Der Gesellschafter.
Ämts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Donnerstag 29. Mai
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A mLLi ch e s.
N a g o 1 d.
Beknn Mm nch ung.
Floßspcrre betreffend.
Dem Gesuche des K. Forstamts Neuenbürg auf Anordnung einer Floßspercc für den Poppelbach von Pnppcitbal bis Gompelschcuer und für die Gompelscheucr Wassersiube vom 25. d. Mts. an auf 3 Wochen ist durch Erlaß K. Kreisregierung Reutlingen vom 22. d. Bits, entsprochen worden, was zur Nachachiung hiedurch veröffentlicht wird.
Den 23. Mai
K. Oberamt. I)r. Gnae l.
91 a g v > d.
Die Ome-rrorU her, Beurlaubungen zur Disposition werden unter Hinwenung ans den Ministerialerlass vom 22. Mai 1873, NeiresfenS die Ausstellung von Verzeichnissen derjenigen Mannschaften des activen HcercS, deren häusliche Verbä'ünsse eine Beurlaubung zur Disposition angep.igt er.cheineu lassen, (Minist. Amtsblatt 1875 S. 123 ausgeforderr, die nach dem dort beigeiügken Schema anzufertigendeu Verzeichnisse spätestens
bis 1. Juni d. I. hieher einzusendcn.
Vor Anlegung der Verzeichnisse sind die diesbezüglichen Bestimmungen in den einzelnen Gemeinden auf ortsübliche Weise zur allgemeinen Kenntnis zu bringen.
Den 28. Mai 1890.
_ K. Obcra mt. ivr. Gugel.
N a g o t d.
Bekanntmachung.
In dem Stalle des Schusters Joh. Rauser in Jselshausen ist die Maul- und Klauenseuche erloschen.
Den 23. Mai 1890.
—_ K. Oberamt. Amtm. Ma rquart.
An die evang. Pfarrämter.
Die Schulstatistik uno Christenlehrstatistik ist, soweit es noch nicht geschehen ist, umgehend einzusenden. Die nicht visitierten Pfarrortc haben den Nebersichtsbericht innerhalb 8 Tagen einzusenden. Die Synode wird wahrscheinlich am 25. Juni, die Disputation am 26. Juni gehalten werden. Die Oppositionen sind 8 Tage nach Empfang der Thesen vorzulegen.
Nagold, 26. Mai 1890.
K. Dekanat und Bezirksschulinspektorat.
Schott.
Die niedere Finanzdienstprüfung hat u. a. bestanden: rtoms Kaltenbach von Altcnstcig, August Nestle von rrrcudensladt.
Gestorben: In Hcrrenberg: Hainlin, ged. Bei- ge! Pfarrers Witwe; in Cannstatt: Schnll. Morlock a. T. linih-r ui Rohrdors und Emmingen.)
Tages-Neuigkeiterr.
Deutsches Reich.
K Haiterbach, 24. Mai. Ein beklagenswerter Unfall hat einem hiesigen braven Bürger das Leben gekostet. Am Sonntag den I I. ds. Mts. war der Schuster Johs. Helber abends noch im Hause seines Schwagers; beim Weggehen stürzte er die Treppe herunter und wurde in bewußtlosem Zustand weggetragen. Weder die Kunst des sofort zur Stelle gewesenen Arztes noch die sorgliche Pflege der Sei- nigen vermochten den Schwerverletzten, der meistens nicht beim Bewußtsein war, am Leben zu erhalten; am letzten Mittwoch nachmittags gab er seinen Geist aus. Er hatte die Feldzüge anno 1866 und 1870 (letzteren als Unteroffizier) mitgemacht und war seit der Gründung des hiesigen Kriegervereins ein treues Mitglied desselben gewesen. Bei dem gestern mit militärischen Ehren stattgefundenen Begräbnis gaben außer einer großen Anzahl hiesiger Einwohner die Kriegervereine von hier, von Oberschwandors, Unterthalheim und Walddorf dem wackern Kameraden das letzte Geleite. Der Ehrenvorstand des hiesigen Kriegervereins, Herr I)r. Wagenhäuser legte einen von ihm gestifteten Lorbeerkranz unter tief empfundenen Dankesworten am Grabe des in voller Mcnincskraft so jählings Weggerafften nieder. Der Verewigte hinterläßt eine Witwe und 6 Kinder im Alter von 5—!8 Jahren. Er ruhe im Frieden! — Wegen epidemischen Auftretens des Scharlachfiebers mußte gestern die Schule in Altnuifra geschloffen werden.,
'.H- Beuren, 23. Mai. (Korr.) Heute mittag um ! Ubr brach in der Scheune des Bauers Jakob Kirn (vulgo Christeubauers) hier Feuer aus, durch welches die mit Heu, Streumaterial u. s. w. gefüllte Scheuer, wie auch das umfangreiche Wohnhaus des Kirn ein Raub der Flammen wurde. Das Feuer griff so rasch um sich, daß außer dem Vieh gar nichts gerettet werden konnte. Das Anwesen des Nachbars Joh. Erhardt war ebenfalls sehr gefährdet; doch konnte dem verheerenden Elemente unter Hilfeleistung der Feuerwehren Ettmannswciler, He- sclbronn und Simmersfeld noch Einhalt gethan werden. Der Abgebrannte ist versichert, jedoch nur nieder.
