Großen waren auf Allerhöchsten Befehl besonders feierliche Anordnungen getroffen worden. Auf dem Sarkophage hatte der Kaiser einen Lorbeerkranz mit seinen Initialen niederlegen lassen.
Wie die Birminghamer „Daily Post" versichert, werde Kaiser Wilhelm die hervorragenderen Führer der englischen Arbeiter-Genossenschaften nach
Berlin einladen, um ihr Gutachten über die beste Organisation von Arbeitervereinigungen und Schiedsgerichten einzuholen. Der deutsche Kaiser habe that- ächlich bereits ein diesbezügliches Rundschreiben ernsten und trage sich mit dem Gedanken, einen internationalen Arbeiterrat zu bilden, der ihm in Arbeiterfragen beratend zur Seite stehen und eine Kontrole über die Arbeiterklassen auszuüben helfen solle.
Berlin, 1 . Juni. Seit 10 */« Uhr vorm, brennt das große K. Fouragemagazin; dasselbe gilt für verloren.
Beim Amtsgericht I Berlin stehen für den Monat Juni allein 28 Häuser zur zwangsweisen Versteigerung an.
Bismarck und der Papst. Wie römische Blätter wissen wollen, hat Fürst Bismarck in einem Briefe an den Papst seinen Besuch für den Herbst in sichere Aussicht gestelt und hinzugefügt, nur der Widerspruch des Dr. Schweninger habe ihn daran gehindert, die Reise schon im Monat Mai zu unternehmen.
Neues aus Friedrichsruh. Das Pariser Petit Journal veröffentlicht jetzt den Bericht über die Unterredung, welche sein Vertreter mit dem Fürsten Bismarck in Friedrichsruhe gehabt hat. Darin finden sich einige sehr interessante Stellen und besonders merkwürdig ist des Fürsten offene Erklärung, daß unter Kaiser Friedrichs Regierung überhaupt keine Kanzlerkrisis bestanden haben. Er sprach bewundernd von Kaiser Friedrichs Hochherzigkeit, Huld, Liebenswürdigkeit und Gemütsruhe, die ihn nie, selbst unter den heftigsten Leiden nicht, verlassen haben. Kaiser Friedrich habe ihn, Bismarck, damals zu seiner Mitarbeit aufgefordert, und er habe diese unter zwei Voraussetzungen zugesagt: 1) daß kein parlamentarisches Regiment eingeführt werde, und 2 ) daß auswärtige Einflüsse ausgeschlossen bleiben. Ohne weiteres sei der Kaiser hierauf eingegangen und Fürst Bismarck bestätigte, daß in der Battenberg- Affaire stets volle Uebereinstimmung bestanden habe. Weiter äußerte der Fürst, daß er ein sich ihm darbietendes Mandat für den Reichstag annehmen würde, aber nicht etwa, um seinen Nachfolger zu genieren und ihm Ungelegenheiten zu bereiten. „Ich habe meine Ansichten zu verteidigen", sagte er, „ich habe das Recht und die Pflicht, sie nicht auftugeben." Denn, fuhr er fort, er wolle sich über sein Schicksal nicht beklagen. Der junge Kaiser sei feu- rig und lebhaft und hege die Zuversicht, die Menschheit glücklich machen zu können. Das sei in seinem Alter natürlich. „Ich", äußerte der Fürst, „glaube vielleicht weniger an die Möglichkeit, und habe ihm meine Ansicht mitgeteilt. Es ist ja ganz natürlich, daß ein Mann, wie ich, nicht zu ihm paßt. Ein altes Arbeitspferd und ein junger Renner geben ein schlechtes Gespann. Die Politik gestalte sich nicht, wie eine chemische Verbindung aus sich selbst heraus, sondern wird durch Menschen gemacht. Immerhin ist der Kaiser ein kraftvoller Recke. Es gefällt mir, daß ein Fürst selbst regieren will. Ich wünsche, daß sein Vorhaben ihm gelinge." Der Fürst that sodann eine Aeußerung, die darauf hindeuten läßt, daß ihm eine frühere Verabschiedung lieber gewesen wäre. „Was mich tröstet", bemerkte Fürst Bismarck, „ist das Bewußtsein von der Stärke der Monarchie in Deutschland. Ich glaube alles gut in Gang gebracht zu haben und daher kann man auch ohne mich auskommen. „Im weiteren Gespräche wurden die Kundgebungen der Presse an-