Stuttgart, 22. Mai. Der König hat auf die Meldung von dem zu Wiesbaden erfolgten Ableben des K. Preußischen Generals der Infanterie z. D. von Fransecky, welcher am 2. Dezbr. 1870 bei Champignh den Oberbefehl über die Württem- bcrgcr hatte, dessen Hinterbliebenen seine aufrichtigste Teilnahme ausgesprochen
Dem Stuttgarter Konservatorium für Musik hat der deutsche Kaiser ein Exemplar der auf kaiserlichen Befehl veranstalteten Prachtausgabe einer Auswahl der musikalischen Werke Friedrichs des Großen geschenkt.
Eßlingen, 23. Mai. Der Stiftungsrat hat eine Gehaltszulage für die Unterlehrer je 120 ^ und für die Lehrgehilfen je 100 pro Jahr bewilligt.
Heiden heim, 21. Mai. Bei dem schweren Gewitter heute nacht, dessen schreckliche Blitze Alles znm Feuer machten, kam es vor, daß ein 13jähr. Mädchen, das auf der Bühne schlief und am Blitzen erwachte, der Meinung war, das eigene Haus brenne. Im Schrecken sprang es zum Fenster hinaus, wobei es beinahe durch einen Zaun aufgespießt worden wäre, aber noch mit einem Armbrnch davon kam.
Es allarmierte nun die Nachbarschaft und dies hörten auch die eigenen Eltern, die dann Mühe hatten, das fast wahnsinnige Kind zu beruhigen.
Ulm, 26. Mai. Heute früh zwischen 6 und 7bs Uhr ging ein fürchterliches Gewitter über unsere Stadt und Umgebung nieder. Während desselben wurde der 25 Jahre alte Sohn Georg des Oekono- mierats Bräuninger auf dem Hofgut Oerlingen auf freiem Felde vom Blitze erschlagen. Die Kleider waren dem Unglücklichen gänzlich vom Leibe gerissen. — In Söflingen fuhr der Blitz in die Stallung des Oekonomen Joseph Knoll und tötete in demselben vier wertvolle Kühe.
Aus Ulm wird uns über das bevorstehende Münsterfest geschrieben: Die Stadt rüstet sich, ihre Gäste würdig zu empfangen und ihnen am 28., 29., 30. Juni und I. Juli ein Fest zu bieten, würdig der hohen Besucher, welche angesagt sind (König und Königin, Prinzregent von Bayern, ein Vertreter des Kaisers ec.), und des großen Gegenstandes, um den es sich bei der Feier handelt. Denn es handelt sich um die Vollendung eines Werkes, das einzig dasteht an Großartigkeit wie an künstlerischer Durchbildung. Das ist der Ausbau des Westturms des Ulmer Münsters, der in seiner Anlage ohne Zweifel von dem großen Ulrich Ensinger, dem dritten 'Münsterbaumeister (1392—95), der auch das Achteck des Straßburger Turmes aufführte, stammt, und von ihm und Nachfolgern mit dem Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Abschluß des Vierecks 70 m hoch gefördert wurde. Vom letzten dieser Nachfolger, der das Viereck abschloß, Matthäus Böblinger, ist ein datierter Originalriß vorhanden, welcher den Plan der Vollendung des Turmes durch Achteck und Pyramide vorzeichnet. Seit dem großartigen ersten Münsterfest 1877 ist die Vollendung des Ganzen nach diesem Plan eifrig betrieben worden. Dieselbe ist mit dem Jahre 1890 zur Wahrheit geworden. Der Traum der Vorfahren, das Ziel der genialen Urheber ist verwirklicht durch einen congc- nialen Meister, welcher sich der Riesenaufgabe der technischen Ausführung des alten Plans in vollem Maße gewachsen zeigte: Professor August Beyer. ^Di« Unterstützung des ganzen Deutschlands, von Fürsten und Volk, hat an dem Werke mitgcwirkt, darum möchte die Stadt Ulm auch dem ganzen Deutschland ein Fest bereiten, wie es selten erlebt wird; ja wir hoffen auf den Anteil der ganzen gebildeten Welt bei der Feier eines so hohen Ereignisses auf dem Gebiete der völkerverbrüdernden Kunst. Mit 161 m Höhe vom Kirchcnboden ab überragt der Ulmer Turm die Kölner, die bisher als die höchsten der Welt gehalten, um 5 Meter. „An Reichtum der dekorativen Formen", sagt ein Kunsthistoriker, „übertrifft der Ulmer Turm alle Türme der Welt" und sein Helm mit den Wimperg-Kränzen hat nirgends seines Gleichen. Vor allen andern Türmen hat der Ulmer auch die Besteigbarkeil bis zum Kranze der Pyramide in der Höhe von 1 >3 m voraus, von wo sich ein überwältigender Blick darbietet. Den Abschluß bilden, wie anderwärts, Kreuzblume und Knopf, deren Versetzung in den nächsten Tagen stattfindet. Das Programm der Festlichkeiten haben wir in den Hauptzüqen schon in Nro. 55 d. Bl. mitgetcilt.
München, 24. Mai. Die Polizciorgane sind angewiesen, gegen die zur Sinnbchkeit anreizendcn Bilder in den Fenstern der Cigarrenläde» einzn- s schreiten.